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Verbraucher-/ Finanzbildung und die Individualisierung sozialer Risiken | bpb.de

Verbraucher-/ Finanzbildung und die Individualisierung sozialer Risiken

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Beschreibung

Nicht zufällig haben die Themen Verbraucherbildung und Finanzbildung 2014 an bildungspolitischem Gewicht gewonnen: Gemeinsam ist beiden eine Individualisierung gesellschaftlicher Risiken und eine Zuschreibung der Ursachen sozialer Ungleichheiten zum Bürger. So sieht das derzeitige Verständnis von Verbraucherbildung vor, dass Lernenden eine Konsumkompetenz vermittelt wird, die sie zu einem verantwortungsbewussten Konsum befähigt. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem bildungspolitischen Anspruch der Finanzbildung: Auch hier ist es das Ziel (u.a. der OECD), die ökonomische Teilhabe der Bürger durch Finanzwissen zu erhöhen (z.B. Schutz vor Überschuldung). Ein Erreichen dieser Ziele ist allerdings problematisch: Zum einen ignorieren bestehende Konzeptionen der Verbraucher-/Finanzbildung die Differenzierung zwischen Informations- und Machtasymmetrien. So tritt die Verbraucher-/Finanzbildung mit dem Ziel an, Konsumentscheidungen durch eine Minimierung der Informationsasymmetrie zu optimieren; etliche individuelle Risiken infolge finanzpolitischer Entwicklungen – jüngst wohl am deutlichsten die Finanz- und Immobilienkrise – lassen sich aber eben nicht durch eine solche Verringerung beheben. Eine einseitige Fokussierung auf Wissens- und Informationsasymmetrien verschleiert die strukturelle Machtasymmetrie nur. Gerade durch die Individualisierung gesellschaftlicher Risiken in den bestehenden Konzepten werden in der Folge zum anderen strukturell bedingte Ursachen sozialer Ungleichheit ausgeblendet. Dass gerade der Umgang mit Finanzdienstleistungen sowie das Konsumhandeln aber in hohem Maß durch soziale Ungleichheiten geprägt sind, findet so keine Berücksichtigung.
Der Workshop setzt sich hiermit kritisch reflektierend auseinander und zeigt sozialwissenschaftlich-orientierte Anschlusspunkte auf, die verdeutlichen: Lernende sind auch in der Verbraucherbildung nicht nur Wirtschaftssubjekt, sondern ebenso politischer Bürger.

Veranstalter/Workshopleitung

Universität Bielefeld
Dr. Eva-Maria Walker, Franziska Wittau

Format

Diskussion

Fussnoten