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Selbstbehauptung und Gegenwehr von Verfolgten | Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg | bpb.de

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Selbstbehauptung und Gegenwehr von Verfolgten

Prof. Dr. Wolfgang Benz Wolfgang Benz

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Trotz der Todesgefahr oder Todesgewissheit leisteten selbst KZ-Häftlinge Widerstand: Sie wahrten die eigenen religiösen Feiertage, verbargen andere Häftlinge oder versuchten Nachrichten aus den Lagern zu schmuggeln. 1943 kam es im Warschauer Ghetto sogar zu einem bewaffneten Aufstand.

Eine Gruppe religiöser Juden wird im April / Mai 1943 nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto gefangen genommen. (© AP)

Einleitung

Auch die Menschen, die wegen ihrer religiösen Überzeugung oder wegen ihrer Abstammung verfolgt waren, die in der Illegalität leben mußten oder in Haftanstalten und Konzentrationslagern verschleppt waren, haben Widerstand geleistet. Für Juden und Zeugen Jehovas, Sinti und Roma und andere gejagte Minderheiten bedeuteten "Widerstand" etwas anderes als für konservative Beamte und adelige Offiziere, die nicht von vornherein als Gruppe bedroht waren. Selbstbehauptung und Solidarität waren in der Situation der Verfolgten schon Leistungen des Widerstandes gegen ein System, das erst Selbstbewußtsein und Kameradschaft seiner Gegner zerstörte, um sie schließlich physisch zu vernichten.

Wer im Konzentrationslager saß, hatte wenig Möglichkeit, die Nationalsozialisten an der Ausübung und Ausbreitung ihrer Macht zu hindern. Die Zwangsarbeiter im Konzentrationslager konnten allenfalls - unter großer Lebensgefahr - die Rüstungsfabrikation durch Sabotage und Produktionsverzögerungen ein wenig stören. Durch kulturelle Aktivitäten wie Theaterspielen, Vorträge oder Musizieren konnten Häftlinge ihre Selbstachtung bewahren, durch heimliche Gottesdienste die Moral stärken, durch den Austausch von Informationen den Durchhaltewillen am Leben erhalten. Dazu dienten, immer unter Anführung der aus politischen und religiösen Gründen Inhaftierten, Veranstaltungen in den Lagern, die von der SS genehmigt waren. Es kam darauf an, nicht merken zu lassen, daß mit den klassischen Theaterstükken Botschaften vermittelt wurden, die nur die Häftlinge verstanden und ermutigten.

In fast allen Konzentrationslagern gab es irgendwo ein verborgenes Radio, mit dem Nachrichten aus der Außenwelt aufgefangen wurden. Es gab geheime Informationsnetze von Häftlingen, die sich für den Tag der Befreiung vorbereiteten und deshalb, wie in Dachau, Buchenwald und Mauthausen, unmittelbar nach der Flucht der SS die Organisation des Lagers in die Hand nehmen konnten. Am Anfang stand immer die Solidarität mit schwächeren Mitgefangenen: ein Stück Brot, ein organisiertes Kleidungsstück oder ein Versteck im Krankenbau halfen dem bedürftigen Häftling nicht nur unmittelbar, sondern stärkte auch seinen Durchhaltewillen und zeigte ihm, daß die SS nicht allmächtig war. Die "Funktionshäftlinge" in der Lagerschreibstube, die "Kapos" (Häftlinge, die den Befehl über die Arbeitskommandos hatten) konnten, wenn sie sich nicht von der SS korrumpieren ließen, für die Organisation von Widerstand im Lager hilfreich sein. Rückschläge waren unvermeidlich. Im KZ Sachsenhausen wurde eine Hilfsaktion im Lager verraten. 27 Häftlinge wurden erschossen.

Aufstände in Konzentrationslagern waren wegen der scharfen Bewachung und wegen des von Entkräftung, Hunger und Krankheit bestimmten physischen Zustands der Häftlinge kaum denkbar. Trotzdem hat es im Warschauer Ghetto 1943 einen fast vierwöchigen Aufstand, im August 1943 im Ghetto Bialystok und im Vernichtungslager Treblinka Revolten gegeben, eine weitere im Oktober 1943 in Sobibor. Sie wurden rasch niedergeschlagen, immerhin glückte einigen wenigen dabei die Flucht. In Auschwitz existierte seit 1943 eine "Kampfgruppe Auschwitz", die Verbindung zu polnischen Widerstandskämpfern außerhalb des Lagers hatte und die Flucht einzelner Häftlinge organisieren sowie Nachrichten und Medikamente ins KZ einschmuggeln konnte. Der bewaffnete Aufstand des "Sonderkommandos" der Häftlinge, die an den Krematorien arbeiteten, wurde rasch niedergeschlagen und hatte den Tod aller zur Folge. Zum Widerstand im KZ gehörten auch die Versuche, Nachrichten aus dem Lager über die Verwirklichung des Völkermords hinauszuschmuggeln, um die Weltöffentlichkeit aufzurütteln. In Auschwitz gelang dies im Sommer 1944 mit Hilfe der polnischen Widerstandsbewegung.

Alltägliches Widerstehen

Das alltägliche Widerstehen im KZ, die Behauptung von Humanität und Menschenwürde, hat nicht nur Leben gerettet, sondern auch dem psychologischen Vernichtungswillen des Nationalsozialismus Grenzen gesetzt. Werner Krumme in Auschwitz und Karl Wagner in Dachau sind dafür zwei Beispiele.

Werner Krumme war nach Auschwitz eingeliefert worden, weil er sich von seiner jüdischen Frau nicht trennen wollte. Das Ehepaar wurde 1942 von der Gestapo verhaftet, weil es vergeblich versucht hatte, zwei jüdischen Mädchen aus Breslau zur Flucht zu verhelfen. Ruth Krumme wurde bald nach der Ankunft in Auschwitz-Birkenau ermordet. Werner Krumme wurde Funktionshäftling beim "SS-Arbeitsdienstführer" im Stammlager Auschwitz. Dort hatte er die Möglichkeit, Häftlinge für bestimmte Arbeitskommandos auszusuchen. Eine solche Funktion konnte lebensrettend sein, nicht nur wegen möglicher Verbesserungen der Essensrationen; die Überlebenschancen waren für Facharbeiter größer. Werner Krumme gehörte zu denen, die ihre Stellung nutzten, um anderen zu helfen. Ihre Zahl ist unbekannt, sie gab es in allen Lagern, ihnen verdanken weniger Privilegierte ihr Leben.

Die Solidarität mit Mithäftlingen war im Rahmen der geringen Möglichkeiten der Verfolgten ein Akt bewußten Widerstehens. Werner Krumme erinnert sich stellvertretend für viele: "Es gab in Auschwitz in meiner Position viele Möglichkeiten zu helfen und den Mithäftlingen Chancen zu bieten, das Lager doch noch zu überleben. Natürlich war es immer nur eine begrenzte Anzahl von Menschen, auf die sich meine Hilfeleistungen erstrecken konnten. Das System an sich konnte ich nicht ändern. Ich konnte es nur im Rahmen meiner Möglichkeiten an einigen Stellen unterhöhlen."

Der Stuttgarter Arbeitersohn Karl Wagner (1909-1983) hatte sich als überzeugter Gegner der Nationalsozialisten der KPD angeschlossen. Nach mehrfacher Verhaftung wurde er kurz vor Weihnachten 1936 in das KZ Dachau eingeliefert. Wagner kam zunächst in die Strafkompanie, bemühte sich dann erfolgreich um eine Funktion in der "Häftlingsselbstverwaltung". So nannte die SS ihr System, KZ- Häftlinge als Hilfskräfte im Lageralltag zu verwenden. Die Arbeitskommandos wurden (unter Befehl und Aufsicht der SS) von "Kapos" geführt. Wagner war zunächst "Baukapo" und stieg auf bis zum "Lagerkapo". Er erstrebte und nützte das "Amt", um Mithäftlingen zu helfen. Im April 1943 wurde Wagner Lagerältester (das war die höchste Häftlingsfunktion) im Außenlager Allach. Im Juli desselben Jahres demonstrierte er in einem beispiellosen Akt des Widerstandes Solidarität mit den Mitgefangenen. Sein Verhalten stärkte ebenso das Selbstbewußtsein der Häftlinge, wie es die Autorität des SS-Personals untergrub. Der Lagerführer, SS-Untersturmführer Jarolin, hatte nach Feierabend alle Arbeitskommmandos auf dem Appellplatz versammelt. Ein sowjetischer Gefangener sollte ausgepeitscht werden. Jarolin hatte, um das Selbstwertgefühl der Häftlinge zu zerstören, den Lagerältesten Karl Wagner ausersehen, die Prügelstrafe zu vollziehen.

Wagner berichtet über seine Reaktion: "Jarolin gab mir den Befehl: 'Schlagen!' Ich antwortete: 'Ich schlage nicht!' Jarolin: 'Warum schlägst Du nicht?' Meine Antwort: 'Ich kann nicht schlagen!' Nun probierte es Jarolin mit dem Zuckerbrot: 'Versuch's,' befahl er. Meine Antwort: 'Ich schlage nicht!'' Jetzt spielte Jarolin den wilden Mann, zog die Pistole und brüllte: 'Du Kommunistenschwein, das habe ich doch gewußt!' In diesem Moment rechnete ich damit, abgeknallt zu werden. Ich riß meine Lagerältestenbinde vom Arm und warf sie auf den Bock. Jarolin aber drückte nicht ab, er gab lediglich den Befehl, mich abzuführen. Ich wurde in den Arrestbau gebracht. Fünf Tage lang saß ich im Allacher Bunker. Danach wurde ich nach Dachau gebracht und mit sechs Wochen Dunkelarrest bestraft. Anschließend erhielt ich 25 Stockhiebe."

Im KZ ist auch ein Programm zur demokratischen Neugestaltung Deutschlands nach Hitler entstanden. Das "Buchenwalder Manifest", niedergeschrieben im April 1945, war hervorgegangen aus Diskussionen politischer Häftlinge sozialistischer, kommunistischer und christlicher Gesinnung im KZ Buchenwald, unter ihnen der Sozialdemokrat Hermann Brill und der spätere hessische CDU-Vorsitzende Werner Hilpert.

QuellentextBuchenwalder Manifest 1945

Wir haben Gefängnis, Zuchthaus und Konzentrationslager ertragen, weil wir glaubten, auch unter der Diktatur für die Gedanken und Ziele des Sozialismus und für die Erhaltung des Friedens arbeiten zu müssen. In Zuchthaus und Konzentrationslager setzten wir trotz täglicher Bedrohung mit einem elenden Tode unsere konspirative Tätigkeit fort. Durch diesen Kampf ist es uns vergönnt gewesen, menschliche, moralische und geistige Erfahrungen zu sammeln, wie sie in normalen Lebensformen unmöglich sind. Vor dem Schattengesicht der Blutzeugen unserer Weltanschauung, die durch die hitleristischen Henker gestorben sind, wie auch in der besonderen Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder halten wir uns deshalb für berechtigt und verpflichtet, dem deutschen Volke zu sagen, welche Maßnahmen notwendig sind, um Deutschland aus diesem geschichtlich beispiellosen Zusammenbruch zu retten und ihm wieder Achtung und Vertrauen im Rate der Nationen zu verschaffen.

1. Vernichtung des Faschismus

Solange Faschismus und Militarismus in Deutschland nicht restlos vernichtet sind, wird es keine Ruhe und keinen Frieden bei uns und in der Welt geben. Unsere ersten Anstrengungen müssen darauf gerichtet sein, alle gesellschaftlichen Erscheinungen dieser blutigen Unterdrückung des Lebens für immer zu beseitigen. [...]

2. Aufbau der Volksrepublik

Diese riesenhafte Arbeit kann nur geleistet werden, wenn sich alle antifaschistischen Kräfte zu einem unverbrüchlichen Bündnis zusammenschließen.

Zuerst sind in allen Orten antifaschistische Volksausschüsse zu bilden, die sobald als möglich durch Heranziehung antifaschistischer Organisationen auf eine urdemokratische Grundlage zu stellen sind.

Aus diesen Volksausschüssen ist für das ganze Reich ein Deutscher Volkskongreß zu berufen, der eine Volksregierung einzusetzen und eine Volksvertretung zu wählen hat.

Die bürgerlichen Freiheiten der Person, des Glaubens, des Denkens, der Rede und Schrift, der Freizügigkeit und des Koalitionsrechts sind sofort wieder herzustellen.

Die Volksausschüsse haben Gemeinderäte, diese durch Delegierte Kreis- und Landesräte zu wählen. Die Behördenvorstände in Stadt und Land sind neu zu bestellen. Staatskommissare haben die Kontrolle der übrigen Verwaltung zu übernehmen. [...]

3. Befreiung der Arbeit

Aufbau und Führung der Volksrepublik sind nur möglich, wenn die Massen der Werktätigen in Stadt und Land in ihr ihren Staat sehen, ihn bejahen und immer bereit sind, für diesen Staat einzustehen. Sie werden das nur tun, wenn die Volksrepublik die Arbeit aus der unerhörten Ausbeutung und Entrechtung, die die Kapitalistenknechte der NSDAP über sie verhängt haben, befreit und ein menschenwürdiges Dasein aller Arbeitenden schafft und garantiert. Deshalb sind die Sozialpolitik und die Sozialversicherung den Bedürfnissen der Arbeiterschaft entsprechend zu gestalten.

Der Achtstundentag ist sofort wieder einzuführen und eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit vorzubereiten. [...]

Eine neue Währung, ein von den Lasten der Diktatur bereinigter öffentlicher Haushalt und eine Sozialisierung der Banken und Versicherungsanstalten unter Führung der öffentlichen Bankanstalten sollen die Grundlagen einer gesunden Wirtschaftspolitik schaffen.

Staatsmonopole für Massenverbrauchsgüter sollen fiskalisch und preisregulierend wirken. [...]

5. Friede und Recht

Wir bekennen uns vor der Welt aus tiefster ehrlicher Überzeugung zu der schuldrechtlichen Verpflichtung der Wiedergutmachung der Schäden, die das deutsche Volk durch den Hitlerismus angerichtet hat. So entschieden wir Kontributionen und Vasallendienste ablehnen, so aufrichtig wollen wir dazu beitragen, daß durch Abtragung einer festbestimmten Wiedergutmachungsschuld eine neue Atmosphäre des Vertrauens zu Deutschland geschaffen wird. [...]

Wir wünschen baldigst in die Weltorganisation des Friedens und der Sicherheit aufgenommen zu werden und besonders als Richter und Partei in der internationalen Gerichtsbarkeit einen Beitrag zu leisten, der von anderen Völkern als wertvoll anerkannt werden soll. [...]

6. Humanität

Dazu brauchen wir einen neuen Geist. Er soll verkörpert werden durch den neuen Typ des deutschen Europäers. Uns kann niemand umerziehen, wenn wir es nicht in Freiheit selbst tun.

Neue Universitäten, aus den wertvollsten Kräften der Emigration und der inländischen sozialistischen Intelligenz gebildet, sollen uns neue Lehrer schaffen. [...]

Quelle: Hermann Brill, Gegen den Strom, Wege zum Sozialismus, Heft 1, Bollwerk-Verlag Karl Drott, Offenbach 1946, S. 97 ff.

Widerstand durch Solidarität leisteten auch Gruppen junger Menschen im Untergrund und in der Illegalität, wie in Berlin der Chug Chaluzi (Kreis der Pioniere) bestehend aus elf jungen Juden, die sich Ende Februar 1943 um den Lehrer Jizchak Schwersenz und um Edith Wolf geschart hatten. Sie wollten sich vor der Deportation retten und hofften auf ein Leben in Palästina nach der NS-Zeit.

Kontakt bestand über Edith Wolf zu einer anderen Gruppe - ebenfalls in Berlin - um Franz Kaufmann, der als getaufter Jude seine Stellung als Beamter verloren hatte. Er war mit einer Nichtjüdin verheiratet und in der Bekennenden Kirche engagiert. Seit Herbst 1941 bemühte er sich, die Deportation von Juden zu verhindern, indem er ihnen Arbeitsplätze, gefälschte Papiere, Lebensmittel verschaffte, was ihnen die Existenz in der Illegalität ermöglichte. Durch Denunziation wurde die Kaufmann-Gruppe im August 1943 entdeckt und mehr als 50 Personen verhaftet. Die jüdischen Mitglieder kamen ins KZ, andere wurden zu Zuchthausstrafen verurteilt, Franz Kaufmann wurde im Februar 1944 im KZ Sachsenhausen ermordet.

Aus dem gleichen Grund hatte sich im Herbst 1943 eine Gruppe von Juden und Nichtjuden in der Umgebung Berlins zusammengefunden, die bis Oktober 1944 aktiv war. Hans Winkler, Justizangestellter in Luckenwalde und sein jüdischer Freund, der Elektrotechniker Werner Scharff, wollten sich aber noch stärker engagieren als "nur" durch die Hilfe für Juden. Sie gründeten die "Gemeinschaft für Frieden und Aufbau", die etwa 30 Mitglieder hatte. Sie verbreitete u. a. drei Flugblätter (in Form von Kettenbriefen) in einer Größenordnung von insgesamt 3500 Stück, in denen die Bevölkerung gegen den Krieg aufgerufen wurde. 1944 wurden die meisten Mitglieder der Gruppe verhaftet. Werner Scharff wurde im März 1945 erschossen; die meisten nichtjüdischen Angehörigen überlebten in Haft.

Quellen / Literatur

Auszug aus: Informationen zur politischen Bildung (Heft 243) - Selbstbehauptung und Gegenwehr von Verfolgten

Fussnoten

Weitere Inhalte

Geb. 1941, Studium der Geschichte, Politischen Wissenschaft und Kunstgeschichte. Seit 1990 Professor an der Technischen Universität Berlin und Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung. Vorsitzender der Gesellschaft für Exilforschung. Mitherausgeber der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.