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Leben wir in einer Wissensgesellschaft?

Laura Kajetzke Anina Engelhardt

/ 16 Minuten zu lesen

Das Zeitalter der Industrialisierung, der sozialen Ordnung der Industriegesellschaft und der Fähigkeiten und Fertigkeiten, die nötig waren, um es zu bewältigen, steht vor seinem Ende. Die Grundlagen der sich am Horizont abzeichnenden Gesellschaftsordnung basieren auf Wissen." So beschrieb Anfang des 21. Jahrhunderts Nico Stehr, einer der zentralen Theoretiker der Diagnose "Wissensgesellschaft", das Aufscheinen einer neuen Gesellschaftsordnung. Verbunden damit seien neue Formen des Arbeitens, der Lebensstile und der Partizipation an demokratischen Prozessen. Sollte inzwischen nicht deutlicher erkennbar sein, ob dieser prognostizierte Wandel stattgefunden hat? Ist es so weit? Leben wir in einer Wissensgesellschaft?

Ehe wir uns dieser Kernfrage widmen, treten wir einen Schritt zurück. Warum stellen sich Menschen überhaupt die Frage danach, was die heutige Gesellschaft charakterisiert? Es ist offenbar Orientierung gefragt. Viele Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens unterliegen massiven Umstrukturierungen. Die Erfahrungen eines Rückbaus sozialstaatlicher Leistung und der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen sind allgegenwärtig. Junge Menschen führen eine andere Existenz als die Elterngeneration, deren Berufsleben noch viel stärker von der "Normalerwerbsbiografie" geprägt war – ein Wort, das in heutigen Zeiten fast antiquiert anmutet. Gleichzeitig treten veränderte Konsumgewohnheiten auf den Plan. Durch technische Innovationen haben sich Kommunikationsnetze etabliert, die Bekanntschaften, Freundschaften und Intimbeziehungen von Grund auf anders gestalten. Wenn sich gesellschaftliche Bedingungen für eine Mehrzahl von Menschen erfahrbar wandeln, kommen Zeitdiagnosen ins Spiel. Sie bieten einen schlüssigen Erklärungsversuch an.

Die Diagnose "Wissensgesellschaft" ist dabei besonders erfolgreich. Die wenigsten Menschen sind überrascht, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel wie selbstverständlich davon spricht, dass Deutschland "in den letzten Jahren auf dem Weg zur Wissensgesellschaft ein ganzes Stück vorangekommen" sei. Die Wissensgesellschaft hat sowohl die Vorgängerdiagnose "Industriegesellschaft" wie auch alternative Deutungen wie "Risikogesellschaft", "Multioptionsgesellschaft" oder "Erlebnisgesellschaft" abgehängt. Dies legt die Vermutung nahe, dass die mit ihr verbundenen Deutungen eine gewisse Plausibilität aufweisen. Im Anschluss an Diskussionen um Folgen der Globalisierung, einer gestiegenen Bedeutung transnationaler Akteure, der Erschöpfung des Wohlfahrtstaates oder des umstrittenen Bologna-Prozesses im Hochschulbereich greift die Diagnose "Wissensgesellschaft" Probleme gesellschaftlichen Wandels unterschiedlicher Praxisfelder auf. Sie ermöglicht einen positiven Anschluss an diagnostizierte Krisen.

Einleitend werden wir die Funktionsweise von Zeitdiagnosen skizzieren: Was ist der Anspruch einer solchen Gesellschaftsbeschreibung, wo entsteht sie und wie wirkt sie? Darauf aufbauend wird ein Überblick geboten, auf welche gesellschaftlichen Zustände die Beschreibung Wissensgesellschaft reagiert und wie sich Akteure in verschiedenen sozialen Feldern wie Ökonomie, Politik und Bildung auf diese Diagnose beziehen. Anhand von drei soziologischen Argumentationen wird dann erörtert, wie sich "Gesellschaft" und "Wissen" verändert haben, sodass die Rede von der Wissensgesellschaft überhaupt sinnvoll geworden ist. Da die Wissensgesellschaft allerdings keine wahr gewordene Utopie darstellt, sondern auch nach wie vor vorhandene gesellschaftliche Krisen, Probleme und Machtgefälle erklärt werden müssen, werden zusätzlich die Kehrseiten der Gegenwartsgesellschaft thematisiert, um daraufhin kritisch nachfragen zu können, ob sich die sozialwissenschaftlichen Beschreibungsangebote der Frage nach Chancengerechtigkeit in der Wissensgesellschaft angemessen widmen. Abschließend wird ein kurzes Resümee zu Potenzialen und Gefahren gezogen, die von einer solch wirkmächtigen Zeitdiagnose ausgehen.

Wozu sozialwissenschaftliche Zeitdiagnosen?

Die Diagnose vom Zustand der Gesellschaft und die Lösung von gesellschaftlichen Problemen sind von Beginn an zentrale Themen der "Krisenwissenschaft" Soziologie. In Form von Zeitdiagnosen unternimmt sie den Versuch, systematisch die Wirklichkeit zu ordnen, und erhebt den Anspruch, den Ist-Zustand der Gesamtgesellschaft zu erfassen und zeigen zu können, wohin die Reise geht. Häufig handelt es sich um einen Diskurs, den Expertinnen und Experten dominieren und legitimieren. Die Zeitdiagnosen, die in diesen Ausführungen im Mittelpunkt stehen, kommen ursprünglich aus den Sozialwissenschaften, sind in andere gesellschaftliche Bereiche eingedrungen und tauchen in veränderter Form in politischen Programmen oder als strategisches Leitbild in der Wirtschaft wieder auf. Sozialwissenschaftliche Gesellschaftsbeschreibungen stellen dabei eine Mischung aus theoretischen Annahmen, vereinzelten Beobachtungen und empirischen Daten dar, gewürzt mit einer Prise Spekulation. Teilweise stützen sie sich auf Statistiken, verdichten aber auch eine Atmosphäre. Zum großen Teil gehen soziologische Beobachterinnen und Beobachter der Gegenwart problemorientiert vor. Dadurch, dass sie auf Schwellen und Brüche aufmerksam machen, geben sie dem stetigen Wandel von Gesellschaft ein Profil.

Doch woran erkennt man, ob eine Gesellschaftsbeschreibung "recht hat"? Leider ist es unmöglich, objektiv und historisch unabhängig gültige Kriterien für den Wahrheitsgehalt einer Zeitdiagnose zu finden. Für funktional differenzierte Nationalgesellschaften der nördlichen Hemisphäre kann die Plausibilität von Zeitdiagnosen auf zwei Weisen untermauert werden: zum einen über Analysen der prägenden Gesellschaftsbereiche Wirtschaft und Politik, zum anderen mit Blick auf die einzelnen Gesellschaftsmitglieder und darauf, ob eine Zeitdiagnose wie die Wissensgesellschaft in ihren Handlungsorientierungen eine Rolle spielt. Allerdings: Bei allem Verständnis für den nachvollziehbaren Wunsch, eine neutrale, wissenschaftlich abgesicherte Beschreibung gesellschaftlicher Vorgänge zu erhalten, die dabei hilft, die Welt besser zu verstehen, ist eine "reine" Beschreibung, frei von normativen Implikationen, utopisch.

Tief greifende sozialstrukturelle Veränderungen und eine breite Anerkennung eines Deutungsversuchs dieser Wandlungsprozesse sind die beiden Zutaten, die die Erfolgsgeschichte der Diagnose "Wissensgesellschaft" maßgeblich begründen. Doch wie wurde genau jene Beschreibung in den relevanten gesellschaftlichen Bereichen aufgenommen?

Thematisierung der Wissensgesellschaft in Bildung, Wirtschaft und Politik

Da sich die Themen der Zeitdiagnose "Wissensgesellschaft" um den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Wandel durch Wissen sowie um die Bedeutung von Wissen drehen, arbeiten nahezu alle Bereiche der Gesellschaft mit der ihr zur Verfügung gestellten Deutung als Legitimationsgrundlage für die jeweilige erzieherische, (bildungs-)politische und ökonomische Praxis.

Im Bereich der Erziehung, Bildung und Wissenschaft wird die Diagnose am häufigsten als unvermeidbare "Krise" mit dringendem Handlungsbedarf aufgegriffen. Zusätzlich spielt der Begriff des "lebenslangen Lernens" eine Rolle für Anforderungen an die Individuen in einer Wissensgesellschaft. Das Thema wird auf allen Stufen des Bildungsweges – von der frühkindliche Förderung bis zur Hochschule – angesiedelt. In den Debatten ist dabei strittig, bei wem die gestalterischen Zuständigkeiten liegen: Politik, Schule oder Elternhaus. Daneben werden Fragen der Verantwortlichkeit für Medienkompetenz, die mediale Vermittlung von Wissen und die soziale Gerechtigkeit gestellt. Bedenklich ist, dass in Bezugnahme auf die Zeitdiagnose Wissensgesellschaft Prozesse der Ökonomisierung und Standardisierung von Bildungsprozessen oft als notwendiges Übel dargestellt werden, um auf einem globalisierten Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.

In den Feldern Politik und vor allem in der Wirtschaft werden wissensgesellschaftliche Problemlagen häufiger als Herausforderungen denn als Krise thematisiert. Insbesondere wird Bildung als wichtigste ökonomische Ressource der Gegenwart und Zukunft hervorgehoben. Im Bereich staatlicher Politik findet sich die paradoxe Situation, dass in Bezugnahme auf die vermeintlichen Anforderungen einer sich am Horizont abzeichnenden Wissensgesellschaft deregulierende Maßnahmen wie beispielsweise der Abbau sozialer Sicherungssysteme durchgesetzt werden, die faktisch einen Bedeutungsverlust des politischen Feldes bewirken. Auch ist die beständige Bezugnahme auf die Schlagworte "Innovation" und "Kreativität" in Verbindung mit der Wissensgesellschaft zu verzeichnen, inszeniert als anhaltende Handlungsaufforderung an die Akteure, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu erweitern.

Die Rede von der Wissensgesellschaft erzeugt und verschärft gesellschaftliche Gegensätze. Im Hinblick auf die Arbeitswelt werden "Gewinner" und "Verlierer" stilisiert, die als zeitgemäße Vorreiter flexibel und lernbereit sind beziehungsweise als "nicht anpassungsfähig" und "abgehängt" stigmatisiert werden. Importiert aus der Diskussion um Ungleichheiten im Bildungssystem verschärft der Verweis auf die Wissensgesellschaft die Dramatik von Inklusions- und Gerechtigkeitsproblemen spezifischer gesellschaftlicher Gruppierungen wie "Kinder mit Migrationshintergrund" oder "Kinder aus sozial schwachen Familien". Doch werden Rezepte zur Überwindung der Krise angeboten. Damit wird der Wandel als kontrollierbar dargestellt.

Es sollte deutlich geworden sein, dass die Zeitdiagnose "Wissensgesellschaft" mehr als eine Beschreibung gesellschaftlicher Verhältnisse ist. Mit ihrer Hilfe werden in den einzelnen sozialen Feldern Verhältnisse gemacht und begründet: "Die Formel der ‚Wissensgesellschaft‘ wird selbst zu einem Akteur in diesem Geschehen (…). Sie gewinnt eine überragende ‚Deutungsmacht‘." Im Folgenden werden wir uns denjenigen sozialwissenschaftlichen Ansätzen zuwenden, die eine solche Durchschlagskraft dieser Zeitdiagnose mit ermöglicht haben.

Gewandeltes Wissen der Wissensgesellschaft: Drei Begründungsfiguren

Den drei Zeitdiagnostikern Nico Stehr, Helmut Willke und Karin Knorr Cetina kommt das Verdienst zu, jeweils ein sozialwissenschaftlich gehaltvolles Konzept der Wissensgesellschaft entworfen zu haben, das sich nicht damit begnügt, lediglich einen quantitativen Zuwachs des Wissens zu behaupten. Sie unternehmen den Versuch, die veränderte Qualität gegenwärtigen Wissens in den Blick zu nehmen.

Die zunehmende Zerbrechlichkeit gegenwärtiger Gesellschaften ist die zentrale Beobachtung des Soziologen Nico Stehr. Die moderne Welt sei komplexer geworden als jede Gesellschaftsform vor ihr. Technische Innovationen und wissenschaftliche Erkenntnisse verursachen maßgeblich den gesellschaftlichen Wandel. Stehr kritisiert, dass diese Entwicklung von vielen soziologischen Ansätzen eher pessimistisch beurteilt wird, als ob Wissen sich verselbstständige und den Menschen wie eine Naturgewalt gegenüber trete. Laut dieser Argumentation sei eine zunehmende Entmachtung und Versklavung des Menschen zu erwarten. Dieser negativen Ausdeutung stellt sich Stehr entschieden entgegen. Technisches und wissenschaftliches Wissen mögen der Motor für gesellschaftlichen Wandel sein, doch unterjochen diese Wissensformen die Akteure keinesfalls, da es sich nicht um objektives, stabiles und eindeutiges Wissen handele. Im Gegenteil: Das Wissen sei hochgradig instabil, es werde ständig infrage gestellt, müsse revidiert, erneut angeeignet und angewendet werden. Moderne Gesellschaften zeichnen sich folglich durch die ständige Produktion unsicheren Wissens aus, daraus bestehe ihr neues, wackeliges Fundament. Doch gerade diese Unsicherheit sei es, die den Menschen neue Handlungspotenziale eröffne. Mehr als in jeder anderen Gesellschaftsform zuvor steht Stehr zufolge Akteuren in zerbrechlichen Wissensgesellschaften die Möglichkeit des Andershandelns offen, des Ausbrechens aus Routinen und des Hinterfragens von Selbstverständlichkeiten.

Der Systemtheoretiker Helmut Willke setzt in seiner Beweisführung, dass die Menschheit sich auf dem Weg in die (Welt-)Wissensgesellschaft befinde, auf der Ebene der gesellschaftlichen Strukturen an. In einer solchen Gesellschaft seien die einzelnen Funktionssysteme wie Recht, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Religion und Sport "von wissensabhängigen Operationen durchdrungen". Wissen werde – neben Geld und Macht – zum wichtigsten Steuerungsmedium in den sozialen Systemen. Als zentrale Eigenschaften des gewandelten Wissens hebt Willke hervor, dass es nicht mehr vorrangig der Tradierung von Wissensbeständen diene, sondern in die Zukunft gerichtet sei. Außerdem zeichne es sich durch einen starken Praxisbezug aus. Jede Art von "auf Erfahrung gegründete, kommunikativ konstruierte und konfirmierte Praxis" enthalte Wissen. Entsprechend verliere es den Nimbus einer überhöhten Seinsart. Kriterium für die Relevanz des Wissens werde Effizienz statt Wahrheit. Wissen könne als Ressource im Kampf um Erfolg eingesetzt werden. Weiterhin unterstreicht Willke die enge Verknüpfung von Wissen mit Nichtwissen. Jede Form neuen Wissens bringe demzufolge Risiken und damit neues Nichtwissen hervor, wie sich gut an technischen Neuerungen wie militärisch eingesetzten Dronen verdeutlichen lässt. Schließlich diagnostiziert Willke eine Diffusion dieses für unsere Gegenwart typischen Wissens in alle gesellschaftlichen Teilbereiche. Wichtige Produzenten und Speicher dieses Wissens seien lernende Organisationen, die in der Lage sind, eine eigene Form von Intelligenz aufzubauen.

Einen ganz anderen Pfad der Begründung schlägt die Soziologin Karin Knorr Cetina ein. Ihr Hauptargument zielt auf ein gewandeltes Verhältnis zur Objektwelt. Die Wissensgesellschaft, die sie umreißt, ist gleichzeitig auch eine postsoziale Gesellschaft, in der soziale Bindemittel wie Klassenzugehörigkeiten, soziale Sicherungssysteme oder die Institution "Ehe" erodieren. Doch anstatt ein Verschwinden von sozialem Zusammenhalt zu beklagen, interessiert sich Knorr Cetina vielmehr für die neuen Formen der Sozialität, die an die Stelle der alten Beziehungen treten. Objekte werden ihrer Diagnose zufolge immer wichtiger: zum einen für die Vermittlung in menschlichen Beziehungen, zum anderen aber auch als "Beziehungspartner" selbst. Die Objekte der Gegenwart, die uns im Alltag und Beruf begegnen, seien häufig wissensbasiert und treten in vielerlei Formen auf, beispielsweise als Konsumobjekte, Designerstücke oder Kunstwerke. Sie laden dazu ein, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, stellen gewissermaßen "Beziehungsanforderungen", aber im Gegenzug helfen sie den Individuen bei ihren Versuchen der Identitätsbildung. Wissen spiele bei der Veränderung der Gesellschaft hin zu einer postsozialen Wissensgesellschaft eine maßgebliche Rolle. Knorr Cetina vergleicht Wissen mit einem Virus, der sich in die sozialen Beziehungen einniste und diese umgestalte. Besonders die Art der systematischen Wissensgewinnung in naturwissenschaftlichen Laboratorien und die Sorgfalt und Neugier, mit der dort die Objekte des Wissens untersucht werden, stehen für Knorr Cetina im Fokus. Das Labor ist in dieser Argumentation die Blaupause für die Wissensgesellschaft: wichtigster Ort der Produktion relevanten Wissens und Vorreiter für eine Art der Wissensermittlung, die sich bis in den alltäglichen Bereich hinein durchsetze.

Zerbrechliche Gesellschaften und gesteigerte Handlungsmöglichkeiten (Stehr), wissensbasierte Funktionssysteme und lernende Organisationen (Willke), objektbezogene Sozialbeziehungen, die vom Virus Wissen infiziert sind (Knorr Cetina), stellen hier drei Begründungsfiguren zur Wissensgesellschaft dar, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch haben sie alle gleichermaßen zur Plausibilität und zum Erfolg der Zeitdiagnose "Wissensgesellschaft" beigetragen.

Schöne neue Wissensgesellschaftswelt?

Die bislang skizzierte Wissensgesellschaft klingt eigentlich recht vielversprechend. Doch was ist mit den Kehrseiten der Wissensgesellschaft? Ermöglicht die Ausbreitung von Wissen in alle gesellschaftlichen Bereiche ein gutes Leben für alle? Anders gefragt: Haben alle Menschen gleichermaßen die Chance, an der Wissensgesellschaft zu partizipieren und von ihr zu profitieren?

Den drei genannten "Promis" der sozialwissenschaftlichen Diagnose "Wissensgesellschaft" ist vielfach vorgeworfen worden, die Frage nach Ungleichheit in der Wissensgesellschaft sträflich vernachlässigt zu haben. Dieses Urteil trifft insofern zu, als keiner von ihnen eine solche Sicht auf die Wissensgesellschaft in den Mittelpunkt der Analysen stellt. Ebenso verkürzt wäre es allerdings zu behaupten, dass sie das Thema vollständig ausblenden würden.

Von Stehr wird die emanzipatorische Seite des Wissens im Sinne einer kantisch-aufklärerischen Form der Mündigkeit betont. Wenig hält er davon, gängige Ungleichheitstheorien auf die Sozialstruktur der Wissensgesellschaft anzuwenden, da "die dominanten begrifflichen Kategorien der Ungleichheitstheorien Akteure und Gruppen eher als gefügige, inflexible Kreaturen darstellen, die sich oft nur als Opfer dargestellt sehen und sich in singuläre, dezidierte Strukturen sozialer Ungleichheit verstrickt finden". Einen "Fahrstuhl-Effekt" konstatiert Stehr in Anschluss an Ulrich Beck nicht nur im Hinblick auf Arbeit und Lebenslage, sondern auch auf Handlungsalternativen qua Wissen. Das bedeutet, dass alle gesellschaftlichen Schichten vom jeweiligen sozialstrukturellen Ausgangspunkt eine Etage aufwärts fahren und eine relative Steigerung ihrer Handlungsoptionen erfahren. Aus dieser Perspektive heraus werden Menschen zu aktiven Gestaltern ihres Schicksals, soziale Benachteiligung muss kein unabwendbares Widerfahrnis bleiben. Die Bedeutungszunahme des Wissens führt nach Stehr auch dazu, dass es im Kampf um Ressourcen, Macht und Einfluss zu einer entscheidenden Größe wird. Durch Wissen verstärken sich Ungleichheiten in der Wissensgesellschaft möglicherweise sogar noch, da es als Waffe zur Verbesserung der eigenen Lebenssituation und gegen andere verwendet werden kann.

Auch Willke verneint nicht, dass Ungleichheiten und Machtasymmetrien in der Wissensgesellschaft vorkommen. Die Wissensgesellschaft ist für ihn keine zu realisierende Utopie eines besseren Lebens, sondern eine Kombination aus Atopie (globaler Ortlosigkeit), Dystopie (die Kehrseite der Wissensgesellschaft, bestehend aus Ängsten, Risiken, Krisen) und Heterotopie (der Umgang mit pluralen Wissensordnungen). Die "dystopischen" Seiten der Wissensgesellschaft offenbaren sich vor allem für jene, die den neuen Anforderungen nicht genügen, den – so Willke – "Dummen" der Wissensgesellschaft. Dies sind einerseits die "regulären Dummen" mit geringen Intelligenzquotienten oder nicht ausreichender Qualifizierung, andererseits aber auch das "kognitive Proletariat" beziehungsweise die "neuen Dummen". Hierbei handele es sich um Menschen mit hoher formaler Bildung, deren Wissensbestände jedoch für die gesellschaftliche Praxis irrelevant seien: "Einige der neuen Heroen der Wissensgesellschaft sind (…) ziemlich seltsame Figuren und in jedem Fall Emporkömmlinge. Hacker, Modeschöpfer, Popmusiker, Schönheitschirurgen (…), TV-Moderatoren, Models, (…) oder Tennisspieler fallen die Treppen der Wissensgesellschaft hinauf, weil sie über relevante Erfahrungen in Feldern von großem allgemeinen Interesse verfügen, während zur gleichen Zeit die meisten Schriftsteller, Gelehrten oder sogar Nobelpreisträger völlig unbekannt und einflusslos bleiben." (Wirtschaftlicher) Erfolg definiert die Gewinnerseite im kognitiven Kapitalismus der Wissensgesellschaft. Das mag offensichtlich ungerecht sein, aber ein soziales Machtgefälle, in dem Wissenseliten in der Minderheit sind und die "Dummen" die Mehrheit stellen, sei unvermeidbar, so Willkes Fazit.

Für Knorr Cetina stehen andere Fragen im Vordergrund als jene nach den neu entstehenden Ungleichheiten in der Wissensgesellschaft. Dies liegt an ihrem Erkenntnisinteresse, Wissenskulturen in ihrer Funktionsweise genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie ein abstrakter Akteur wie beispielsweise das "globale Finanzsystem" an konkreten Orten "tickt", wie sich menschliche und nichtmenschliche (etwa Börsenkurse, Bildschirme) Entitäten miteinander zu sich wechselseitig definierenden Netzwerken verknüpfen, findet sie faszinierender als die Auswirkungen dieses Finanzsystems auf bestimmte Bevölkerungsgruppen. Ihr Fokus liegt dabei stärker auf der Ermöglichung statt auf wirksamen Zwängen, auch wenn sie diese nicht vollständig außer Acht lässt. Ähnlich wie Stehr befürchtet sie, dass eine zu vorschnelle Beurteilung bestimmter gesellschaftlicher Veränderungsprozesse als "Entfremdung" im Marxschen Sinne übersieht, welchen alternativen Nutzen Akteure aus den gewandelten Interaktionssituationen möglicherweise ziehen. Die Benachteiligten der neuen Gesellschaftsordnung "Wissensgesellschaft" werden in ihren Analysen zum blinden Fleck.

In Bezug auf die drei erfolgreichsten zeitdiagnostischen Perspektiven zur Wissensgesellschaft lässt sich festhalten, dass die Themen Ungleichheit und Chancengerechtigkeit gar nicht (Knorr Cetina), am Rande (Stehr) oder fatalistisch (Willke) angesprochen werden. Gemein haben die drei Vertreter, dass sie die Rücknahme sozialer Prinzipien zwar feststellen, sich aber wenig oder achselzuckend mit den Verliererinnen und Verlierern dieser sozialstrukturellen Wandlungsprozesse auseinandersetzen. Auch wird innerhalb des jeweiligen zeitdiagnostischen Gedankengebäudes – mit Ausnahme von Knorr Cetina – nicht reflektiert, welchen Effekt Zeitdiagnosen auf gesellschaftliche Veränderungen haben können.

Fazit: Ambivalenzen der Wissensgesellschaft

Die Beobachtungen hinterlassen ein ambivalentes Gefühl. Einerseits leistet diese Gesellschaftsbeschreibung gerade das, was von einer guten Diagnose erwartet werden sollte: Sie scheint eine überzeugende Anatomie der Gegenwart zu liefern und erfährt deswegen breite Akzeptanz. Zudem betont sie neue Handlungsspielräume der Akteure und neigt nicht zur Schwarzmalerei vieler anderer soziologischer Ansätze, die vor allem auf die Ausweglosigkeit (post-)moderner Verhältnisse hinweisen. Andererseits konnten aber auch die Risiken dieser Beschreibung herausgearbeitet werden, die nicht nur eine aktuelle Situation sprachlich repräsentiert, sondern selbst zur Legitimation sich verschlechternder Verhältnisse herangezogen wird und Politiken der Deregulierung und des Sozialabbaus damit faktisch unterstützt. Das Versprechen, dass in der Wissensgesellschaft mehr möglich ist, hat ein neoliberales Geschmäckle von "selbst schuld, wer diese Möglichkeiten ungenutzt lässt". Die Zeitdiagnose "Wissensgesellschaft" oszilliert folglich zwischen Sichtbarmachung von Verhältnissen und der Vereinnahmung durch Interessengruppen, zwischen Aufklärung und Verklärung der Bedingungen, die das gesellschaftliche Leben bestimmen.

Auch wenn die Wissensgesellschaft sich in den gesellschaftlichen Feldern und den sozialwissenschaftlichen Ansätzen in der Regel affirmativ auf die kapitalistische Ordnung bezieht und diese als einzig mögliche aller Welten argumentativ stützt, so hat diese Konstellation aus strukturellen Freisetzungsprozessen und der Bereitstellung von Denkwerkzeugen aber auch das Potenzial zur Unterminierung des Status quo: "Die wissensgesellschaftliche Formation bietet – gleichsam in potenziell selbstdestruktiver Weise – die strukturellen Voraussetzungen, um auch alternatives, konkurrierendes, gegenhegemoniales Wissen über die Ordnung der Gesellschaft zu produzieren." Struktur und Semantik der Wissensgesellschaft ermöglichen es, an dem Stuhl, auf dem sie thront, zu sägen.

Nachdem die Diagnose nun bereits seit einigen Jahren dominant ist, gesellen sich inzwischen weitere Labels um die Beschaffenheit der Gegenwartsgesellschaft hinzu: Ob "Innovationsgesellschaft", "Zeitalter der Beschleunigung", "Aktivierungsgesellschaft" oder auch die "erschöpfte Gesellschaft" – sie alle wollen die Gegenwart in ihren prägendsten Entwicklungen beschreiben. Jenseits der einzelnen Varianten der Diagnosen ergibt sich daraus jedoch auch ein gemeinsames Bild, auf das die Wissensgesellschaft schon hingedeutet hat. Das Wissen ist nun über Jahrzehnte hin rationalisiert worden und ist im Verlauf dieses Prozesses reflexiver geworden, weil die Entstehungsbedingungen und die allgemeine Gültigkeit von Wissen kritisch untersucht und hinterfragt wurden. Daraus erfolgt ein besonderer Begründungszwang für die Geltung von Wissen, der zum Beispiel als Steuerungsfrage in der Innovationsgesellschaft aufscheint: Die strategische Herstellung von Neuem erfordert eine stetige, auf sich selbst bezogene Begründung des Handelns. Aus dem Blick der Aktivierungsgesellschaft werden die inhärenten und offenen Anpassungsdogmen eines allgegenwärtigen Konkurrenzkampfes möglichst mobiler Arbeitskräfte greifbar.

Diesen Prozess des Nach-, Um- und Weiterdenkens in Gang gesetzt zu haben ist ein Verdienst der Diagnose "Wissensgesellschaft". Leben wir in solch einer Ordnung? Die Antwort lautet: Ja, aber nicht nur und keinesfalls "alternativlos". Und wir können uns fragen, in welcher Art von Wissensgesellschaft – mit welchem Wissen, in welchen Machtverhältnissen – wir eigentlich leben wollen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Nico Stehr, Die Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften. Die Stagnation der Macht und die Chancen des Individuums, Weilerswist 2000, S. 11.

  2. Die Diagnose "Wissensgesellschaft", die bereits in den 1970er Jahren mit Autoren wie Daniel Bell und Peter F. Drucker einen ersten Höhepunkt erfuhr, wurde zu Beginn der 1990er Jahre mit neuen Vorzeichen unter anderem von Nico Stehr reformuliert. Vgl. Nico Stehr, Arbeit, Eigentum, Wissen. Zur Theorie von Wissensgesellschaften, Frankfurt/M. 1994.

  3. Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel beim Empfang der Mitglieder des Wissenschaftsrats am 29. Januar 2009 in Berlin, online: Externer Link: http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Bulletin/2009/01/14-2-bk-wissen.html (20.3.2013).

  4. Vgl. Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt/M. 1986; Peter Gross, Die Multioptionsgesellschaft, Frankfurt/M. 200510; Gerhard Schulze, Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt/M.–New York 2005.

  5. Vgl. Anina Engelhardt, Soziologische Gegenwartsdiagnose als Orientierungswissen: Krisenbearbeitung in unsicheren Zeiten?, in: Hans-Georg Soeffner (Hrsg.), Unsichere Zeiten. Herausforderungen gesellschaftlicher Transformation, Wiesbaden 2010 (CD-ROM).

  6. Vgl. Walter Reese-Schäfer, Zeitdiagnose als wissenschaftliche Aufgabe, in: Berliner Journal für Soziologie, 6 (1996) 3, S. 377–390.

  7. Uwe Schimank betont, dass "Spekulationen" auch eine visionäre Stärke der Gesellschaftsbeschreibungen sein können; dabei komme es darauf an "ob spekulative Einschätzungen durch theoretische Plausibilitäten kontrolliert werden". Uwe Schimank, Soziologische Gegenwartsdiagnosen – Zur Einführung, in: ders./Ute Volkmann (Hrsg.), Soziologische Gegenwartsdiagnosen I. Eine Bestandsaufnahme, Opladen 2000, S. 17.

  8. Vgl. Heike Kahlert, Bildung und Erziehung: Transformationsprozesse sozialer Ungleichheiten?, in: Anina Engelhardt/Laura Kajetzke (Hrsg.), Handbuch Wissensgesellschaft. Theorien, Themen und Probleme, Bielefeld 2010, S. 141–157.

  9. Vgl. Uwe Bittlingmayer, "Wissensgesellschaft" als Wille und Vorstellung, Konstanz 2005, S. 107ff.

  10. Rainer Schützeichel, Deutungsmacht: "Wissensgesellschaft" als self-fulfilling prophecy?, in: A. Engelhardt/L. Kajetzke (Anm. 8), S. 326.

  11. Stehr bezieht sich hier auf Argumentationsstränge soziologischer Klassiker wie Max Weber oder Helmut Schelsky. Das dunkel gefärbte Zukunftsbild eines "stählernen Gehäuses der Hörigkeit" zeichnete Weber bereits in der Gründungsphase seiner Disziplin. Vgl. Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe, München 2004, S. 200ff.

  12. Vgl. Nico Stehr, Moderne Wissensgesellschaften, in: APuZ, (2001) 36, S. 7–14.

  13. Helmut Willke, Wissensgesellschaft. Kollektive Intelligenz und die Konturen eines kognitiven Kapitalismus, in: Hanno Pahl/Lars Meyer (Hrsg.), Kognitiver Kapitalismus. Soziologische Beiträge zur Theorie der Wissensökonomie, Marburg 2007, S. 195.

  14. Exemplarisch ist dafür die wissenschaftliche Praxis des Experiments. Prinzipiell geht es um die Erschließung neuer Wissensbestände statt um die Speicherung bekannten Wissens, das in dieser Logik durch aktuelleres Wissen ersetzt wird.

  15. Helmut Willke, Dystopia. Studien zur Krisis des Wissens in der modernen Gesellschaft, Frankfurt/M. 2002, S. 14.

  16. Sie steht damit in der Tradition der Akteur-Netzwerk-Theorie, die eine stärkere Berücksichtigung der Dingwelt in der Sozialtheorie einfordert und dabei sogar so weit geht, Objekten den Status von Akteuren zuzusprechen, da diese in Interaktionen involviert seien und dabei genauso widerspenstig und eigenwillig sein können wie menschliche Akteure. Neben Knorr Cetina zählen unter anderen Bruno Latour, Michel Callon und John Law zu den bekanntesten Vertretern dieses Ansatzes.

  17. Vgl. Karin Knorr Cetina, Die Wissensgesellschaft, in: Armin Pongs (Hrsg.), In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?, Bd. 2, München 2000, S. 161.

  18. Vgl. dies., Umrisse einer Theorie des Postsozialen, in: H. Pahl/L. Meyer (Anm. 13), S. 160.

  19. Vgl. U. Bittlingmayer (Anm. 9). Vgl. auch Andrea Bührmann, Legitimation: Wissensgesellschaft als Mantel des Neoliberalismus?, in: A. Engelhardt/L. Kajetzke (Anm. 8), S. 335–345.

  20. N. Stehr (Anm. 2) , S. 200.

  21. Beck bezieht sich hier auf "ein kollektives Mehr an Einkommen, Bildung, Mobilität, Recht, Wissenschaft, Massenkonsum". U. Beck (Anm. 4), S. 122. Stehr leitet hieraus ergänzend einen Fahrstuhleffekt der Handlungsoptionen ab.

  22. Vgl. Helmut Willke, Atopia. Studien zur atopischen Gesellschaft, Frankfurt/M. 2001; ders. (Anm. 15); ders., Heterotopia. Studien zur Krisis der Ordnung moderner Gesellschaften, Frankfurt/M. 2003.

  23. H. Willke (Anm. 15), S. 209f.

  24. Stephan Lessenich, Arbeit, Beschäftigungsverhältnisse, Sozialstaat, in: A. Engelhardt/L. Kajetzke (Anm. 8), S. 207–217.

  25. Vgl. Michael Hutter et al., Innovationsgesellschaft heute – die reflexive Herstellung des Neuen, Technical University Technology Studies Working Papers 4/2011, online: Externer Link: http://www.ts.tu-berlin.de/fileadmin/fg226/TUTS/TUTS_WP_4_2011.pdf (27.3.2013); Stephan Lessenich, Mobilität und Kontrolle. Zur Dialektik der Aktivierungsgesellschaft, in: Klaus Dörre/Stephan Lessenich/Hartmut Rosa (Hrsg.), Soziologie – Kapitalismus – Kritik. Eine Debatte, Frankfurt/M. 2009, S. 126–180.

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Dipl.-Soziologin, geb. 1979; Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Allgemeine Soziologie, Institut für Soziologie, Philipps-Universität Marburg, Ketzerbach 11, 35037 Marburg. E-Mail Link: laura.kajetzke@uni-marburg.de

M.A., geb. 1976; Soziologin; Doktorandin am Graduiertenkolleg "Innovationsgesellschaft heute: die reflexive Herstellung des Neuen", Technische Universität Berlin, Fraunhoferstraße 33–36, 10587 Berlin. E-Mail Link: anina.engelhardt@innovation.tu-berlin.de