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 Editorial  | Kinder in der Dritten Welt | bpb.de

Kinder in der Dritten Welt  Editorial  Die Situation der Kinder in der Welt Kindheit in der Dritten Welt Vom Sextourismus zur Kinderpornografie Kinderarbeit in Entwicklungsländern Der Schutz von Kindern durch die UN-Kinderkonvention

 Editorial 

Ludwig Watzal

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Den meisten Kindern in Deutschland geht es gut. Sie sind ausreichend ernährt und ihre Gesundheitsfürsorge ist durch genügend Ärzte und Medikamente gesichert. Davon können ihre Altersgenossen in anderen Ländern nur träumen.

Einleitung

Den meisten Kindern in Deutschland geht es gut. Sie sind ausreichend ernährt, ihre Gesundheitsfürsorge ist durch genügend Ärzte und Medikamente gesichert. Die Kindersterblichkeit ist eine der niedrigsten auf der Welt. Bildung für alle ist verwirklicht. Wenn Kinder Schwierigkeiten haben, wird ihnen geholfen, sei es in der Schule oder im familiären Umfeld. Freizeitangebote gibt es in Hülle und Fülle, von denen ihre Altersgenossen in anderen Ländern nur träumen können.

Dramatisch dagegen stellt sich zum Teil die Wirklichkeit für Kinder in Dritte-Welt-Ländern dar. Täglich sterben zirka 31 000 von ihnen an den Folgen von Armut und Unterernährung. Vielen Millionen wird ihre Kindheit durch Armut, Krieg und Kinderarbeit genommen. Diese Umstände sind der Nährboden für Kriminalität. Die Kinder werden Opfer von Prostitution, Sextourismus und Drogenmissbrauch.

Uwe Britten zeichnet ein düsteres Bild von der Kindheit in Entwicklungsländern. So gelten sowohl die achtziger als auch die neunziger Jahre als "verloren". Der "desaströse Zustand von Millionen von Kindern" erwachse aus den "katastrophalen Lebenslagen ihrer Familien". Obwohl sich die Hilfswerke auf medizinischem Gebiet viel vorgenommen hätten, habe es nur größere Fortschritte bei der Impfung von Kindern gegen Polio, Masern und Tuberkulose sowie bei Impfungen von schwangeren Frauen gegeben. All diese Erfolge sind und bleiben "zerbrechlich". In Anbetracht der Bevölkerungszunahme werde sich die Lage weiter zuspitzen.

Ein ebenso düsteres Bild von Kindheit in der Dritten Welt zeichnet auch Gisela Wuttke. Sie behandelt ein Thema, das aus der Tabuzone herausgeholt und offen in der Gesellschaft diskutiert werden muss: Sextourismus und Kinderpornographie. Betroffen davon sind vor allem Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Die "Prostitutionstouristen" sind "ganz normale Männer". Wuttke interpretiert diese Phänomene als Ergebnisse einer "männerdominierten" Gesellschaft und als Resultat "globaler Ausbeutungsverhältnisse".

Kinderarbeit ist in Dritte-Welt-Ländern die Regel. Joachim Betz zeigt die Probleme von Kinderarbeit am Beispiel des indischen Teppichsektors auf. Er steht bei uns im öffentlichen Bewusstsein für Ausbeutung der Kinder schlechthin. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, "dass unsere Vorstellungen über die Verhältnisse in der indischen Teppich-Produktion und die Fähigkeit, in diese von außen wohlfahrtssteigernd einzugreifen, starker Revision bedürfen". Betz behandelt auch die begleitenden Maßnahmen, die die Hilfsorganisationen Kaleen, Rugmark und Care & Fair durchführen, um Kindern eine Alternative zur Arbeit zu bieten.

Hoffnung für die Kinder könnte durch die UN-Kinderkonvention vom 20. November 1989 kommen, die das Ergebnis eines jahrzehntelangen Prozesses war, wie Ralph Alexander Lorz betont. Diese Konvention hält ein umfangreiches Schutzinstrumentarium bereit. Sie wurde von über 190 Staaten unterzeichnet. Zu den wenigen Nicht-Unterzeichnern gehören die USA. Trotz der hohen Zahl von Ratifikationen trifft die Konvention seitens vieler Staaten auf die meisten Vorbehalte. Für Lorz ist die Gesamtbilanz jedoch "uneingeschränkt positiv zu bewerten".

Michael Klaus hebt die Rolle von Kindern im Krieg hervor und beschreibt die dramatische Lage, die für Kinder durch die Immunschwächekrankheit AIDS im südlichen Afrika entstanden ist. Hoffnung könne es nur geben, wenn der Teufelskreis von Armut und Unterdrückung überwunden werde.