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Editorial | Wirtschaft und Globalisierung | bpb.de

Wirtschaft und Globalisierung Editorial Anpassung an die neoliberale Globalisierung? Globalisierung als Herausforderung für den Standort Deutschland Neue Ökonomie: Charakteristika, Existenz und Herausforderungen für die Wirtschaftspolitik Neue Wirtschaft - Neues Management? Soziale Marktwirtschaft und globale "New Economy": Ein Widerspruch?

Editorial

Klaus W. Wippermann

/ 2 Minuten zu lesen

Bietet die Neue Ökonomie mehr Chancen als Risiken, eine bessere Qualität und größere Unabhängigkeit von Arbeitsplätzen? Oder kann auch noch die Soziale Marktwirtschaft den Herausforderungen der Globalisierung bestehen?

Einleitung

Die Begriffe "Globalisierung" und "New Economy" haben Konjunktur: Für die einen verbinden sich damit eher Ängste - Verlust von Arbeitsplätzen, Einwirkungen kaum kontrollierbarer Mächte wie etwa die der internationalen Finanzmärkte oder global agierender Konzerne -, für die anderen bedeutet hingegen die Öffnung der Märkte für Kapital, Waren und Dienstleistungen im Rahmen der Globalisierung und Neuen Ökonomie eine Steigerung der Produktion und damit des Wohlstands. Die Frage ist, inwieweit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf diesen Prozess steuernd Einfluss nehmen können bzw. sollen.

Horst Afheldt äußert sich in seinem Essay skeptisch über die Möglichkeiten der Politik, Schutzmaßnahmen hinsichtlich der Aufrechterhaltung sozialer Standards durchzusetzen, falls das von der Welthandelsorganisation (WTO) befürwortete Prinzip globaler Konkurrenz in allen Bereichen verwirklicht werden sollte. Das würde zu einem Wettlauf um die geringsten Kosten führen mit der Folge von Lohndumping und des Abbaus sozialer Sicherung.

Eine ganz andere Auffassung vertreten Stefan Müller und Martin Kornmeier im Hinblick auf die Befürchtungen, ob der "Standort Deutschland" in der erwarteten globalen Konkurrenz ausreichend wettbewerbsfähig sei. Die in der Tat sehr hohen Lohnkosten seien nur ein Aspekt, dem andere Vorteile unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsverfassung gegenüberstünden. Überhaupt würden gesellschaftlich-kulturelle Faktoren in der primär ökonomisch geführten Globalisierungs-Diskussion zu sehr vernachlässigt.

Die "New Economy" ist vor allem durch die tiefgreifenden Veränderungen gekennzeichnet, welche die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglichen. Inwieweit kann man aber tatsächlich von einer "Neuen Ökonomie" sprechen - oder handelt es sich nur um Veränderungen in einem begrenzten Sektor der Wirtschaft? Michael H. Stierle untersucht diese Frage am Beispiel der USA, wo die neuen Technologien besonders intensiv genutzt werden. Eine eindeutige Antwort sei allerdings selbst hier noch nicht möglich. Gleichwohl sind die Weichen in Richtung Neue Ökonomie gestellt.

In der Neuen Ökonomie muss sich auch das deutsche Management verändern, insbesondere das von Kapitalgesellschaften, wie Joachim Rupp erläutert. Aktienbesitz wird zunehmend internationaler, das Interesse der Aktionäre rückt in den Vordergrund ("shareholder value"). Das deutsche Management in der "alten Wirtschaft" verfolgte noch als wichtigstes Ziel, qualitativ hochwertige Waren herzustellen und zu vermarkten. Das Unternehmen wurde nicht primär als "money-making machine" gesehen. In der "neuen", globalisierten Wirtschaft spielen hingegen der Aspekt der internationalen Finanzmärkte und deren Interessen eine sehr viel größere Rolle.

Kann das bewährte, wenngleich reformbedürftige Konzept der Sozialen Marktwirtschaft vor den Herausforderungen der Globalisierung wie auch der "New Economy" bestehen? Karl-Heinz Paqué geht dieser Frage detalliert nach, indem er die möglichen Konsequenzen der neuen Entwicklungen für den wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Bereich erörtert. Zusammenfassend sieht er mehr Chancen als Risiken, zumal für eine bessere Qualität und größere Unabhängigkeit von Arbeitsplätzen. Voraussetzung dafür ist unter anderem eine bessere Qualifikation der Arbeitnehmer. Die beste Sozialpolitik sei daher eine gute Ausbildung; unqualifizierte Arbeit werde in Zukunft immer weniger angeboten.