Sozio-Ökonomische Trends

In Bezug auf globale Umweltprobleme wird oft das schnelle Wachsen der Weltbevölkerung als problematisch gedeutet. Ein Vergleich mit verschiedenen sozioökonomischen Trends zeigt, dass es sich dabei aus ethischer Sicht um eine problematische Deutung handelt.

Während das Bevölkerungswachstum heute vorwiegend in den ärmeren Ländern stattfindet, “wachsen” die Volkswirtschaften und damit der Hauptanteil des globalen Konsums weiterhin in den reichen Ländern der Erde.

Ein wichtiger Faktor für die wachsende wirtschaftliche Globalisierung ist die Zunahme von ausländischen Direktinvestitionen. Ein Blick auf die Verteilung zwischen den Staatengruppen OECD, BRICS und alle Übrigen offenbart ein finanzielles Machtgefälle.

Das Jahr 2008 markiert einen Meilenstein der Menschheitsgeschichte: Über die Hälfte aller Menschen leben seitdem in städtischen Gebieten, Tendenz weiterhin steigend. Während die Urbanisierung ökologische und soziale Probleme mit sich bringt, gelten Städte gleichzeitig als besonders wandlungsfähig.

Der exponentielle Anstieg der Nutzung von Primärenergie ist der Schlüsselindikator des Anthropozäns. Die Abmilderung des Klimawandels mit seinen katastrophalen Folgen für die Menschheit wird maßgeblich davon abhängen, ob ein schnelle Abkehr von den fossilen Energieträgern (Kohle, Erdöl und Erdgas) gelingen wird.

Der weltweite Anstieg des Düngereinsatzes ist vor allem auf die Entwicklung der industriellen Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückzuführen. Unsachgemäße Anwendungen von in erster Linie Stickstoff- und Phosphordüngern haben für unseren Lebensraum zerstörende Langzeitfolgen.

Mehrere 10.000 große Stauwerke wurden in den letzten Jahrzehnten weltweit errichtet, vor allem zur Nutzung von elektrischer Energie und für die Bewässerung in der Landwirtschaft. Die negativen Auswirkungen auf lebenstiftende Flußökosysteme sowie auf den globalen Wasserkreislauf werden dabei in Kauf genommen.

Die starke Zunahme in der Nutzung von Süßwasserressourcen findet heute vor allem in den Nicht-OECD-Ländern statt. Das liegt in erster Linie an der steigenden Produktion von Nahrungs- und Industriegütern für den Export. Diese Entwicklung führt in vielen betroffenen Ländern zu Wasserknappheit.

Trotz der digitalen Revolution ist Papier weiterhin eines der wichtigsten globalen Güter. Etwa die Hälfte allen produzierten Papiers wird für Verpackungen verwendet. U.a. der prosperierende Internethandel lässt die Kurve des Papierverbrauchs weiterhin nach oben schnellen.

Die weltweite rasante Zunahme an Kraftfahrzeugen, die durch einen Verbrennungsmotor angetrieben werden, zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung. Vor allem der motorisierte Individualverkehr mit PKW und Motorrad als massiver Antreiber der globalen Erwärmung wird zugunsten von nachhaltigen Mobilitätskonzepten drastisch reduziert werden müssen.

Der am schnellsten wachsende sozioökonomische Trend zeigt sich in der weltweiten Vermehrung von Mobilfunkverträgen, die beispielhaft für die heutige globalisierte Vernetzung steht. In der kommenden Dekade wird sich diese Zunahme voraussichtlich vor allem in Ländern Afrikas und Asiens fortsetzen.

Der rasante Anstieg des Massentourismus und der damit einhergehenden Zunahme an Flugreisen steht sinnbildlich für das globalisierte Anthropozän. Ermöglicht wird dieser Trend durch steigende Einkommen in den Industrienationen bei gleichzeitiger Senkung von Transportkosten und Verringerung der durchschnittlichen Arbeitszeiten.