2002 bis heute
Köln
2002 setzt sich die Organisation »pro Köln« erfolgreich an die Spitze der Bürgerproteste gegen Moscheeneubauten in Köln.
2007 beginnt »pro Köln«, die Diskussion um die Erweiterung der DITIB-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld zu instrumentalisieren und rassistisch und islamfeindlich aufzuladen. Mit Parolen wie »Köln darf nicht Istanbul werden« oder »Moslemflut stoppen« baut »pro Köln« Feindbilder auf und inszeniert sich als angeblicher »Vollstrecker des Volkswillens«. Zwei Jahre später zieht »pro Köln« als Wählervereinigung mit 5,36 Prozent der Stimmen zum zweiten Mal in den Stadtrat ein.
2006 bis 2008
Berlin
Im März 2006 wird bekannt, dass im Berliner Stadtteil Heinersdorf eine Moschee gebaut werden soll. Schnell bildet sich eine Bürgerinitiative gegen das Bauprojekt. Wortführer der bürgerlichen Moscheegegner ist der damalige CDU-Abgeordnete René Stadtkewitz, der Jahre später die Partei »Die Freiheit« gründet. Im April meldet die rechtsextreme NPD einen Aufmarsch gegen die Moschee an. Bei mehreren Bürgerversammlungen versuchen Neonazis die Diskussion zu dominieren. Eine Versammlung muss wegen Tumulten abgebrochen werden. Ein Lokalpolitiker der Grünen, der den Bau unterstützt, erhält Drohanrufe: »Die Moschee wird brennen!«
2007 gibt es einen Brandanschlag auf ein Baufahrzeug auf dem Moscheegelände. Ein Jahr später wird die Kuppel mit Naziparolen beschmiert. Die Eröffnung am 16. Oktober 2008 muss von 500 Polizisten bewacht werden.
Juni 2007
Wertheim
Hunderte Islamfeinde aus ganz Deutschland treffen sich im Juni 2007 zum »1. Deutschen Islamkritikertreffen«.

Sie verabschieden den so genannten »Wertheimer Appell«, in dem sie unter anderem fordern, dass der Beitritt der Türkei zur EU verhindert und der Bau »von Minaretten als Ausdruck des politischen Islam« verboten wird sowie Moscheebauten per Bürgerbefragung verhindert werden können.

Aus dem Kreis der Veranstalter entsteht später das islamfeindliche Netzwerk »Pax Europa«.
Herbst 2008
Köln
Vollmundig kündigt die Wählervereinigung »pro Köln« 1.500 Teilnehmer für einen »Anti-Islamisierungskongress« am 20. September 2008 an, darunter Spitzenpolitiker des belgischen »Vlaams Belang«, des französischen »Front National« und der österreichischen FPÖ.
Zehntausende Kölner protestieren gegen das Treffen der Rechtspopulisten und blockieren die Innenstadt.
Am Ende erscheinen nur rund 150 Islamgegner, darunter Dutzende Neonazis. Der Kongress fällt aus.
1. Juli 2009
Dresden
Der NPD-Sympathisant und Islamfeind Alex W. ersticht am 1. Juli 2009 im Dresdner Landgericht die schwangere Ägypterin Marwa el-Sherbini und verletzt ihren Ehemann schwer. Die Frau hatte Alex W. angezeigt, weil er sie auf einem Spielplatz grundlos als »Islamistin« und »Terroristin« beschimpft hatte. Der Angreifer sticht 16-mal auf el-Sherbini ein. Er wird später wegen Mordes aus Fremdenhass zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Mord an Marwa el-Sherbini ist der bis dahin schwerste Fall islamfeindlicher Gewalt in Deutschland.
2010 bis 2011
Berlin
Ein 30-jähriger Einzeltäter verübt in Berlin von 2010 bis 2011 eine Serie von Brandanschlägen auf islamische Einrichtungen. Insgesamt 13 Taten gesteht der Mann. Unter anderem vier Brandanschläge auf die Sehitlik-Moschee in Neukölln, ein Anschlag auf die Ahmadiyya-Moschee in Wilmersdorf und auf ein islamisches Kulturzentrum in Tempelhof.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter ohne politisches Motiv handelte, dass er lediglich Aufmerksamkeit erregen wollte.
Frühjahr 2012
Nordrhein-Westfalen
Mit einer »Moscheen-Tour« provoziert »pro NRW« gezielt im Vorfeld der Landtagswahl 2012. Vor mehr als 20 Moscheen zeigen die Rechtsextremen innerhalb weniger Wochen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen und islamfeindliche Bilder.
In mehreren Städten kommt es zu der von »pro NRW« erhofften Eskalation. Salafisten liefern sich gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei. Gleichzeitig protestieren jedoch auch Hunderte Menschen aus der Zivilgesellschaft friedlich gegen die islamfeindlichen Provokationen.
Anfang 2013
München
»Politically Incorrect« (PI-News), die größte islamfeindliche Webseite Deutschlands, hat bundesweit Dutzende Ortsgruppen. Besonders aktiv sind die Mitglieder in München.
Anfang 2013 kündigt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) an, die Münchner PI-Gruppe sowie die Partei »Die Freiheit« zukünftig vom Verfassungsschutz überwachen zu lassen. Es gehe den beiden Gruppen nicht um legitime Religionskritik, sondern darum, »generelle Vorurteile gegenüber Muslimen und dem Islam zu wecken«. Alle Muslime würden von den Islamhassern »aufgrund ihres Glaubens als Feinde des Rechtsstaates« verunglimpft. Dies verletze die Religionsfreiheit und die Menschenwürde.
Anfang 2013
München
Seit Anfang 2013 mobilisieren Rechtspopulisten und Neonazis gegen das in der Bauplanung befindliche »Zentrum für Islam in Europa«. Eifrigster Moscheegegner ist der Rechtspopulist und stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei »Die Freiheit« Michael Stürzenberger. Nahezu täglich sammelt Stürzenberger mit Infoständen in der Innenstadt Unterschriften gegen das Bauvorhaben. Auch der Münchner Kreisverband von »pro Deutschland« und die NPD-Tarnliste »Bürgerinitiative Ausländerstopp« (BIA) nutzen das Thema intensiv zum Stimmenfang.
März 2013
Hamburg
Im März 2013 marschiert die islamfeindliche Gruppe »German Defense League« (GDL) in Hamburg-Horn auf, um »ein Zeichen gegen die fortschreitende Islamisierung« Deutschlands zu setzen. Auch die »Identitären« marschieren zahlreich mit. Anlass ist der geplante Umbau der ehemaligen Kapernaum-Kirche zu einer Moschee.
Mai 2013
Düren
Im Mai 2013 wird ein Farbanschlag auf die islamische Gemeinde in Düren verübt.

Unbekannte verspritzen blutrote Farbe vor dem Eingang des Gebäudes und hinterlassen die Morddrohung:
»NSU lebt weiter – und ihr werdet die nächsten Opfer sein!«
Herbst 2013
Leipzig
Im Herbst 2013 beginnt die NPD Proteste gegen eine Moschee der Ahmadiyya-Muslim-Jamaat-Gemeinde im Stadtteil Gohlis zu kapern. Ganz normale Bürger laufen bei den NPD-Aufmärschen mit. Es handelt sich um den ersten Moschee-Bau in Ostdeutschland außerhalb Berlins. Vorläufiger Höhepunkt der Proteste: Im November 2013 spießen Unbekannte auf dem Baugelände fünf blutige Schweineköpfe auf Holzpflöcke.