Rechtsextreme Tendenzen in den Fanszenen begleiten den Fußballsport schon seit Jahrzehnten. Von rassistischen Schlachtgesängen bis hin zu gezielten Angriffen organisierter Neonazi-Gruppen gibt es viele Abstufungen und Formen rechtsextremer Agitation.
Mit dieser Grafik kannst du dir einen Überblick über rechtsextreme Vorfälle in Fußballstadien verschaffen.
5. Februar 2006, Leipzig: Während eines Jugendspiels mit wenigen Zuschauern formieren sich etwa 45 Fans von Lok Leipzig zu einem Hakenkreuz.
11. April 2004, Mainz: Fans von Erzgebirge Aue zeigen Zahlen empor, die eine Neonazi-Codierung ergeben: »1488«. Die »14« ist ein Code für die »14 words« des US-Rechtsterroristen David Eden Lane. »88« spielt auf den achten Buchstaben des Alphabets, das H, an – und steht für den Hitlergruß.
1. April 2006, Hamburg: Im Stadion des FC St. Pauli zeigen Anhänger des Chemnitzer FC rote Fahnen mit weißen Mittelkreisen. Die Symbolik spielt auf die Fahne der Nazis an, verzichtet dabei aber auf das in Deutschland verbotene Hakenkreuz.
4. August 2007: Zwei Neonazis fahren mit einem Lastwagen durch Deutschland, der einen Schriftzug trägt, der Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß verherrlicht. Sie posieren für Propagandafotos vor Stadien in Berlin, Leipzig oder Gelsenkirchen.
24. August 2012, Dortmund: Im Heimspiel gegen Bremen fordern BVB-Fans auf einem Transparent Solidarität mit dem »Nationalen Widerstand Dortmund«, einer zuvor verbotenen Neonazi- Kameradschaft.
»Wieder mal kein Tor für Türkiyemspor«: Lied der Rechtsrock-Band Landser gegen den von Migranten gegründeten Verein, das Neonazis singen, um den Kreuzberger Klub zu beleidigen.
U-Bahnlied: Neonazis besingen den Bau einer U-Bahn von der Stadt ihres Fußballrivalen nach Auschwitz. Die Gruppendynamik mag auch jene zum Mitsingen verleiten, die Judenfeindlichkeit sonst ablehnen.
»HaHoHe – Kategorie C«: Mit diesem Schlachtruf wird Bewunderung für die Bremer Band Kategorie C bekundet. Der Begriff »Kategorie C« stammt aus dem Polizei-Sprachgebrauch und steht für »Gewalt suchende Fans«.
»Zick, Zack Zigeunerpack«:
Mit dieser Parole wollen Fans gegnerische Anhänger oder Spieler provozieren und kränken. Sie nutzen den rassistischen Begriff Zigeuner, eine von Klischees beladene Zuschreibung für Sinti und Roma.
Affengeräusche:
Fans imitieren Affengeräusche, sobald schwarze Spieler am Ball sind.
Juden-Rufe: Einige Fans verstehen den Begriff Juden als ultimative Ablehnung ihres Gegners. In kurzer Folge rufen sie »Juden Aue«, »Juden Berlin« oder »Juden Hamburg«.
25. März 2006, Halle/Saale: Fans des Halleschen FC schmähen den nigerianischen Spieler Adebowale Ogungbure von Sachsen Leipzig. Als Reaktion zeigt Ogungbure den Hitlergruß. Anhänger bespucken, treten und würgen ihn.
26. September 2006, Berlin: In Altglienicke bedrohen Neonazis die Gastspieler des jüdischen Vereins TuS Makkabi während eines Kreisligaspiels. Eine Parole lautet: »Wir vergasen euch.« Makkabi verlässt aus Protest den Platz.
20. Januar 2007, Bremen: Rechte Hooligans stürmen eine Feier der antirassistischen Bremer Ultra-Gruppe »Recaille Verte« im Ostkurvensaal des Weserstadions. Für die Angreifer ist es eine politische Machtprobe.
13. Februar 2013, Donezk: Drei rechtsextreme Fans von Borussia Dortmund prügeln während eines Champions League-Spieles in der Ukraine auf zwei Vertreter ihres Klubs ein: den Fanbeauftragten Jens Volke und Thilo Danielsmeyer vom Fanprojekt.
7. August 2012, Saarbrücken: Rechte Schläger jagen Mitglieder der »Aachen Ultras« vor dem Stadion. Sie treten auf einen Fan ein, der am Boden liegt, ein Vereinsmitarbeiter wirft sich schützend über ihn.
24. Oktober 2009, Brandis:
Rund 50 Hooligans und Neonazis überfallen mit Eisenstangen und Holzlatten den linken Verein »Roter Stern Leipzig« während eines Auswärtsspieles in der Bezirksklasse.
Frühling 2006, Berlin: »Weiß. Nicht nur eine Trikot-Farbe! Für eine echte NATIONAL-Mannschaft!« Mit diesem Schriftzug hetzt die NPD auf ihrer Broschüre für die Fußball-WM 2006 gegen Menschen nichtweißer Hautfarbe.
19. April 2010, Bielefeld: Im Bielefelder Stadion wirbeln nach einem Tor für den Gastgeber gegen Kaiserslautern große Zettel über die Tribüne. Darauf werben Freie Kameradschaften für einen Aufmarsch von Rechtsextremen.
April 2011, Bremen: Vor der Bürgerschaftswahl tritt NPD-Wahlkampfleiter Jens Pühse dem Bundesligaklub Werder Bremen bei. Im folgenden Ausschlussverfahren inszeniert er sich als Zensur-Opfer.
27. Oktober 2012, Dortmund:
Der Neonazi Siegfried Borchardt, genannt »SS-Siggi«, wird zum Vorsitzenden des Kreisverbandes der Partei »Die Rechte« in Dortmund gewählt. Borchardt ist Gründer der Hooligangruppe »Borussenfront«.
Februar 2013, Erfurt: Die NPD in Thüringen wendet sich mit einem Solidaritätsschreiben an die Fanklubs von Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt. Der Titel des Papiers: »Sport frei! Politik raus aus dem Stadion – Für eine lebendige, selbstständige und vielfältige Fankultur im Fußball«.
19. Mai 2013, Braunschweig:
Der damalige NPD-Vorsitzende Holger Apfel feiert den Bundesliga-Aufstieg seines Lieblingsvereins Eintracht Braunschweig mit hunderten Fans auf dem Stadionrasen. Er veröffentlicht Fotos mit Jubelposen im Internet.