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Orgasmen wie Chinaböller Sexualität zwischen Politik und Kommerz

Dagmar Herzog

/ 19 Minuten zu lesen

1961 kam die Antibabypille auf den Markt und revolutionierte die Sexualkultur der Deutschen: Schwangerschaftsabbrüche gingen zurück, Frauen begannen ihre sexuellen Bedürfnissen sorgenfrei auszuleben. Am 9. Mai 1969 hob der Bundestag schließlich auch die Strafbarkeit homosexueller Handlungen auf.

Die Einführung der Anti-Baby-Pille im Jahre 1961 war der Startschuss zur "sexuellen Revolution". (© AP)

Die Vorgeschichte der sexuellen Revolution

"Man gewinnt im Blick auf die frühe Bundesrepublik geradezu den Eindruck", schrieb der Soziologe und Sexualwissenschaftler Martin Dannecker, "als ob sie keine andere Sorge gehabt hätte, als die Sexualität in Ordnung zu bringen." Obwohl die unmittelbaren Nachkriegsjahre noch recht libertär waren, nicht zuletzt im Kontext der verbreiteten Fraternisierung deutscher Frauen mit alliierten Soldaten, entwickelte sich im Laufe der 1950er Jahre in der Bundesrepublik – und ungeachtet mancher gegenläufiger Meinungen in der Bevölkerung – eine zutiefst konservative Sexualkultur. 1952 wurde ein Bundesgesetz verabschiedet, das die Ausstellung und den Verkauf pornografischer Bilder und Texte verbot; freizügige Sexualratschriften waren mitbetroffen. Eine Flut konservativer Ratgeber füllte die Marktlücke mit Empfehlungen zur vorehelichen Keuschheit; Onanie und vorehelicher Sex galten als verderblich für die zukünftige Ehe; Homosexualität wurde pathologisiert. Die Kriminalisierung männlicher homosexueller Handlungen durch § 175 wurde beibehalten, und nach einem liberaleren Nachkriegsinterregnum wurde ab 1950 die Handhabung der polizeilichen Verfolgung und der gerichtlichen Bestrafung nochmal verschärft. Tausende Männer kamen jedes Jahr ins Gefängnis. Der Himmler-Erlass von 1941 (der Werbung für und Verkauf von Verhütungsmitteln mit Ausnahme von Kondomen verbot) blieb in mehreren Bundesländern in Kraft. Der Zugang zu Kondomen wurde sogar erschwert. Und eine ungewöhnliche Koalition aus christdemokratischen Bundestagsabgeordneten und christlichen Linksintellektuellen verhinderte erfolgreich alle Versuche, § 218 zu lockern.

Den vorehelichen Verkehr hat dieses Klima jedoch nicht verhindert. Schätzungen von Zeitzeugen zufolge pflegten 80 bis 90 Prozent der Bundesdeutschen diese Praxis – weit mehr als in England, Frankreich oder den USA in diesen Jahren. Und für viele junge Deutsche waren die 1950er Jahre trotz konservativer Regeln eine Zeit des Entdeckens von spannenden neuen Möglichkeiten. Aber ohne Frage hatte die vorgegebene Sexualmoral einen starken Einfluss auf das Erleben von Sexualität – vor und in der Ehe. Moral und Handeln sind nie deckungsgleich, aber gerade der Lebensbereich der Sexualität ist gekennzeichnet von der Untrennbarkeit von Vorstellungen und Erfahrungen, Diskursen, Fantasien und Gefühlen. Ideologische Konstellationen haben Effekte auf das körperliche Erleben – wenn auch nicht unbedingt im intendierten Sinne –, ob sie nun Trotz, Verwirrung, Hemmung, Erleichterung oder Erregung hervorrufen. Ebenso hatten die Gesetze Konsequenzen. Der Abgrund zwischen Anspruch und Wirklichkeit wurde nicht zuletzt durch die Abtreibungsziffern deutlich. An der Wende von den 1950er zu den 1960er Jahren gingen Mediziner und andere Experten etwa von einer Million illegalen Abtreibungen pro Jahr in der Bundesrepublik aus – etwa ein Abort pro Geburt. Manche Mediziner mutmaßten, es seien jedes Jahr zwei Million Abtreibungen. Für Frauen war Sex mit der Angst besetzt, sich mit einer potenziellen Schwangerschaft die Zukunft zu verbauen. Die Moralvorstellungen der 1950er Jahre standen in einem komplizierten Verhältnis zur Sexualpolitik des Dritten Reichs. Einerseits war es klar ersichtlich und wurde immer wieder betont, dass die nachdrückliche Forderung besonders nach vorehelicher Keuschheit eine Reaktion auf den Nationalsozialismus darstellte – nicht zuletzt da der Nationalsozialismus so erpicht gewesen war, sich über die 'Prüderie' der Kirchen in dieser Angelegenheit zu mokieren. Andererseits war die wiederholte Einforderung sexueller Sauberkeit ein effektiver Mechanismus, um von anderen Angelegenheiten abzulenken. Bei der ständigen Gegenüberstellung der heterosexuellen Moralvorstellungen von Nachkriegschristentum und Nationalsozialismus geriet in Vergessenheit, wie begeistert Hitler-freundlich und wie aggressiv antijüdisch sich viele christliche Wortführer benommen hatten. Bemerkenswert ist auch, wie dieser emphatisch vorgetragene Kontrast von den beachtlichen Kontinuitäten zwischen Nationalsozialismus und Nachkriegschristentum ablenkte – in Bezug auf Homophobie sowie die eugenische Diffamierung von Behinderten.

Letzten Endes waren vier Faktoren ausschlaggebend für die Liberalisierung der bundesdeutschen Sexualkultur. Einer davon war die medizinisch-technische Erfindung der Pille, zu deren wichtigsten Auswirkungen der dramatische Rückgang des illegalen Aborts gehörte. Ein zweiter Faktor war die sich immer weiter verbreitende Verwendung von sexuell stimulierenden Bildern und Texten – eine hauptsächlich wirtschaftsökonomische Dynamik. Der dritte Faktor lag in der direkten politischen Mobilisierung gegen die offizielle Kultur des Sexualkonservatismus. Obgleich sie der Vermarktung der Sexualität im Konsumkapitalismus recht kritisch gegenüberstanden, benutzten liberale und linke Kritiker die sich öffnende Kluft, die sich aus den Widersprüchlichkeiten zwischen konservativen Normen und sexualisiertem Marketing ergab, um ihre eigenen Positionen vorzutragen. Aber nichts war bei der Umgestaltung des moralischen Diskurses über Sexualität in der Bundesrepublik so wirksam wie ein vierter Faktor: die Rückkehr der öffentlichen Diskussion über den Holocaust im Gefolge der großen NS-Prozesse. Von vorrangiger Wichtigkeit war hier der Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main 1963–1965, über den täglich in den Zeitungen berichtet wurde. Dieser Prozess bot vielerlei Anlass, die Erinnerung an den Nationalsozialismus und die Lehren aus dem Dritten Reich für linksliberale Zwecke umzuschreiben.

Liberalisierung und Radikalisierung

Statt das Gewicht auf die sexuelle Freizügigkeit im Nationalsozialismus zu legen, wie christliche Wortführer es in der unmittelbaren Nachkriegszeit getan hatten, begannen nun junge Neulinke und ihre älteren liberalen und linken Mentoren, die konservativen und sexuell repressiven Elemente des Nationalsozialismus hervorzuheben. So basierte beispielsweise der letztlich erfolgreiche Versuch, die Einführung eines neuen, sehr konservativen Sexualstrafrechts zu hintertreiben (der Entwurf war 1962 fertiggestellt und sollte 1963 im Bundestag diskutiert werden), auf der rhetorischen Strategie, das Dritte Reich als im Kern sexualfeindlich darzustellen. Zugleich erörterten Studentenzeitungen – so z. B. die Frankfurter Unizeitung "Diskus" –, wie sexuelle Unterdrückung zu rassistischer Gewalt verleiten könnte. "Ohne Tabus kein Triebverzicht, ohne diesen keine aufgestauten Aggressionen, die sich zu gegebener Zeit gegen Minoritäten oder äußere Feinde – Juden, Kapitalisten, Kommunisten – dirigieren ließen." Der Bundestag legte den konservativen Entwurf tatsächlich ad acta; stattdessen wurde in den späten 1960er Jahren ein von progressiven Juristen vorgelegter 'Alternativentwurf' zur Diskussions- und dann zur Gesetzesbasis.

Die heute etablierte Vorstellung eines durchwegs sexualfeindlichen 'Dritten Reichs' wurde hier rhetorisch entwickelt. Das 'Dritte Reich' wurde – in Dutzenden von Variationen – als Inbegriff der sexuellen Unterdrückung und der Holocaust als pervertiertes Produkt dieser Unterdrückung dargestellt. In seinem viel diskutierten Buch "Die Gesellschaft und das Böse" (1967) erklärte der Philosophiedoktorand Arno Plack unumwunden und mit direktem Bezug auf den Frankfurter Auschwitz-Prozess, es wäre "kurzschlüssig zu meinen, alles das, was in Auschwitz geschah, sei typisch deutsch. Es ist typisch für eine Gesellschaft, die die Sexualität unterdrückt." Hier wird auch der enorme Einfluss der wiederentdeckten Schriften des marxistischen Freudianers Wilhelm Reich deutlich. Die neulinke Begeisterung für Reich hatte vor allem mit seiner zentralen Aussage zu tun, dass sexuelle Befriedigungsfähigkeit und Sadismus sich gegenseitig ausschlössen. Insbesondere half Reich, den moralischen Spieß gegenüber der Elterngeneration umzudrehen und die konventionellen Weisheiten über den Zusammenhang zwischen der Lust und dem Bösen neu zu formulieren. Außerdem bestand Reich darauf, insbesondere die kindliche Sexualität müsse nicht nur toleriert, sondern aktiv gewürdigt werden, um Faschismus und Neurosen gleichermaßen abzuwenden. Solche Überlegungen hatten auch ganz konkrete Auswirkungen, z. B. bei der Entwicklung der antiautoritären Kindererziehung. "In der Familie", so neulinke AktivistInnen in einem Kinderladen in Berlin-Lankwitz, wurde das Kind "zugerichtet, dressiert als Untertan, als gläubiger Christ, als sexualfeindlicher späterer 'Herr und Frau Saubermann', als sich fügender Arbeitnehmer". Um ihrer antiautoritären Sichtweise mehr Nachdruck zu verleihen, stellten die Lankwitzer die anale Phase und den Holocaust gemeinsam ins Zentrum ihrer Reflexion: Strafende Erziehung zur Toilette, behaupteten sie, führe zu autoritären Persönlichkeiten mit sadistischen Fantasien, die Minderheiten unterdrückten; die Beschäftigung mit Reinlichkeit sei wesentlicher Bestandteil einer Gesinnung, die Menschen "in den Ofen" schicke.

Oswald Kolle brachte das Thema der Sexualaufklärung in die Kinos, seine Filme wurden zu Kassenschlagern. (© AP)

Ein in einem Berlin-Neuköllner Kinderladen arbeitender Vater drückte sich noch direkter aus. So kühn wie anzüglich erzählte er einem Reporter der Zeitschrift "Stern": "viele Kinder haben schon auf den topf gemacht. Jetzt scheißen sie wieder in die hose. Sie holen ihre anale phase nach. Das ist gut. Weißt Du, daß die meisten Kz-Wächter in ihrer Kindheit anale Schwierigkeiten hatten?" Es ging nicht nur darum, den Kindern freiere Entscheidungsmöglichkeiten im Allgemeinen und einen freieren Umgang mit dem eigenen Körper zu erlauben und die Äußerungsformen kindlicher Sexualität ("Onanie, kindlicher Exhibitionismus, Voyeurismus, anal-erotische Tendenzen, sexuelle Spiele – Vater, Mutter, Kind- und Doktorspiele" und dergleichen "voll und ganz zu bejahen", so das Kinderladenkollektiv in Frankfurt am Main) sowie, durch Rotation der Betreuungspersonen, Eltern-Kind-'Fixierungen' abzubauen. Es ging vor allem auch darum, einer neuen Generation zu ermöglichen, zugleich lustfreundlicher, selbstbewusster und sozialer zu werden. Einige 68er argumentierten in vollem Ernst, dass Antisemitismus, Grausamkeit und Völkermord ihren Ursprung in sexueller Repression hatten. In den Energien "der faschistischen Rebellion", so Michael Rohrwasser noch 1975 resümierend, hätte sich "gehemmte Sexualität zum Genozid formiert".

Dieser neue gesellschaftliche Konsens verlieh der sexuellen Revolution, die die Bundesrepublik in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren mit ungewöhnlicher Kraft erfasste, eine starke Aura moralischer Rechtschaffenheit – mit dem mitunter etwas komischen Resultat, dass von Beate Uhse-Läden über Oswalt Kolles Aufklärungsfilme und Günter Hunolds Softcore-Filmreihe "Schulmädchen-Report" bis hin zu der verbreiteten Nacktheit auf Bildschirmen und in der gelebten Wirklichkeit alles den genugtuenden Beigeschmack antifaschisticher Courage bekam. Innerhalb der Kirchen entzündeten sich in diesem Umfeld Konflikte. Konservative waren entgeistert, diese 'sexuelle Revolution' sei "eine Schlammflut, die alles versaut", sei schlicht "Sexualterror". Die evangelische Aktion Sorge um Deutschland meinte: "Eine Flut dämonischer Kräfte überschwemmt unser Volk. Unzählige werden zum hemmungslosen Lebensgenuss und Ausleben ihrer Triebe verlockt." Eine Pastorenfrau nannte die Redakteurin einer Schülerzeitung, die für bessere Sexualerziehung in der Schule plädierte, "scheißig, kommunistisch und pervers". Aber viele Kirchenmänner haben auch umgedacht. Der "Stern" fand die neue Lockerheit so witzig, dass er eine Karikatur druckte, die einen Pastor vor der Kirchentür zeigte, der ruft: "Anziehen, Kinder! Der Gottesdienst fängt an!" Und auch beim Katholikentag hieß es schon 1968 mit Bezug auf den Papst: "Ja zur Pille, Nein zu Pauls Sex." Die katholischen Bischöfe Westdeutschlands widersprachen sogar offiziell den Richtlinien des Vatikans und bejahten den Gebrauch der Pille. Evangelische Pastoren befürworteten ganz offen den vorehelichen Verkehr; manche bejahten sogar den Ehebruch. Dieses Umdenken innerhalb der Kirchen hat ohne Frage zur Legitimation des praktizierten Wertewandels beigetragen.

Der vorläufige Konsens Anfang der 1970er lautete, dass sich das eigentliche Benehmen von Erwachsenen miteinander nicht sonderlich geändert hatte. Fantasien hätten sich erweitert, aber Häufigkeit des ehelichen Koitus beispielsweise blieb stetig bei etwa zwei Mal pro Woche. Das Verhalten der Jugend änderte sich jedoch eindeutig. Da die Pille die Angst vor ungewollter Schwangerschaft genommen hatte und der Koitus nun eine Sache des Stolzes und nicht mehr schambehaftet war, fingen Jugendliche drei bis vier Jahre früher damit an als ihre älteren Geschwister.

Jugendliche protestierten – kreativ und intensiv – für 'Liebeszimmer' in den Schulen, freie Pillenverteilung und Nacktheit und Sex auf Ferienreisen. 'Asexuelles Miteinander ist lebensfeindlich' war eine Parole der Ära. Der springende Punkt ist hier aber, dass gegenläufige Proteste und rechtliche Klagen von Eltern oder Schulleitungen von den Gerichten abschlägig beschieden wurden. Unter den älteren Experten aus der Psychologie und Pädagogik hatten nun die Liberaleren das Sagen. Sie sagten, dass Sex für junge Leute gut sei.

Nichtsdestotrotz würde jede Untersuchung, die den Aktivismus und auch die sich ändernde Praxis der älteren Generation vernachlässigt, der Bedeutung des Wandels im Laufe der 1960er und frühen 1970er Jahre in Westdeutschland nicht gerecht. Unzweifelhaft wären die Entkriminalisierung der männlichen Homosexualität 1969 und die teilweise Entkriminalisierung des Aborts 1976 nicht möglich gewesen ohne den unerschrockenen und einfallsreichen Aktivismus von älteren Liberalen ebenso wie von jüngeren Neulinken. Auch die interne Liberalisierung der CDU war hier ein entscheidender Faktor. Zugleich ist zu betonen, dass nicht nur AktivistInnen an der Revolution teilhatten. Auch haben viele in der älteren Generation von den neuen Freiheiten und Möglichkeiten freudig Gebrauch gemacht.

Schwierigkeiten mit der sexuellen Revolution

Die Neue Linke war ihrerseits entsetzt von dieser eifrigen Beteiligung der ehemals so spießigen Bevölkerung. Die Kommunarden, KinderladenaktivistInnen und marxistischen Sexaktivisten wetterten gegen den "Wichsersex der Angepaßten" sowie die Sexakrobatik und guten Ratschläge von Uhse und Kolle. Im Nachhinein zeigt sich, dass die Neue Linke, obwohl sie sich als antifaschistisch verstand, besser als antipostfaschistische Bewegung verstanden werden kann, die sich hauptsächlich am erdrückenden Konservatismus der Nachkriegsrestauration gerieben hat, ohne zu verstehen, dass diese Restauration schon in sich selbst eine Art Vergangenheitsbewältigung war.

Politpostkarte der APO: Die Aktivisten warfen diese Postkarten über Zäune von US-Kasernen und verteilten sie vor Bundeswehrkasernen. (© Günter Zint)

Gerade der Erfolg der Liberalisierung im Sexualstrafrecht und in den gängigen kulturellen Werten hinterließ Verwirrung über die Definition der Beziehung zwischen Sexualität und Politik. Die Sexualität war befreit, aber den Kapitalismus hatte man nicht stürzen können. Man vermutete sogar, der Kapitalismus, und nicht die eigene moralische Anstrengung, habe den Sex befreit. Rasch versuchte sich die Neue Linke von der 'bürgerlichen' sexuellen Revolution zu distanzieren. Schon inmitten der Hochtage der sexuellen Revolution schrieben die Autoren des Buches "Berliner Kinderläden: Antiautoritäre Erziehung und sozialistischer Kampf" (1970) mit einem bezeichnenden Nebeneinander aus Fetzen materialistischer Analyse und unaussprechlicher Sehnsucht: "Solange die Kleinfamilie – aus letztlich ökonomischen Gründen – ihre Zähigkeit bewahrt, bleibt die sexuelle Freiheit nur ein schlechtes Trostpflaster für den alltäglichen Ekel und Überdruss." Und: "Auch wenn zehnmal mehr gebumst würde als früher, wäre das keine eigentliche Befreiung der Sexualität. Denn der bloße wiederholte Orgasmus, auch wenn Mann und Frau ihn gleichzeitig erreichen, kann noch nicht als befriedigende Form der Sexualität angesehen werden." Ein Jahrzehnt später ärgerte sich ein "Konkret"-Herausgeber über die neulinke Szene, in der nur noch ein "infantiles Streichelparadies endloser Kuschelorgasmen" zu finden sei. Wo konnte man das noch erleben, wonach er sich sehnte: eine "Sexualität mit haut und haaren, auf leben und tod, mit Schweiß und tränen aus lust und Schmerz, mit leidenschaft und eifersucht, beißend, schlagend, schreiend, ein ausbruch der emotionen mit orgasmen wie chinaböller"?

Der Unmut zahlreicher Frauen über die Überheblichkeit vieler linker Männer, aber auch die offensichtliche Nichtrealisierbarkeit des Traums, dass freier Sex zu einer revolutionierten Gesellschaft führen werde, entlud sich bald in einem Geschlechterzwist. Sehr hoch waren die Erwartungen gewesen – nicht nur, dass sexuelle Befreiung unbedingt auch die Revolution herbeiführen werde, sondern auch die hohe Glückserwartung an die sexuelle Befreiung. Die feministische Kampagne für das Recht auf Abtreibung hatte große Unterstützung seitens der Männer quer durch das ideologische Spektrum gewonnen. Die aus der Kampagne hervorgegangene Frauenbewegung, die unter anderem auch besseren, für Frauen erfreulicheren heterosexuellen Sex verlangte, rief dagegen negative Reaktionen hervor.

Die neulinken Zeitschriften füllten sich mit Kommentaren zur emotionalen Notlage. Feste, monogame Zweierbeziehungen könnten auf die Dauer den Glücksansprüchen nicht gerecht werden. Die zunächst propagierte Promiskuität generierte jedoch ebenso ein großes Konfliktpotenzial. Die Frankfurter Zeitschrift "Pflasterstrand" sprach vom "totale[n] Defizit in der Diskussion um Beziehungen, Sexualität und Frauen-/Männerkampf" und beklagte "das übliche Gehänge und Gewürge, das sich tagtäglich in unseren linksradikalen Betten abspielt" und dass in den "Beziehungskisten" der 1970er Jahre "die gleichen grusligen Dramen wie in Opas und Omas Schlafzimmer noch existieren". Die Zeitschrift "Konkret" kündigte 1979 ein jährliches Sonderheft an, "weil wir rund um uns die kaputten Sexualverhältnisse sehen und die Hilflosigkeit vor ihnen". 1981 schrieb ein neulinker Mann unter dem Pseudonym Gernot Gailer einen viel diskutierten Beitrag in der "Taz" (anschließend in erweiterter Form in Ästhetik und Kommunikation). Dem alten Motto der 68er "Lust, Sex und Politik gehören zusammen" setzte Gailer entgegen: "Sex und Politik ging nie, geht nicht und wird auch nie gehen." Zudem behauptete er, nachdem er sich im weiteren Verlauf des Textes eine Vergewaltigung ausgemalt hatte: "Die eigentlich Unterdrückten sind doch wir. Wir Männer. Nieder mit der Frauenbewegung. Für mehr Peepshows. Das ist kein Witz. Ehrlich. Die Frauenbewegung nützt mir überhaupt nichts."

Solche Gefühle hegten nicht nur linke Männer. Auf rüdeste Weise Feministinnen zu diffamieren, gehörte zum westdeutschen Alltag. Das Gleiche galt für die Drohung, Männer würden die Lust auf Frauen verlieren, wenn die Frauen eigene Rechte einforderten. Quer durch das politische Spektrum argumentierten viele westdeutsche Männer, der Feminismus schade der heterosexuellen Sexualität. Unter Leistungsdruck nähmen sexuelle Funktionsstörungen bei Männern nachweislich zu. Bereits 1969 meldete die Bild-Zeitung, die Männer seien sexuell überfordert. Bis zum 25. Lebensjahr wollten deutsche Männer täglich Sex, nach dem 30. brächten Ehemänner ihren Feierabend am liebsten vor dem Fernsehapparat zu und ließen ihre Frauen wissen, sie seien 'zu müde'. Der "Stern" publizierte eine Karikatur, in der eine Frau die fehlende männliche Energie im Bett mit nikotinfreien Zigaretten verglich. "Der Spiegel" erklärte, es sei sicher bedauerlich, dass Männer ihrer Arbeit den Vorzug gäben und ihr Sexualleben vernachlässigten. Aber um dagegen etwas zu tun, brauche der Mann eine "besonders verständnisvolle Partnerin", und "das ist nur selten die Ehefrau".

Viele Frauen fühlten sich durch den Widerstand der Männer schlicht gering geschätzt. Schon 1968 hatte sich der Frankfurter Weiberrat über "sozialistischen Bumszwang" beklagt. Anfang der 1970er Jahre schrieb eine Frankfurter Studentin, die Pille werde zwar laufend als Fahrkahrte zur Emanzipation dargestellt; tatsächlich aber heiße es nun, Frauen seien "neurotisch, frustriert oder gar repressiv, wenn sie mit einem nicht schlafen wollen". Die Beschreibung sexueller Begegnungen in Verena Stefans viel gelesenem, einflussreichen Roman "Häutungen" aus dem Jahr 1975 war offensichtlich vielen Frauen vertraut: "Ich gebe mir mühe, alles richtig zu bewegen, bis er einen orgasmus hat." Trotz der Pille und obwohl dauernd in allen Details über Sex geredet wurde, empfanden sich viele Frauen "noch genauso frigide" wie früher. Die Untersuchung eines Hamburger Forschungsinstituts zeigte 1978, "jede dritte Frau wäre froh, wenn sie wenigstens einmal regelmäßig zum Höhepunkt kommen würde". Von den Behauptungen der Männer, die feministischen Forderungen nach besserem Sex würden sie einschüchtern, zeigten sich die Frauen nicht übermäßig beeindruckt. Eine Frau fasste das Dilemma sarkastisch so zusammen: "Die Männer rufen ständig nach der scharfen Frau, die ihr Begehren offen zeigt – aber wehe, sie kommt wirklich." Weder Männer noch Frauen fanden, sie kämen in ihrer Lust auch nur annähernd auf ihre Kosten.

In der Regel wurde der Feminismus dafür verantwortlich gemacht. "Die Frauenbewegung, die hat uns auf Null Bock gebracht", meinte ein Mann 1982 im "Stern". Sex hatte einmal Spaß gemacht, aber jetzt nicht mehr; es ging bergab mit der sexuellen Revolution. Anfang der achtziger Jahre hatten Männer und Frauen nicht wesentlich häufiger Sex als vor Einführung der Pille zwanzig Jahre zuvor. In einer Serie über "Sex in Deutschland" fragte der "Stern" schon 1980: "Kommt nach dem Freiheitsrausch der Katzenjammer?" Verwirrung und ein Backlash nach der sexuellen Revolution waren also schon vor HIV und Aids präsent..

Nachwirkungen der sexuellen Revolution

Aber während heterosexuelle Schwierigkeiten und Nachrufe auf die sexuelle Revolution zu medialen Dauerthemen wurden, erlebte die Schwulen- und Lesbenbewegung großen Aufschwung. Im veränderten gesellschaftlichen und politischen Klima seit Mitte der 1960er Jahre – unter dem Einfluss der 'Sexwelle', der sozialdemokratischen Regierungsbeteiligung im Rahmen der Großen Koalition (1966–69), der Studentenbewegung und der in der Bevölkerung um sich greifenden Überzeugung, die Moralvorstellung der christlichen Kirchen sei heuchlerisch – wuchs in allen im Bundestag vertretenen Parteien die Bereitschaft, das Sexualstrafrecht großzügiger zu gestalten. Zwar lehnten CDU-Politiker 'Humanitätsduselei', wie sie es nannten, weiterhin ab, räumten aber ein, dass ihrer Partei 'Modernisierung' und Anpassung "an die gewandelten Anschauungen [...] des 20. Jahrhunderts" zu Sexualfragen gut täte. Dementsprechend hob der Bundestag am 9. Mai 1969 nicht nur den Straftatbestand des Ehebruchs auf (und die anachronistische Kategorie der "Erschleichung des außerehelichen Beischlafs"), sondern auch die Strafbarkeit homosexueller Handlungen zwischen Männern über 21 Jahren. Kurzum: Der rasante Wertewandel hinsichtlich des heterosexuellen Sexualverhaltens hatte auch einem Umdenken gegenüber der Homosexualität den Boden bereitet.

1100 Menschen demonstrieren im Juni 1970 in Hollywood gegen die Diskriminierung Homosexueller. In Deutschland hob der Bundestag im Mai 1969 die Strafbarkeit homosexueller Handlungen zwischen Männern über 21 auf. (© AP)

Die Aufhebung der Strafbarkeit war die entscheidende Vorbedingung für die Entstehung der Schwulenbewegung. Den eigentlichen Anstoß lieferte der Aufsehen erregende Episodenfilm "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt". 1971 von dem kompromisslosen schwulen Filmemacher Holger Mischwitzky (besser bekannt unter seinem Künstlernamen Rosa von Praunheim) unter Mitwirkung von Martin Dannecker gedreht, rüttelte der Film das schwule Publikum mit dem Slogan "Raus aus den Klappen, rein in die Straßen!" auf. Der Film war alles andere als eine Bitte um Toleranz. Vielmehr gingen von Praunheim und Dannecker in ihrem Film von Homosexuellen für Homosexuelle scharf gegen die äußerliche Anpassung und den heimlichen, anonymen Sex vor, die für die damaligen Strategien der homosexuellen Subkultur kennzeichnend waren. Die Bedeutung dieses Films für die Schwulenbewegung in der Bundesrepublik kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Er gab den Anstoß für eine tief greifende Veränderung des Lebens vieler Homosexueller. Trotz feindseliger Ausbrüche, sarkastischer Herablassung seitens der Boulevardblätter, die von Praunheim und Dannecker wegen ihrer linken Überzeugungen angriffen und ihnen vorwarfen, sie seien "intellektuelle Gesäßsexualisten", und des Widerstands konservativer Homosexueller, konstituierte sich schon bald eine bundesweite Homosexuellenbewegung. Als sich 1978 im "Stern" unter der Überschrift "Wir sind schwul" 682 Männer namentlich und zum Teil mit Foto zu ihrer Homosexualität bekannten, war die Trendwende erreicht; von diesem Moment an ließen sich die liberaleren Massenmedien – wenn auch noch mit erheblicher Ambivalenz – mehr auf die Anliegen der Homosexuellen ein.

Lesben, die zunächst entweder mit schwulen Männern in homosexuellen Gruppen und/oder in der Frauenbewegung für das Recht auf Abtreibung mitgearbeitet hatten, bildeten nun eigene Organisationen, selbst als die vorwiegend heterosexuelle Frauenbewegung trotz anfänglicher homophober Abwehr sich zunehmend auch um die Rechte lesbischer Frauen kümmerte und den Slogan "Schluss mit dem Zwang zur Heterosexualität!" aufgriff. 1974 geriet lesbische Liebe bundesweit ins Blickfeld, als dem lesbischen Paar Marion Ihns und Judy Andersen der Prozess gemacht wurde. Die Anklage lautete, die beiden hätten einen Killer angeheuert, um Ihns gewalttätigen Ehemann, der sie zu vergiften versuchte und wiederholt vergewaltigt hatte, umbringen zu lassen. Die beiden Angeklagten wurden auch für viele heterosexuelle Frauen zu Identifikationsfiguren. Die massiv lesbenfeindlichen Einlassungen im Gerichtssaal und in der Presse wurden als Demütigung aller Frauen verstanden und zogen lautstarke Proteste nach sich: 'Gegen geile Männerpresse, für lesbische Liebe' lautete die Parole. Im Verfahren werde die weibliche Sexualität als solche an den Pranger gestellt. Heterosexuelle Frauen verfolgten auch die Diskussionen unter lesbischen Frauen über sexuelle Praktiken mit großer Aufmerksamkeit. Ihr Wunsch, von lesbischen und bisexuellen Frauen zu lernen und das ihrer Ansicht nach beschädigte Verhältnis zum eigenen Körper zu verbessern und so die Sexualität mit Männern befriedigender zu gestalten, war untrennbar mit der emotionalen und physischen Nähe verbunden, die die Frauen in der Frauenbewegung untereinander aufbauten. Gerade als das Auftreten von HIV/Aids Anlass gab, das Ende der sexuellen Revolution auszurufen, demonstrierten streitbare Schwule und Lesben weiterhin gegen Scham, Heimlichtuerei und Selbsthass, priesen unkonventionelle Formen der Sexualität und zeigten mit ihrem Beispiel, dass Menschen sich tatsächlich rund um die Themen Lust und Vergnügen politisch zusammenschließen konnten.

Paradoxerweise ging auch der deklarierte Zusammenbruch der sexuellen Revolution mit fortschreitender sexueller Liberalisierung einher. Ein Ausdruck dessen ist die 2003 vom Europäischen Parlament bestätigte Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, was man zum einen als Domestizierung eines Phänomens mit ehemals subversivem Potenzial, zum anderen als Sieg nach Jahrzehnten des Kampfes für die Menschenrechte begreifen kann. Aber auch die Entwicklung zu einer geradezu exhibitionistischen Gesellschaft und die Selbstverständlichkeit, mit der jede spezielle Vorliebe, die einst als Perversion galt und nur im Geheimen gepflegt wurde, nun in den Medien als wichtiger Bestandteil der individuellen Identität behandelt wird, zeugt von dieser Liberalisierung. Und dasselbe gilt für den enormen – wenn auch verspäteten – Erfolg der Frauenbewegung, der sich nicht zuletzt darin manifestiert, dass eine Sexualkultur geschätzt wird, in der Werte wie Aushandeln und Konsens und gegenseitige Beglückung einen hohen Stellenwert haben. Etwas endete jedoch tatsächlich in den späteren 1970er und frühen 1980er Jahren und wurde schrittweise durch etwas Neues ersetzt, das noch keinen Namen hat, aber heute, aus der Perspektive der Jahrtausendwende, als "neosexuelle Revolution" (Volkmar Sigusch) bezeichnet werden könnte.

Diese "neosexuelle Revolution" lässt sich in verschiedenen Erscheinungen diagnostizieren: in der Pharmakologisierung der Sexualität; in einer Tendenz, den 'Ego-Trip' der narzisstischen Selbstdarstellung mindestens ebenso aufregend zu finden wie die körperliche Empfindung des Orgasmus; in dem Bemühen, den Zeitaufwand für sexuelle Begegnungen so zu optimieren, dass sie der Karriere möglichst wenig schaden. Probleme, die man früher eher als psychologisch oder sozial betrachtet hätte, gelten nun als chemisch lösbar. Damit wird nicht nur die Beziehung zwischen Emotionen und Drüsen, sondern auch die zwischen dem Selbst und den anderen neu definiert. Die intensiven Bemühungen verschiedener Firmen, auch weibliche sexuelle Funktionsstörungen als medizinische Kategorie zu erfinden und damit einen Markt für 'Viagra für Frauen' zu schaffen, kann man als zweischneidiges Ergebnis der Neuen Frauenbewegung ansehen. Die Maßstäbe für 'normalen' Sex wurden hinterfragt und Verhaltensweisen und Praktiken in den Vordergrund gestellt.

Wenn kritische Beobachter zu formulieren versuchen, was sie als Entdramatisierung und Banalisierung der Sexualität zu Beginn des 21. Jahrhunderts verstehen, dient ihnen 1968 stets als der entscheidende Bezugspunkt. Ende der 1960er Jahre, darauf hat der Hamburger Sexualwissenschaftler Gunter Schmidt hingewiesen, waren sowohl die neulinken Studenten als auch die alarmierten religiösen Konservativen, die sich über sie empörten, davon überzeugt, dass die Sexualität eine weltbewegende Kraft sei. Die Radikalen wollten sie befreien, die Konservativen sie in ihre Schranken verweisen, aber beide glaubten fest an ihre Macht. Die Sexualwissenschaftler von heute stellen aber fest, dass in den westlichen Gesellschaften seit den 1980er Jahren nicht nur die Begierde zurückgegangen ist, sondern auch die Überzeugung, dass Begierde eine ungebärdige Kraft sei, die im Einzelnen oder zwischen den Einzelnen aufbricht. Stattdessen habe die Konsumgesellschaft einen endlosen Kreislauf aus Reiz und Erregung, Zurschaustellung und Schauen, eine beständige Suche nach immer neuem Kitzel statt nach endgültiger Befriedigung in Gang gesetzt. Stimulierung sei allgegenwärtig, aber die Körper reagieren nicht. Wie Schmidt kurz und bündig formuliert: "Der Begriff 'Leidenschaft' ist heute so obsolet wie der der 'sexuellen Sünde'."

Manche Beobachter meinen, selbst bei direkten körperlichen Kontakten seien die physiologischen Reaktionen mittlerweile so weitgehend von den Gefühlen abgelöst, dass ein Orgasmus mehr der Selbstversicherung diene und als Trophäe im Kampf mit dem anderen Körper zähle, als dass er das lustvolle Ergebnis einer sexuellen Begegnung vor dem Hintergrund einer starken Anziehung durch ein bestimmtes anderes menschliches Wesen sei. Aus einer derart illusionslosen Sicht heraus wird Sexualität nichts anderes als die Betätigung "zweier irgendwie aneinander manipulierender Personen". In diesem Klima von Lustlosigkeit und Unbehagen erscheint das Jahr 1968 als eine Zeit, in der Verbote der Sexualität immerhin noch einen Reiz verliehen hatten.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Dannecker 2001, S. 173.

  2. Crull / Hagedorn 1962.

  3. Plack 1967, S. 309.

  4. Breiteneicher et al. 1971, S. 13, 16

  5. Gebhart 1969

  6. Bott 1970, S. 51, 54, 56 f.

  7. Rohrwasser 1975, S. 9.

  8. Der Spiegel, 3.8.1970, S. 38; Der Spiegel, 2.5.1966, S. 54.

  9. Der Spiegel, 2.5.1966, S. 54.

  10. Zit. in: Ihr könntet uns Liebe erlauben, in: Der Spiegel, 8.4.1968, S. 91.

  11. Abgedruckt in Stern, Nr. 49, 1971, S. 78.

  12. Plakette, zu sehen in: Die Zeit, Nr. 24, 11.6.1971, S. 48.

  13. Zit. in: Liebe im Schlafsack, in: Stern, Nr. 49, 1971, S. 76 f.

  14. Gremliza 1981.

  15. Sadoun et al. 1970, S. 108 f.

  16. Gremliza 1981.

  17. Sexualität: Wenig Fortsetzung..., in: Pflasterstrand, Nr. 12.–25.1.1978, S. 19. Und hier die erstaunliche Geschichte Beziehung, die, kaum hatte sie begonnen, auch schon wieder war, in: Pflasterstrand, Nr. 21, 15.12.1977–11.1.1978, S. 25.

  18. Sexualität Konkret, Nr. 1, 1979, S. 4.

  19. Gailer 1980, S. 84 f., 91.

  20. Bis 25: Täglich Liebe. Ab 30: Ich bin so müde, in: Bild,

  21. Stern-Karikatur und Spiegel-Kommentar abgedruckt Jüngstes Gerücht, in: Der Spiegel, 28.2.1977, S. 190 f.

  22. Flugblatt, abgedruckt in: Siepmann et al. 1984, S. 174.

  23. Zum Wandel der Sexualmoral, Seminarreferat an der Frankfurt, Anfang der 1970er Jahre. Privates Archiv von Flügge, Frankfurt a. M.

  24. Stefan 1975, S. 25.

  25. Siebenschön 1975.

  26. SEAT-Studie und Zitat aus Kolb 1980.

  27. Zit. bei Zander 1982.

  28. Kolb 1980.

  29. Bundestagsdebatte, 9. Mai 1969 (232. Sitzung) in Verhandlungen des deutschen Bundestages, 5. Wahlperiode: Stenographische Berichte, 70, Bonn 1969, S. 12829, 12832. Erster Schriftlicher Bericht des Sonderausschusses für die Strafrechtsreform, in: Verhandlungen... Anlagen, Bonn 1969, S. 3.

  30. Kuhlbrodt 1984.

  31. Pater 2006.

  32. Schmidt 1996.

  33. Kurt Starke zit. in: Mühlberg 1995, S. 21.

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