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Unter der NS-Herrschaft ermordete Juden nach Land

Kim Wünschmann

/ 3 Minuten zu lesen

Diese Karte stellt die Dimensionen des Völkermordes an den europäischen Juden im Einflussbereich der Nationalsozialisten dar sowie die spezielle politische Situation in den einzelnen Ländern. Bis zu sechs Millionen Juden wurden im Zuge der rassistischen Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten ermordet, die meisten von ihnen stammten aus dem ehemaligen Polen und der Sowjetunion.

(© bpb, Jan Fischer)

Als die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland an die Macht kamen, lebten Juden in allen Ländern Europas. Besonders im östlichen Mitteleuropa – in Polen, Rumänien und Ungarn – sowie in der Sowjetunion bestanden große jüdische Gemeinden. Abhängig vom Kriegsverlauf und davon, ob ein Gebiet den Deutschen direkt unterstand, waren Ausmaß und Zeitpunkt der Verfolgung und Vernichtung von Land zu Land verschieden.

Die Vertreibung der Juden aus dem Deutschen Reich betrieb das NS-Regime bis 1941 vor allem mittels Entrechtung, Enteignung und antisemitischer Gewalt. Als danach die Deportationen einsetzten, zielte die NS-Judenpolitik bereits auf eine systematische Vernichtung der europäischen Juden ab. Ein Netz aus tausenden von Ghettos und Lagern, in denen Juden misshandelt, zur Arbeit gezwungen und ermordet wurden, umspannte weite Teile Europas. Im besetzen Polen bestanden ab 1941 spezielle Vernichtungslager, in denen fast 3 Millionen Menschen durch Giftgas getötet wurden. Im Osten fielen Hunderttausende den Massenerschießungen durch Einsatzgruppen, Polizei- und Armeeverbände zum Opfer. Von den über 9 Millionen Juden, die in den Ländern lebten, welche im Laufe des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen kontrolliert wurden, verloren etwa zwei Drittel ihr Leben im Holocaust.

Die Karte zeigt die zahlenmäßige Dimension der Vertreibung und Ermordung der europäischen Juden. Die besondere Situation in jedem Land beschreibt ein Informationskasten, der sich per Mausklick auf das jeweilige Länderfeld aufrufen lässt. Für jedes Land – dargestellt in seinen Grenzen vor der deutschen Eroberung – finden sich außerdem die geschätzten Zahlen der vor dem Holocaust dort lebenden Juden sowie der Todesopfer.

Diese Zahlen können, wie auch die Gesamtzahl von rund 6 Millionen jüdischer Opfer des Nationalsozialismus, lediglich grobe Schätzungen sein. Vor allem aufgrund der lückenhaften Quellenlage lässt sich eine genaue Todeszahl nicht mehr errechnen. Die Täter zerstörten bei Kriegsende den Großteil der Beweise für ihre Verbrechen; die überwältigende Mehrheit der Verfolgten starb, ohne dass sie Zeugnis ablegen konnten. Erschwert werden die Schätzungen zudem durch die Frage, wer überhaupt zur jüdischen Opfergruppe zu zählen ist. Ungeachtet persönlicher Selbstbestimmung erklärten die Nationalsozialisten auch Menschen zu Juden, die sich selbst nicht als solche betrachteten. Mit dem Ziel, eine gesicherte Mindestzahl von Todesopfern zu errechnen, wird in der dieser Karte zugrundeliegenden Forschung sorgsam darauf geachtet, Doppelzählungen zu vermeiden, die durch mehrfache Grenzverschiebungen und die sich in alle Himmelsrichtungen bewegenden Ströme jüdischer Flüchtlinge entstehen können. Dies erweist sich als besonders heikel im Fall von Polen und der Sowjetunion – Ländern, in denen die Haupttatorte des Holocaust lagen.

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Fussnoten

Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg. Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur, zum Schicksal von Zivilist:innen im Krieg und zu Geschichte im Comic.
Email: E-Mail Link: kim.wuenschmann@igdj-hh.de