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Handout: "For Eyes Only – Streng geheim" | The Celluloid Curtain | bpb.de

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Handout: "For Eyes Only – Streng geheim" DDR 1962/63, Agentenfilm

/ 15 Minuten zu lesen

Handout mit umfangreichen Informationen zum Film, Anregungen zur Unterrichtsvertiefung sowie einem Arbeitsblatt für die Gruppenarbeit von Schülerinnen und Schülern.

  • Interner Link: PDF-Version (131 KB)

    Uraufführung: 19.07.1963, Ost-Berlin, Kosmos
    Verleih: Progress-Film, Berlin
    Regie: János Veiczi
    Drehbuch: Harry Thürk, János Veiczi
    Kamera: Karl Plintzner
    Schnitt: Christel Ehrlich
    Musik: Günter Hauck
    Darsteller: Alfred Müller, Helmut Schreiber, Ivan Palex, Hans Lucke, Werner Lierck u.a.
    Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, Potsdam-Babelsberg
    Laufzeit: 104 Min.
    Format: 35 mm, s/w

    FSK: ab 12 J.
    Altersempfehlung: ab 15 J.
    Klassenstufen: ab 10. Klasse
    Themen: Ost-West-Konflikt, Geheimdienste, (Deutsche) Geschichte
    Unterrichtsfächer: Geschichte, Politik/Sozialkunde, Ethik/Religion, Deutsch

    Rechtekontakt für (Schul-)Vorführungen: PROGRESS Film-Verleih. Die DVD ist bei Icestorm erschienen.

    Inhalt


    Stasi-Mitarbeiter Hansen ist ein Doppelspion: Beauftragt vom MfS hat er sich in die Zentrale des US-amerikanischen Militärgeheimdienstes MID in Würzburg eingeschleust. Die Amerikaner halten ihn für einen Überläufer. Doch Hansen nutzt ihr Vertrauen, um seinen Auftrag zu erfüllen: Er soll hoch brisante Unterlagen über einen geplanten NATO-Angriff auf die DDR entwenden und über die Grenze schmuggeln. Mit Tricks, Kalkül und raffiniertem Spionagewerkzeug verfolgt der Agent seinen Plan, doch plötzlich wird sein MID-Vorgesetzter Major Collins misstrauisch. Er vermutet ein Leck in den eigenen Reihen und lässt Hansen vernehmen. Hansen gelingt es, einen Spion des westdeutschen BND zu enttarnen und die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Nachdem er alle Hindernisse aus dem Weg geräumt hat, belädt er seinen Wagen mit dem als Kühlschrank getarnten Safe. Der Fluchtplan scheitert jedoch, und so gerät der Grenzübertritt zum actiongeladenen Showdown.

    Entstehungskontext


    Mit For Eyes Only – Streng geheim bringt das staatliche Filmstudio der DDR im Juli 1963 ein halbes Jahr nach der Premiere des ersten James-Bond-Films in der Bundesrepublik seinen eigenen Agenten-Helden auf die Leinwand. Der Film basiert auf realen Ereignissen aus dem Jahr 1956, als dem Geheimdienst der DDR ein erfolgreicher Coup in Westdeutschland gelang. Im Rahmen der "Aktion Schlag" brachte der Geheime Mitarbeiter des MfS Horst Hesse (Deckname: Horst Berger) im Mai 1956 in der Zentrale des US-amerikanischen Militärgeheimdienstes in der Bundesrepublik einen Panzerschrank mit geheimen Akten in seinen Besitz und schmuggelte ihn über die Grenze nach Ostdeutschland. Im Vorspann von For Eyes Only – Streng geheim wird auf diesen Fall angespielt: "Die Handlung des Films ist frei erfunden – Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten und lebenden Personen sind beabsichtigt".

    For Eyes Only – Streng geheim entsteht sechs Jahre später, in einer der Hochphasen des Kalten Krieges: Der Bau der Berliner Mauer (13. August 1961), mit der sich die DDR gegenüber dem Westen abgeschottet hat, liegt ein Jahr zurück; während der Kubakrise kommt es beinahe zu einem Atomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion (16.-28. Oktober 1962). Produziert wird der Film vom staatlichen Filmstudio der DDR, der DEFA, in Potsdam-Babelsberg. Das Filmschaffen in der DDR ist staatlich kontrolliert, bereits vor dem Dreh wird jedes Drehbuch der Zensurbehörde "zur Abnahme" vorgelegt. Obwohl die Filmpolitik den Filmschaffenden nach dem Beginn des Mauerbaus zunächst mehr Freiheiten zubilligt, haben Parteifunktionäre in der DEFA stets das letzte Wort. Der Stoff zu For Eyes Only – Streng geheim passt gut ins Konzept der sozialistischen Kulturpolitik. Ein Film, der die Schwächen der westlichen Geheimdienste herausstellt und einen Stasi-Spion als Helden feiert, kann und soll die öffentliche Meinung lenken. Der größte Propagandaschachzug ist dabei der erfundene NATO-Angriffsplan, der im Film den Aktendiebstahl legitimiert. In Wirklichkeit befanden sich in dem von Horst Hesse 1956 entwendeten Panzerschrank Personalakten, die 137 Mitarbeiter des US-amerikanischen Geheimdienstes in der DDR auffliegen ließen. Die seit 1957 geltende NATO-Nuklearstrategie der "Massiven Vergeltung" bildet den realen Hintergrund für den in For Eyes Only – Streng geheim ausgebreiteten angeblichen Plan eines Angriffs auf die DDR.

    Nicht nur den Kinobesuchern sollte das Bedrohungsszenario als reale Gefahr im Gedächtnis haften bleiben. Auch der echte Spion Horst Hesse wurde von seinen Vorgesetzten lange in dem Glauben gelassen, er habe der Stasi tatsächlich einen NATO-Angriffsplan übergeben und damit sein Land gerettet. Der Dokumentarfilm For Eyes Only – Ein Film und seine Geschichte (D 2008) von Gunther Scholz beleuchtet die Hintergründe des Spionagefalls und dessen Verfilmung und zeigt, dass Doppelagent Hesse trotz seiner gefährlichen Mission nur ein austauschbares Rädchen im Getriebe des DDR-Geheimdienstes war und für propagandistische Zwecke missbraucht wurde. Dass seine Geschichte verfilmt wurde, erfuhr Hesse erst nach der Premiere des Films. Die Parteifunktionäre hatten eine Begegnung des Drehbuchautors Harry Thürk mit dem ehemaligen Agenten bewusst vermieden. Der Film war ein Riesenerfolg: Bereits nach drei Monaten hatten ihn über eine Million DDR-Bürger gesehen.

    Figuren und Figurengruppen


    Hansen
    MfS-Agent Hansen ist der Sympathieträger des Films, verkörpert durch den damals noch unbekannten Schauspieler Alfred Müller. Pflichtbewusst und zielstrebig erledigt der Doppelagent seine Arbeit, wobei er sich raffinierter Spionagewerkzeuge bedient und mit der Waffe umzugehen weiß. Er ist intelligent, charmant und hat auch in brenzligen Situationen immer einen lässigen Spruch auf den Lippen. Obwohl er auf Menschen schießt und seinen Sohn in Ostdeutschland zurückgelassen hat, bleibt seine moralische Integrität unbestritten. Hansen gibt den Prototyp des loyalen DDR-Bürgers ab, der für den Aufbau des Sozialismus arbeitet und dabei sogar sein Leben riskiert. Damit wird er zu einem Vorbild für die Bevölkerung stilisiert.

    Die westlichen Geheimdienste
    Die westlichen Geheimdienste, die im Film vorkommen, sind der US-amerikanische Militärgeheimdienst MID und der westdeutsche Bundesnachrichtendienst (BND). Sie kooperieren nicht, sondern arbeiten gegeneinander. Schuck, der Agent des BND, wird von Major Collins beim Abfotografieren geheimer Akten des US-amerikanischen Militärgeheimdienstes überrascht. Konkurrenz als konstituierendes Merkmal des Kapitalismus, so legt es der Film nahe, führt zu Uneinigkeit und Verwundbarkeit. Die Mitglieder des amerikanischen Geheimdienstes und ihre Zuarbeiter werden im Film als unmoralisch und korrupt gekennzeichnet. Ihre Freizeit verbringen sie mit Glücksspiel, Amüsement und Bestechung.

    MID-Major Collins
    Major Collins ist Hansens Vorgesetzter beim MID. Im Film wird er als Prototyp des unmoralischen und raffgierigen West-Geheimdienstagenten dargestellt. In der heißen Phase des Verdachts der Unterwanderung verlässt er seinen Posten, um einer sexuellen Affäre nachzugehen. Einen Doppelspion in den Reihen des MfS, der für ihn arbeitet, zieht er bei der Bezahlung über den Tisch, um sich selbst zu bereichern.

    Der Stasi-Oberst
    Der Stasi-Oberst ist Hansens Chef beim MfS. Im Gegensatz zu Major Collins wird er als väterlicher Vorgesetzter charakterisiert, der seine Agenten wie seine eigenen Söhne behandelt und ihre Sorgen teilt. Seine Solidarität steht als sozialistische Tugend im Kontrast zum Egoismus der West-Agenten.

    Filmästhetische Mittel


    Genre
    For Eyes Only – Streng geheim ist ein Spionagefilm mit einer ideologischen Prägung, wie sie typisch für das Genre zur Zeit des Kalten Krieges ist. Spionagefilme spiegeln klassischerweise die Angst vor dem unbekannten Anderen, das das eigene Territorium zu überwältigen und zu beherrschen droht. Während des Kalten Krieges ist dieses Andere der politische Feind jenseits des Eisernen Vorhangs. Paradigmatisch für den Spionagefilm ist eine schwarz-weiß malende Figurenzeichnung, die dem Zuschauer "Gut" und "Böse" zu unterscheiden hilft und ihn dazu bringen soll, sich mit den Protagonisten der "richtigen" Seite zu identifizieren. Im Kontext des Kalten Krieges entscheidet der Produktionsstandort, welche Seite im Film die "gute" ist. Das Genre des Spionagefilms eignete sich hervorragend, um es für propagandistische Zwecke zu instrumentalisieren. In den sozialistischen Ländern zeichneten sich Spionagefilme meist durch eine überspitzte Figurenzeichnung westlicher Geheimdienstagenten aus, so auch For Eyes Only. Neben der Charakterisierung der Figuren werden auch filmästhetische Mittel eingesetzt, um Fremd- und Selbstbilder zu konturieren.

    Ausstattung, Musik und Licht
    Wie For Eyes Only – Streng geheim durch die Raumgestaltung, den Einsatz von Licht und die musikalische Untermalung subtil vermittelt, welcher der Geheimdienste "Freund" ist und wer "Feind", soll anhand jener Sequenz zu Beginn des Films herausgestellt werden, in der die Abteilungsleiter beider Seiten zu Planungstreffen zusammenkommen. Die Arbeitsatmosphäre im Headquarter in Frankfurt am Main ist nüchtern. Neonleuchten und Lamellenvertäfelung verleihen dem Raum etwas Kühles, Steriles. Die Sitzung wird vom MID-General vom Kopfende eines langen Tisches aus geleitet, jeder der Abteilungsleiter hat ausschließlich Fakten vorzutragen. Die Berichte über die Vorbereitungen des Angriffs werden mit einer Spannung erzeugenden Musik unterlegt.

    Ganz anders die Sitzung im Ministerium für Staatssicherheit in Ost-Berlin: Hier ist die Atmosphäre aufgelockert, der MfS-Oberst sitzt nicht auf seinem Chefsessel, sondern beugt sich neben seinen Mitarbeitern stehend über eine Landkarte. Im Verlauf des Gesprächs bewegt er sich durch den Raum, setzt sich auf die Tischkante. Man raucht, trinkt Kaffee. Das Licht wirkt warm, der Raum ist mit Büchern und Fotos sozialistischer Führungsfiguren ausgestattet. Die beiden Gespräche sind in einer Parallelmontage gegeneinander geschnitten, so dass der Kontrast und damit das Feind- und Selbstbild spürbar werden.

    Hintergrund und weiterführende Themen


    Zur Einordnung des historisch belegten Falls Horst Hesse in größere zeitgeschichtliche Zusammenhänge kann als Nachbereitung im Unterricht die Rolle der Geheimdienste während des Kalten Krieges behandelt werden. Dabei können die Aufgaben der Geheimdienste thematisiert und in Anlehnung an den Film der ideologische Sprachgebrauch des MfS beleuchtet und/oder anhand eines Fallbeispiels ein weiterer berühmter Spionagefall durchgenommen werden.

    Geheimdienste im Kalten Krieg
    Im Zuge der Blockbildung und der Konfrontation der politischen Systeme nach dem Zweiten Weltkrieg – Marktwirtschaft, Demokratie und Kapitalismus auf der einen und Planwirtschaft, Diktatur und Sozialismus auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs – erleben die Geheimdienste eine Blütezeit. In der Phase der atomaren Hochrüstung ist der Kalte Krieg für die Geheimdienste vor allem ein Wettlauf um Informationen über die politischen und militärischen Absichten des Gegners. Ihre primäre Aufgabe ist daher die Spionage und die Abwehr gegnerischer Spione. Bis die Sowjetunion 1949 erstmals erfolgreich eine Atombombe zündet, ist das wichtigste Ziel der sowjetischen Außenspionage die US-amerikanische Atomforschung. Danach geht es auf beiden Seiten darum, das Waffenpotential des Gegners auszukundschaften und Einsicht in Rüstungs- und mögliche Angriffspläne zu erhalten. Neben der politischen und militärischen spielt auch die Industriespionage eine große Rolle, wobei es hauptsächlich die Sowjetunion ist, die westliche Computer und Militärflugzeuge nachbaut. Eine wichtige Aufgabe von Spionen ist zudem das Eindringen in gegnerische Geheimdienste – die so genannte Gegenspionage –, um deren Aktivitäten unbemerkt zu stören und um Informationen über gegnerische Agenten im eigenen Land zu sammeln. Dies gelingt über das Anwerben von Agenten der anderen Seite oder über das Einschleusen eigener Mitarbeiter. Neben der Spionage durch Agenten gewinnt ab Mitte der 1950er-Jahre auch die Luftaufklärung und ab Beginn der 1960er-Jahre die satellitengestützte Spionage an Bedeutung Darüber hinaus unterstützen die Geheimdienste Oppositionelle und Terroristen sowie deren Umsturzversuche in gegnerischen Ländern und verüben Attentate auf Agenten oder Politiker.

    Ideologisches Vokabular des DDR-Geheimdienstes
    Das als "Geheime Verschlußsache" nicht im Buchhandel der DDR erhältliche "Wörterbuch der Staatssicherheit" des MfS mit Definitionen zur "politisch-operativen Arbeit", das 1970 in der ersten Auflage für den internen Dienstgebrauch fertiggestellt wurde, gibt Aufschluss über den gebräuchlichen Jargon und die ideologische Legitimierung der geheimdienstlichen Aktivitäten des MfS. Die Spionagetätigkeit des MfS im Ausland wird als "politisch-operative Aufklärungsarbeit im und nach dem Operationsgebiet" bezeichnet. Die nachstehenden Erläuterungen sind ein Paradebeispiel für das ideologisch aufgeladene Vokabular östlich des Eisernen Vorhangs. Als wichtiges Ziel der "politisch-operativen Aufklärungsarbeit" gilt so etwa, "die die Sicherheit und die Interessen der DDR, der sozialistischen Staatengemeinschaft, der kommunistischen Weltbewegung und anderer revolutionärer Kräfte gefährdenden oder beeinträchtigenden Pläne [...] des Feindes rechtzeitig und zuverlässig aufzuklären und Überraschungen auf politischem, militärischem und wissenschaftlich-technischem Gebiet zu verhindern" oder aber "die internationale Position des Sozialismus und seiner Verbündeten in der Klassenauseinandersetzung mit dem Imperialismus zu festigen und zu stärken".

    Berühmte Spionagefälle des Kalten Krieges: Der Kanzleramtsspion
    Zum spektakulärsten Spionagefall in der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde der Stasi-Spion Günter Guillaume. Als Referent im Kanzleramt und persönlicher Berater des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt hat der MfS-Offizier Guillaume ab 1972 Zugang zu geheimen Regierungsunterlagen und zu Interna aus dem Führungszirkel der SPD. Obwohl er und seine ebenfalls als Agentin für das MfS arbeitende Ehefrau Christel kaum nennenswerte Informationen an die Stasi übermitteln und sich der Schaden für die Bundesrepublik in Grenzen hält, ist die Enttarnung eines Spions an der Seite des Kanzlers am 24. April 1974 ein Schock für die bundesdeutsche Öffentlichkeit. Willy Brandt zieht persönliche Konsequenzen aus der Affäre und erklärt am 6. Mai 1974 seinen Rücktritt.

    Filmtipp


    Three Days of the Condor / Die drei Tage des Condor
    USA 1975, Regie: Sydney Pollack
    Dieser Klassiker des US-Spionagefilms zählt zu jenen Genre-Beispielen der 1970er-Jahre, die die Funktionsweisen und Tätigkeiten der Geheimdienste kritisch hinterfragen. Joseph Turner – Deckname "Condor" – arbeitet für den Nachrichtendienst CIA in einer als American Literary Historical Society getarnten New Yorker Dienststelle. Entgegen den üblichen Agentenklischees findet sein beruflicher Alltag in erster Linie am Schreibtisch statt: Turner durchsucht internationale Belletristik nach verschlüsselten Botschaften fremder Geheimdienste. Als er eines Tages nach einer Besorgung ins Büro zurückkommt, findet er sämtliche Mitarbeiter erschossen vor. Der Täter hat es jedoch eigentlich auf ihn abgesehen. Auf seiner Flucht erkennt Turner, dass sein eigener Arbeitgeber, die CIA, hinter dem Attentat steckt. Ein spannendes Katz- und Maus-Spiel beginnt.

    Mit seinem Film reflektiert Regisseur Sydney Pollack die Gefahr eines übermächtigen und damit unkontrollierbaren Geheimdienstapparates, in dem Führungspersonen nach eigenen Interessen handeln und unliebsam gewordene Mitarbeiter ausschalten. Turner muss feststellen, dass er nur ein Rädchen in einem undurchschaubaren Machtgefüge ist.

    Der Regisseur János Veiczi


    * 30.09.1924 in Budapest, † 26.06.1987 in Berlin
    In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, beginnt János Veiczi nach Abschluss der mittleren Reife ein Fachabitur für Maschinenbau und Elektrizität. Während des Zweiten Weltkrieges wird er 1944 zusammen mit seiner Ehefrau als Zwangsarbeiter nach Berlin verschleppt und muss in dem Rüstungswerk "Dollberg AG" in Berlin-Rudow arbeiten. Nach Kriegsende bewirbt er sich im DEFA-Studio für Nachwuchskräfte. Von 1949 bis 1952 studiert er in der Klasse für Regie und Dramaturgie, danach ist er zunächst als Regie-Assistent tätig, u.a. für Gerhard Klein. 1956 dreht er seinen ersten Spielfilm Zwischenfall in Benderath. In seinen insgesamt sieben Langspielfilmen beschäftigt sich Veiczi mehrfach mit politischen Themen wie dem Nationalsozialismus und dem Kalten Krieg. For Eyes Only – Streng geheim ist sein erfolgreichster Film.

    Literaturtipps


    Norbert Grob: Like Puppets On A String. Notizen zum späten Spy Thriller. In: Kalter Krieg. 60 Filme aus Ost und West. Katalog der Retrospektive der 41. Internationalen Filmfestspiele Berlin, hrsg. von der Stiftung Deutsche Kinemathek. Berlin 1991, S. 184-202. Behandlung des Films For Eyes Only – Streng geheim im Vergleich zu anderen Spionagefilmen

    Hubertus Knabe: Der Kanzleramtsspion. In: Wolfgang Krieger (Hrsg.): Geheimdienste in der Weltgeschichte. Spionage und verdeckte Aktionen von der Antike bis zur Gegenwart. Verlag C.H. Beck, München 2003, S. 216-229. Ausführliche Schilderung des Spionagefalls Günter Guillaume

    Ingrid Poss, Peter Warnecke: Spur der Filme. Schriftenreihe der bpb (Band 568). Bonn 2007. Regisseure, Schauspieler, Kameraleute, Dramaturgen und Autoren berichten von ihrer Arbeit bei der DEFA

    Bernd Stöver: Der Kalte Krieg 1947-1991. Geschichte eines radikalen Zeitalters. Verlag C. H. Beck, München 2007. Darin insbesondere das Kapitel 5: "Eine Welt in Waffen", Unterkapitel: "Der Krieg der Geheimdienste". Überblick über die verschiedenen Tätigkeitsbereiche der Geheimdienste und die spektakulären Spionagefälle im Kalten Krieg

    Bernd Stöver: Zuflucht DDR. Spione und andere Übersiedler. Verlag C. H. Beck, München 2009, S. 246-254. Schilderung der "Aktion Schlag" im Jahr 1956 – Spionagefall Horst Hesse

    Weiterführende Links


    bpb.de: Informationen zur politischen Bildung (Heft 245): Internationale Beziehungen I Aufsätze und Quellenmaterial zu Entstehung und Entwicklung des Ost-West-Konfliktes Externer Link: http://www.bpb.de/publikationen/90DR2J

    bpb.de: Kontraste – Auf den Spuren einer Diktatur, Glossar Glossar zu politischen Begriffen und Institutionen in der DDR Externer Link: http://www.bpb.de/themen/6X7JLZ,3,0,Glossar.html#art3

    bpb.de: Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik: Ministerium für Staatssicherheit Externer Link: http://www.bpb.de/wissen/064032503006534767538959
    93768824,0,0,Ministerium_f%FCr_Staatssicherheit_%28MfS%29.html


    Private, journalistische Website mit deutschsprachigem Informationsportal zum Thema Nachrichtendienste; Glossar und Literaturtipps Externer Link: http://www.geheimdienste.org

    Das "Lebendige virtuelle Museum Online" des Deutschen Historischen Museums Ausführliche Hintergrundinformationen über die Zeit des Kalten Krieges Externer Link: http://www.hdg.de/lemo/html/DasGeteilteDeutschland/index.html

    Website des Filmverleihs Progress-Film mit Informationen zu For Eyes Only – Streng geheim
    Externer Link: http://www.progress-film.de/de/filmarchiv/film.php?id=315

    Interview mit den Schauspielern Alfred Müller und Eva-Maria Hagen über den Film For Eyes Only – Streng geheim
    Externer Link: http://www.superillu.de/kino-tv/_For_eyes_only__264708.html

    Radiofeature von Deutschlandradio Kultur zum Thema "Der Kalte Krieg im Spionagefilm" Externer Link: http://wissen.dradio.de/kino-der-kalte-krieg-im-spionagefilm.38.de.html?dram:article_id=10449&sid=


    Anregungen für den Unterricht


    FachThemaSozialformen und Methoden
    DeutschFiguren-
    beschreibung
    Einzelarbeit (EA): Porträts von Hansen, Major Collins und dem Stasi-Oberst entwerfen, dabei auf Eigenschaften und Verhaltensweisen eingehen.
    StereotypeGruppenarbeit (GA): die Charakterisierung der westlichen Geheimdienstagenten und der DDR-Geheimdienstagenten im Film analysieren und in einer Tabelle gegenüberstellen, dazu Filmszenen als Beleg nennen.
    FilmvergleichPlenum (PL): Die Figur Hansen aus For Eyes Only mit James Bond vergleichen, zum Beispiel anhand einiger Ausschnitte aus James Bond jagt Dr. No (GB 1962). Ähnlichkeiten und Unterschiede in einem Schaubild zusammentragen, die Charakterisierung der beiden Figuren vor dem Hintergrund der politischen Systeme analysieren.
    Geschichte / Politik / SozialkundeGeheimdienste im Kalten KriegEA: Zur Einordnung des belegten Falls Horst Hesse in größere zeitgeschichtliche Zusammenhänge ein Kurzreferat zu den Aufgaben und Tätigkeiten der Geheimdienste im Kalten Krieg erarbeiten.
    Spionagefall Horst HesseEA: Berichterstattung über den Spionagefall Horst Hesse in der SZ und im ND vom 11.7.1956 vergleichen.
    PL: Ergebnisse zusammentragen und Rückschlüsse über die Art und Weise der Berichterstattung zur Zeit des Kalten Krieges ziehen und mit der heutigen Berichterstattung vergleichen.
    PropagandaEA: Einträge aus dem "Wörterbuch der politisch-operativen Arbeit" des Ministeriums für Staatssicherheit lesen und ideologische Begrifflichkeiten markieren. GA: Analysieren, wie sich die Ideologie der Stasi in der Charakterisierung der Westagenten in For Eyes Only spiegelt und Beispiele notieren.
    Spionagefall Günter GuillaumeEA: Kurzreferat zum Spionagefall Günter Guillaume erarbeiten.
    PL: Anhand der Karikatur aus dem westdeutschen Satiremagazin "Pardon" die Bedeutung der freien Meinungsäußerung und der Freiheit der Medien diskutieren, insbesondere im Vergleich zur ideologisch gefärbten Aufarbeitung des Spionagefalls Horst Hesse im Film For Eyes Only.
    Kunst / MusikFilmische Gestaltungs-
    mittel
    GA: Ausstattung, Einstellungsgrößen und musikalische Untermalung und deren Wirkung in den Besprechungs-
    szenen im Headquarter und im Ministerium für Staatssicherheit analysieren und vergleichen.
    PL: Ergebnisse mit Hilfe von Standbildern oder Filmausschnitten präsentieren.



    Arbeitsblatt

    Der als Mitarbeiter des US-amerikanischen Geheimdienstes getarnte Stasi-Spion Hansen soll hoch brisante Informationen über einen geplanten Angriff auf Ostberlin in die DDR schmuggeln. Mit Tricks, Kalkül und raffiniertem Spionagewerkzeug verfolgt der Agent seinen Plan, doch plötzlich wird sein Vorgesetzter misstrauisch...

    Der DDR-Film For Eyes Only hatte ein halbes Jahr nach dem Start des ersten James-Bond-Films in der BRD seine Premiere in Ost-Berlin. Stasi-Agent Hansen war der sozialistische Gegenentwurf zu "007", die Charakterisierung seiner Kollegen zu beiden Seiten des Eisernen Vorhangs spiegelt die Ideologie der damaligen sozialistischen Staatsführung. Die Aufgaben richten sich an Schüler/innen ab 15 Jahren und regen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Darstellung des realen Spionagefalls Horst Hesse aus dem Jahr 1956 im DDR-Spielfilm an. Sie eignen sich für den Einsatz in den Schulfächern Deutsch, Geschichte, Politik, Sozialkunde, Kunst und Musik.

    Aufgabe 1: Vorbereitung auf die Filmsichtung


    Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik/Sozialkunde

    1. Recherchieren Sie die Namen und Kurzbezeichnungen der Geheimdienste in den Ländern BRD, DDR und USA zur Zeit des Kalten Krieges. Klären Sie mit Hilfe des Glossars außerdem die Bedeutung folgender Begriffe:

      • E-Fall

      • Schweigefunker

      • Diversionstätigkeit

      • Operationsgebiet

    2. Erarbeiten Sie ein Kurzreferat zum Spionagefall Horst Hesse aus dem Jahr 1956.

    3. Beobachtungsaufgaben für die Filmsichtung:

      • Notieren Sie sich Stichworte zur Charakterisierung der Figuren und Figurengruppen.

      • Achten Sie auf die filmischen Gestaltungsmittel (Bildausschnitt, Einstellungsgrößen, Lichtgestaltung, Montage, musikalische Untermalung) in den beiden Besprechungsszenen im ersten Drittel des Films.

    Aufgabe 2: Selbst- und Fremdbilder


    Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik/Sozialkunde
    1. Analysieren Sie in Kleingruppen die Charakterisierung (Arbeitsatmosphäre, Arbeitsmoral, Freizeitgestaltung) der westlichen Geheimdienstagenten und der DDR-Geheimdienstagenten. Stellen Sie sie in einer Tabelle gegenüber und nennen Sie Filmszenen als Beleg.

    2. Entwerfen Sie aus Sicht des Ministeriums für Staatssicherheit eine fiktive Stellenanzeige, um einen neuen Agenten anzuwerben. Nehmen Sie dabei die Figur Hansen als Vorbild.

    3. Analysieren Sie im Plenum das Verhältnis von Hansen zu seinem Vorgesetzten im Ministerium für Staatssicherheit und diskutieren Sie, warum dies in einem DDR-Film auf diese Weise dargestellt wurde.

    Aufgabe 3: Hintergrund: der reale Spionagefall Horst Hesse in der Presseberichterstattung


    Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik, Politik/Sozialkunde
    1. Lesen Sie die beiden markierten Artikel über den Fall Horst Hesse aus der westdeutschen Tageszeitung "Interner Link: Süddeutsche Zeitung" und der ostdeutschen Tageszeitung "Interner Link: Neues Deutschland" vom 11. 7.1956. Vergleichen Sie die unterschiedlichen redaktionellen Ansätze: An welcher Stelle (Rubrik, Seite) wurden die Artikel veröffentlicht? Wieviel Platz wurde dem Thema jeweils eingeräumt (Textlänge, Überschrift)?

    2. Vergleichen Sie die Berichterstattung und die Beurteilung des Falls durch die westdeutsche und die ostdeutsche Zeitung und stellen Sie die Unterschiede in einer Tabelle gegenüber.

    3. Ziehen Sie nach der Lektüre der beiden Artikel Rückschlüsse auf die Art und Weise der Berichterstattung zur Zeit des Kalten Krieges. Diskutieren Sie im Plenum, inwiefern sich die heutige Berichterstattung von der damaligen unterscheidet.

    Aufgabe 4: Filmgestalterische Mittel


    Fächer: Deutsch, Kunst, Musik

    1. Betrachten Sie die beiden Screenshots aus dem Film For Eyes Only. Ordnen Sie zunächst zu, um welche Szene es sich jeweils handelt. Analysieren Sie anschließend die Bildgestaltung (Bildausschnitt, Bildmittelgrund, -vordergrund und -hintergrund, Verteilung der Personen im Raum und deren Körperhaltung, Gegenstände und ihre Anordnung).

    2. Beschreiben Sie in Stichworten die Atmosphäre der beiden Szenen und diskutieren Sie im Plenum warum diese Darstellungsweisen vermutlich gewählt wurden. Inwiefern sollte die Darstellungsweise der Geheimdienste die Wahrnehmung der Zuschauer lenken und weshalb?

Fussnoten

Weitere Inhalte

Artikel

"For Eyes Only – Streng geheim"

"For Eyes Only – Streng geheim" entwickelt aus der nie belegten Anschuldigung, der Westen hege Angriffspläne gegen die DDR, den Stoff für eine deutlich ideologisierte Spionage-Geschichte.

Arbeitsblatt / Arbeitsheft

Handout: "Die gestohlene Bombe"

Handout mit umfangreichen Informationen zum Film, Anregungen zur Unterrichtsvertiefung sowie einem Arbeitsblatt für die Gruppenarbeit von Schülerinnen und Schülern.