Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Impulsreferat: "Kinderphilosophie – ein Zwischenstand" | Fachtagung "Philosophie für Kinder und Jugendliche als Zukunftsaufgabe für die demokratische Gesellschaft" | bpb.de

Fachtagung 2016: "Philosophie als Zukunftsaufgabe" Eröffnung Impulsreferate und Diskussion Impulsreferat "Die Philosophie und das Projekt Aufklärung" Vortrag: "Das sokratische Gespräch" Vortrag: "Das sokratische Gespräch" Impulsreferat: "Kinderphilosophie – ein Zwischenstand" Impulsreferat: "Philosophieren in der Grundschule" Expertenworkshops Expertenworkshop 1 Expertenworkshop 2 Expertenworkshop 3 Expertenworkshop 4 Expertenworkshop 5 Expertenworkshop 6 Kabarett: Heiner Kämmer Abschlusspodium

Impulsreferat: "Kinderphilosophie – ein Zwischenstand" Prof. em. Dr. Ekkehard Martens

/ 2 Minuten zu lesen

Prof. em. Dr. Ekkehard Martens (© Ast/Jürgens)

Ekkehard Martens liefert in seinem Vortrag einen Überblick über den Zwischenstand der Kinderphilosophie und beginnt mit einer kritischen Betrachtung des Begriffs. Terminologisch gibt es sowohl den Ausdruck "Philosophy for Children" als auch "Kinder philosophieren", welche den Anschein erwecken lassen, dass Erwachsene sich freundlicherweise auf das Niveau der Kinder herabbegeben würden. Martens bevorzugt hingegen den Ausdruck "Philosophieren mit Kindern", der die Beteiligung von Kindern wie auch Erwachsenen impliziert. Dabei sei es wichtig, den Kindern gewisse Impulse zu geben, sie gleichzeitig jedoch nicht zu überfordern.

Er erklärt, dass er besonders von Matthew Lipman, der 1972 ein Institut für das Lehren von Philosophie mit Kindern am Montclair State College (Institute for the Advancement of Philosophy for Children - IAPC) gründete, und von Gareth Matthews beeinflusst wurde, mit denen er viele Jahre in Kontakt stand. Martens selbst hat fünf Jahre an einem Gymnasium Kinder in den Klassen fünf und sechs unterrichtet und im Rahmen dessen die Erfahrung gemacht, dass diese sehr gerne und gut philosophieren. Des Weiteren merkt er hinsichtlich der Definition von "Kind" an, dass man vorsichtig sein müsse, beim Philosophieren mit Kindern nur Grundschulkinder einzubeziehen. Auch die Klassen fünf bis sieben seien zu beachten.

Ekkehard Martens

Ekkehard Martens studierte Philosophie, Latein, Griechisch und Pädagogik in Frankfurt, Tübingen und Hamburg, war Promotions-Stipendiat am Starnberger Max-Planck-Institut "Zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt" (C.F. von Weizsäcker), wurde mit einer Arbeit über Platons Philosophie promoviert und habilitierte sich im Fach Philosophiedidaktik. Von 1997 bis 2001 übernahm Ekkehard Martens wissenschaftliche Begleitung des Schulversuchs "Praktische Philosophie" in Nordrhein-Westfalen (seit 2003 Unterrichtsfach in sämtlichen Schulformen der Sekundarstufe I). Seit 1978 ist er ferner Gründer und Mitherausgeber der "Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik". Zuletzt erschien von ihm "Stechfliege Sokrates. Warum gute Philosophie weh tun muss".

Hinsichtlich der Frage, was für eine Philosophie den Kindern vermittelt werden sollte betont Martens, dass es nicht primär Philosophiegeschichte sein solle, sondern Philosophie, die von unten anfängt. Die ersten Schritte der Kinder müssten aufgegriffen und dann schrittweise verbessert werden. Als Hauptaufgabe des Philosophierens mit Kindern sieht er das Sprechenlernen der Kinder miteinander zu verbessern.

Als heutige Herausforderung im Bereich des Philosophierens mit Kindern nennt Martens das Problem der richtigen Balance zwischen Dogmatismus und Relativismus. Es sei zum einen wichtig die Philosoph/innen nicht als allwissend zu betrachten und zum anderen trotzdem ein Bewusstsein dafür zu haben, was jemand sagt und warum er es sagt. Bezüglich der methodischen Vorgehensweise schlägt Martens vor, Kinder zunächst mit dem eigenen Selbstverständnis zu einer Thematik zu konfrontieren, sie zu fragen "Was denkst du dazu?". Es sollte das analytische Philosophieren folgen, bei dem die Aussagen der Kinder hinterfragt werden und Interesse daran gezeigt werden sollte, wie genau sie etwas meinen und warum sie eine bestimmte Ansicht haben. Daraus ergibt sich die dialektische Methode des Gegenüberstellens von Pro- und Kontraargumenten. Bei dieser Diskussion ist es nicht wichtig, am Ende einen Konsens zu haben. Der letzte Schritt wäre idealerweise das Suchen nach Lösungen für diesen Dissens und das Aufstellen von Hypothesen.

Abschließend erklärt Martens dass es wichtig sei zu überlegen, wie die Ausbildung im Bereich Kinderphilosophie genau aussieht und plädiert dafür sich diesbezüglich am Handwerkszeug der Grundschulpädagogik zu bedienen. Überdies betont er die Interdisziplinarität des Forschungsfeldes Kinderphilosophie: Neben Philosoph/innen können auch Religionspädagog/innen, Psycholog/innen oder andere Wissenschaftler/innen einen wichtigen Beitrag leisten.

Alisa-Katharina Dumke

Fussnoten