Ein "Herzstück" für die kulturelle Bildung: die Kinder-Akademie Fulda
Interview mit Dr. Gabriele König
"Wenn Kinder die Besucher von morgen sein sollen, müssen wir sie heute ernst nehmen", sagt Gabriele König. Die Geschäftsführerin der Kinder-Akademie Fulda spricht im Interview über den Wandel in der Museumspädagogik, welche Rolle die kulturelle Bildung dabei spielt und wie ein "begehbares Herz" die Kreativität von Jungen und Mädchen anregt.
Helen Bonzel hat in den Siebzigerjahren mit ihrer Familie in den USA gelebt. Mit ihren drei Kindern entdeckte sie in Boston das "Children's Museum". Ein Ort, an dem Kinder an die Themen Kunst und Kultur auf spielerische und innovative Art herangeführt werden. Daraus ist dann nach ihrer Rückkehr nach Deutschland der Wunsch entstanden: Wir wollen in Deutschland ebenfalls ein Kindermuseum gründen
War es schwierig, dieses ehrgeizige Vorhaben zu finanzieren?
Das Glück bestand darin, dass Helen Bonzel in ihrem Mann einen Mitstreiter hatte, der das Vorhaben nicht nur ideell unterstützte, sondern auch finanziell mittrug und mitträgt. Prof. Tassilo Bonzel, international anerkannter Kardiologe, hat im Rahmen seiner medizinischen Forschung 1985 einen speziellen Katheter zur Aufweitung von Koronarverengungen entwickelt, aus denen er Tantiemen erhielt. Gemeinsam beschloss das Ehepaar die Anschubfinanzierung der Kinder-Akademie Fulda aus privaten Mittel zu bestreiten, u.a. wurde aus diesen Mitteln auch das Gebäude erworben. Die Gründung erfolgte im Jahr 1991. Um weitere engagierte Menschen für dieses Projekt zu gewinnen, wurde im November desselben Jahres der Verein zur Förderung der Kinder-Akademie Fulda gegründet. Es dauerte, bis die Akademie Einnahmen erzielen konnte. Dies jedoch ist Grundlage, um überhaupt Fördermittel beantragen zu können.
Welche weiteren Hürden mussten Sie nehmen, um die Idee für eine Kinder-Akademie zu etablieren?
Als ich 1995 gefragt wurde, ob ich als Geschäftsführerin zur Kinder-Akademie nach Fulda wechseln möchte, war für mich die Idee eines Museums speziell für Kinder zunächst noch neu. Ich hatte zuvor als Kuratorin für das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden gearbeitet. Das Heranführen von Kindern an kulturelle Aspekte unseres Lebens hatte in den Siebziger- und Achtzigerjahren in der Museumspädagogik wenig Bedeutung. Nur im Historischen Museum in Frankfurt und im ethnologischen Museum in Berlin gab es explizite Kindermuseen. Bis in die Neunzigerjahre wurde die Thematik teilweise noch stiefmütterlich behandelt. Es hieß dann immer: Sobald es um Kinder und Museen geht, reicht es ja, wenn es hübsch aussieht. Die Ernsthaftigkeit, an dieses Thema mit einem gut durchdachten Konzept heranzutreten, blieb da immer auf der Strecke. Meine Kollegen aus den traditionellen Museen verstanden meinen Wechsel ins Kindermuseum anfangs nicht und sahen darin eher einem Abstieg.