Kitas und Kindererziehung in Ost und West
Vollversorgung und Einflussnahme versus Unterangebot und konzeptionelle Vielfalt: Was unterschied die Kinderbetreuung in Ost und West? Und welche Herausforderungen gilt es heute gemeinsam zu meistern?
Ostdeutschland: Ideologisierte Erziehung im Gegensatz zu nichtoffiziellen Konzepten

Aufgebaut wurde ein öffentliches Kindererziehungssystem welches als fester Bestandteil und unterste Stufe des allgemeinen Bildungssystems fungierte. Dieses System war vorherrschend geprägt durch Zentralisierung (alle wesentlichen die Kindertagesbetreuung und -erziehung betreffenden Entscheidungen wurden vom Ministerium für Volksbildung getroffen), Politisierung bzw. Ideologisierung (z. B. Indoktrinationsversuche durch pädagogische Propaganda, "Sozialistische Erziehung" und Militarisierung durch Kriegsspielzeug und NVA-Werbematerial) und Kollektivierung (in Form des Prinzips der Führung der Kinder durch die allgegenwärtige pädagogischen Fachkraft unter den Bedingungen des Lebens im Kollektiv, einhergehend mit der partiellen Zurückdrängung kindlicher Selbsttätigkeit). Diese auf den ersten Blick unheimlich anmutende staatliche Präsenz in der kindlichen Erziehung stellt jedoch nur die eine Seite der Erziehungsrealität in der untergegangenen DDR dar, denn die Persönlichkeitsentwicklung der heranwachsenden Kinder wurde wesentlich auch von inoffiziellen Erziehungskonzepten beeinflusst. Inoffizielle Bilder von Kindheit und Erziehung in den Köpfen der Erzieherinnen und Eltern trugen ganz wesentlich dazu bei, die Schattenseiten der "sozialistischen Erziehung" teilweise zu korrigieren.
