Open Source heißt nachhaltige Entwicklung
Was wären andere Voraussetzungen, um die Möglichkeiten der Open Source-Software für Entwicklungsländer freizusetzen?
Nun, hat man die genannten Dinge einmal beisammen, braucht man auf jeden Fall Finanzen, und man braucht die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Regierung. Es reicht nicht, dass allein die Regierung die Verantwortung für die digitale Integration schultert. Man benötigt drei Akteure: Die Regierung selbst, den dritten Sektor, und die Wirtschaft. Bringt man diese drei zusammen, dann hat man den richtigen Mix, um die digitale Integration zu bewältigen, denke ich.Open Source-Software ist oft nichtkommerziell. Besteht die Möglichkeit, dass sie das Bruttosozialprodukt von Entwicklungsländern steigert?
Absolut. Tatsächlich sind freie und Open Source-Software kommerzielle Dinge, im Gegensatz zur Meinung vieler. Es gibt diesen berühmten Satz: Wenn du über freie Software sprichst, denke nicht an Freibier, denke an Redefreiheit. Sie ist so "frei" wie "freie Rede". Man kann mit freier Software tatsächlich Profit machen. Die Konferenz, auf der wir hier gerade sind, wird zum Beispiel teilweise von einem Unternehmen für freie Software gesponsert.Und das gleiche geschieht in Brasilien. Denn es gibt ein Geschäftsmodell für freie und Open Source-Software, und zwar folgendes: Man verbreitet den Code frei und berechnet dann die Dienstleistungen. Man berechnet Anpassungen, man berechnet den technischen Support und ähnliche Dinge. Und damit kann man tatsächlich Geld verdienen.
Interview und Übersetzung aus dem Englischen: Sebastian Deterding