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Wechselbeziehung zwischen Wikipedia und Wissenschaft Von der Zwangsehe zur produktiven Kollaboration?

René König

/ 9 Minuten zu lesen

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind für die Wikipedia unerlässlich. Statt "neues Wissen“ zu schaffen, setzt sie auf die Aufbereitung gesicherten Wissens. Daraus erwächst ein spannungsreiches Verhältnis. Aber auch eine erste Annäherung.

Bronzeskulptur "Allegorie der Wissenschaft" von Albert Wolff vor der Nikolaikirche in Berlin-Mitte. (Wikimedia, Beek100) Lizenz: cc by-sa/3.0/de

Anfang 2001 wurde Wikipedia zunächst als “Spaßprojekt” im Kontext der Interner Link: Plattform Nupedia vorgestellt. Beiden Projekten gemeinsam war das Ziel, eine frei verfügbare Enzyklopädie zu entwickeln. Fundamental unterschieden sie sich aber in dem Weg, den sie dazu einschlugen: Während der Entstehungsprozess von Nupedia mit seinen Fachautoren und einer redaktionellen Qualitätssicherung durchaus herkömmlichen Enzyklopädien ähnelte, war Wikipedias Organisationsprinzip geradezu revolutionär: Jeder konnte die Artikel verfassen und im Nachhinein bearbeiten – sogar ohne Registrierung. Wie es weiterging ist bekannt: Wikipedia avancierte innerhalb kürzester Zeit zur umfangreichsten Enzyklopädie und einer der beliebtesten Webseiten weltweit mit ungefähr 270 Sprachversionen und Nachahmer-Projekten in den verschiedensten Bereichen. Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, dass das Wiki-Prinzip erfolgreich war. Dagegen musste man bei Nupedia bald einsehen, dass man mit den wenigen editierten Einträgen mit dem einstigen “Spaßprojekt” nicht mehr mithalten konnte – die Plattform wurde geschlossen.

Dieser kurze historische Abriss lässt bereits die Konfliktpunkte und Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wikipedia erahnen. Das Organisationsprinzip Nupedias ähnelt dem der Wissenschaft in der Hinsicht, dass auch hier Veröffentlichungen in der Regel an Fachkompetenz und eine vorherige Qualitätsprüfung gebunden sind. Freilich muss die Wissenschaft nicht darum fürchten, von Wikipedia “abgehängt” zu werden. Das liegt nicht nur an ihrer ungleich besseren finanziellen und personellen Ausstattung, sondern auch an den divergierenden Aufgabengebieten. Während Enzyklopädien sich auf die möglichst kurze und präzise Erfassung bereits “gesicherten” Wissens konzentrieren, beschäftigt sich die Wissenschaft vor allem mit der Generierung neuer Erkenntnisse. Da dies nicht beliebig, sondern nach genau definierten Methoden und unter ständiger fachlicher Begutachtung geschieht, konnte sich das Wissenschaftssystem als zentrale Wissensautorität moderner Gesellschaften etablieren.

Wikipedia stellt dies zwar nicht grundsätzlich infrage, jedoch wird die beliebte Online-Enzyklopädie häufig eher zu wissenschaftlichen Themen konsultiert als einschlägige Fachpublikationen. Sie wird zwar aufgrund ihrer relativen Offenheit noch nicht ideell als Wissensautorität akzeptiert, ihre Popularität gibt er jedoch den Status einer faktischen Wissensautorität. Wikipedia ist dadurch mit der Wissenschaft verbunden, steht aber gleichzeitig auch mit ihr im Konflikt. Dieser Beitrag widmet sich diesem spannungsreichen Verhältnis und zeigt auf, warum sich Wissenschaft und Wikipedia unausweichlich in einer Art “Zwangsehe” begegnen.

Expertentum oder die “Weisheit der Vielen”?

In der Anfangsphase der Wikipedia konnte die Plattform noch weitgehend von der Wissenschaft ignoriert werden. Tatsächlich stellt sich zunächst die Frage, welchen Anreiz Forschende überhaupt haben könnten, Artikel hier zu rezipieren oder gar aktiv mitzugestalten. Als Quelle für das wissenschaftliche Arbeiten ist Wikipedia denkbar ungeeignet: Entgegen der gängigen Zitationspraxis, gibt es in der Regel keine eindeutig zurechenbaren Autoren (Es werden selten Klarnamen verwendet oder es wird lediglich die IP-Adresse angegeben). Schließlich können die Inhalte nicht nur von jedermann erstellt, sondern auch fortlaufend bearbeitet werden, sodass die Texte sich ständig verändern. Zwar lässt sich mit Hilfe von sogenannten “permanenten Links” auf einzelne Versionen verweisen, die nach jeder Änderung gesondert gespeichert und abrufbar gemacht werden. Dennoch stellt ein derart dynamisches Format keine übliche zitierbare Quelle dar. Das liegt vor allem auch an der Offenheit der Plattform: Prinzipiell erlaubt diese, die Quelle selbst so zu editieren, wie es dem Zitierenden gerade gelegen kommt. So konnte man etwa erst kürzlich in der englischsprachigen Wikipedia lesen, die Stadt York sei vom Krümelmonster gegründet worden. Immerhin werden derart offensichtliche Formen des Vandalismus meist schnell behoben (in diesem Fall wurde bereits nach einer Minute die alte Version des Artikels durch einen automatisch agierenden “Interner Link: Bot” wieder hergestellt). Allerdings gelingt gerade in weniger klaren Fällen eine solche Korrektur nicht immer so zügig, was in Einzelfällen erstaunliche Auswirkungen haben kann: Als der damalige Bundespräsident Horst Köhler 2007 der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen das Silberne Lorbeerblatt verlieh, Externer Link: verwies er in seiner Rede auf ein Bügelbrett, das 1989 noch zur Siegprämie für eine gewonnene Europameisterschaft gehört habe. Allerdings handelte es sich bei dem angeblichen Bügelbrett um den Externer Link: boshaften Scherz eines Wikipedia-Autors, der dann von verschiedenen Massenmedien und schließlich eben auch dem Bundespräsidenten übernommen wurde.

Dies zeigt exemplarisch ein Grundproblem von Wikipedia auf, dass insbesondere mit der auf Validität bedachten Wissenschaft in Konflikt steht. Derartige Beobachtungen stellen in Frage, ob die häufig im Zusammenhang mit Wikipedia optimistisch verwendete Formel einer “Weisheit der Vielen” wirklich angemessen ist. Gerade in den meist komplexen wissenschaftlichen Themengebieten sind Fehler zudem wesentlich weniger leicht zu identifizieren. Noch schwieriger wird es natürlich, wenn nicht lediglich Fehler korrigiert werden, sondern komplexe Sachverhalte angemessen dargestellt werden sollen. Hier bleiben immer gewisse Interpretations- und Gestaltungsspielräume, die von Wikipedia durch eine ganze Reihe von Richtlinien und Regeln zum Teil vorstrukturiert werden. So sollen Artikel etwa eine spezifische enzyklopädische Form unter Einhaltung diverser Relevanzkriterien anstreben und Autoren werden aufgefordert, einen möglichst neutralen Standpunkt einzunehmen. Wie diese Prinzipien konkret angewendet werden, bleibt jedoch oftmals Interpretationssache und führt nicht selten zu intensiven Auseinandersetzungen auf Diskussionsseiten, die an jeden Artikel angegliedert sind. Administratoren, das heißt erfahrene Nutzer mit besonderen Rechten, können in Extremfällen reglementierend eingreifen, indem sie beispielweise Artikel temporär vor weiteren Bearbeitungen schützen.

Welche Inhalte sich längerfristig durchsetzen, entscheidet sich also von Fall zu Fall in einem mitunter komplexen Interaktionsprozess der Wikipedia-Community. Darin verbergen sich weitere Herausforderungen für die Wissenschaft: Zunächst gibt es hier weder disziplinäre noch anderweitige Qualifikationsgrenzen. Somit kann weder ein fachlicher Kanon vorausgesetzt werden, noch lassen sich davon abweichende Positionen ohne weiteres ausgrenzen. Entsprechend repräsentieren wissenschaftliche Inhalte in Wikipedia nicht unbedingt bestimmte Lehrmeinungen. Gleichzeitig soll auf der Plattform keine Externer Link: Theoriefindung (Englisch: "Original Research”) stattfinden; es soll nur das aufgenommen werden, was "mithilfe verlässlicher Informationsquellen belegt werden kann.” Dadurch eignet sich die Plattform nicht zur unmittelbaren Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse. Dagegen spricht auch, dass andere Wikipedia-Autoren anschließend die Texte ändern können, womit eine individuelle Zurechnung von Beiträgen ebenfalls kaum noch möglich ist. Somit eignet sich Wikipedia auch nicht für wissenschaftliche Autoren, denen an einer Aufwertung ihrer persönlichen Publikationen durch rigorose Qualitätskontrolle gelegen ist.

In Anbetracht all dieser Konflikte mit etablierten wissenschaftlichen Praxen, verwundert es kaum, dass sich vielfach akademischer Widerstand gegen die Enzyklopädie regte. In der renommierten Fachzeitschrift Nature war etwa zu lesen, dass Wikipedias Offenheit allen, die mit wissenschaftlicher Qualitätskontrolle vertraut sind, schlichtweg als "verrückt” erscheinen muss. Teilweise wurde mit drastischen Maßnahmen reagiert, etwa am Middlebury College in Vermont, wo Lehrenden der geschichtswissenschaftlichen Fakultät aufgetragen wurde, Studierenden das Zitieren aus Wikipedia zu verbieten. Man könnte sich fragen, wieso Wissenschaft und Wikipedia sich in Anbetracht der vielfachen Konflikte nicht einfach ignorieren? Oder umgekehrt: Was verbindet Wissenschaft und Wikipedia eigentlich?

Warum sich Wissenschaft und Wikipedia nicht ignorieren können: Strukturen einer Zwangsehe

Maßnahmen wie Wikipedia-Verbote können als etwas hilflos anmutende Reaktionen auf Wikipedias Relevanz interpretiert werden. Denn nicht nur gesamtgesellschaftlich wird die Enzyklopädie häufig konsultiert, auch innerhalb von Universitäten spielt sie eine nicht unwesentliche Rolle. Allgegenwärtig sind etwa Klagen über Studierende, die leichtfertig aus Wikipedia zitieren oder gar plagiieren. Tatsächlich kam eine Externer Link: Panel-Befragung (PDF) unter 4.400 Studierenden in Deutschland zu dem Schluss, diese würden "besonders häufig” auf Wikipedia zurückgreifen und die Enzyklopädie genieße dabei auch gegenüber anderen Online-Portalen ein herausragendes Vertrauen. Selbst in begutachteten Fachzeitschriften finden sich immer öfter Verweise auf Wikipedia – zum einen als Quelle, zum anderen aber auch als Externer Link: Forschungsthema. Das ist nicht ganz unberechtigt, denn nicht selten ist die Qualität Wikipedias besser als die oben genannten Vandalismus-Beispiele erahnen lassen. Viel Beachtung fand etwa eine Studie, die Wikipedia eine durchaus ähnliche Qualität bescheinigte wie die renommierte Encyclopædia Britannica. Dort entschied man sich indessen mit einer über 240 Jahre alten Tradition zu brechen und die Enzyklopädie ausschließlich online anzubieten – nicht zuletzt um mit Wikipedia konkurrieren zu können.

Dass Wikipedia einen solchen Status erreichen konnte, hängt damit zusammen, dass die Plattform keineswegs so offen ist, wie es die technische Architektur zunächst erwarten lässt. Denn wie bereits oben skizziert wurde, ist Wikipedia nicht anarchisch organisiert, und ob Inhalte auch nachhaltig Bestand haben, ist alles andere als beliebig. Wie der Soziologe Christian Stegbauer es formuliert hat, existiert in der Community neben der anfänglichen "Befreiungsideologie”, die das demokratische Prinzip des "Jeder kann mitmachen” in den Vordergrund stellt, eben auch eine "Produktideologie”, bei der "die Qualität der Enzyklopädie wichtiger als der Begründungszusammenhang des Projekts wird”. Dadurch wird gerade Neulingen der Einstieg erschwert. So wundert es auch nicht, dass über 90 Prozent der Wikipedia-Inhalte von weniger als 10 Prozent der Autoren erstellt werden, wie eine quantitative Analyse der größten Wikipedia-Sprachversionen ergab. Durch das Verbot der "Theoriefindung” (siehe oben) ist Wikipedia im Zweifelsfall häufig eher konservativ bei der Entscheidung, was hier integriert werden darf. Selbst wenn Laien einen Artikel erstellen, werden sie doch angehalten, sich auf etablierte Experten zu beziehen. Auf diese Weise wird wissenschaftliche Expertise in Wikipedia gewissermaßen "ausgelagert”. Selbstverständlich ist auch die bloße Repräsentation etablierter wissenschaftlicher Positionen keine banale Aufgabe. So bleibt Wikipedia in jedem Fall auch immer abhängig von der Wissenschaft, zumindest dort, wo wissenschaftlich relevante Inhalte behandelt werden. Die Wirkmacht Wikipedias (die übrigens durch eine oft hervorragende Positionierung bei Google-Suchen verstärkt wird) sorgt umgekehrt dafür, dass die neue – weniger ideelle aber faktische – Wissensautorität auch von akademischer Seite kaum ignoriert werden kann. Denn selbst ein universitäres Wikipedia-Verbot ändert nichts an der öffentlichen Relevanz der Plattform. Es kann Wissenschaftlern kaum egal sein, wie sie und ihre Fächer hier repräsentiert werden. Somit ließe sich das Verhältnis von Wissenschaft und Wikipedia als eine Art "Zwangsehe” charakterisieren.

Brücken zwischen Wissenschaft und Wikipedia – auf dem Weg zu einer produktiveren Kollaboration?

Nach der anfänglich weit verbreiteten Abwehrhaltung begegnet die Wissenschaft Wikipedia zunehmend auf konstruktivere Weise. Anstatt sich lediglich passiv über die mangelhafte Qualität der Wikipedia zu beschweren, versuchen immer mehr Forscher wissenschaftliche Inhalte selbst mitzugestalten. Dazu unterwerfen sie sich zwangsläufig den Regeln der Online-Community, was angesichts der oben herausgestellten strukturellen Konflikte zwischen der Wikipedia und dem Wissenschaftssystem natürlich nicht immer reibungslos verläuft. Dennoch lassen sich eine ganze Reihe von Beispielen einer solchen Annäherung finden, wohl nicht zuletzt aufgrund des Drucks, der durch die Popularität Wikipedias erzeugt wird:

  • Eine Gruppe von Forschern um den Wissenschaftler John W. Huss von der Diego State University überführte 2008 Daten aus einer Gen-Datenbank zu Wikipedia, um die Qualität der Einträge zu ihrem Fachgebiet zu verbessern. Sie machten sich dabei die Tatsache zu Nutze, dass User eher in schon bestehende Artikel erweiterten als neue Einträge anzulegen.

  • Die Fachzeitschrift RNA Biology veröffentlicht Teile ihrer Artikel routinemäßig in Wikipedia.

  • Externer Link: Das Netzwerk Technikfolgenabschätzung (NTA)

    richtete eine Arbeitsgemeinschaft "Wikipedia" ein (sowohl innerhalb Wikipedias als auch mit abseits organisierten Treffen), die dazu dienen soll, Inhalte zum Thema Technikfolgenabschätzung in der Enzyklopädie zu verbessern.

  • Die Association for Psychological Science (APS) startete 2011 ebenfalls eine Initiative verbunden mit dem Aufruf an ihre Mitglieder und Studierenden zur Verbesserung von psychologiespezifischen Wikipedia-Artikeln beizutragen

Auch umgekehrt lassen sich Zeichen der Annäherung erkennen: So veranstaltet die Wikimedia Foundation seit einigen Jahren die Konferenzreihe Wikipedia Academy, die sich etwa im Jahr 2012 auf Externer Link: Forschung mit, über und in Wikipedia fokussierte und dazu mit wissenschaftlichen Institutionen kooperierte. Neu gegründete Plattformen wie Wikiversity (spezialisiert auf Lehre und Forschung) und Wikibooks (für kollaborative Bücher im Wikiformat) kommen akademischen Bedürfnissen ein Stück weit entgegen, indem sie weitere Formen und Inhalte zulassen. So lassen sie sich besser für die Lehre einsetzen und Wikiversity eignet sich potenziell sogar als Forschungsplattform, da hier das Verbot der Theoriefindung aufgehoben ist. Allerdings zeigen sich gerade in diesen Plattformen auch die Grenzen des Wiki-Prinzips. Sie sind weit davon entfernt, Wikipedias Status einer faktischen Wissensautorität einzunehmen, denn sie verfügen gegenüber ihrem Vorbild nur über eine geringe Anzahl aktiver Nutzer und entsprechend fällt ihr Umfang – und häufig auch ihre Qualität – eher bescheiden aus. Die nur geringe Relevanz dieser Plattformen führt auch nicht zu einer Zwangsehe mit dem Hochschulbetrieb. Ein solcher Druck erscheint aber vielfach noch immer nötig, um die Wissenschaft zur aktiven Nutzung der neuen Medien zu motivieren. So müssen neben den kulturpessimistischen Befürchtungen im Kontext von Wikipedia auch die euphorischen Hoffnungen relativiert werden: Trotz des revolutionären demokratisierenden Potenzials dieser neuen Form der Wissensproduktion, werden die über Jahrzehnte gereiften Strukturen des Wissenschaftsprinzips nicht "über Nacht” abgelöst werden. Zweifellos hat der Erfolg dieser neuen Form der kollaborativen Wissensproduktion aber bereits Spuren im Wissenschaftssystem hinterlassen. Es bleibt abzuwarten, welche längerfristigen Effekte dies haben wird und ob sich etwa auch Externer Link: Vorschläge wie Fachzeitschriften im Wikiformat durchsetzen werden.

Dieser Artikel basiert auf umfassenderen Analysen, die an anderer Stelle publiziert wurden (König/Nentwich 2009; Nentwich/König 2012).

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studierte Soziologie an der Universität Bielefeld und der Linköpings Universitet (Schweden). Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien und ist derzeit Doktorand am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des Karlsruher Instituts für Technologie.