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Sport im westdeutschen Fernsehen | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Sport im westdeutschen Fernsehen

/ 9 Minuten zu lesen

Die sogenannte "Olympia-Kanone" bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin (Telefunken) Lizenz: cc by-sa/3.0/de

Erste Übertragungen von den Olympischen Spielen 1936

Der Beginn des deutschen Fernsehens im "Dritten Reich" ist verbunden mit den Fernsehübertragungen der Olympischen Spiele im August 1936. Das technisch noch sehr unvollkommene Fernsehen übertrug 6 Stunden live vom damaligen Reichssportfeld in Berlin per Kabel zum nahe gelegenen Sender in der Rognitzstraße am Haus des Rundfunks und ergänzte die Übertragung mit Filmberichten und Live-Berichten aus dem Sendestudio. Die Sendungen wurden in 28 öffentlichen Fernsehstuben in Berlin gezeigt, in denen gemeinsam auf kleinen Bildschirmen das Programm angesehen wurde. 100.000 Zuschauer sollen zumindest kurzzeitig einen Blick auf die Fernsehübertragungen geworfen haben , wobei es nicht nur reizte, den Sport im Fernsehen zu sehen, sondern vor allem auch Sport im Fernsehen zu betrachten: Die Teilhabe an dem neuen Medium an sich war für die Zuschauer spannend. Zwar wurde in der Folgezeit auch ein Fußballspiel übertragen (15.11.1936), doch das Fernsehen in der Zeit des Nationalsozialismus fand dann vor allem im Studio statt.

Sportübertragungen in den 50er Jahren (BRD)

Fussball Weltmeisterschaft 1954, Fritz Walter mit Jules Rimet Pokal, links Horst Eckel (© picture-alliance, Pressefoto Baumann)

An diese ersten Erfahrungen wurde Anfang der 1950er Jahre angeknüpft, als es um den Aufbau des Fernsehens in der Bundesrepublik ging. Dass Sportübertragungen zum Programm gehörten, war eine nicht weiter hinterfragte Gewissheit, und so bestimmte der jeweilige Stand der Fernsehtechnik, welche Sportarten übertragen wurden. Ab 1952 standen dem Fernsehen des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) Übertragungswagen zur Verfügung.

Im August 1952 zeigte der NWDR das Fußballspiel zwischen dem Hamburger SV und Altona 93 in voller Länge. Wie die NWDR-Zeitung damals berichtete, waren drei Fernsehkameras im Einsatz, von denen zwei auf die Tore und eine auf das Mittelfeld ausgerichtet waren. In der Folgezeit übertrug der NWDR bis Mitte März 1954 24 Fußballspiele der Regional- und Oberligen und entwickelte eine erste Übertragungsroutine, obwohl die Bundesliga erst 1962 gegründet wurde und dann für einen weiteren Schub in der Entwicklung des Fernsehfußballs sorgte. Hinzu kamen Übertragungen von anderen Sportveranstaltungen, nicht zuletzt von Rudermeisterschaften. Im Sommer 1954 kommentierte der Sportreporter Hugo Murero auch die Deutsche Meisterschaft im Seifenkistenrennen. Man erprobte noch die verschiedenen Sportarten auf ihre Fernsehtauglichkeit und präsentierte auch, wenn es sich anbot, besondere Sportereignisse.

Berichterstattung von Olympischen Spielen

Die Übertragung von Olympischen Spielen war anfangs durch die fehlenden Übertragungsleitungen zwischen den europäischen Ländern auf die Ausstrahlung von Filmberichten vom Vortage begrenzt. Von den Winterspielen in Oslo 1952 gab es deshalb nur Statements im Studio und Filme. Auch bei den Sommerspielen in Helsinki im gleichen Jahr gab es nur Filme, Tabellen und Standbilder, weil die Finnen Fernsehen noch nicht zugelassen hatten. Deshalb sollte im Studio durch das Miteinander der verschiedenen Materialien der Eindruck des Dabeiseins bei einer Live-Sendung vermittelt werden . Das änderte sich erst 1956: Aus dem italienischen Cortina d´Ampezzo gab es die ersten Live-Berichte, aber von den Sommerspielen in Melbourne und aus Stockholm (dort fanden die Reiterspiele 1956 statt) kamen nur Filmberichte.

Die Fußball-Weltmeisterschaft 1954

Einen neuerlichen Schub brachte die Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, bei der die deutsche Mannschaft unter Trainer Sepp Herberger den Titel holte. Hier konnte eine Fernsehverbindung genutzt werden, die inzwischen durch die Europäische Rundfunkunion (EBU) aufgebaut worden war. Wie bedeutsam diese Weltmeisterschaft für die Verbreitung von Fernsehgeräten war, mögen einige Zahlen verdeutlichen. In dem betreffenden Jahr stieg die Anzahl der bei der Bundespost angemeldeten Fernsehgeräte von 11.658 im Januar 1954 auf 84.278 im Dezember. Die Industrie musste Überstunden leisten, um die Nachfrage nach Geräten befriedigen zu können. Der "Spiegel" berichtete am 7. Juli 1954, dass die "erregenden Weltmeisterschafts-Übertragungen" einen Run auf Fernsehgeräte ausgelöst hätten. Die Lagerbestände bei den Herstellern Telefunken, Saba und Mende waren ausverkauft. Auch in der DDR konnte ein Zuwachs an Fernsehgeräten in Privathaushalten verzeichnet werden.

Sportübertragungen am Sonntag

Die meisten Sportübertragungen fanden sonntags statt, weil es eben an diesen Tagen die meisten Sportveranstaltungen gab und sich für Übertragungen, die tagsüber gesendet wurden, ein Publikum fand. Gleichzeitig wurde das Konzept der Programm-Macher, nicht mehr als 2-3 Stunden werktäglich Programm auszustrahlen, nicht tangiert. Reit- und Springturniere zogen sich über den ganzen Tag, Eiskunstlaufen füllte ganze Abende. Autorennen, wie z. B. das von Le Mans, gingen über 24 Stunden. Man behalf sich auch, indem man vom Anfang und Ende etwas zeigte, doch oft verpasste man dabei die wichtigsten Momente: Als es z. B. in Le Mans zu einem Unfall kam, war die Kamera nicht eingeschaltet .

Beginn der Sport-Aufzeichnung

Auf Live-Übertragungen, so faszinierend sie wegen der Illusion der unmittelbaren Teilhabe waren, konnte sich das Sportfernsehen also nicht beschränken. Es musste auch komprimierte Zusammenfassungen geben. Bereits 1955 startete Hugo Murero mit der "Bunten Sportschau" – einem Magazin, in dem über verschiedene Sportereignisse berichtet wurde. Die Einführung der "Schnellumschaltung" der Dezimeterverbindungen 1956 erlaubte eine Art von Live-Konferenzschaltung zwischen verschiedenen Sportplätzen. Erst Ende 1958 wurden beim Südwestrundfunk die ersten Anlagen der sogenannten Magnetischen Bildaufzeichnung, kurz: Magnetaufzeichnung (MAZ), eingesetzt. Doch es dauerte noch bis Anfang der 1960er Jahre, bis es durch die MAZ-Technik in Übertragungswagen möglich war, aus den Aufzeichnungen der Sportereignisse vor Ort und schnell komprimierte Zusammenfassungen herzustellen und sie zeitversetzt zu senden.

Sportübertragungen in den 60er und 70er Jahren

Aus Magazinformen wie z. B. "Sport-Spiel-Spannung" entstand schließlich 1961 die "Sportschau", moderiert von Ernst Huberty, die am Anfang sonntags ab 22.30 Uhr, dann ab 1962 bereits um 19.30 Uhr gesendet wurde. Ab 1965, nach der Umstrukturierung des Spitzenfußballs und der Gründung der Bundesliga 1963, wurde die Sportschau regelmäßig samstags von 17.45 bis 18.30 Uhr ausgestrahlt. Damit wurde die Sendereihe "zu einer Institution im Leben der sportbegeisterten Zuschauer (analog zur 'Tagesschau' und einigen Krimi- und Spielserien), die die Gestaltung der Sonntagabende und vor allem ab 1965 der Samstag-Spätnachmittage bestimmt(e)".

Sport im ZDF

Mit Sendebeginn des ZDF ab 01.04.1963 wurden die großen Übertragungen (Olympiade 1960 Rom/Innsbruck, 1968: Mexiko/Grenoble) zwischen den beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten koordiniert, ebenso auch andere außerdeutsche Veranstaltungen, so dass in der Regel die Berichterstattung von Tag zu Tag zwischen ARD und ZDF wechselte. Bei den Sportmagazinen setzte das ZDF der "Sportschau" gleich drei Magazine gegenüber: "Sport-Information", "das aktuelle sportstudio" und den "Sport-Spiegel". Vor allem im "aktuellen sportstudio", das sich zur wichtigsten ZDF-Sendung entwickelte, mischten sich jetzt Sportberichte und Unterhaltung, wobei auch hier mit dem Live-Erlebnis der Studiounterhaltung geworben wurde. Wim Thoelke und Hanns Joachim Friedrichs erwarben auf diese Weise als Sportmoderatoren ihre Prominenz.

Ausbau der Sportberichterstattung

Die Sportberichterstattung wurde in beiden Sendern ausgebaut. Aus Mexiko sendete das ZDF 1968 bereits 54 Stunden Übertragungen, die ARD nur 45, bei der Olympiade aus München 1972 sendeten beide Kanäle bereits 235 Stunden Programm . Diesen Aufwand konnten die Sportredaktionen allein nicht mehr bewältigen, jetzt wurden auch andere Mitarbeiter gewonnen. So waren der ZDF-Chefredakteur Rudolf Woller und sogar der Kabarettist Dieter Hildebrandt im Einsatz.

Auch das Fernsehen der DDR übertrug aus München die Spiele und konnte das gesamte Bildmaterial nutzen, das die bundesdeutschen Sender als Poolmaterial für die Welt produzierten. 225 Stunden lang waren die Spiele im Fernsehen der DDR zu sehen. Auch das Attentat einer palästinensischen Terrorgruppe auf die israelischen Athleten, bei der zahlreiche Menschen zu Tode kamen, wurde im Fernsehen ausführlich thematisiert.

Satellitenfernsehen ermöglicht weltweite Übertragungen

Einen weiteren Entwicklungsschub erlebte der Sport im Fernsehen durch die Entwicklung des Satellitenfernsehens, das weltweite Übertragungen möglich machte. Als 1964 die Olympischen Spiele in Tokio stattfanden, wurden erstmals in der Geschichte von einem so großen, weltweit bedeutsamen Sportereignis Fernsehbilder über Satellit in die ganze Welt verbreitet. Bereits kurze Zeit später, im April 1965, begann die regelmäßige Nutzung des Satelliten Intelsat I für Fernseh-Übertragungen zwischen Europa und den USA. Die erste Übertragung am 25.05.1965 war der Boxkampf zwischen Cassius Clay (später Muhammad Ali) und Sonny Liston, der in Lewistown in Maine (USA) stattfand. Ende der 1960er Jahre wurden neue, leistungsstärkere Satelliten in die Erdumlaufbahn geschossen. Boxkämpfe waren nach wie vor beliebte Inhalte. Selbst zu nachtschlafender Zeit standen die Zuschauer mitunter auf, zum Beispiel, um sich am 01.10.1975 den angeblich besten Boxkampf aller Zeiten zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier anzuschauen .

Bewährungsprobe für die Moderation

Die Großberichterstattung von Weltmeisterschaften im Fußball (1974 aus der Bundesrepublik) und von Olympischen Spielen wurde immer weiter ausgebaut. Die Sportsendungen führten auch dazu, dass sich eine Reihe von Moderatoren profilierte, die dann später auch andere Aufgaben in den Programmen übernahmen. Neben den schon genannten traten auch Harry Valerien, Carmen Thomas, Dieter Kürten, ab 1982 Heribert Faßbender und andere hervor. Die Sportmoderation mit der Notwendigkeit, Spielverläufe nicht einfach nur zu beschreiben (weil sie der Zuschauer ja ohnehin sieht), sondern kommentierend zu begleiten, schnell auf Unvorhergesehenes reagieren zu können und dabei noch wortgewandt und unterhaltend zu sein, befähigte auch für andere Formen der Bildschirmpräsenz, z. B. in der Unterhaltung.

Sportübertragungen in den 80er Jahren

Uli Potofski als Moderator von "Anpfiff" (© RTL)

Es dauerte bis in die 1980er Jahre, bis technische und medienpolitische Regelungen für eine weltweite Popularisierung des Satellitenfernsehens sorgten. Die Einführung des kommerziellen Fernsehens in zahlreichen Ländern führte zu einer Wertsteigerung des wertvollen Programmgutes Sport. Die Preise für die Fernsehrechte schnellten in die Höhe, denn die kommerziellen Programme wollten vor allem mit Sportsendungen das Publikum auf ihr eigenes (neues) Programm aufmerksam machen. Sie versuchten deshalb, die Übertragungsrechte von sportlichen Großereignissen für ihr jeweiliges Programm zu erwerben. Umgekehrt waren zwar die Sportverbände daran interessiert, einen möglichst hohen Preis für ihre Spiele zu erreichen, mussten jedoch auch darauf achten, dass die Übertragungen in Programmen gesendet wurden, die flächendeckend verbreitet waren und von möglichst vielen Zuschauer gesehen werden konnten. Das machte die Verhandlungen auch für die Sportverbände nicht ganz leicht.

Neuer Markt für Sportübertragungsrechte

Gleichwohl entstand jetzt zwischen Fernsehunternehmen und Sportverbänden ein Programmbeschaffungsmarkt, auf dem die Rechte an den besonders nachgefragten Sportarten wie Fußball, Formel 1 und Tennis zu immer höheren Preisen gehandelt wurden. Ob die Zuschauer auf einem bestimmten Fernsehsender Fußball, Basketball, Tischtennis oder Olympische Spiele sehen konnten, hing seitdem davon ab, welcher Fernsehsender welche Rechte an welchen Sportereignissen oder Sportarten erworben hatte. Der Handel mit den Fernsehrechten an Sport wurde zu einem weltweiten Geschäft.

Kampf um Übertragungsrechte

1987 verbot das Bundeskartellamt einen Globalvertrag zwischen dem Deutschen Sportbund und ARD und ZDF, mit dem den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Erstübertragungsrecht in 38 Sportarten eingeräumt werden sollte. 1988 verkaufte der Deutsche Fußballbund die Übertragungsrechte an den Bundesliga-Spielen an die zur RTL-Gruppe gehörenden Firma Ufa für drei Spielzeiten für 135 Millionen DM . ARD und ZDF hatten zuvor pro Saison ca. 20 Mio. DM bezahlt. Der Rechteverkauf an die Ufa geschah trotz der Proteste der fußballinteressierten Öffentlichkeit, weil damals nur ein kleiner Teil des Publikums RTL empfangen konnte. 1989 erwarb die Ufa auch die Übertragungsrechte des Tennis-Turniers in Wimbledon (nicht zuletzt wegen der Tennisstars Boris Becker und Steffi Graf). RTL sendete deshalb in Konkurrenz zur "Sportschau" ab 1988 die dreistündige Fußballshow "Anpfiff" und schuf damit auch eine neue Mischung von Sport und Unterhaltung. Für den Sender zahlten sich die Investitionen aus: RTL wurde 1992 Marktführer. Ab 1992 erwarb die Rechteagentur ISPR (Internationale Sportrecht-Verwertungsgesellschaft) der KirchMedia-Gruppe die Bundesliga-Rechte, so dass die Spiele nun auf Sat.1 und Premiere ausgestrahlt wurden. Von der Sat.1-Sendung "ran" wurde die aktuelle Fußballberichterstattung übernommen. Sat.1 warb auch bekannte Sportmoderatoren wie Jörg Wontorra und Werner Hansch ab.

Überhöhte Preise für Sportrechte

Doch der Anstieg der Kosten für die Übertragungsrechte fand Anfang des Jahrhunderts ein Ende. 2002 ging letztlich die KirchMedia-Gruppe wegen der überhöhten Preise und der damit verbundenen Schulden in die Insolvenz. Seither werden die Sportrechte immer wieder neu zwischen den großen Sendern und den Sportverbänden verhandelt.

Bei ARD und ZDF blieben gleichwohl Übertragungen von Großveranstaltungen, vor allem der Olympischen Spiele. Diese erforderten einen hohen organisatorischen und technischen Aufwand, der von kommerziellen Sendern bis in die 1990er Jahre nicht zu leisten war.

Sport in Spartenkanälen

Die Liberalisierung des Fernsehmarktes führte auch zu einer Ausdifferenzierung der Programme und Sender. So haben sich seit dem Ende der 1980er Jahre auch spezielle Sender, sogenannte Spartenkanäle, etabliert, die überwiegend Sportsendungen zeigen. Ab 1993 kam dann der von der Kirch-Gruppe initiierte Sportkanal "Deutsches Sportfernsehen" (DSF) hinzu, der aus dem alten Programm Tele 5 entstanden war. Nach dem Zusammenschluss aus DSF und sport1.de im April 2010 trägt der Sender den Namen SPORT1 bzw. sport1. Für Sportfreunde, die zusätzliche Kosten nicht scheuen, bieten der Pay-TV-Sender Sky oder auch internetbasierte Streaming-Angebote wie DAZN (seit 2016) ein interessantes Angebot.

Sport im Fernsehen genießt eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit. Der Anteil von Sportsendungen (Berichterstattung und Live-Übertragungen) am Gesamtprogramm ist jedoch von 2002 zu 2012 um rund 15 % zurückgegangen. Sport macht etwa 7 bis 8 % des Programms von ARD und ZDF aus (Stand: 2018). In (geraden) Jahren mit Olympischen Spielen und Fußball-Weltmeisterschaften sind es ein bis drei Prozentpunkte mehr. Bei den kommerziellen Sendern, die nicht auf Sport spezialisiert sind, liegt der Anteil der Sportberichterstattung zwischen nahezu 0 % (ProSieben, Sat.1 2018) und 1 % (RTL, 2014).

Da Live-Ereignisse wie Olympische Spiele oder Fußballspiele die tägliche Programmstruktur durchbrechen, aber auch dadurch, dass Sportnachrichten in den allgemeinen Nachrichten einen großen Raum einnehmen, entsteht trotzdem der subjektive Eindruck, als würde es im Programm laufend Sport geben. Analysen bestätigen, dass der Anteil der Sport Live-Übertragungen sogar zugenommen hat. Die mediale Aufmerksamkeit verteilt sich jedoch sehr ungleichmäßig. Über Sportgroßereignisse und Populärsportarten wie Fußball und Formel 1 wird immer ausführlicher berichtet, während andere Sportarten im Fernsehen kaum noch vorkommen.

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