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Fernsehen - regional und global | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Fernsehen - regional und global

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Karte der Bundesrepublik Deutschland mit den Landesrundfunkanstalten der ARD (© gemeinfrei)

Vom zentralen zum regionalen Medium

Fernsehen war in seinen Gründerjahren in Ost wie West ein nationales Medium, das aus einer Zentrale die im ganzen Land verstreuten Zuschauer mit Information, Unterhaltung und Bildung versorgte. Dass das Erste Programm von dezentralen Landesrundfunkanstalten betrieben wurde, folgte (medien-)politischen Vorgaben, hatte aber mit dem Medium selbst nichts zu tun. Noch die Gründung des ZDF als zentral organisierte Anstalt, die sich gerne auch als nationaler Sender begreift, bekräftigte diese Vorstellung. 

Die Dritten Programme als Regionalsender

  Die Dritten Programme hingegen waren bei ihrer Gründung in den 1960er Jahren nicht nur als Bildungs- und Kulturprogramme gedacht, sondern ausdrücklich auch als Programme, die über das jeweilige Bundesland und seine Regionen informieren sollten. Die Sender folgten hiermit zum einen den Wünschen der Landespolitiker, die sich in den bundesweiten Programmen zu wenig präsentieren konnten und deshalb eine eigene 'Fernsehbühne' für sich reklamierten. Sie folgten zum anderen aber auch den Erwartungen der Zuschauer, die nicht nur über die Welt- und Bundespolitik informiert werden wollten, sondern auch über das Geschehen in ihrem jeweiligen Bundesland. Tatsächlich waren die regionalen Informationssendungen des Ersten Programms wie "Hier und heute" (WDR), "Buten und Binnen" (RB) oder "Abendschau" (SFB), für die man das ARD-Programm auseinanderschaltete, beim Publikum schon in den frühen 1960er Jahren sehr erfolgreich. 

Regionalisierung statt Bildung

  Diesen Erfolg bauten die Dritten Programme Mitte der 1980er Jahre aus, als sie den Bildungs- und Kulturanspruch ablegten und stattdessen zu stärker regional akzentuierten Vollprogrammen mutierten. Sendungen, in denen die regionalen Gebräuche präsentiert und die regionalen Feste wie Karnevalsumzüge gefeiert wurden, prägten das neue Profil der Dritten. Den wichtigsten Akzent aber setzten umfangreiche Informationsangebote über Land und Leute in Magazin- oder Nachrichtenform, darüber hinaus auch im Quiz oder als Unterhaltungsshow. Hinzu kamen regionale Volksmusiksendungen. 

Ballungsraum- und Stadt-Fernsehen

Center TV ist eines der größten Ballungsraumprogramme Deutschlands und umfasst Regionalsender aus Köln, Düsseldorf und Bremen. (© CenterTV)

Als das kommerzielle Fernsehen glaubte, auch spezifizierte Programme für Großstädte wie Berlin, München, Hamburg oder Köln anbieten zu können ("Ballungsraumfernsehen"), konterten die Dritten Programme mit einer Subregionalisierung. Am weitesten hat dies das WDR Fernsehen umgesetzt. Hier wird die "Aktuelle Stunde" durch eine "Lokalzeit" ergänzt, die mittlerweile von 11 Landesstudios produziert und parallel werktäglich je eine halbe Stunde ausgestrahlt wird. Eine Zeit lang bot der WDR zusätzlich eine Art von Stadtfernsehen an, das aus und für Dortmund und Köln produziert und gesendet wurde. Da es sich aber nicht wesentlich von der aus den beiden Städten kommenden "Lokalzeit" unterschied, wurde es bald wieder eingestellt. 

Nur in bestimmten Regionen erfolgreich

  Auch einige private Sender scheiterten mit ihrem Versuch, das sogenannte Stadt- oder Ballungsraumfernsehen zu initiieren. "center tv" beispielsweise firmierte als "Heimatfernsehen" und wurde von 2006 bis 2017 äußerst sparsam, dafür aber mit vielen popularisierenden Mitteln (Berichte vom Regionalsport, aus den Vereinen, von den Stadtereignissen) produziert. Zeitweise konnte sich aber auch in anderen Städten lokales Privatfernsehen etablieren, etwa "TV Berlin" von 1997 bis 2018 (aktuelle Sender lassen sich in der Externer Link: Mediendatenbank der Landesmedienanstalten finden).

Fernsehen aus aller Welt

Satellitenschüssel (© fixativ/fotolia.com)

Parallel zur Regionalisierung der Fernsehproduktion wurde der Zugang zum Fernsehen aus aller Welt immer größer. Dass Fernsehen im Wortsinne ein Fern-Sehen ermöglichte, war der Satellitentechnik zuzuschreiben, die ab 1964 Live-Übertragungen aus der ganzen Welt ermöglichte. Erstmals war man nicht nur Augenzeuge dessen, was in der eigenen Stadt geschah oder was im Nachbarland für Aufmerksamkeit sorgte. Man war Augenzeuge bei Ereignissen am anderen Ende des Globus. Mit der Miniaturisierung der Satellitentechnik Anfang der 1990er Jahre wurde es möglich, dass sich Reporter von allen Orten der Welt live zu Wort und im Bild melden konnten. Die Welt schien spätestens mit dem Fall des 'Eisernen Vorhangs' 1989/1990 mit einem Male keine Stelle, keinen Ort, keinen Landstrich mehr zu kennen, von denen das Fernsehen nicht berichten könnte, wenn es denn wollte. 

Dass das ein Irrtum ist, ist spätestens bei Krisen und Kriegen zu beobachten. Denn der Zugang zu weiten Teilen der Erde wird immer noch von Polizei und Militär bestimmt, die nur jene zur Berichterstattung zulassen, die die Situation in ihrem Sinne darstellen oder sich einer Vorzensur unterwerfen. Das Fernsehen bewertet die Ereignisse auch danach, ob sich der Aufwand für eine Berichterstattung lohnt und das zu berichtende Ereignis für ein großes Publikum von Interesse sein könnte. Inzwischen führt die Möglichkeit, mit kleinen Geräten wie Tablet PCs oder Smartphones von überall Videos aufzunehmen und zu senden, zu "User-Content" auch im Fernsehen. 

Zwischen globaler und lokaler Orientierung: "Glokalisierung" 

Auch in einem anderen Sinne wurde das Fernsehen weltläufig. Wie schon im Kino gewann die amerikanische Fernsehindustrie mit ihrer harten Binnenkonkurrenz eines ausschließlich nach ökonomischen Interessen organisierten Marktes weltweit Einfluss. Amerikanische Fernsehserien laufen fast überall, amerikanische Unterhaltungsformate werden überall lizenziert, selbst das Bildschirmdesign wird nach den Mustern aus den USA standardisiert. Ein Nachrichtensender wie CNN gab das Muster für viele andere Nachrichten-Sender vor, die in Europa, Asien und in den arabischen Ländern gestartet wurden. Gleichzeitig versuchten amerikanische Medienkonzerne, mit kommerziellen Sendern in Europa Fuß zu fassen. Doch das scheiterte in vielen Fällen. CNN beispielsweise stellte seinen Versuch deutschsprachiger Sendungen bald wieder ein. 

Anpassung an lokale Märkte 

Aber auch der Verkauf der amerikanischen Serienrechte ist den Moden des jeweiligen Heimatmarktes unterworfen; in den 1990er Jahren war die Nachfrage nach solchen Serien in Europa eher klein. Hinzu kommt, dass die amerikanischen Medienkonzerne (anders als die großen Sender) nicht unbedingt in amerikanischer Hand sein müssen. Japanische Technologiekonzerne wie Sony, eine Zeit lang ein französischer Wasserkonzern oder ein kanadischer Whiskeyproduzent hielten oder halten Anteile an amerikanischen Produktionsstudios. 

Auf diese Weise ist das Fernsehen nicht nur ein Beispiel für die Globalisierung, sondern auch die "Glokalisierung", ein Prozess, bei dem die globalen Strategien der Unternehmen sich den Anforderungen der lokalen Märkte und ihren Bedingungen anpassen. Das Fernsehen ist auch ein Ausdruck für diese aktuelle Form der Modernisierung.

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