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Crossmedial und lokal | Lokaljournalismus | bpb.de

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Crossmedial und lokal Neue Herausforderungen durch multimediales Arbeiten

Klaus Meier

/ 9 Minuten zu lesen

Lokale Zeitungen teilen sich nicht mehr in Print und/oder Online. Die medienübergreifende Arbeit setzt sich durch. Was bedeutet dies für den Journalismus?

Gemeinsames Arbeiten und Entscheiden für alle Kanäle: In Newsroom-Konzepten bestimmt das Thema den Weg. Eine konstante Entwicklung hin zu neuen Medien zeigt sich in den Veränderungen von Organisation und Struktur der Redaktion - hier etwa der Umzug der WAZ in einen überarbeiteten Newsroom 2009. (© WAZ Fotopool/ilja Höpping)

Das Schlüsselwort Crossmedia symbolisiert den rasanten Strukturwandel der Medien- und Journalismuswelt. Es dient als Gefäß, in dem Trends, Forderungen, Hoffnungen und Befürchtungen platziert werden. Und jeder meint im Detail etwas anderes, wenn er von "Crossmedia" spricht.

Nimmt man "Crossmedia" wörtlich, geht es um das "Kreuzen der Medien": in digitaler Technik und Geräten zur Produktion und Nutzung von Medien, in Konzernen und Märkten, in der journalistischen Arbeit, in den medialen Inhalten, deren Verbreitung und Nutzung. Im Hinblick auf die vernetzten digitalen Medien werden vermehrt aktive Nutzer, Nutzerbeteiligung und der Kontakt von Journalisten aller Medien mit Lesern im Social Web einbezogen, wenn von Crossmedia die Rede ist.

Wenn wir analysieren, was all dies für die Lokalredaktion der traditionellen Tageszeitung bedeutet, müssen wir uns drei Bereiche näher ansehen: (1) die Organisation der Redaktion, (2) die Medieninhalte, deren Darstellung und Verbreitung sowie (3) das Berufsbild der Journalisten. Schätzungen zufolge hatte schon Mitte der 2000er Jahre etwa die Hälfte der Zeitungsredaktionen in Deutschland auf die neuen redaktionellen Strukturen und Workflows umgestellt; heute dürften es weit mehr sein. Mit den neuen Darstellungsmöglichkeiten im Internet beschäftigen sich wohl alle lokalen Online-Redaktionen, wobei die Luft für Innovation und neues Denken und Arbeiten häufig recht dünn ist und von der Alltagsroutine verdrängt wird.

1. Crossmediale Redaktionen

Die mobile Reporterin produziert für alle Kanäle (© Rhein-Zeitung)

Schlagworte wie "Mehrkanalstrategie", "Multiplattform-Publishing", "Crossmediales Arbeiten", "integrierter Newsroom", "Bi-" oder "Trimedialität" beherrschen seit mehreren Jahren Tagungen und Strategiepapiere von Redaktionsmanagern und Verlegern. Die Idee, die das antreibt, ist schnell erzählt: Crossmediale Redaktionen nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung zur Reichweitenerhöhung auf dem hart umkämpften Publikumsmarkt. Man will die kontinuierlichen Verluste der gedruckten Tageszeitung ausgleichen und mit Website, Facebook oder Smartphone- und Tablet-Apps neue Zielgruppen erreichen und die Menschen an die Marke binden – so die Hoffnung innovativer Chefredakteure und Medienmanager.

Es gehört zum Grundprinzip crossmedialer Redaktionen, dass für neue Plattformen und Ausspielwege nicht zwingend neue Teams geschaffen und Personal eingestellt wird, sondern die bestehende Redaktion alles bedienen muss. Die digitalen Plattformen verändern sich dabei ständig: Zur eigenen Website sind neue Verbreitungs- und Diskussionskanäle wie Facebook oder Twitter dazu gekommen; aktueller Trend ist die "Appification", also die Verbreitung von Inhalten via Apps für Smartphone- und Tablets – oder künftig für den interaktiven TV-Bildschirm. Crossmediale Redaktionen und ihre Redaktionstechnik sind im Idealfall offen für neue Plattformen, die wir heute noch gar nicht kennen.

Diese Ansprüche an Redaktionen sind mit den traditionellen Strukturen nicht möglich: Jedes Ressort bearbeitete seine Seiten; zudem unterschieden sich die Redaktionen nach Ausspielkanälen: Print, TV, Hörfunk, Online. Neue Modelle der Redaktionsorganisation durchbrechen diese Autonomie: Ressort- und medienübergreifendes Arbeiten wird an einem Newsdesk oder in einem Newsroom zum Prinzip (vgl. Interner Link: "Was ist ein Newsdesk? Was ist ein Newsroom?").

Das A und O einer crossmedialen Redaktion ist ein strategisch-organisatorisches Konzept. Und das kann nicht von unten wachsen, sondern muss von der Redaktionsleitung vorgegeben und in einer Projektgruppe mit Mitarbeitern verschiedener Abteilungen im Detail erarbeitet werden: Welche Ziele haben wir? Wie müssen wir uns organisieren, um unsere Ziele zu erreichen? In einem Prozess des Change Managements müssen schließlich möglichst viele Journalisten mitgenommen werden. Im Idealfall werden flexible Strukturen geschaffen, die offen sind für weitere Veränderungen und den ständigen Innovationsdruck aushalten. Eine Arbeitsgruppe kann das konkrete Konzept zusammen mit der Redaktionsleitung erarbeiten; es sollte Sicherheit schaffen und Perspektiven für alle Mitarbeiter eröffnen. Weiterbildung kann unterschiedliche Methoden kombinieren: Workshops, aber auch Coaching am Arbeitsplatz oder zum Beispiel das sogenannte Job-Shadowing – Redakteure/Redaktionen besuchen und beobachten sich gegenseitig, um voneinander zu lernen. In einem Kreislauf des Qualitätsmanagements sollten die Ziele und ihre Umsetzung regelmäßig überprüft werden.

Es gibt nicht das eine Konzept einer crossmedialen Redaktion, sondern verschiedene Ideen und Modelle. Bei einer integrierten Redaktion sind jedes Ressort und jede Lokalredaktion für alle Plattformen zuständig. Jeder Journalist sollte zumindest für alle Kanäle mitdenken und immer mehr für alle Kanäle produzieren. Pflanzt man jedem Ressort und jeder Lokalredaktionen einen Onliner ein, so kann das den Nachteil haben, dass sich die anderen nicht für die digitalen Ausspielwege interessieren – denn es gibt dafür ja "den einen Zuständigen". Anderseits kann der Onliner Motor, Vorbild und Coach sein, wenn die Redaktionsleitung ihn dabei unterstützt. Und wenn er nicht nur die Zeitungswebsite im Auge hat, sondern alle digitalen Ausspielwege im Social Web.

Wie sollen die sozialen Netzwerke in der Redaktion verankert werden? – Vorbildlich in der Start- und Übergangsphase ist sicherlich der Social-Media-Redakteur, wie ihn die Rhein-Zeitung mit Lars Wienand im September 2009 positioniert hat. Aber selbst Wienand sagt, dass er sich im Idealfall mittelfristig überflüssig macht: Facebook und Twitter gehören zum normalen Arbeitsalltag aller Redakteure. Auch das muss organisiert und konzeptionell abgesichert sein. Ein modernes, aber radikales Konzept rückt die digitalen Plattformen in den Mittelpunkt – so wie zum Beispiel bei der Welt-Morgenpost-Gruppe im Axel Springer-Verlag in Berlin seit dem Frühjahr 2012 In der Konferenz wird erst einmal überlegt und entschieden, was auf der Website, auf Facebook und in den Apps passieren soll – erst dann wird aus dem Material und aus der Erfahrung der Online-Publikationen und der Publikumsresonanz des Tages heraus die Zeitung zusammengebaut. Die Editors ("Blattmacher") stehen im Kern des redaktionellen Prozesses, entscheiden, redigieren, titeln, vernetzen die Plattformen.

2. Crossmediale Inhalte, Darstellung und Verbreitung

Tweets und Facebook-Kommentare als Informationsquelle und Feedbackkanal: Lars Wienand, Socialmedia-Redakteur der Rhein-Zeitung (© Denise Hülpüsch/Rhein-Zeitung)

Zentral ist das Denken und Arbeiten in Themen – es geht nicht mehr primär darum, Seiten zu füllen. Dadurch kann sich auch die journalistische Qualität verbessern: Die Entscheidung, wie eine Geschichte ansprechend erzählt und aufbereitet wird, gewinnt an Bedeutung. Man spricht von einem Storytelling über Mediengrenzen hinweg ('across media' oder 'across platforms') oder von einem 'Newsflow' zwischen den Plattformen, die sich gegenseitig ergänzen, wenn nicht alle Plattformen gleichzeitig und gleichwertig zu bestücken, sondern gemäß den jeweiligen Nutzererwartungen. "Choose the best media to launch a story – and the best flow between media", sagt Lars Jespersen, Chefredakteur des integrierten Medienhauses Nordjyske Medier in Dänemark, das einen Newsroom für Zeitung, Fernsehen, Radio und Internet betreibt.

Ein Thema kann auf Twitter und Facebook eröffnet werden, wandert dann auf die Website und am Abend ins Blatt. Es kann aber auch anders sein: Ein Thema, das erst in der Zeitung stand und dann im Web veröffentlicht wurde, erhält plötzlich im sozialen Netz Dynamik und wandert mit allen zusätzlichen Aspekten der Nutzerbeiträge zurück in die Zeitung. Eine einzelne Story ist so nicht in sich (ab)geschlossen, sondern kann die Vorveröffentlichung und das Feedback von Nutzern aufgreifen und auf einer anderen Plattform weitertreiben. Die Themen erreichen so die Nutzer, wie sie es sich erwarten – je nachdem wo und zu welcher Uhrzeit sie auf die Kanäle eines Medienhauses zugreifen. Das Internet ist allerdings nicht nur ein weiteres Medium, das einfach dazu kommt, sondern eine zentrale Drehscheibe für Text, Bild, Video, Audio und Beteiligung. Es ist "Verbreitungsplattform" und "Contentplattform": Es kann Ausspielkanal und Archiv für klassische Medien sein (z.B. die Live-Streams und Mediatheken der Rundfunkanstalten oder die ePaper-Ausgaben von Printmedien), kann aber Themen auch multimedial erzählen und dabei einzelne Elemente von traditionellen Medien aufgreifen und neu kombinieren; neue Darstellungsformen, Erzählweisen und Möglichkeiten der Inszenierung von Inhalten werden geschaffen. Bei der Verbreitung müssen Nutzer animiert werden, die Inhalte zu teilen. Dies alles trifft im Wesentlichen auch auf neue Endgeräte – wie zum Beispiel Smartphones oder Tablet-PCs wie das iPad – zu.

Diese inhaltliche Crossmedialität verändert Berichterstattungsmuster – also Typen und Konzepte des Journalismus – und Darstellungsformen des Journalismus:

  • Berichterstattungsmuster: Neu hinzugekommen ist das Muster des Partizipativen Journalismus, bei dem die Nutzer in das Zustandekommen der Medienrealität bewusst einbezogen werden, wobei der Grad der Beteiligung unterschiedlich sein kann: Beim so genannten "Crowdsourcing" arbeiten Nutzer bereits bei der Themenfindung und Recherche mit. Bei anderen Modellen werden ihre Anmerkungen, Ergänzungen und Kommentare erst während oder nach der Veröffentlichung in den Beitrag einbezogen. Weithin gerühmtes Beispiel ist das Crowdsourcing-Projekt des Guardian, bei dem die Redaktion die Überprüfung der Spesenabrechnungen von Parlamentsabgeordneten den Nutzern überließ (vgl. http://mps-expenses.guardian.co.uk). Als weiteres neues Berichterstattungsmuster könnte sich der Prozessjournalismus entwickeln: Ein Beitrag ist im Gegensatz zum Produktjournalismus (fertige Beiträge werden einmalig veröffentlicht) nicht "fertig", sondern wird durch das Zusammenspiel zwischen Redaktion und Nutzer beispielsweise im Social Web weitergeschrieben. Neue Formen des Datenjournalismus ergänzen das klassische Muster des Präzisionsjournalismus: Daten werden anschaulich und interaktiv als Landkarten, Schaubilder oder andere visuelle Darstellungen umgesetzt (vgl. Externer Link: blog.zeit.de/open-data und Externer Link: www.guardian.co.uk/news/datablog).


  • Darstellungsformen: Beispiele für neue Darstellungsformen im Onlinejournalismus finden sich zuhauf. Dabei stellen sich heute noch mehr Fragen als es Antworten gibt. Antworten muss jede Redaktion für sich finden – und am besten als "Guidelines" den Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Zum Beispiel: Wie kann und soll die Redaktion in sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook darstellen und vermitteln? Der Umgang mit einem aktiven, kritischen und nicht selten pöbelnden Publikum muss gelernt sein und reflektiert werden. Wer im Social Web über sich selbst, seine Recherchen und Geschichten berichtet, kann nicht "objektiv" sein; die alten Werte verändern sich. "Transparenz" als Qualitätsmaßstab gewinnt an Gewicht. – Wie kann eine Multimedia-Reportage Text, Ton, Foto und Video sinnvoll kombinieren und so die Möglichkeiten des Internets ausschöpfen und neue Plattformen wie das iPad nutzen? Ein Video ist beispielsweise nur dann sinnvoll, wenn sich viel Handlung zeigen lässt und diese Handlung zum Kern des Themas gehört.

3. Berufsbild und Ausbildung

Veränderte Arbeitsweisen: Recherche und Storytelling über die Mediengrenzen hinweg (© WAZ Fotopool/ilja Höpping)

Welche Konsequenzen haben organisatorische und inhaltliche Crossmedialität für das Berufsbild und die Ausbildung von Journalisten? – Auch hier bleiben zurzeit mehr Fragen und Herausforderungen offen, als es eindeutige Antworten gibt. Wie immer bei gesellschaftlichen Veränderungen streiten sich Bewahrer und Veränderer. Die Ausgangslage: Journalismus ist der Beruf, dessen grundlegende und exklusive Aufgabe die Herstellung von Öffentlichkeit ist. Normativ gesehen fallen dem Journalismus die Aufgaben der Information, der Kritik und Kontrolle zu. Er trägt damit zentral zur Meinungsbildung der Bürger bei und fokussiert Aufmerksamkeit, indem er die fragmentierten Themen der Gesellschaft zu den großen Themen der Öffentlichkeit bündelt. Hauptberufliche Journalisten, die in der Regel für nur ein Medium (eine Zeitung etc.) und weitgehend auf sich gestellt arbeiten, sind die Basis des traditionellen Berufsbilds, das im 19. Jahrhundert entstand und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufblühte.

Diese Ausgangslage ändert sich durch vielfältige Entwicklungen:

  • Crossmediale Redaktionen: In Newsdesk- und Newsroom-Redaktionen entstehen neue Rollen; Tätigkeiten werden spezialisiert und differenziert. Eine Geschichte bzw. ein Thema kommen nicht mehr nur aus einer Hand, sondern die Reporter liefern das Rohmaterial (auch multimedial), das am Newsdesk verarbeitet und veredelt wird. Leitungsrollen verschieben sich vom klassischen Ressortleiter zum Newsdesk-Leiter. Vor allem die koordinierenden Aufgaben und die Teamarbeit nehmen zu.


  • Recherche und Storytelling über Mediengrenzen hinweg: Ob die Journalisten in crossmedialen Redaktionen nach wie vor überwiegend monomedial arbeiten oder fallweise mehrmedial oder nahezu durchgehend für mehrere Plattformen, ist zurzeit noch ganz unterschiedlich gelöst. Der vor Ort recherchierende Reporter, der Text, Foto- und Video-Material in der Redaktion abliefert, kommt ebenso vor wie der Editor am Desk, der das Material für mehrere Plattformen aufbereitet und ausspielt.


  • Partizipativer Journalismus: Feststellungen wie "Journalism as an activity", "Liquid Journalism" oder "We’re all journalists now" sehen den Journalismus nicht mehr zwingend an die Profession und an Medienorganisationen gebunden, sondern als Aktivität von jedermann. Gleichwohl erwartet das Publikum vom beruflichen Journalismus auch im Internet Glaubwürdigkeit, Sachlichkeit, Unabhängigkeit und Themenkompetenz. Hauptberuflicher Journalismus wird zwar durch Laien- und Bürgerjournalisten ergänzt, ist aber nicht überflüssig geworden. Zahlreiche Indizien – wie zum Beispiel die Renaissance der gedruckten Wochenmedien – belegen, dass Recherche, Hintergrund, faire und ausgewogene Analyse durch die Nachfrage des Publikums im Berufsbild des Journalisten gestärkt werden. Eine neue Rolle für professionelle Journalisten ist aber die des Moderators, der die Nutzer in die Beitragsproduktion, -kommentierung und -verbreitung in sozialen Netzwerken einbezieht und die aktiven Nutzer nicht als Feinde des professionellen Journalismus sieht, sondern als Partner.

Wer crossmediale Aus- und Weiterbildungskonzepte entwirft, sollte alle erwähnten Charakteristika von Crossmedialität berücksichtigen. Zudem ist bei der Konzeption neuer und der Optimierung bestehender medialer Angebote Innovationsfähigkeit, Pioniergeist und der Wille zum Experimentieren die neue Herausforderung, der sich jeder Journalist stellen muss. Und das bedeutet, Journalismus nicht nur so zu lernen und zu lehren, wie er Jahrzehnte lang gemacht wurde, sondern offen zu sein für Neues und abschätzen zu können, welche Richtung der Medien- und Journalismuswandel nimmt. In den Laboren der Journalistenausbildung müssen deshalb künftig verstärkt (Innovations-)Praxis und (Innovations-)Forschung miteinander verknüpft werden und so Experimentierfelder für journalistische Formate und neue Organisationsformen journalistischer Arbeit entstehen. Dafür sind noch mehr Kooperationen zwischen Redaktionen und Hochschulen nötig.

Klaus Meier ist Professor für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Zuvor lehrte er am Externer Link: Institut für Journalistik der TU Dortmund (2009/10) und an der Externer Link: Hochschule Darmstadt (2001-2009). Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Onlinejournalismus, Redaktionsmanagement und crossmediale Entwicklungen. Er absolvierte eine Redakteursausbildung im Lokaljournalismus.