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Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind nicht an bestimmte Techniken gebunden Christian Meier spricht mit Robert Amlung, Beauftragter für digitale Strategien des ZDF

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Robert Amlung (© picture-alliance/dpa)

Was ist "Rundfunk" in der digitalen Welt?

Die Digitalisierung führt dazu, dass in einer konvergenten Welt alle technischen Definitionen des Rundfunks an Bedeutung verlieren. Die Rundfunkstaatsverträge der letzten Jahre haben dies Schritt für Schritt nachvollzogen und sprechen heute von einem "linearen Informations- und Kommunikationsdienst", der "für die Allgemeinheit" und zum "zeitgleichen Empfang" bestimmt ist. Der Schwerpunkt liegt bei Bewegtbild- und Audiodiensten. Ergänzt wird "Rundfunk" durch Interner Link: Telemedien, die sich vor allem durch zeitsouveräne Nutzbarkeit auszeichnen.

Wir gehen davon aus, dass der Unterschied zwischen Rundfunk und Telemedien nach und nach immer mehr verschwimmen wird. Am Ende dieser Entwicklung wird Rundfunk linear und nicht-linear nutzbar sein und sich dabei weiterhin an viele Menschen richten – was ihn weiterhin von der Gruppen- und Individualkommunikation vieler Internet-Dienste unterscheiden wird. Technisch wird Rundfunk langfristig mit dem Internet verschmelzen.

Wie hat die Digitalisierung den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verändert? Welche Konsequenzen mussten die Öffentlich-Rechtlichen ziehen, damit sie weiterhin in der digitalen Medienwelt ihren Programmauftrag erfüllen können?

Wie für alle anderen Medien auch erweitert die Digitalisierung die Märkte, in denen wir uns bewegen. Der Fernsehmarkt hat im Internet plötzlich Überschneidungen mit dem Markt für Zeitungen, und Internetdienste wie beispielsweise YouTube sind ganz neue Konkurrenten im so erweiterten Medienmarkt. In diesem viel komplexeren Markt muss sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk sinnvoll und angemessen positionieren. Dies kann das ZDF allein mit seinem Hauptprogramm nicht leisten. Deshalb haben wir unser Angebotsportfolio erweitert: mit Kanälen wie ZDFneo und ZDFinfo und mit Portalen wie der Mediathek und den ZDF-Websites. Nur so können wir weiterhin alle wesentlichen Gruppen der Bevölkerung erreichen.

Wie sieht – in aller Kürze – die digitale Strategie der Öffentlich-Rechtlichen aus?

Von den eigenen, inhaltlichen Stärken ausgehend soll das ZDF überall dort zu finden sein, wo die Beitragszahler es erwarten.

Wie werden die Mediatheken der Sender genutzt? Welche Bedürfnisse haben die Konsumenten an nicht-lineares TV?

Die ZDFmediathek ergänzt das lineare Angebot des ZDF. Sie schafft zusätzliche Reichweite für unsere Inhalte. Wir glauben allerdings nicht, dass die linearen Angebote komplett verdrängt werden. Lineares Fernsehen wird langfristig erhalten bleiben. Die Nutzung wird sich nach und nach auf die beiden Nutzungsarten aufteilen – in welchem genauen Verhältnis lässt sich heute aber nicht seriös voraussehen.

Gehört der Aufbau beispielsweise einer App-Strategie zu den Aufgaben der Öffentlich-Rechtlichen?

Ja. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind nicht an bestimmte Techniken gebunden. Wenn eine App eine von den Beitragszahlern gern genutzte und auch erwartete Möglichkeit darstellt, unsere Inhalte zu verbreiten, dann gehört es zu unserem Auftrag, eine solche App anzubieten.

Wie bewerten Sie die Rolle von Internet-Playern wie Google/YouTube und Facebook? Werden diese selber zu "Sendern"? Und was bedeutet das für die Medienordnung?

YouTube und Facebook werden perspektivisch vermutlich zur digitalen Rundfunklandschaft in Deutschland dazugehören – zumindest wenn, wie eingangs beschrieben, klassischer Rundfunk und Telemedien zusammenwachsen. Der Begriff des "Senders" passt nicht wirklich. Aber es könnte durchaus sein, dass YouTube und Facebook und viele andere Dienste anbieten werden, die vom Rundfunk nicht mehr zu trennen sind. Dies rechtlich neu zu fassen, ist eine enorme Herausforderung an die Medienpolitik. Hier wird sich noch viel tun müssen.

Fussnoten

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