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Aufnahme und Integration von Resettlementflüchtlingen | Legale Zugänge zum Flüchtlingsschutz: Resettlement und andere Aufnahmeprogramme für Flüchtlinge | bpb.de

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Aufnahme und Integration von Resettlementflüchtlingen

J. Olaf Kleist

/ 2 Minuten zu lesen

Im Gegensatz zur ungesteuerten Fluchtzuwanderung bieten Resettlementprogramme die Möglichkeit, die Ankunft und Integration von Flüchtlingen vorzubereiten und besser zu planen. Bereits vor der Abreise ins Aufnahmeland können so erste Sprach- und Orientierungskurse angeboten werden.

Unterricht für neu angekommene Flüchtlinge in einem Resettlement-Programm in Idaho, USA. (© picture-alliance/AP)

Anerkannten Flüchtlingen kommt nach der Genfer Flüchtlingskonvention nicht nur ein Abschiebeschutz zu, sondern auch eine Reihe von sozialen und politischen Rechten. Diese sollen eine Integration, als dauerhafte Lösung der Flüchtlingssituation, und schließlich die Erlangung der Staatsbürgerschaft ermöglichen. Diese Rechte stehen auch Resettlementflüchtlingen zu. In der Regel profitieren sie jedoch zusätzlich von weiteren Angeboten, die sich von Land zu Land unterscheiden.

Auf der sogenannten "Norrköping-Konferenz" wurden 2001 einige Prinzipien der Integration von Resettlementflüchtlingen festgelegt. Demnach sei Integration ein gegenseitiger, dynamischer, vielfältiger und andauernder Prozess, bei dem die Erfordernisse der Flüchtlinge im Mittelpunkt stehen müssten. Zugleich müssten aber auch die aufnehmenden Gemeinden sowie die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren gestärkt werden. Ein Jahr später publizierte UNHCR mit ähnlichen Zielen das Handbook to Guide the Reception and Integration of Resettled Refugees. Es gibt praktische Anleitungen für Aufnahmestaaten, NGOs und Zivilgesellschaft, insbesondere für die Ankunft, den Spracherwerb, Orientierungsprogramme, Unterbringung, Zugang zum Arbeitsmarkt und zum Gesundheitssystem sowie für politische Bildung. Dabei müsse jeweils auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der geflüchteten Individuen eingegangen werden. UNHCR regt zudem an, dass durch Kooperationen, sogenanntes Twinning, neue Resettlementstaaten von etablierten lernen können, wie Resettlement und die Integration von Flüchtlingen organisiert werden. Dabei geben die jeweiligen politischen und sozialen Systeme der Staaten jedoch recht unterschiedliche Rahmenbedingungen für die Integration vor. So erhalten Resettlementflüchtlinge in den USA Unterkunft und Ausstattung und für ein halbes Jahr finanzielle Unterstützung, sind danach aber auf sich selbst gestellt. In europäischen Wohlfahrtsstaaten erhalten Flüchtlinge hingegen landesübliche Sozialleistungen und dauerhafte Unterstützung.

Ein wesentlicher Vorteil bei der Integration von Resettlement- gegenüber anderen Flüchtlingen ist, dass die Ankunft vorbereitet und geplant werden kann. Dazu gehören sowohl Orientierungs- und Sprachkurse vor der Abreise ins Aufnahmeland, die insbesondere realistische Erwartungen vermitteln sollen. Im Ankunftsland können Flüchtlinge in passende Gemeinden vermittelt werden, in denen es entsprechende Schulplätze, Gesundheits- und Traumaversorgung gibt oder in denen bereits Verwandte der Flüchtlinge leben. Die aufnehmenden Gemeinden können sich frühzeitig auf die Ankunft der Flüchtlinge einstellen.

Häufig helfen auch soziale Netzwerke des Flüchtlings und Ehrenamtliche den Neuankommenden bei den ersten Schritten in der neuen Umgebung. Für die Gegenseitigkeit des Integrationsprozesses ist dies relevant. Allerdings gibt es bislang keine allgemeinen Kriterien, an denen eine erfolgreiche Integration gemessen werden könnte. Die Integration, die im Resettlement besser planbar ist, ist letztlich von den aufnehmenden Gesellschaften und den aufzunehmenden Flüchtlingen abhängig.

Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers Interner Link: Legale Zugänge zum Flüchtlingsschutz: Resettlement und andere Aufnahmeprogramme für Flüchtlinge.

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Dr. phil., Politikwissenschaftler und Mitglied am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS), Universität Osnabrück; Gründer des Netzwerks Flüchtlingsforschung.