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Diskursanalyse & Bioethikdiskurse | Bioethik | bpb.de

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Diskursanalyse & Bioethikdiskurse

Reiner Keller Willy Viehöver

/ 17 Minuten zu lesen

Wer sind die Protagonisten diskursiver Konflikte? Welche Begriffe nutzen sie? Welche Wertbezüge stellen sie her, welche (Legitimations-)Strategien nutzen sie? Die empirische Diskursforschung fragt nicht nach den gegebenen Fakten in der Bioethik, ihrer Machbarkeit oder Existenz. Die diskursanalytische Perspektive richtet sich an der Frage aus, welche Wirklichkeit in diskursiven Konflikten auf welche Weise konstituiert, konfiguriert und legitimiert wird.

Michel Foucault (Mitte), Begründer der Diskursanalyse, mit dem französischen Philosophen Raymond Aron (rechts) und dem französischen Biologen und Biochemiker Jacques Monod im Collège de France, Paris, 1970. (© picture-alliance, akg-images / Jacques Violet)

Die Verwendung des Begriffs "Diskurs" im Allgemeinen

Der Begriff "Diskurs" wird seit geraumer Zeit in den Massenmedien und in öffentlichen Debatten benutzt. Häufig werden damit Positionen bspw. von Organisationen zu einem bestimmten Thema und Problem bezeichnet. In Bezug auf wert- und technikbezogene Konflikte steht der Begriff für spezifische Diskussionsveranstaltungen oder auch netzbasierte interaktive Plattformen, die auf die Beteiligung von und nach Möglichkeit Einigung zwischen unterschiedlichen Interessenvertretungen, ExpertInnen und von einer ethischen Frage oder wissenschaftlich-technologischen Entscheidung betroffenen BürgerInnen zielen. Dies geschieht im Sinne eines 'runden Tisches' oder wenigstens der öffentlichen Sichtbarkeit divergenter Perspektiven. Der dialogische Austausch von Argumenten und entsprechende Formen der Partizipation sollen die Rationalität, Konsensualität und Akzeptanz von Entscheidungen erhöhen.

Zur Unterscheidung: Diskursanalyse (Foucault) vs. Diskursethik/-theorie (Habermas)

Diese Verwendungsweise führt zurück zur Diskursethik, die der deutsche Philosoph Jürgen Habermas seit Mitte der 1970er-Jahre entwickelte (vgl. Gottschalk-Mazouz 2000). Er geht von der sprachtheoretischen Annahme aus, dass Menschen beim Verwenden von Sprache (Sprechhandlungen) implizit immer das Vorliegen von genau vier spezifischen Geltungsansprüchen unterstellen müssen, da ansonsten eine Verständigung nicht möglich ist: etwa die Aussage, ein Zug fahre um 10.30 Uhr am Berliner Bahnhof ab, den Geltungsanspruch der (faktischen) Wahrheit, die Aussage "Du sollst nicht töten" das Vorhandensein einer zu akzeptierenden sozialen Norm, die Worte "Ich liebe dich" die Aufrichtigkeit der ausgedrückten Gefühle, und alles zusammen durch Wortwahl und Grammatik auch den Anspruch kommunikativer Verständlichkeit. Daran anknüpfend schlug er vor, für wichtige gesellschaftliche Streitfragen – etwa bzgl. der Chancen und Risiken der Gentechnik oder der Stammzellforschung – spezifische (theoretische, praktische, normative) Diskurse, d.h. konkrete Diskussionsverfahren und -prozesse in Gang zu setzen und zu institutionalisieren, bei denen die Einhaltung der Geltungsansprüche in besonderer Weise durch eine Moderation gewährleistet werden sollte. Habermas war sich sehr wohl bewusst, dass im Alltagsgebrauch der Sprache häufig von diesen Geltungsansprüchen in strategischer Hinsicht abgewichen wird. Er spricht deshalb davon, dass sie kontrafaktisch gelten, also auch dann, wenn wir bspw. bewusst lügen, um jemanden den Zug verpassen zu lassen, oder über unsere wirklichen Heiratsabsichten durch Schwindel zu täuschen. In der Habermasschen Prägung wurde "Diskurs" dann zu einem Hauptbegriff politischer Konfliktbearbeitungen, zu einen Synonym für Mediationsverfahren aller Art (kritisch dazu Keller/Poferl 2000; Görsdorf 2012). Diese Konjunktur spiegelt sich auch in der politikwissenschaftlichen Diskussion des Verhältnisses von interessenorientierten Verhandlungen zu argumentativen Einigungsprozessen in Konflikten.

In der deutschen Alltagssprache hat der Diskursbegriff so zunächst vor allem als spezifisch praktisch gewordenes philosophisches Konzept Eingang gefunden. Das ist im Französischen und Englischen ganz anders. Im Französischen bezeichnet "discours" von jeher eine besondere Form der Rede, etwa die Ansprache zu Ehren eines Geburtstagskindes, oder die wissenschaftlich-gelehrte Abhandlung über ein Sachgebiet, in der Argumente hin und her gewogen werden, um Schlussfolgerungen zu plausibilisieren (etwa der "Diskurs über die Methode" von René Descartes). Immer handelt es sich um "ernsthafte" Sprechakte in stark regulierten Kontexten. Im Englischen wiederum kann mit "discourse" ganz einfach das Sprechen und Reden im Alltag, auch ein Gespräch bis hin zur öffentlichen Debatte ("public discourse") zu einem Thema wie der gegenwärtigen Migrationspolitik (um ein beliebiges Beispiel herauszugreifen) gemeint sein.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Diskursen setzt in diesen Sprachräumen deutlich früher an und orientiert sich stärker am Alltagsgebrauch des Begriffes: Diskurse werden hier zum Gegenstand von Forschungen, nicht zum spezifischen Typ oder Setting eines organisierten Diskussionsprozesses. So spricht bereits die frühe pragmatistische Philosophie Anfang des 20. Jahrhunderts in ihren kommunikationstheoretischen Arbeiten vom "universe of discourse" und bezeichnet damit die von sozialen Gruppen geschaffenen und geteilten symbolischen Sinnwelten, Sprach- und Denkuniversen – den Zusammenhang geteilter Bedeutungen. Schon in den 1930er-Jahren ist von Sprachspezialisierungen in Gestalt spezifischer Diskursuniversen etwa der Poesie, der Mathematik oder anderer gesellschaftlicher Handlungsbereiche die Rede. Seit den 1950er-Jahren untersucht die Sprachwissenschaft Diskurse als sprachliche Einheiten oberhalb der Satzebene. Seit den 1960er-Jahren wird die Analyse öffentlicher Diskurse zu einem wichtigen Feld der soziologischen Analyse gesellschaftlicher Probleme. In Frankreich greift u.a. der Philosoph Michel Foucault zur gleichen Zeit den Diskursbegriff auf und formuliert ein umfassendes historisch-empirisches Untersuchungsprogramm der Erzeugung wissenschaftlicher Aussagen, die in entsprechenden "diskursiven Formationen" gebündelt sind. Diese "Archäologie des Wissens" (Foucault 1981) wird wenig später unter dem Begriff der "Genealogie von Macht-Wissen-Regimen" stärker auf Mechanismen der "Verknappung von Diskursen" und auf Diskurse als Einsätze in gesellschaftlichen Problematisierungsprozessen bzw. Konflikten ausgerichtet (Foucault 1974; 1985).

Vor allem die Foucaultschen Arbeiten und die Analysen öffentlicher Diskurse aus dem US-amerikanischen Kontext haben die heutige Verwendung des Diskursbegriffs geprägt. Statt um Diskursethik im Sinne von Habermas geht es hier um Diskursanalyse: Diskurse werden nicht als Werkzeug der Konfliktbearbeitung vorgeschlagen, sondern in ihrer gesellschaftlich-historischen Struktur und Dynamik als emergente (Anm. d. Red.: durch Zusammenwirken mehrerer Faktoren unerwartet neu auftretende), auch konfliktreiche Prozesse und Formen der Wirklichkeitsproduktion untersucht. Darin kämpfen gesellschaftliche Akteure darum, was jeweils 'der Fall' ist. Foucault (und ähnlich, wenn auch in einem anderen soziologischen Vokabular und mit anderem Fokus die US-amerikanische Forschung zu öffentlichen Diskursen) schrieb entsprechend in der "Archäologie des Wissens", es gehe darum, Diskurse als Praktiken zu begreifen, welche die Gegenstände, von denen sie handeln, in ihrem Vollzug hervorbringen.

Ein Beispiel: Die Analyse des Diskurses der Bioethik

So können bspw. Bioethik-Diskurse als die Gesamtheit all derjenigen diskursiven Äußerungen verstanden werden, die in ihrem Erscheinen Regeln der Anordnung eines (bio-)ethischen Diskurses folgen – natürlich eingedenk der Beobachtung, dass es innerhalb der Bioethikkontroversen eine Vielzahl von Subdiskursen gibt, die sich mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden und zueinander in Konkurrenz und Konfliktverhältnissen stehen (können). Die Strukturen, Mechanismen und Folgen diskursiver Praktiken und Formationen zu untersuchen, rückt damit ins Zentrum der empirischen Diskursforschung: etwa Analysen der Protagonisten diskursiver Konflikte, der von ihnen genutzten Begrifflichkeiten, Wertbezüge und (Legitimations-)Strategien, aber auch der Auslassungen, involvierten Subjektpositionen, (institutionellen) Effekte, Praktiken und Objekte und dergleichen mehr.

So ließe sich bspw. bezüglich der Prämissen und Folgen der Ethisierung von (Bio-)Technik fragen (Bogner 2013): Wer tritt als Sprechende(r) in Diskursen in Erscheinung? Welche Ressourcen kommen zum Tragen? Welche Deutungs- und Rechtfertigungsmuster werden eingesetzt? Wie wird ein entsprechendes wissenschaftliches Faktenwissen erzeugt, legitimiert und ggf. gegenüber Moral, Religion oder Alltagstheorien in Stellung gebracht? Wer verfügt über Ressourcen der Wissensproduktionen? Wie verändern sich die Bezüge zwischen den ganz unterschiedlichen Komponenten im Zeitverlauf? Aber auch: Welche Akteure sind nicht beteiligt, obwohl ihr Erscheinen eigentlich zu erwarten wäre? Welche Maßnahmen werden diesbezüglich ergriffen (z.B. Ethikkommission, Gesetz, Prinzipien) und wie werden sie umgesetzt? Welche Vorstellungen von (handelnden) Subjekten werden erzeugt oder verworfen und welche Forderungen werden an die entsprechenden Subjekte gerichtet? Welche Rolle spielen Dinge unterschiedlichster Art (wie Labore, Instrumente, Zellen)?

Ausgegangen wird also nicht von gegebenen Fakten, seien es Techniken (etwa das Klonen, Human Enhancement oder Präimplantationsdiagnostik) oder Phänomenen (bspw. Klone, gentechnisch erzeugt Chimären), deren (technische) Machbarkeit oder Existenz mit Blick auf Risiken einer ethischen oder moralischen Bewertung unterzogen wird. Vielmehr richtet sich die diskursanalytische Perspektive an der Frage aus, welche Wirklichkeit in diskursiven Konflikten auf welche Weise konstituiert, konfiguriert und legitimiert wird. Denn tatsächliche diskursive Prozesse folgen selten bis gar nicht den in der Diskursethik und Argumentationstheorie entwickelten Prämissen – warum sollten sie auch, wenn es nicht um die Kraft des besseren Argumentes geht, sondern um die machtvolle Durchsetzung von themen- oder problemspezifischen Deutungshoheiten?

Wer beschäftigt sich mit der Analyse von Diskursen?

Mit Diskursen als Forschungsgegenständen im erläuterten Sinne beschäftigen sich inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Disziplinen (vgl. zum Nachfolgenden auch die Literaturhinweise in Keller 2011). So hat die Sprachwissenschaft ein hochdifferenziertes Feld von linguistischen Zugängen hervorgebracht, das von der korpuslinguistisch orientierten Frage nach den Mustern des Sprachwandels in umfangreichen Textkorpora bis zu den konversationsanalytisch orientierten Analysen der mikrostrukturellen Abfolge von Sprachsequenzen reicht. Aus der Sprachwissenschaft stammt auch die Critical Discourse Analysis bzw. Kritische Diskursanalyse, die Sprachgebrauchskritik und Ideologiekritik betreibt, also bspw. für rassistischen Sprachgebrauch sensibilisieren will oder spezifische ökonomisch-politische Interessen hinter allgemeinen Aussagen entdeckt (für Fragen der Bioethik bspw. Paul 1994). In den Sozialwissenschaften finden sich einerseits Analysen konkreter Gesprächsverläufe, und andererseits historisch und sozialräumlich mehr oder weniger weit ausholende Untersuchungen diskursiver Auseinandersetzungen über gesellschaftliche (wissenschaftliche, technische, religiöse, ethische) Problemlagen in und zwischen ganz unterschiedlichen medialen Formaten. Zu letzteren gehören bspw. im politikwissenschaftlichen Kontext die Argumentative Diskursanalyse von Maarten Hajer oder die Hegemonietheoretische Diskursanalyse im Anschluss an Ernesto Laclau und Chantal Mouffe.

Innerhalb der deutschsprachigen Sozialwissenschaften wird in den letzten Jahren die an Foucault angelehnten sowie die an die soziologischen Traditionen des Interpretativen Paradigmas und der Wissenssoziologie anschließende Wissenssoziologische Diskursanalyse (Keller 2010) breit genutzt. Sie untersucht die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit in Gestalt gesellschaftlicher Wissensverhältnisse und Wissenspolitiken. Der Begriff der Wissensverhältnisse bezieht sich darauf, dass die Ressourcen zum Erkennen und zur Erzeugung von Wissen, Bewertungen und Normen gesellschaftlich unterschiedlich verteilt sind und spezifische Wirklichkeitsarrangements befördern, andere dagegen hemmen. "Wissenspolitiken" bezeichnet die Strategien und Taktiken gesellschaftlicher Akteure zur Stabilisierung oder Transformation dieser Wissensverhältnisse, die ja immer auch Bewertungs-, Sach- und Handlungsverhältnisse sind.

Die Erforschung der Diskurse und der Diskurs der Forschung

Zu den wichtigsten Herausforderungen der gegenwärtigen Forschung gehören die systematische Akkumulation von Forschungsergebnissen und die Untersuchung der dinglichen, personalen und praktischen Infrastrukturen (Dispositive), die den Diskursproduktionen und den diskursiven Weltinterventionen zugrunde liegen. Damit wird zugleich deutlich, dass sozialwissenschaftliche Diskursforschung zu ihrem Kerngeschäft sicherlich die Analyse von gesellschaftlichen Aussageproduktionen ('Wahrheitsspiele', normative Setzungen, Rechtfertigungen usw.) zählen muss. Doch sie geht weit darüber hinaus, indem sie der Materialität dieser Prozesse, ihrer Voraussetzung und Folgen Rechnung tragen muss. Die textorientierte Untersuchung der Diskursverläufe lässt sich deswegen gewinnbringend mit Diskurs- und Dispositivethnographien konkreter Situationen verknüpfen.

Diskursanalyse in der Bioethik

Im Folgenden sollen die bisherigen Ausführungen an den Diskursen über bioethische Fragen und bezogen auf einige zentrale Punkte weiter illustriert werden. Wir verstehen dabei unter Bioethik im Anschluss an die von Werner Moskopp (2009) verfasste Einführung zum vorliegenden Dossier einen "Teil der philosophischen Theorie der Moral, der sich mit dem Wert des Lebens auseinandersetzt". Gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit und Konflikte um Fragen der Bioethik reichen jedoch auch weit über die Grenzen der Philosophie hinaus. Sie entfalten sich entlang unterschiedlichster, überwiegend technikinduzierter Anlässe in so unterschiedlichen Handlungsfeldern wie der medizinischen Diagnostik, der medizinischen Forschung und Intervention, der verschiedenen Formen gentechnologischer Entwicklungen, der Auseinandersetzungen um rekonstruktive und fähigkeitssteigernde Interventionen in die menschliche Körperlichkeit bis hin zu unserem Verhältnis zu Tieren (im Rahmen tierethischer Diskussionen) oder gar 'allem Lebendigen' u.a.m. Zudem sind in ihnen sachbezogene Aussagen (bspw. zum Risiko- bzw. Gefährdungspotential von Technologien) mit moralischen Bewertungen ("dürfen, sollen wir dieses oder jenes tun oder lassen") eng und häufig unauflöslich verflochten.

Aus manch analytisch-philosophischer Sicht heraus mag das als unzulässig erscheinen, also einen Mangel darstellen (z.B. Waldschmidt/Klein/Körte 2009; Wehling/Viehöver/Koenen 2014) . Der Begriff der Bioethik-Diskurse kann dann als Sammelbegriff für ganz unterschiedliche Diskursprozesse verstanden werden, die sich – sei es in Wissenschaft, Philosophie, Religion, politischer Öffentlichkeit, Recht, Ökonomie oder Kunst – auf Wertefragen beziehen, die anlässlich menschlicher Zugriffe auf Leben entstehen (z.B. Oehler/ Gehring/Moosbrugger 2017).

Am Beispiel Bioethik lässt sich deswegen der Unterschied zwischen einer verfahrensorientierten Diskursethik im Anschluss an Habermas und einer an der empirischen Untersuchung von Diskursen orientieren Diskursanalyse im Anschluss an Foucault verdeutlichen. So lieferten bioethische Auseinandersetzungen über den Einsatz von Gentechnologie schon im Laufe der 1980er-Jahre Anlässe, im Rekurs auf die Diskursethik sogenannte partizipative Verfahren der Technikbewertung zu erproben (van den Daele et al. 1996). Diese Orientierung ist seitdem ein fester Bestandteil politisch initiierter Diskursverfahren, etwa im Rahmen der Enquete-Kommission zur Gentechnik oder des Nationalen Ethikrats: Argumente bilden hier die zentrale kommunikative Ressource der an den dialogisch organisierten Verfahren teilhabenden Bürger, sog. "Stakeholder", und Experten. Derartige Verfahren wollen nicht nur die normativen und ethischen Grenzen im Umgang mit und der Aneignung der (lebendigen) Natur ausloten und ggf. diesbezügliche Techniken bzgl. ihrer Risiken und moralischen Implikationen bewerten. Nicht selten geht es auch darum, zivilgesellschaftliche Akteure (frühzeitig) in entsprechenden Forschungs-, Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden. Strittig ist dabei seit langem, ob es sich bei solchen Verfahren tatsächlich um Gespräche mit offenem Ausgang oder nur um eine "demokratisierte" Form der Akzeptanzbeschaffung handelt (Gill 1991, Bogner 2013a). Unabhängig davon sind sie prinzipiell nicht frei von strukturellen Asymmetrien – also: nicht frei von ungleichen Autoritäts- oder Machtverteilungen – , die aus den je gegebenen gesellschaftlichen Wissensverhältnissen resultieren (Keller/Poferl 1997).

Fragestellungen an bioethische Diskurse im Anschluss an das Foucaultsche Diskursverständnis lassen sich in mehrere Schwerpunkte einteilen. Wir möchten vier Ansatzpunkte abschließend hervorheben:

(1) Funktionen der Bioethik:

Wie, durch welche Problematisierungen, mit welchen Wirkungen und durch wen werden Phänomene – in diesem Falle: das Leben – zum Gegenstand spezifisch ethischer Diskurse. Denn es ist keinesfalls selbstverständlich, dass der Ethik ein prominenter Platz als legitime Form der Reflexion des gesellschaftlichen Umgangs mit dem Leben zukommt (Bogner 2013b). Geo-Engineering, Gentechnik, Stammzell- und Klonforschung, Patentierung von Lebewesen ("Onkomaus"), Hirnforschung, Nanotechniken und Human Enhancement, aber auch die Diskussionen um Xenotransplantation, Abtreibung, Sterbehilfe und Hirntod sowie Mensch-Tier-Beziehungen sind nur einige Stichworte, die verständlich machen, dass das Leben in globalem Maßstab zum Objekt menschlichen Zugriffs in Wissenschaft, Technik und Ökonomie geworden ist. Diese Prozesse lassen sich sowohl im Hinblick auf Fragen der Machbarkeit, Sicherheit und Gefährdung, der ökonomischen Gewinnerwartungen und Marktbildungen oder eben im Hinblick auf die Fragen einer moralischen Bewertung diskursivieren. Der Bioethik wird dabei die Funktion zugeschrieben, politik- und öffentlichkeitsberatend zu agieren und entscheidungsrelevante Orientierungen, Fragen und Antworten zur Verfügung zu stellen. Angesichts der Unterschiedlichkeit und Pluralität bioethischer Reflexionen – z.B. in Gestalt utilitaristischer, konsequenzialistischer, deontologischer und feministischer Ethiken – kann das nur bedingt gelingen (z.B. Singer 1993; Schramme 2002; Schicktanz 2003; Dossier Bioethik 2013; Wehling 2013). In Deutschland haben gerade utilitaristische und konsequenzialistische Positionen traditionell einen schwereren Stand als in den angelsächsischen Ländern (Braun 2000). Aus diskursanalytischer Sicht wird dabei deutlich, dass die Definitionsmacht der Bioethiken und ihr gesellschaftlicher Gestaltungs- und Aufklärungsanspruch selbst als Ergebnis eines diskursiven, wissenspolitischen Kampfes angesehen werden muss, an dem nicht nur biotechnische Disziplinen/Unternehmen, Ethiker, Politiker und zivilgesellschaftliche Akteure, sondern auch die Sozialwissenschaften beteiligt sind (Paul 1994, Bogner 2013).

Diskursive Kämpfe um angemessene Problemrahmungen und Deutungshoheiten finden entsprechend nicht nur zwischen unterschiedlichen Disziplinen (Lebenswissenschaften, Philosophie und Soziologie) und gesellschaftlichen Handlungsfeldern (Wirtschaft, Medizin, Forschung, Religionen, zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit, Politik), sondern auch innerhalb des Ethikfeldes selbst zwischen moraltheoretischen Schulen statt. Dies geschieht sowohl in Spezialarenen als auch in der medienvermittelten Öffentlichkeit (vgl. bspw. die linguistische Diskursanalyse des Gegeneinanders von konsequenzialistischen und prinzipienorientierten deontologischen Positionen in der deutschsprachigen Debatte um embryonale Stammzellen um die Jahrtausendwende bei Spieß 2011).

(2) Entstehung und Dynamik bioethisch imprägnierter Diskurse

: Aus diskurstheoretischem Blickwinkel ist zugleich festzuhalten, dass sich bioethische Phänomene nicht auf das engere Feld der Gesellschafts- oder Individualberatung in Moralfragen beschränken. Dynamiken biopolitischer Grenzüberschreitungen (Wehling/Viehöver/Keller/Lau 2007) finden sich in vielen gesellschaftlichen Handlungsfeldern und liefern Ankerpunkte für bioethische Diskursivierungen. So haben die Lebenswissenschaften und die daraus hervorgehenden Biotechniken das Verständnis des Lebens nachhaltig verändert – Rose (2007) spricht etwa von seiner zunehmenden "Molekularisierung". Lösch (2001) unterstreicht, dass die lebenswissenschaftlichen und (human-)genetischen Praktiken und Techniken zu einer radikalen Kulturalisierung des Biologischen geführt haben. Zugleich finden sich Bemühungen, den biotechnologischen Fortschritt und seine "Biofakte" (Karafyllis 2013) zu naturalisieren. Die Ethisierung von Technik (Andreas Bogner) im Allgemeinen und von Biotechnologien im Besonderen setzte in den 1990er-Jahren zu einem Zeitpunkt ein, als in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft grundlegende Zweifel an der Steuerbarkeit von gesellschaftlicher Wissens- und Technikproduktion vorherrschten. Sie weist seither mit Blick auf immer neuen Anlässe und "Schlüsseltechnologien" (rote, weiße und grüne Gentechnik, Nanopartikel, Tierversuche, Pränataldiagnostik, Präimplantationsdiagnostik, Stammzellforschung, künstliche Befruchtung, 'egg freezing', 'Gen-Schere' …) einen zunehmend hohen Differenzierungsgrad auf. Zugleich hat die Pluralität der Positionen auch mit der gesellschaftlichen Institutionalisierung von Ethikgremien, -kommissionen und -räten keineswegs abgenommen. Bogner (2013a: 14) spricht sogar von den aktuellen ethic wars. Der Anspruch der Bioethik, Modelle und Konzepte für einen verantwortungsvollen und sozialverträglichen Umgang mit Natur, Technik und dem Leben bieten zu können, wurde dabei insbesondere durch die Sozial- und Politikwissenschaften infrage gestellt (Luhmann 1990, Beck 2007: 73f.).

(3) Die 'Okzidentalität' der Bioethik:

Aus globalisierungstheoretischen Perspektiven heraus kann Bioethik wesentlich als ein Produkt westlicher Kulturen betrachtet werden, das mit der Dominanz rationalistischer und individualistischer, wenn auch nicht notwendig säkularisierter Positionen einhergeht. So erheben einige Autoren den Vorwurf, Bioethik sei selbst ein Instrument zum Erwerb überlegener Deutungsmacht, durch die sich eine globale moralische Ökonomie ausbilde. Dadurch würden spezifisch westliche Werte wie individuelle Autonomie hegemonial gesetzt (bspw. in Bezug auf biotechnisches oder pharmakologisches Enhancement als Medium der Autonomiesteigerung; vgl. Salter/Salter 2007; Wehling 2008; Karafyllis 2013). Ähnlich befürchtet Bosk (2010) eine Hegemonialisierung der Ethik als Politische Technologie mit Blick auf den globalen Siegeszug der Prinzipienethik von Beauchamp und Childress (1977). Diskursanalytische Forschungen richten sich dann auch darauf, Strukturen, Konzepte und Strategien alternativer bioethischer Deutungen in den Blick zu nehmen (vgl. die Beiträge zu "alternativen" bioethischen Konzepten in Judentum, Hinduismus, Islam im Dossier Bioethik 2013; Karafyllis 2013).

(4) Effekte der 'Bioethisierung':

Mit Blick auf die politisch-gesellschaftliche Gestaltung und Steuerung von Technologien ist auf einen möglichen Formen- und Funktionswandel der Bioethikdiskurse, ihrer Träger und Verfahren hinzuweisen (Bogner 2013a: 16 und weitere Beiträge im Band). Damit ist die diskursanalytische Frage nach den Effekten und Maßnahmenbündeln gestellt, die aus diskursiven Strukturierungen und Konflikten hervorgehen. So zeichnet sich u.a. in biotechnischen Konflikten eine neue Grenzziehung zwischen der negativ besetzten Moralisierung und der positiv besetzten Ethisierung von wertbezogenen gesellschaftlichen Konflikten ab (Bogner 2013b: 51-65). Ethisierung erfolgt demnach in Form inter- und transdisziplinärer deliberativer Gespräche, die Wertepluralismus unterstellen und im Unterschied zu früheren Formen der Deliberation nicht auf ein konsensuelles Ergebnis hinarbeiten. Moralisierung gilt demgegenüber als konfliktverschärfende Diskursstrategie, weil sie den Dissens in Wertfragen betone und damit einen Interessenausgleich behindere (van den Daele 2009, 2013, Bogner 2013b). Auch werden ethisierte Diskurse von Risikodiskursen abgegrenzt, wobei Risikodiskurse sich am Ideal der naturwissenschaftlich ausgerichteten Wahrheitsfindung orientieren.

Ethisierte Diskurse, die den (rationalen) Dissens in Wertfragen als Normalfall unterstellen, fragen, ob Praktiken, Techniken und diesbezügliche Handlungen als moralisch legitim gelten könnten (Bogner 2013b: 51ff.; Kastenhofer 2013). Andere Autoren ziehen den Anspruch der Bioethik als "souveräne Reflexionsinstanz" (Bogner 2013: 20) grundlegend in Zweifel und sehen in ihr ein Legitimationsinstrument für biotechnologische Heilsversprechen. Peter Wehling (2008, 2013) bspw. unterstreicht am Beispiel der Human Enhancement Debatte den Verlust der Schiedsrichterrolle der Ethik und argumentiert, dass sie zum Mitspieler in Technikgenese und Bewertungsprozessen geworden sei. In diesem Sinne sorge Bioethik entgegen den an sie gerichteten Erwartungen proaktiv für eine normative Entproblematisierung von Biotechnologien (vgl. auch Gehring 2015; Finkelde/Inthorn/Reder 2013). Dass solche Entproblematisierungen u.a. wiederum im Rahmen "utopischer Großerzählungen" erfolgen, beschreibt exemplarisch Dickel (2011). Als bioethisch relevante Effekte können auch die Folgen lebenswissenschaftlicher Forschungen und Entwicklungen begriffen werden, die sich in menschliche Subjektivierungen einschreiben (z.B. Lösch 2001, Rose 2007). So zeigt etwa zur Nieden (2014) am Beispiel der Genetisierung des Brustkrebsdiskurses, dass über Gentests und genetische Informationen das Individuum nicht nur neue Möglichkeiten der Information über die eigenen genetischen Dispositionen oder der Nachkommenschaft in die Hand bekommt, sondern zugleich auch neue (Selbst-)Verantwortungsansprüche im Umgang mit genetischen Risiken an die Subjekte gerichtet werden. Diese reichen bis hin zu konkreten Lebensstilempfehlungen und Aufrufen zu prophylaktischen operativen Interventionen. Sie spricht in diesem Sinne von einer individualisierten Bioethik, die ihren Ausdruck in der verallgemeinerten Pflicht zum präventiven Gesundheitsmanagement finden könnte.

Von Diskursen, diskursiven Prozessen und Konflikten sprechen wir insoweit, wie sich daraus übersituative Strukturierungen von Auseinandersetzungen über die angemessene Definition von Situationen und die richtige oder falsche, moralisch akzeptable oder unakzeptable Bewertung und Bearbeitung von Handlungsproblemen entwickeln. Welche Akteure daran wie beteiligt sind, welche Dynamiken, Ursachen, Ressourcen, Reichweiten und Folgen solche diskursiven Auseinandersetzungen annehmen, sind die zentralen Untersuchungsfragen, die an die je spezifischen Diskursprozesse und -anlässe zu richten sind. Dabei spielen Argumente eine wichtige Rolle; gleichwohl geht ein Diskursverständnis im Anschluss an Michel Foucault nicht davon aus, dass diskursive Konflikte entlang der 'besseren Argumentationen' entschieden werden, auch wenn wissenschaftlich-philosophisch rationale und wahrheitsorientierte Begründungsformen eine wichtige Rolle spielen. Doch darüber hinaus sind in ihnen ganz unterschiedliche Komponenten wirksam, zu denen auch affektive, strategisch-taktische sowie rhetorisch-persuasive Elemente gehören. Mithin erscheint es als eine Frage von Macht/Wissen-Relationen, welche Richtung und Fluchtpunkte solche Konflikte nehmen.

Literatur

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Prof. Dr. Reiner Keller ist Professor für Soziologie an der Universität Augsburg. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören soziologische Theorie und Gesellschaftsdiagnose, Wissens- und Kultursoziologie, Diskurstheorie und -Analyse (Wissenssoziologische Diskursanalyse), Soziologie gesellschaftlicher Naturverhältnisse (Risiko, Technik, Umwelt) qualitative Sozialforschung und französische Soziologie.

Dr. Willy Viehöver ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Soziologie der Universität Augsburg.