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Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in China

Dr. Heike Holbig Heike Holbig

/ 8 Minuten zu lesen

Wie wird in China Vergangenheit reflektiert? Welche Rolle spielt die Wahrheit in diesem Denkprozess? Im Mittelpunkt stehen drei Beispiele: die Erinnerungen an die Kulturrevolution und den Sino-Japanischen Krieg und die Neuerfindung des Konfuzianismus – mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Plakate aus der Zeit der Kulturrevolution werden in Peking zum Kauf angeboten. (© AP)

Wie wird in China Vergangenheit reflektiert? Wer aus westlicher Perspektive über diese Frage nachdenkt, verfällt leicht in ein Schwarz-Weiß-Schema. Geschichte im modernen Sinne, die Rekonstruktion dessen, "wie es eigentlich gewesen ist" (Ranke), spiele in China bis heute keine Rolle, heißt es. Chinesen seien seit jeher in ihrer Geschichte gefangen, deren übermächtige, jahrtausendealte Tradierung ihre langen Schatten auf die Gegenwart und Zukunft Chinas wärfen. Allmächtige Herrscherdynastien, seien es die jeweiligen Kaiserhäuser oder ihre sozialistischen Nachfolger, hätten die Geschichte im Sinne ihrer eigenen Legitimation instrumentalisiert und zur Kontrolle der Gegenwart missbraucht. In China gehe somit eine "Geschichte der Tyrannei" mit einer "Tyrannei der Geschichte" (Jenner 1992) einher, die der Gesellschaft bis heute ihren Stempel aufdrücke. Ein Zerrbild – oder steckt etwas Wahres dahinter?

Wie die Historikerin Nicola Spakowski überzeugend argumentiert hat, ist das westliche Bild "typisch chinesischer" Geschichtsschreibung, wie soeben umrissen, schon deshalb zu hinterfragen, weil es weit hinter den (post-)modernen historiografischen Debatten des Westens selbst zurückbleibt. Hier gilt es längst als etabliert, dass Geschichtsschreibung die Vergangenheit nie einfach reproduziert, sondern deren Bedeutung erst herstellt, indem "Geschichten erzählt" werden. Geschichte ist, mit anderen Worten, immer narrativ verfasst, und in die gewählte Narrative – etwa exemplarisch als erhobener moralischer Zeigefinger oder genetisch als groß angelegter Entwurf einer durchgängigen National- oder gar Universalgeschichte – gehen in mehr oder weniger subtiler Weise spezifische Legitimationsansprüche, Machtinteressen, Gegenwarts- und Zukunftsdeutungen ein. Hier stellt Geschichtsschreibung in China also keinen Sonderfall dar.

Ein Unterschied, wenn auch nur ein gradueller, zwischen chinesischer und europäischer Geschichtsschreibung lässt sich sicherlich in der charakteristischen Geschichtsorientierung der chinesischen Schrifttradition ausmachen. So dominierte seit dem 9. Jahrhundert v.u.Z. eine historische Narrative des "himmlischen Mandats", auf der sich die Legitimationsansprüche der nachfolgenden Herrscherhäuser gründeten. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde mit Liang Qichao diese dominante Narrative durch erste Entwürfe einer modernen Nationalgeschichte ersetzt. In den 1930er-Jahren wurde die chinesische Geschichte unter marxistischem Einfluss schließlich in das Stalinsche Fünf-Phasen-Modell eingebettet, das von der Sklavenhaltergesellschaft bis zum zukünftigen Weltkommunismus reicht – ein Schema, das im chinesischen Geschichtsunterricht bis heute die Periodisierung der zurückliegenden vier Jahrtausende prägt. In diesem Sinne kann man feststellen, dass es den jeweiligen herrschenden Eliten über lange Phasen hinweg gelungen ist, aus einer dominanten historischen "Master-Narrative" ihre Legitimation zu beziehen.

Dies gilt insbesondere auch für die historische Master-Narrative der Kommunistischen Partei (KP) Chinas, die 1945 in einer ersten Resolution ihren geschichtspolitischen Monopolanspruch erhob, den sie 1981 – als Signal einer Abkehr vom Klassenkampf nach den Schrecken der Kulturrevolution – in einer zweiten Resolution bekräftigte. Allerdings ist dieser Monopolanspruch im Laufe der Reformperiode der zurückliegenden 30 Jahre zunehmend erodiert und kann trotz anhaltender historiografischer Vereinheitlichungsstrategien des Parteistaats immer weniger aufrechterhalten werden. Anhand dreier Beispiele – der Erinnerung an die Kulturrevolution, den Sino-Japanischen Krieg und der Neuerfindung des Konfuzianismus – soll dieser Prozess der Pluralisierung historischer Narrativen in der Volksrepublik im Folgenden nachgezeichnet werden.

Die Kulturrevolution

"Zehn Jahre Chaos", so lautet die Ex-Post-Umschreibung der "Großen Proletarischen Kulturrevolution" (1966 bis 1969) und der nachfolgenden politischen Wirren bis zum Sturz der "Viererbande" im Jahr 1976. Die Ausdehnung auf eine ganze Dekade erlaubt es, einerseits den Startschuss für dieses traumatische historische Ereignis einer politischen Fehlentscheidung Mao Zedongs zuzuschreiben (die den "korrekten" Mao-Zedong-Ideen freilich keinen Abbruch tun), andererseits die eigentliche "Schuld" am "Chaos" dieser Jahre dem verbrecherischen Wirken der "Viererbande" zuzuweisen. Diese Narrative, welche die KP in ihrer "Resolution über einige Fragen in unserer Parteigeschichte seit Gründung der Volksrepublik China" von 1981 festgeschrieben hat, basiert damit auf der alleinigen Kriminalisierung der Viererbande bei gleichzeitiger Entlastung "aller anderen" von Maos Fehlentscheidung in die Irre Geführten. Sie findet sich bis heute wortgleich in chinesischen Schulbüchern und wird in Multiple-Choice-Tests für Hochschulbewerber formelhaft abgefragt. Die Gewaltexzesse der Rotgardisten und ihre zahlreichen Opfer hingegen werden im offiziellen Diskurs nicht thematisiert.

Wie heute rekonstruiert werden kann, lag dieser Interpretation der Kulturrevolution eine strategische Entscheidung der KP zugrunde, die angesichts der Verwicklung breiter Bevölkerungsteile und auch zahlreicher Angehöriger der (zukünftigen) politischen Elite in die Gräueltaten dieser Jahre eine Spaltung in "Täter" und "Opfer" unbedingt vermeiden wollte. Als psychologische Folge dieser Deutung kann ein weit verbreiteter "Komplex der Komplizenschaft" (Weigelin-Schwiedrzik 2006) beobachtet werden. Ehemalige Rotgardisten oder auch nur mittelbar an den landesweiten Ausschreitungen Beteiligte neigten demnach in der Folge dazu, sich selbst als "Opfer" der Zeit und der Fehler Mao Zedongs zu begreifen, um sich so moralisch zu entlasten.

Wie Publikationen aus den jüngeren Jahren verdeutlicht haben, kursieren neben dieser offiziellen Narrative aber auch verschiedene inoffizielle "Parallelgeschichten" der Kulturrevolution. Schon in den 1980er-Jahren nutzten kritische Intellektuelle wie Ye Yonglie oder Dai Qing, denen der Zugang zu den staatlichen Archiven verwehrt war, alternative Ansätze der Geschichtsforschung, allen voran der "Oral History", indem sie aus Interviews mit Zeitzeugen versuchten, den Hergang der Ereignisse zu rekonstruieren. In den 1990er-Jahren analysierten Xu Youyu und andere die komplexen Motive der Rotgardisten. Wang Youqin offenbarte die Einzelschicksale von 659 Opfern der Kulturrevolution. Publiziert wurden viele dieser kritischen Bestandsaufnahmen in Hongkong – eine Gewähr dafür, dass sie auf dem Festland und vor allem auch von offizieller chinesischer Seite wahrgenommen wurden.

Neben diesen kritischen Forschungsergebnissen gibt es ein breites Spektrum an alltagsgeschichtlichen Deutungen der Kulturrevolution in Romanen, Memoiren, Fotobänden und Filmen (z.B. Hu Jies Dokumentarfilm "Auch wenn ich nicht mehr bin" von 2006), die teils frei verkäuflich sind, teils im Internet oder als DVDs kursieren. Ebenfalls im Internet werden moralische Debatten darüber geführt, inwieweit die Angehörigen der aufs Land verschickten "verlorenen Generation" sich selbst als Opfer der Kulturrevolution begreifen oder als ehemalige Rotgardisten nicht vielmehr Grund zur Reue haben sollten. Schließlich ist ein nostalgischer Strang zu nennen, der seit den 1980er-Jahren für Außenstehende seltsam erscheinende Blüten populärer Erinnerungskultur hervorbrachte: Themen-Restaurants mit kargen Einrichtungen und Speisekarten, die an das harte Leben der aufs Land verschickten Jugendlichen erinnern, Revivals der unter Jiang Qing entstandenen "Revolutionsopern", Reproduktionen maoistischer Embleme und vieles mehr. Während diese nostalgischen Formen der Erinnerungskultur teilweise durchaus offizielle Unterstützung erfahren, wurden Initiativen zur Gründung virtueller Kulturrevolutions-Gedenkstätten oder gar Museen umgehend gestoppt. Zwar konnte sich bislang keine der akademischen und populären Parallelgeschichten als neue Master-Narrative durchsetzen, doch haben sie die parteistaatliche Narrative der Resolution von 1981 inzwischen zunehmend ins Abseits gedrängt.

Der Sino-Japanische Krieg

Der geschichtspolitische Diskurs über den japanischen Imperialismus in China, der im Sino-Japanischen Krieg von 1937 bis 1945 mit rund 20 Mio. Todesopfern und 100 Mio. Flüchtlingen seinen grausamen Höhepunkt fand, hat über die sechs Jahrzehnte der Volksrepublik starke Veränderungen erfahren. Bis zum Ende der 1970er-Jahre stand er zunächst ganz im Zeichen des "Klassenkampfes" zwischen der KP Chinas – solidarisiert mit den bäuerlichen Massen – und der Guomindang (GMD). Zum eigentlichen Feindbild wurden weniger die japanischen Aggressoren als vielmehr die Kräfte der GMD stilisiert, denen Kollaboration mit dem Feind, fehlende Kampfesmoral und Verrat am eigenen Volk vorgeworfen wurde. Mao Zedong soll Anfang der 1960er-Jahre geäußert haben, dass die KP den Japanern viel zu verdanken habe, da man ohne deren Angriff keine Chance gegen die Nationalarmee der GMD gehabt hätte. Opfer und Leid in der Zivilbevölkerung wurden aus dieser teleologischen Narrative des "unvermeidlichen" Siegeszugs der KP Chinas, der zum Gründungsmythos der Volksrepublik wurde, weitgehend ausgeblendet.

Anfang der 1980er-Jahre kam es mit der offiziellen Abwendung vom Primat des Klassenkampfes zu einem grundlegenden Wandel im Geschichtsdiskurs. Die Öffnung des Landes nach außen erhöhte den Bedarf nach einer eigenen nationalen Identität, ein Trend, der sich nach der internationalen Isolierung Chinas im Gefolge der Tiananmen-Ereignisse 1989 noch verstärkte. Die aktive Erinnerung an die Gräueltaten des japanischen Imperialismus schien nun als probate Grundlage für die Konstruktion einer klassenübergreifenden Identität des chinesischen Volkes. Das Gedenken an den Sino-Japanischen Krieg wurde durch groß angelegte akademische Forschungsprojekte, Ausstellungen, aufwändige Bildbände, Memoiren, Filme und andere publikumswirksame Medien neu entdeckt. Das Nanjing-Massaker vom Dezember 1937 und die Demütigung der von japanischen Soldaten missbrauchten chinesischen "Trostfrauen" wurden seit Mitte der 1990er-Jahre zu zentralen Themen in der neu entstandenen Erinnerungskultur. Parallel zu dieser Stärkung der Opferperspektive wurden erstmals auch die militärischen Leistungen der GMD-Truppen unter Chiang Kai-shek gewürdigt – ein weiteres Indiz dafür, dass die Konstruktion nationaler Identität zu einer zentralen Legitimationsquelle des Parteistaats aufgestiegen war.

Allerdings entpuppte sich diese nationalistische Legitimationsstrategie zunehmend als zweischneidiges Schwert. Seit 2001 war eine Verschärfung gerade des antijapanischen Nationalismus zu beobachten, der wiederholt Anlass zur Mobilisierung gesellschaftlicher Proteste gegeben hat. Typische Auslöser dieser Proteste, die ihren bisherigen Höhepunkt im April 2005 erreichten, als in mehreren chinesischen Großstädten antijapanische Demonstrationen von teilweise über 20.000 Jugendlichen stattfanden, waren Besuche japanischer Politiker am Yasukuni-Schrein, "geschichtsverzerrende" japanische Schulbücher, territoriale Konflikte um die Diaoyu/Senkaku-Inseln, Japans Ambitionen auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat und vieles mehr. In einem wiederkehrenden Reaktionsschema wurden antijapanische Proteste von der chinesischen Führung stillschweigend geduldet und zum Teil medial unterstützt. Sobald die Proteste jedoch zu eskalieren drohten, schwenkte die Führung auf eine Strategie der Eindämmung und Deeskalation um – auch im eigenen Interesse, da sie befürchten musste, dass der unter Jugendlichen leicht mobilisierbare nationalistische Zorneseifer sich letztendlich gegen sie selbst richten könnte. Wie etwa der im Jahr 2000 entstandene und in China verbotene Film "Der Teufel ist gekommen" des Regisseurs Jiang Wen andeutet, kann der antijapanische Nationalismus durch die Aneignung und Umdeutung symbolischer Ressourcen des offiziellen Geschichtsdiskurses leicht eine Eigendynamik entwickeln, die sich der staatlichen Instrumentalisierung zunehmend entzieht und dessen Wirkung auf die Legitimität des Parteistaats ungewiss ist.

Die Neuerfindung des Konfuzianismus

Ein ganz anderes Beispiel ist der Konfuzianismus, der seit den 1980er- Jahren ein überraschendes Revival erfahren hat. Hier lässt sich bislang keine dominante Master-Narrative ausmachen – vielmehr findet sich eine Vielzahl von philosophischen, religiösen und pädagogischen Deutungen und Praktiken aus dem In- und Ausland, auf die der Parteistaat wiederum reagierte. Den Anfang machten chinesischstämmige Philosophen in den USA wie etwa Tu Wei-ming, der am Beispiel der asiatischen Tigerstaaten argumentierte, dass der Konfuzianismus entgegen den Thesen Max Webers wirtschaftlicher Dynamik keineswegs widerspreche. Als Wissenschaftler in China in die Debatte einstiegen, wurde prompt ein offizielles Forschungszentrum gegründet, das eine sozialistische Lesart des Konfuzianismus erarbeitete. Diese konnte jedoch nicht verhindern, dass konservative Neokonfuzianer wie Jiang Qing, Kang Xiaoguang und andere vehement die Etablierung einer konfuzianischen Staatsreligion und die "Konfuzianisierung", wenn nicht gar Ablösung der KP Chinas forderten.

Aber auch in nichtakademischen Kreisen gewann der Konfuzianismus zunehmend an Attraktivität, zunächst über Meister-Schüler-Beziehungen und die Tradierung kollektiver Rituale (wie die jährlichen Feierlichkeiten zum Geburtstag des Konfuzius) in Hongkong und Taiwan, wo sie die Bilderstürmerei der Kulturrevolution überstanden hatten, später aber auch dank prominenter Fernsehstars wie Yu Dan, die erheblich zur Popularisierung konfuzianischen Denkens beigetragen hat. Für manche steht der alte Meister für Selbstkultivierung und die Erreichung persönlicher Zufriedenheit, andere sehen in der Lektüre der "Klassiker" die Möglichkeit zum Erwerb sozialen Kapitals, wie etwa Angehörige der neuen Wirtschaftseliten, die entsprechende Universitätskurse belegen, um dem Ideal des "konfuzianischen Unternehmers" ("rushang") nachzueifern. Die wohl weiteste Verbreitung hat der Konfuzianismus bei Kindern ab dem jungen Alter von drei Jahren gefunden, die immer öfter Unterricht im Rezitieren kanonischer Texte erhalten. Umfangreiche private Investitionen fließen in die Gründung von Privatschulen und Akademien nach traditionellem Vorbild, die von offizieller Seite teilweise gefördert, teilweise aber auch als Konkurrenz zu den staatlichen Bildungseinrichtungen wahrgenommen werden. Ob sich diese vielgestaltigen populären Erinnerungskulturen zur geradlinigen Narrative einer alten und neuen chinesischen Kulturnation homogenisieren lassen, wie dies in der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele im Sommer 2008 eindrücklich versucht wurde, bleibt abzuwarten.

Quellen / Literatur

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Fussnoten

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Dr. Heike Holbig, geb.1967, Promotion 1997 an der Universität Heidelberg im Fach Moderne Sinologie. Seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin am GIGA German Institute of Global and Area Studies, Institut für Asien-Studien (vormals Institut für Asienkunde) in Hamburg mit Zuständigkeit für Politik Chinas. Forschungsinteressen: Autoritarismusforschung, Ideologie und politische Legitimität der KP Chinas, Geschichtspolitik und privatwirtschaftliche Interessenvermittlung. Aktuelle Publikation: "Ideological Reform and Political Legitimacy in China: Challenges in the Post-Jiang Era" (in G. Schubert/T. Heberer (Hrsg.): Regime Legitimacy in Contemporary China. Institutional Change and Stability, London 2009).