Seit Mitte der 1990er Jahre eskalieren weltweit mehr und mehr innerstaatliche Konflikte – mit fatalen Folgen für die Bevölkerung der betroffenen Regionen. Hunger, Vertreibung und Tod sind ständige Begleiter dieser neuen Kriege. Zwar ist es in den vergangenen Jahren auch gelungen, eine Reihe dieser Auseinandersetzungen zu beenden. Ein wirklicher, tragfähiger Frieden wurde aber nur in wenigen Fällen erreicht, weil häufig wichtige Konfliktursachen bestehen bleiben. Innerstaatliche Konflikte verursachen Probleme, die die Staatengemeinschaft auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stark in Anspruch nehmen werden: zerfallende Staaten, Privatisierung von Gewalt, Kriegsökonomien, die Verbreitung von Waffen, transnationaler Terrorismus und organisierte Kriminalität.

Hans-Georg Ehrhart
Innerstaatliche Konflikte und die Krise des Multilateralismus
Die zahlenmäßige Zunahme und Verhärtung innerstaatlicher Konflikte seit 2010 ist eine Folge der Krise der westlichen Hegemonie und des Multilateralismus. Globale Mächte und Nachbarstaaten sind immer weniger bereit, bei der Lösung innerstaatlicher Konflikte zu kooperieren. Stattdessen suchen sie ihren Vorteil in einseitigen Interventionen.

Mara Röhrig/Witold Mucha
Geheimdienste in innerstaatlichen Konflikten
Geheimdienste spielen in innerstaatlichen Konflikten eine ambivalente Rolle. Indem sie Informationen für ihre Regierungen sammeln, können sie eine konstruktive Konfliktbearbeitung unterstützen. Sie sind aber auch zentrale Akteure der "hybriden Kriegsführung" mit dem Ziel, Konflikte zum eigenen Vorteil zu entscheiden.
Debatte Kurdenkonflikt

Günter Seufert
Meinung: Die Kurden in Syrien – wie immer zwischen allen Stühlen
Der Rückzug der US-Truppen aus Syrien wird den Krieg auch in die relativ stabilen kurdischen Gebiete tragen. Frieden setzt die Beteiligung aller Gruppen voraus, und die Kurden könnten eine ausbalancierende Rolle zwischen dem Regime und der Opposition spielen.

Susanne Güsten
Meinung: Die Kurden: Partner – und Opfer westlicher Großmachtsinteressen
Ein Rückzug der US-Truppen aus dem Nordosten Syriens verstößt die Kurden in eine Situation "strategischer Einsamkeit". Die Hoffnungen der Kurden richten sich nun auf Russland und dessen Interesse, die Kurden als Gegengewicht zum Assad-Regime und zur Türkei im Spiel zu behalten.

Muriel Asseburg
Der Syrien-Konflikt und die Regionalmächte
Das massive Eingreifen Russlands in den Syrien-Konflikt hat zur Zurückdrängung des IS und zur Konsolidierung des Assad-Regimes beigetragen. Doch eine politische Lösung ist nach wie vor nicht in Sicht. Ein wichtiger Grund liegt in den unvereinbaren Interessen der Regionalmächte.

Sebastian Sons
Arabischer Raum: Regionale Konflikte aus historischer Perspektive
Spätestens seit dem Ende des Osmanischen Reiches und der Kolonialisierung ist der arabische Raum auf der Suche nach Stabilität. Insbesondere im 20. Jahrhundert erlebte die Region gravierende soziale, politische und wirtschaftliche Umbrüche.

Moritz A. Mihatsch
Kurdenkonflikt
Die Lage der Kurden ist 2017 komplizierter geworden. In keinem der vier Konfliktländer ist eine baldige Lösung absehbar. Vielmehr zeichnet sich eine erneute Eskalation ab. Denn der Sieg über den Islamischen Staat (IS) könnte zu einem Rückgang der internationalen Unterstützung und Aufmerksamkeit führen.

Gülistan Gürbey
Der regionale Aufstieg der Kurden: Wie (re-)agiert die Türkei?
Die Türkei sieht den regionalen Aufstieg der Kurden als massive Sicherheitsbedrohung. Nach einer Phase der Einbindung und Verhandlung hat Ankara 2015 erneut einen Kurs der militärischen Eindämmung kurdischer Emanzipations- und Autonomiebestrebungen innerhalb der Türkei, im Nordirak und im Norden Syriens eingeschlagen.

Regina Heller
Die imperiale Identität Russlands und seine geostrategischen Interessen
Als ehemaliges imperiales Zentrum spielte Russland von Anfang an eine Schlüsselrolle in den vielfältigen Konflikten im post-sowjetischen Raum. Moskau nutzt die Konflikte, um seinen regionalen Einfluss zu erweitern und zu festigen. Das russische Beharren auf regionaler Führerschaft verschärft die Konflikte zusätzlich.

Stefan Meister
Die innere Logik der Konflikte im post-sowjetischen Raum
In den Territorialkonflikten im postsowjetischen Raum sind innere Ursachen zentrale Hindernisse für die Konfliktlösung. Das Streben nach staatlicher Souveränität in Abchasien, Berg-Karabach, Südossetien und Transnistrien verhindert eine Föderation innerhalb des Mutterstaates. Dabei steht für die lokalen Eliten Machterhalt vor Konfliktlösung.

Thorsten Wojczewski
Indien
Seit der Machtübernahme der hindu-nationalistischen BJP verzeichnet Indien einen Anstieg der Gewalt zwischen den religiösen Gemeinschaften. Die ethno-politischen Konflikte halten indes bei niedriger Intensität an, vor allem der maoistische "Volksbefreiungskrieg" sowie die Autonomie- und Sezessionsbestrebungen im abgelegenen Nordosten.

Andreas Umland
Ukraine
Nach dem Sieg des Volksaufstands "Euromaidan" (2013/14) hat Russland die Schwäche der Ukraine genutzt, um die Krim zu annektieren und eine Separationsbewegung im Donezbecken zu initiieren und zu unterstützen. Russland will so die Westintegration und Europäisierung der Ukraine verhindern.
Regina Heller
Nordkaukasus
Was vor 25 Jahren als ethno-nationalistischer Unabhängigkeitskampf in Tschetschenien begann, hat sich in einen nationalistisch ausgerichteten Dschihad in der Region Nordkaukasus verwandelt. Unter dem Einfluss des IS droht eine erneute Transformation – in einen Konflikt, der ganz Russland erfassen könnte.
Konfliktporträts
Tadschikistan
Seit dem Verbot der "Partei der Islamischen Wiedergeburt" (PIW) im September 2015 scheint der Machtkonflikt zugunsten des Regimes von Präsident Emomali Rahmon entschieden. Doch sein Unvermögen, die drängenden sozio-ökonomischen Probleme des Landes zu lösen, steht einer nachhaltigen Stabilisierung entgegen.
Carsten Wieland
Syrien
Der Syrien-Krieg hat bisher eine halbe Million Menschenleben gefordert und ca. 12-14 Mio. Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Die militärischen und politischen Verhandlungen finden inzwischen an zwei Orten statt: Astana (Kasachstan) und Genf. Eine tragfähige politische Lösung scheint indes immer noch weit entfernt.
Konfliktporträts
Irak
Der Irak ist in vieler Hinsicht ein gescheiterter Staat. Nach der Zerschlagung des IS ist das Land ethnisch und religiös gespalten. Die befreiten Gebiete liegen in Trümmern. Die Verwaltung funktioniert nur rudimentär. Die Wirtschaft ist im Niedergang begriffen. Die Folgen sind Vertreibung, Arbeitslosigkeit und Armut.
Margret Johannsen
Nahost
Fünfzig Jahre nach dem Sechstagekrieg gibt es keine Anzeichen für die Beilegung des Konflikts. Gewaltakte jüdischer Siedler, Angriffe meist junger Palästinenser sowie die humanitäre Krise im Gazastreifen kennzeichnen die Lage. Neu sind erste Schritte der Wiederannäherung zwischen den Palästinenserorganisationen Fatah und Hamas.
Heiko Wimmen
Libanon
Obwohl der Libanon tief in den Syrien-Krieg verstrickt ist, bewahrt das Land mühsam seine Stabilität. Die innenpolitischen Probleme haben die rivalisierenden Parteien immer noch nicht im Griff. Im Mai wird seit 2009 das erste Mal neu gewählt.

Sarah Mersch
Tunesien
Seit dem Umbruch 2011 ringt Tunesien um einen Weg zur Demokratie. Obwohl sich die Sicherheitslage etwas stabilisiert hat, ist das Land weiterhin fragil. Die Wirtschaftslage verschärft sich und politische Reformen gehen nur schleppend voran.

Ola Kubbara, Jan Claudius Völkel
Ägypten
Nach der Episode des "Arabischen Frühlings" sitzt das Militär wieder fest im Sattel. Die massive Unterdrückung politischer Oppositioneller und Islamisten führt in ein Dilemma: Die militärische Antwort auf Konflikte produziert nur noch mehr Gewalt. Der Ausnahmezustand wird zum Normalzustand.

Thomas Ruttig
Afghanistan
Der bewaffnete Konflikt hält bei hoher Intensität an. Die USA verstärken unter Präsident Trump wieder ihre militärischen Anstrengungen, doch die Taliban haben weiterhin die Initiative. Ein Durchbruch zu Gesprächen über eine politische Lösung gelang nicht. Gleichzeitig wachsen Armut und Ungleichheit.

Karin Griese
Traumaarbeit
Die unbearbeiteten Folgen traumatischer Gewalterfahrungen können bis in die nächsten Generationen hinein wirken. Unterstützungsangebote in Kriegs- oder Nachkriegsregionen müssen auf verschiedenen Ebenen ansetzen, um erfolgreich zu sein.

Ronen Steinke
Der Internationale Strafgerichtshof
Vor elf Jahren hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag seine Tore geöffnet. Warlords, Milizionäre und ein ehemaliger Staatschef sitzen dort inzwischen in Haft, angeklagt wegen schwerster Verbrechen gegen Zivilisten. Mit Beginn des Falles Kenia stehen in Den Haag erstmals auch ein amtierender Staatschef und sein Stellvertreter vor Gericht.

Themengrafik
Der Internationale Strafgerichtshof - Aufbau und Arbeitsweise
Warlords, Milizionäre, Staatschefs - vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag müssen sich Personen verantworten, die Kriegsverbrechen oder Völkermord begangen haben oder für sie verantwortlich sind. Doch wie läuft ein Verfahren vor dem IStGH ab? Die Themengrafik erklärt den Aufbau und die Arbeitsweise des Gerichtshofs.

Libyen
Seit dem Sturz von Diktator Gaddafi 2011 ist Libyen weitgehend ohne staatliche Autorität. Zahlreiche Gruppierungen ringen um die Macht. Die seit Dezember 2015 amtierende Einheitsregierung hat selbst in der Hauptstadt nur begrenzt Einfluss. Die Kräfte des Generals Chalifa Haftar kontrollieren den Osten des Landes.

Mexiko
In Mexiko hat die Gewalt im Drogenkrieg einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Hauptkonfliktursache sind die enormen Gewinne, die im Handel mit illegalen Drogen erzielt werden. Die schwachen Institutionen des Landes können der Macht der Kartelle nur wenig entgegensetzen.

China - Xinjiang
Durch einen massiven Ausbau des Sicherheitsapparats und Repression hat die chinesische Führung gewalttätige Attacken gegen Han-Chinesen und staatliche Einrichtungen eingedämmt. Seit Beginn des Jahres 2017 greift die lokale Regierung massiv in die Lebensgestaltung der muslimischen Uiguren ein.
Interaktives Portal
Informationsportal Krieg und Frieden
Wo gibt es Kriege und Gewaltkonflikte? Und wo herrscht am längsten Frieden? Welches Land gibt am meisten für Rüstung aus? Sicherheitspolitik.bpb.de liefert wichtige Daten und Fakten zu Krieg und Frieden.
Eskalation im syrischen Bürgerkrieg
Nach Berichten über einen Giftgasangriff in der Nähe von Damaskus erwägen die USA einen Militäreinsatz gegen das Regime von Baschar al-Assad. Was kann eine Intervention der internationalen Gemeinschaft im syrischen Bürgerkrieg bewirken?
Ägypten in der Hand der Militärs
Ägyptens Generäle verteidigen nach dem Putsch gegen den gewählten Präsidenten Mursi ihre Macht mit aller Härte. Die Sicherheitskräfte gehen unnachgiebig gegen Muslimbrüder vor. Bereitet das Militär den Weg für Neuwahlen oder ist der Arabische Frühling in Kairo am Ende?
Breites Bündnis gegen IS
Rund 40 Staaten haben sich unter US-Führung zusammengeschlossen, um die Terrormiliz IS zu bekämpfen. Sie soll unter anderem mit Luftschlägen und der Unterstützung gemäßigter syrischer Rebellen gestoppt werden. Steht ein neuer Anti-Terror-Krieg bevor?
Kein Frieden ohne Assad?
Angesichts der Flüchtlingskrise rückt der Krieg in Syrien wieder stärker in den Fokus. Einige Länder erwägen Luftschläge gegen IS-Stellungen, andere eine Zusammenarbeit mit dem Assad-Regime. Wie können die Ursachen der Flucht von Millionen Syrern bekämpft werden?
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Sicherheitspolitische Presseschau
Krieg, Terror, gewaltsame Konflikte: Internationale Auseinandersetzungen sind allgegenwärtig. Aber auch auf nationalstaatlicher Ebene spielen Konflikte eine zunehmend wichtigere Rolle. Dabei geht es auch und immer wieder um das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit. Seit 2001 verschickt die bpb daher einen täglichen Newsletter mit Beiträgen zu den Folgen von Krieg, Terrorismus und anderen Aspekten der Sicherheitspolitik.