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M 03.12 Zuhause? | Jugendliche zwischen Ausgrenzung und Integration | bpb.de

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M 03.12 Zuhause?

/ 3 Minuten zu lesen

Sechs junge Menschen mit Migrationshintergrund - portraitiert von Lisa Ajtay - äußern sich darüber, was für sie Heimat ist und wo sie sich zuhause fühlen.

Bild: Lisa Ajtay

Andreas (28)

Mit 18 Jahren bin ich mit meiner Familie aus unfreier Entscheidung nach Deutschland gekommen, um unsere Sicherheit zu verbessern. Mittlerweile ist mir Deutschland vertraut, aber doch nicht meine Heimat, da die Wurzeln der kulturellen Entwicklung in Polen liegen. Deutschland bietet mir eine materielle Befriedigung und persönliche Entwicklungsfreiheit. Was hier nicht gut funktioniert ist die Menschlichkeit. Immer mehr Leute denken, Menschlichkeit könne man durch materielle Sicherheit ersetzen, was aber nicht geht. Der Kulturkreis, in dem ich aufgewachsen bin, zeigte mir, dass dort die Menschlichkeit mehr Gewichtung hatte.

Fatiha (23) Bild: Lisa Ajtay

Fatiha (23)

Es müsste ein Land geben, das "Ausland" heißt. Es wäre eine Heimat für diejenigen, die durch die Gesellschaft heimatlos wurden. Für Menschen wie ich es bin. Als Kind marokkanischer Eltern wurde ich hier in Deutschland geboren, jedoch fühle ich mich nicht so ganz zu Hause, weil ich immer die Ausländerin sein werde. In Marokko wiederum werde ich als Deutsche gesehen und werde nie eine von "denen" sein.

Bild: Lisa Ajtay

Bobby (26)

Mit 12 Jahren wurde ich ungefragt aus meiner Heimat entwurzelt. Ich fühlte mich vergewaltigt, da meine Träume noch in Afrika waren. Ich fühle mich in Deutschland unwohl wenn ich merke, dass einer in mir nur den "Nigger" sieht. Sonst fühle ich mich in Deutschland ganz wohl. In Kenia werde ich als Deutscher diskriminiert. Als Ausländer in Deutschland trifft man aber nicht nur auf Ausländerhass, es gibt auch sehr schöne Sachen.

Bild: Lisa Ajtay

Janine (28)

Geboren wurde ich in Sachsen. Die ersten 14 Jahre meines Lebens verbrachte ich auch dort. 1989, nach dem Fall der Mauer, begann dann meine Odyssee durch Westdeutschland. Zuhause ist für mich ein weiter Begriff. Vielleciht ist man dort zu Hause, wo man gerade lebt, vielleicht dort, wo man die meiste Zeit gelebt hat. Vielleicht ist es auch der Ort, an dem man geboren wurde. Ich fühle mich nicht als Deutsche, sondern als ein "Deutsch-Deutscher Zwitter", deren Suche nach der Heimat nicht durch Landesgrenzen bestimmt ist.

Bild: Lisa Ajtay

Michael June (21)

Mit 11 Jahren bin ich nach Deutschland gekommen. Jetzt bin ich zehn Jahre hier und habe immer noch keinen Bezug zu Deutschland. Ich glaube, ich werde hier nie ganz glücklich, sodass ich irgendwann in meine Heimat fliege, um dort alt zu werden. Deutschland hat auch viele positive Seiten, z.B. Bildung und Beruf, sodass ich sagen kann, auch hier glücklich zu sein. Ich glaube, man fühlt sich immer dorthin hingezogen, wo die Wurzeln sind und wo man geboren wurde.

Bild: Lisa Ajtay

Sony (22)

Ich bin in Deutschland geboren und bin doch keine Deutsche. Meine Eltern kommen aus Indien, ich selbst kenne diese Heimat nur aus dem Urlaub und von Erzählungen. Ich für mich kann nur sagen, dass ich das Gefühl habe, zwischen zwei Stühlen zu stehen, wobei ich mich eher zu Deutschland hingezogen fühle, da ich als Frau in Indien nicht diese Chancen hätte.


Aufgaben:

  • Wo/ was ist für diese sechs Menschen mit Migrationshintergrund ihre Heimat? Fertige hierzu eine Tabelle an, in der du stichwortartig deine Ergebnisse zu den einzelnen Personen festhältst.

  • Wie definieren sie für sich "Heimat"? Welche Faktoren spielen für sie eine Rolle, wenn es um das "Sich-Zuhause-Fühlen" geht?

  • Wo ist deine Heimat und wie definierst du "Heimat" für dich? Diskutiere dies mit den anderen in deiner Klasse.

Bilder aus: Lisa Ajtay: "Zuhause", in: Die Kunst Deutscher zu sein. Eine Ausstellung von Studierenden der FH Dortmund /> (16.01.2008).

Fussnoten