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Produktion - Faszination Film | Filmgewerke | bpb.de

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Produktion - Faszination Film Wie die Idee ins Kino kommt

/ 7 Minuten zu lesen

Die zentrale Aufgabe des Produzenten ist es, alle Beteiligten zu engagieren, sie zu einem Filmteam zu formen und die Produktion wie ein Expeditionsleiter mit Durchhaltevermögen, Selbstvertrauen und viel Motivationskraft von der ersten Idee über das Drehbuch bis zum Vertrieb des Kinofilms zu führen.

Der Produzent Bernd Eichinger mit dem Regisseur Tom Tykwer bei den Dreharbeiten zum Film "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders". (© 2006 Constantin Film Verleih GmbH)

1. Einführung: Der Produzent als kreativer Vermittler

Um einen Kinofilm professionell herzustellen, arbeiten sehr viele unterschiedliche Menschen und Berufsgruppen mehrere Wochen oder Monate lang intensiv zusammen. Die zentrale Aufgabe des Produzenten ist es, alle Beteiligten zu engagieren, sie zu einem Filmteam zu formen und die Produktion wie ein Expeditionsleiter mit Durchhaltevermögen, Selbstvertrauen und viel Motivationskraft von der ersten Idee über das Drehbuch bis zum Vertrieb des Kinofilms zu führen.

Seine Arbeit beginnt bereits mit der Faszination und dem sicheren Gespür für einen Stoff, aus dem eine interessante Filmidee erwächst, von der sowohl potenzielle Geldgeber als auch Filmschaffende überzeugt werden müssen. Trotz hoher Risiken und möglicher Widerstände darf der Produzent als Kopf einer Filmproduktion seine Vision nie verlieren, sondern muss sie wie einen roten Faden durch den Entstehungsprozess des Films mitnehmen und in die kreative Arbeit seines Teams integrieren. Wer andere miteinander verbinden, lenken, aber auch gestalten kann und zudem kaufmännisches Geschick besitzt, hat gute Voraussetzungen, ein erfolgreicher Produzent zu werden und nicht nur sein Team, sondern auch die Zuschauer für Filme zu begeistern.

2. Wissen: Von der Idee bis an die Kinokasse

Das landläufige Vorurteil, ein Produzent denke permanent nur an sein Budget, ist zweifellos nicht ganz falsch, aber die Finanzen sind längst nicht alles: In gewisser Weise müssen Produzenten Alleskönner sein, die – in enger Abstimmung mit den einzelnen Filmschaffenden – über fünf Phasen die gesamte Entstehung eines Films steuern. Obwohl sie vorrangig für den organisatorischen Rahmen, die interne Kooperation und repräsentative Aufgaben einer Filmproduktion zuständig sind, sollten sie zumindest kleine Einblicke in jedes Gewerk besitzen, um die Tuchfühlung mit ihren kreativen Mitarbeitern nicht zu verlieren.

2.1 Die Vorproduktion
Während der Vorproduktion wird ein Filmprojekt erdacht, beschrieben, gründlich durchgeplant und zunächst einmal nur auf dem Papier finanziert. Bis zu den Dreharbeiten vergehen in dieser Entwicklungsphase deshalb nicht selten Monate oder sogar Jahre.

Phase 1

Bei der Stoffentwicklung geht es darum, aus einer Filmidee im Drehbuch filmische Bilder zu entwickeln und für diese ein überzeugendes Umsetzungskonzept zu erstellen.

Idee
Kooperation mit Autoren, Verlagen, Sendern und anderen Ideengebern
Bevor eine Idee verfilmt werden kann, muss der Produzent zunächst die Rechte am Originaldrehbuch oder der literarischen Vorlage erwerben. Der Drehbuchautor schreibt anhand dieser Vorlage das Drehbuch für die Verfilmung. Die Rechte an der Drehbuchfassung müssen bei einer filmischen Adaption ebenfalls vom Produzenten gekauft werden.

Finanzierung
Kontakt mit Förderanstalten, TV-Sendern, Koproduzenten, Verleihern und Sponsoren
Kaum ein deutscher Film kann sich aus einer einzigen Geldquelle finanzieren. Deshalb recherchiert ein guter Produzent bereits frühzeitig die Marktsituation und akquiriert interessierte TV-Sender, Sponsoren und Fördermittel.

Entwicklung des Drehbuchs
In Zusammenarbeit mit Drehbuchautor, Regisseur, Redakteur, Dramaturg und Lektor
Mit dem genauen Studium von Exposé und Treatment beginnt die eigentliche, kreative Arbeit am Filmprojekt. Das Drehbuch muss den geplanten Film bereits so gut wie möglich simulieren. Jede Szene wird auf ihre filmische Stimmigkeit ebenso wie auf ihre finanzielle, organisatorische und technische Realisierbarkeit überprüft. Noch können Ideen ohne größere Verluste geändert, gekürzt und an die finanziellen Mittel angepasst werden.

Das 'Packaging' fürs 'Pitching'
In Zusammenarbeit mit Regisseur, anvisierten Darstellern und dem Casting Director
Wenn das Filmvorhaben so weit gediehen ist, dass potentielle Partner einen Eindruck des späteren Films bekommen können, wird das Projekt beim sog. 'Pitching' Verleihern, Koproduzenten, TV-Redaktionen und Förderinstitutionen präsentiert. Der Produzent und sein Produktionsleiter fertigen im Vorfeld soz. ein kleines Paket (engl. 'package') an, das die erworbenen Rechte nachweist, bereits das endgültige Drehbuch enthält sowie den gewünschten Regisseur, mögliche Stars und konkrete Vorstellungen zur Finanzierung verrät.

Phase 2

Die Projektentwicklung konkretisiert die ersten Planungen. Jetzt klärt sich, ob sich der Film überhaupt realisieren lässt und wie er ggf. finanziert wird.

Drehplan und Budgetierung
Zusammenarbeit mit Redakteuren, Regisseur und Assistent, Ausstatter, Aufnahmeleiter, Mitfinanziers, Versicherungen, Juristen und Banken
Der Drehplan ist das strukturelle Grundgerüst der Dreharbeiten. Er legt ihren Ablauf und die Drehtage fest. Schauspieler können dem Drehplan entnehmen, wann sie Aufnahme haben, Regisseur und Kameramann, in welcher Reihenfolge Szenen gedreht werden sollen, ob Komparsen, Spezialeffekte, Stunts o.ä. benötigt werden. Um so zeit- und kosteneffizient wie möglich zu arbeiten, sind im Drehplan auch das Budget und organisatorische Faktoren berücksichtigt. Der Produzent kalkuliert bis ins Detail die zur Verfügung stehenden Geldmittel und erarbeitet parallel einen Budgetplan, der die Filmproduktion finanziell gewährleistet.

'Greenlight' für 'die heiße Phase'
Kooperation mit Filmteam, Behörden und der Presse
Bis zu diesem Moment ist alles nur Planung und die bereits investierten Gelder gehen womöglich verloren, doch sobald die Finanzierung gesichert ist – also 'grünes Licht' gegeben wurde –, beginnt die 'heiße Phase'! Das detailgenaue Konzept wird nun Stück für Stück in die Tat umgesetzt: So müssen dem Drehplan entsprechend Darsteller und Filmteam engagiert, Drehorte gefunden, Ateliers und Bauten eingerichtet, letzte Verträge und Versicherungen unterschrieben sowie Drehgenehmigungen eingeholt werden.

2.2 Die Dreharbeiten

Obwohl der Produzent etwas in den Hintergrund tritt, ist die Arbeit am Set das Herzstück einer Filmproduktion, denn hier werden die geplanten Szenen und Bilder endlich gefilmt.

Phase 3

Trotz des mit ihnen verbundenen Aufwands sind die Dreharbeiten der kürzeste Abschnitt einer Produktion. Deutsche Filme werden durchschnittlich an nur 25-50 Drehtagen, d.h. in 5-10 Wochen abgedreht.

Warm Up
Für Team und Darsteller
Kurz vor Drehbeginn sorgt ein von der Produktion organisiertes geselliges Treffen dafür, dass sich alle Beteiligten kennenlernen, erste Informationen und die Darstellerliste erhalten und am Drehort eine harmonische Stimmung entsteht.

Erster Drehtag
Zusammen mit Filmteam und Koproduzent
Um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, kontrolliert der Produzent die Dreharbeiten mit Hilfe von Tages-, Cutter- und Bildberichten.

Marketing
Kooperation mit Produktionsleiter, Verleiher, Presse, Werbeagentur und Redakteuren
Parallel dazu läuft bereits die Pressearbeit an. PR-Aktionen werden geplant, erste Termine für Abnahme und Ausstrahlung des Films vereinbart sowie Set-Presseberichte und das Material für die spätere Vermarktung erstellt.

Drehabfolge
Betreuung von Regisseur und Sponsoren; Kooperation mit dem Filmteam, Darstellern und Geschäftspartnern
Der Ablauf und das Gelingen der Dreharbeiten liegen vorwiegend in der Verantwortung des Regisseurs und des Produktionsleiters. Sie dirigieren den jeweiligen Tagesdreh, veranlassen Drehplanänderungen und strukturieren die Arbeit am Set. Zeitgleich werden die Muster für Bild und Ton angelegt und die Nachbearbeitung vorbereitet. Der Produzent verfolgt die kreative Arbeit vor allem bei Mustervorführungen und agiert gelegentlich als Schlichter bei möglichen Konflikten.

2.3 Die Postproduktion

Auch wenn der Film nun 'im Kasten' ist, ist er noch lange nicht im Kino. Erneut vergehen mehrere Monate, bis der Film vorliegt, den die Zuschauer später auf der Leinwand sehen.

Phase 4

Für die Endbearbeitung legen vor allem die technischen Gewerke noch einmal letzte Hand an den Film. Sie fügen das gedrehte Filmmaterial zu einem harmonischen Ganzen zusammen.

Schnitt
In Zusammenarbeit mit Regisseur und Cutter
Die Cutter schneiden und montieren das gedrehte Filmmaterial in mehreren Schritten vom Roh- bis zum Feinschnitt und fügen die Geschichte unter dramaturgischen Gesichtspunkten zusammen. Falls sich misslungene Szenen nicht retten lassen, werden sie im schlimmsten Fall noch einmal nachgedreht.

Technische Fertigstellung
Zusammen mit Regisseur, Cutter, Komponist, Geräuschemacher, Ton-Crew, Graphiker und Darstellern
Auch die übrigen Gewerke korrigieren und mischen ihre Arbeit noch ein letztes Mal, um den Film technisch fertigzustellen. In dieser Phase wird vertont, synchronisiert, werden Musik und Effekte angelegt sowie Vor- und Nachspann eingefügt.

Abwicklung und Abrechnung
Zusammen mit Finanziers, Koproduzent, Geschäfts- und Kassenführer
Nach Abschluss der Dreharbeiten müssen nicht nur alle Verträge korrekt abgewickelt, Requisiten, Kostüme und die Filmausrüstung zurückgegeben, sondern auch sämtliche Kosten erfasst, in der Buchhaltung geprüft und in einem Schlusskontenstand nachgewiesen werden.

Kopierwerk
Kooperation mit Negativcutter, Kopierwerksmeister und Lichtbestimmer
Wenn der Film in seiner Endfassung vorliegt, intensiviert das Kopierwerk noch einmal Licht, Ton und Farben und erstellt dann die sog. Nullkopie, von der später der Verleiher die Massenkopien fürs Kino reproduzieren lässt.

Phase 5

Auswertung: Wenn die Arbeit der kreativen Filmschaffenden abgeschlossen ist, beginnt für den Produzenten eine letzte, arbeitsintensive Phase: Der Film muss erfolgreich beworben und verkauft werden.

Werbekampagne
Kooperation mit Verleiher, Werbe- und Presseagentur
Auch der schönste und bedeutendste Film wird abgesetzt, wenn ihn sich keiner anschaut. Deshalb ist es wichtig, dass das Publikum von dem neuen Filmprodukt erfährt und die Presseagentur den Film möglichst adressatengerecht und breit in der Öffentlichkeit positioniert.

Vertrieb
Kooperation mit Weltvertriebsagentur, Verleiher und Kaufinteressenten
Abgesehen von allen Entscheidungen rund um die Größe und den Aufwand des inländischen Vertriebs versucht fast jeder Produzent, seinen Film auch international zu vermarkten und bei Festivals oder auf Filmmessen zu präsentieren, um sich so weitere Zuschauerkreise zu erschließen.

Rückflüsse
Verwertung im Kino, als Video/DVD, in Pay- und Free-TV
Bis es endlich soweit ist, dass ein Film in die Kinos kommt, können je nach Größe der Produktion Jahre vergehen. Noch einmal so viel Zeit ist erforderlich, bis ersichtlich wird, ob der Film die verursachten Kosten refinanzieren konnte. Abgesehen von den Entgelten an der Kinokasse im In- und Ausland, zählen zu den Rückflüssen auch Preisgelder, Einnahmen aus Merchandising-Verkäufen, von Video oder DVD, Pay- und Free-TV sowie Soundtracks.

3. Unterrichtsmaterialien

4. Weiterführende Weblinks

vierundzwanzig.de: Externer Link: Interview mit dem Produzenten Bernd Eichinger

vierundzwanzig.de: Externer Link: Produktion (Link zum Gewerk auf 24 mit Interviewclips, Filmausschnitten und Hintergrundinformationen)

vierundzwanzig.de: Externer Link: Glossar (Von A wie Abspann bis Z wie Zwischentitel - Erklärungen zu allen Fachbegriffen des Dossiers)

movie college: Externer Link: Filmschule Produktion (Gut aufbereitetes Basiswissen zzgl. Linksammlung rund um das Themengebiet Produktion)

Fussnoten

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