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Bücher, Hefte, Videos, Broschüren: Was bedeutet Inklusion für die Gestaltung von Materialien zum Lernen | bpb.de

Bücher, Hefte, Videos, Broschüren: Was bedeutet Inklusion für die Gestaltung von Materialien zum Lernen Bildungsmaterialien: Orientiert an Bedürfnissen, aber ohne "Labelling"

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Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen am zweiten Kongresstag über die Bedeutung der Inklusion für die Gestaltung von Lernmaterialien. Bildung und der Zugang zu ihr steht jedem Menschen zu – doch nicht jeder Mensch lernt gleich. Bildungsangebote müssen also unterschiedlich aufbereitet sein, damit möglichst alle Menschen einen gelingenden Zugang finden können. Über die Herausforderung dieses Ziels wurde in der Denkwerkstatt 6 zum Thema "Bücher, Hefte, Videos, Broschüren: Was bedeutet Inklusion für die Gestaltung von Materialien zum Lernen" diskutiert.

Denkwerkstatt 6: Bücher, Hefte, Videos, Broschüren: Was bedeutet Inklusion für die Gestaltung von Materialien zum Lernen? (© Swen Rudolph/bpb)

Medien, die für Bildungskontexte erstellt werden, können auf unterschiedliche Weise Menschen ausschließen. Bei einem "Exklusionsbingo", das die Moderatoren mit der Gruppe spielten, trugen die Teilnehmenden einiges zusammen: Bildungsmedien können im Erwerb zu teuer oder beim Lesen zu kompliziert sein. Sie können die Interessen der Zielgruppe verfehlen oder diskriminierende Inhalte enthalten. Vielleicht ist ein Text für einige Menschen zu klein, für andere zu verschachtelt geschrieben. Bei einem Film fehlen Audiotranskriptionen oder das Video läuft zu schnell ab. Ein Text in Leichter Sprache für junge Erwachsene mit Lernschwierigkeiten kann unpassend gestaltet sein, weil die Bilder an ein Bilderbuch für Dreijährige erinnern.

Wie also können unterschiedliche Lernmaterialien gestaltet werden, damit möglichst alle Menschen passende Materialien für sich finden, die den Zugang zu Bildung und somit auch zu Selbstbestimmung ermöglichen?

Orientierung an der Lebenswelt der Adressaten

Wichtig war der Gruppe die Forderung nach einem geschärften Blick auf die Lebenswelten der Adressaten, um bei der Gestaltung von Bildungsmedien besser auf Bedürfnisse und Interessen der Lesenden und Lernenden eingehen zu können. Eigene Erfahrungen mit Zugangsbarrieren zu Lernmaterialien wurden ausgetauscht. Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darin: "Jeder Mensch ist Experte seiner selbst, seiner Bedürfnisse, Fähigkeiten und Schwierigkeiten." Nahe lag deshalb die Forderung, dass Menschen, die Schwierigkeiten beim Zugang zu Inhalten haben, mehr an den Gestaltungsprozessen der Bildungsmedien teilhaben sollten.

Das Problem des "Labelling"

Präsentation der Ergebnisse in Denkwerkstatt 6. (© Swen Rudolph/bpb)

Kurz diskutiert wurde außerdem das Problem, das im Englischen unter dem Begriff "Labelling" bekannt ist. Unter "Labelling" versteht man, dass Menschen anderen Menschen von außen Merkmale zuschreiben. Merkmale, die wie ein Etikett an einem haften bleiben können und schwer wieder ablösbar sind. Umgangssprachlich steckt man jemanden in eine Schublade. Auch wenn Bildungsmaterialien sich an den Bedürfnissen von Adressaten orientieren sollen: Ein "Labelling" der Materialien, wie zum Beispiel "für Menschen mit geistiger Behinderung", und damit auch von deren Nutzenden, sollte vermieden werden.

Ist Inklusion immer auch Exklusion?

Es stand die Frage im Raum, ob Adressatenorientierung nicht auch immer ein gewisses Maß an Exklusion anderer Menschen beinhaltet und deshalb gleichzeitig in einem Spannungsverhältnis zu inklusiven Ansätzen steht. Eine Beteiligung der Zielgruppe bei der Erstellung von Bildungsmaterialien wurde auch hier als hilfreicher Lösungsansatz wahrgenommen. Den Impuls, darüber weiter nachzudenken, sollten die Teilnehmer mit nach Hause nehmen.

Inklusion wurde in der Denkwerkstatt als ein Prozess angesehen, also kein fester, statischer Zustand. Jene Teilnehmenden, die an der Verwirklichung einer gelingenden inklusiven (politischen) Bildung für alle Menschen arbeiten, sind diesem Ziel durch den Austausch untereinander wieder einige Schritte näher gekommen, sagten sie.

Von Julia Schulz

Fussnoten