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Der "Föhrer" und die Pius-Brüder | Mit Satire gegen Rechtsextremismus | bpb.de

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Der "Föhrer" und die Pius-Brüder

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Ein "schwieriges Verhältnis zu Schwulen und Juden" teile er mit den Pius-Brüdern, sagt der "Föhrer" in diesem Film. Denn Anhänger der Pius-Bruderschaft fallen immer wieder durch frauenfeindliche, homophobe und antisemitische Stellungnahmen auf. So brachte es etwa Richard Williamson, einer der vier Vagantenbischöfe der Pius-Brüder, zu einiger Bekanntheit, als er im schwedischen Fernsehen 2009 abenteuerliche Thesen über den Holocaust und den Nationalsozialismus aufstellte.

Hintergrund

Die "Priesterbruderschaft St. Pius X." (Pius-Bruderschaft) ist eine Vereinigung katholischer Traditionalisten, die 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre in Abgrenzung zu den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils gegründet wurde. Kirchenpolitisch und in gesellschaftlichen Themen vertreten die Pius-Brüder ultrakonservative Positionen. So lehnen sie die Emanzipation von Frauen ebenso ab wie Homosexualität oder die weltanschauliche Neutralität des Staates. Die Nähe zu Vertretern der extremen Rechten ist vielfach dokumentiert, etwa zur französischen Partei "Front National". Den rechten Militärdiktaturen in Spanien, Portugal und Lateinamerika, die sich auch als Bollwerke gegen Atheismus, Emanzipation und kulturelle Modernisierung inszenierten, brachten die Pius-Brüder Wohlwollen entgegen. Im Herbst 2013 richteten sie in der Nähe Roms eine Trauerfeier für den verstorbenen NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke aus, der in Italien wegen eines Massakers gegen die Zivilbevölkerung verurteilt worden war. Die Bruderschaft hat weltweit zwischen 150.000 und 600.000 Anhänger , Schwerpunkt ist dabei Frankreich. Die Haltung der römisch-katholischen Kirche zur Pius-Bruderschaft ist ambivalent: Eine Exkommunikation aus dem Jahr 1988 wurde von Benedikt XVI. 2009 aufgehoben, der kanonische Status der Pius-Brüder ist aber nach wie vor umstritten. Zum Bruch war es 1988 gekommen, als Lefebvre gegen den Willen des Papstes vier Pius-Brüder zum Bischof weihte, unter ihnen den Briten Richard Williamson. Williamson hat bereits mehrfach den Holocaust relativiert und geleugnet, weitere antisemitische und auch frauenfeindliche Äußerungen gehen auf ihn zurück. 2012 wurde er wegen Ungehorsams aus der Bruderschaft ausgeschlossen. Die Billigung oder Leugnung des Holocaust steht in Deutschland nach §130 Absatz 3 Strafgesetzbuch (StGB) unter Strafe (Volksverhetzung).

Lernziele

Die Schüler können die fundamentalen Falschaussagen Williamsons über die Vernichtung der Juden erkennen und benennen. Sie kennen den Begriff "Antisemitismus" und wissen, dass sich diese Ideologie gegen Juden richtet. Sie wissen, dass Antisemitismus auch heute verbreitet und couragiertes Eintreten dagegen gefragt ist.

Einsatz im Unterricht - Kopiervorlage 14

Um die Aussagen Williamsons als Holocaust- Leugnung zu kennzeichnen, müssen zunächst seine Behauptungen mit den historischen Fakten kontrastiert werden, die ebenfalls im Film benannt werden. Williamson gibt zu Protokoll: "Ich glaube, es gab keine Gaskammern" – im Film werden eine Gaskammer und ein Krematorium gezeigt. Weitere Aussagen Williamsons und ihre Kontrastierung: "Nach seriösen Schlussfolgerungen sind zwischen 200.000 und 300.000 Juden in Nazi-Konzentrationslagern umgekommen" – im Film wird die Zahl von sechs Millionen genannt; „Historische Beweise sprechen ungeheuer dagegen, dass sechs Millionen Juden absichtlich vergast wurden“ – im Film werden Züge in Vernichtungslager erwähnt. Über die Strafbarkeit solcher Aussagen ist keine Pro-Kontra-Diskussion zu empfehlen, vielmehr sollte reflektiert werden, warum es ein Gesetz dagegen gibt (wichtige Punkte: Verhöhnung von Überlebenden und Nachfahren , Verharmlosung der NS-Herrschaft insgesamt, Anleitung zu neuem Antisemitismus, implizite Drohung gegen heute in Deutschland lebende Juden ).

Stichworte zum Begriff "Antisemitismus" können aus dem Film oder aus Inhalten des Geschichtsunterrichts entwickelt werden, z.B. Judenfeindschaft, Judenverfolgung, Nazis, Konzentrationslager etc. Obwohl dies nicht die Komplexität dieser Ideologie erfasst, wird die antijüdische Stoßrichtung deutlich. Abschließend soll ein relativ aktuelles – und eventuell verstörendes – Beispiel (2006 in Pretzien/Sachsen- Anhalt), das an die Bücherverbrennung 1933 erinnert und mit dem "Tagebuch der Anne Frank" eines der bekanntesten literarischen Zeugnisse der Judenverfolgung thematisiert, eine Diskussion über couragiertes Verhalten anstoßen: Unwissenheit und Angst sind mögliche Gründe, warum nie- mand eingegriffen hat – eine Auseinandersetzung mit dem Thema ist das beste Mittel gegen beide Hindernisse.

Didaktische und methodische Hinweise zu Filmclip und Arbeitsblatt:

Interner Link: Der "Föhrer" und die Pius-Brüder

Weiterführende Informationen:

  • Holocaustleugnung

Fussnoten