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Feminismus | bpb.de

Feminismus

Gegen Ende des 19. Jh. forderten islam. Reformer zum Wohle der Nation bessere Bildung für Frauen; gleichzeitig traten Vorkämpferinnen, meist aus der Oberschicht, für eine Verbesserung der rechtlichen und sozialen Stellung von Frauen ein. Frauen wie die Ägypterin Hudā Shaʿrāwī (1879 – 1947) spielten eine aktive Rolle in der Frauenbewegung wie auch in den arab. Freiheitskämpfen des 20. Jh., da sie sich von der nationalen Unabhängigkeit mehr Rechte für Frauen erhofften. Sie konnten aber nur die wenigsten ­ihrer Forderungen, etwa die nach Abschaffung der Polygamie und der Kinderehe, durchsetzen. Der Überzeugung der Jungtürken, reformist. Frauenbildung nutze der Nation, verdanken türk. Frauen die Einführung des Frauenwahlrechts schon 1934. Der kemalist. (Interner Link: Atatürk) «Staatsfeminismus» gesteht Frauen aber nur im Rahmen der strikt laizist. Staatsideologie eine aktive Rolle in der Öffentlichkeit zu und gewährt religiös motivierten Frauenrechtlerinnen keinen Freiraum. In der Türkei wie in Iran unter dem Schah wurde Entschleierung staatlich verordnet. Von westlichen Beobachtern oft positiv bewertet, ist dies aber als ebenso gewaltsamer Eingriff in die Freiheit der betroffenen Frauen zu werten wie die Zwangsverschleierung afghan. Frauen durch die Taliban. Die iran. Frauenbewegung wird seit der Revolution von Theologinnen, oft Töchtern hoher religiöser Würdenträger, bestimmt, die im Islam die Basis für Gleichwertigkeit der Geschlechter sehen. – «Feministin» als Eigenbezeichnung lehnen arab. Frauenrechtlerinnen im Allgemeinen ab, da F. mit westlichen Hegemonialansprüchen und Unmoral assoziiert wird.

Literatur: Kreile, R.: Politische Herrschaft, Geschlechterpolitik und Frauenmacht im Vorderen Orient, 1997. – Gemeinhardt-­Buschhardt, K.: Daʿwa. Weiblicher Aktivismus und die neue muslimische Frauenbewegung in Ägypten, 2016.

Autor/Autorinnen:Katharina Boehm, M. A., Bamberg, Arabistik

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten