In Deutschland hat deutlich mehr als jede vierte Person einen Migrationshintergrund – in Westdeutschland galt dies im Jahr 2022 für 31,9 Prozent und in Ostdeutschland für 10,3 Prozent der Bevölkerung. Bezogen auf die Bundesländer leben die meisten Personen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen (2022: 25,1 Prozent). Ihr Anteil an der Bevölkerung ist in Bremen am höchsten (41,7 Prozent). Von allen Personen mit Migrationshintergrund sind knapp 64 Prozent selbst eingewandert und gut 36 Prozent sind in Deutschland geboren. Etwas mehr als die Hälfte der Personen mit Migrationshintergrund sind Deutsche (51 Prozent). Mittelfristig wird sich der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund weiter erhöhen: 2022 hatten 41,6 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund.
Fakten
Im Jahr 2022 hatten nach Erstergebnissen des Mikrozensus 23,8 Millionen der insgesamt 83,1 Millionen Einwohner in Deutschland einen Migrationshintergrund (Zugewanderte und ihre Nachkommen) – das entspricht einem Anteil von 28,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Von den 23,8 Millionen Personen mit Migrationshintergrund waren 12,2 Millionen Deutsche und 11,6 Millionen Ausländer (51,2 bzw. 48,8 Prozent).
Knapp zwei Drittel der Personen mit Migrationshintergrund – 15,2 Millionen bzw. 63,8 Prozent – waren 2022 selbst Migranten (erste Generation). Die Personen mit eigener Migrationserfahrung unterteilen sich in Ausländer (41,5 Prozent aller Personen mit Migrationshintergrund) und Deutsche (22,3 Prozent). Personen ohne eigene Migrationserfahrung machten gut ein Drittel der Personen mit Migrationshintergrund aus (36,2 Prozent). Diese Gruppe teilt sich in Deutsche ohne eigene Migrationserfahrung (28,8 Prozent) und Ausländer, die ebenfalls in Deutschland geboren wurden (7,4 Prozent).
Die 5,3 Millionen Deutschen mit eigener Migrationserfahrung (22,3 Prozent aller Personen mit Migrationshintergrund) untergliedern sich in (Spät-)Aussiedler (11,6 Prozent), selbst zugewanderte Eingebürgerte (8,6 Prozent) sowie selbst zugewanderte Adoptierte und als Deutsche Geborene (0,3 bzw. 1,7 Prozent). Die 6,9 Millionen Deutschen mit Migrationshintergrund, aber ohne eigene Migrationserfahrung (28,8 Prozent aller Personen mit Migrationshintergrund), lassen sich ebenfalls unterteilen: Die beiden Gruppen Eingebürgerte und Adoptierte (zusammen 2,9 Prozent) sind dabei deutlich kleiner als die Gruppe der als Deutsche Geborenen (26,0 Prozent). Letztere sind zum Beispiel Kinder von Eingebürgerten, deutsche Kinder ausländischer Eltern oder Kinder von (Spät-)Aussiedlern.
Im Jahr 2022 lebten 94,6 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund in Westdeutschland und Berlin. Jede vierte Person mit Migrationshintergrund lebte dabei in Nordrhein-Westfalen (25,1 Prozent), jeweils etwa jede Sechste in Baden-Württemberg und Bayern (17,0 bzw. 16,1 Prozent). Bezogen auf die jeweilige Bevölkerung der Bundesländer war ihr Anteil in den Stadtstaaten Bremen (41,7 Prozent), Hamburg (37,6 Prozent) und Berlin (36,4 Prozent) sowie in den Flächenländern Hessen (36,8 Prozent), Baden-Württemberg (36,3 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (33,5 Prozent) am höchsten. In Ostdeutschland lag der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung bei 10,3 Prozent (Westdeutschland mit Berlin: 31,9 Prozent, Deutschland: 28,7 Prozent).
58,5 Prozent aller Personen mit Migrationshintergrund lebten 2022 in städtischen, 13,2 Prozent in ländlichen Regionen. Auf Gemeindeebene gilt, dass je größer die Einwohnerzahl der Gemeinde ist, desto größer ist tendenziell auch der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung: Während beispielsweise der Anteil in den Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern im Jahr 2022 bei 11,3 Prozent lag, hatte in den Gemeinden mit 20.000 bis unter 50.000 Einwohnern deutlich mehr als jede vierte Person einen Migrationshintergrund (29,4 Prozent). In den Gemeinden mit 500.000 Einwohnern und mehr lag der entsprechende Anteil bei 39,1 Prozent.
Mittelfristig wird sich der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund weiter erhöhen: Im Jahr 2022 hatten in Deutschland 41,6 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund – in der Gruppe der 45- bis unter 55-Jährigen lag der entsprechende Anteil im selben Jahr bei 29,9 Prozent und bei den 85- bis unter 95-Jährigen bei 9,7 Prozent.
Europa ist für die Migration in Deutschland besonders bedeutsam: 31,8 Prozent der 23,8 Millionen Personen mit Migrationshintergrund stammten 2022 aus einem der 26 anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, weitere 29,8 Prozent aus einem anderen europäischen Staat. Die meisten der 23,8 Millionen Personen mit Migrationshintergrund stammten im Jahr 2022 aus der Türkei (11,9 Prozent/2,8 Mio.), gefolgt von Polen (9,2 Prozent/2,2 Mio.), Russland (5,7 Prozent/1,4 Mio.) und Rumänien (4,6/1,1 Mio.). Kasachstan und Syrien sind mit Anteilen von 5,6 bzw. 5,1 Prozent (1,3 bzw. 1,2 Mio.) die wichtigsten nicht-europäischen Herkunftsländer (immer bezogen auf das eigene Geburtsland bzw. das Geburtsland der Eltern). Der Anteil der Personen, die aus der Ukraine stammen, an allen Personen mit Migrationshintergrund hat sich von 2021 auf 2022 von 1,4 auf 2,4 Prozent erhöht, ihre Zahl stieg dabei von 309.000 auf 583.000.
Allerdings bilden die Werte zur Wanderung aus der Ukraine nicht die gesamte Dynamik des Jahres 2022 ab: Laut einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes stieg die Bevölkerung mit ukrainischer Staatsangehörigkeit von 138.000 im Januar 2022 auf 1,02 Millionen Menschen im Oktober 2022. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung nahm im selben Zeitraum von 0,2 auf 1,2 Prozent zu. Ukrainische Staatsangehörige waren damit nach den türkischen Staatsangehörigen (1,6 Prozent/1,33 Mio.) die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Deutschland.
Im Mikrozensus 2022 gaben rund 2,77 Millionen Personen an, als Aussiedler- bzw. Spätaussiedler nach Deutschland gekommen zu sein. Die meisten (Spät-)Aussiedler kommen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion (2022: 1,71 Mio.) – darunter vor allem aus Kasachstan (820.000) und aus Russland (656.000). Daneben sind Polen (733.000) und Rumänien (221.000) wichtige Herkunftsländer.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Nach der Definition des Statistischen Bundesamtes hat eine Person einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt:
Zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländer,
zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte,
(Spät-)Aussiedler,
Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit durch Adoption durch einen deutschen Elternteil erhalten haben sowie
die mit deutscher Staatsangehörigkeit geborenen Kinder der vier zuvor genannten Gruppen.
Die Vertriebenen des Zweiten Weltkrieges und ihre Nachkommen gehören nicht zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund.
Eine Person hat dann eine eigene Migrationserfahrung, wenn sie im Ausland geboren und zugewandert ist. Eine Person hat keine eigene Migrationserfahrung, wenn sie in Deutschland geboren ist.
Ab 2017 werden beim Mikrozensus nur noch bei der Bevölkerung in Privathaushalten alle Merkmale erhoben. Für die rund 1,2 Millionen Menschen in Gemeinschaftsunterkünften (2022) liegen hingegen nur noch einige ausgewählte Angaben vor, die eine Bestimmung des Migrationshintergrunds nicht mehr zulassen. Die hier gemachten Angaben beziehen sich daher nur noch auf die Bevölkerung in Privathaushalten. Zur weiteren Methodik beim Mikrozensus siehe "Methodische Bemerkungen" in der Interner Link: Fachserie 1 Reihe 2.2.
Ausländer/innen sind Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Externer Link: Artikels 116 Absatz 1 des Grundgesetzes sind. Dazu zählen auch Staatenlose und Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Sie können in Deutschland geboren oder zugewandert sein.
(Spät-)Aussiedler/innen: Spätaussiedler sind im amtlichen Sprachgebrauch seit dem 1. Januar 1993 Menschen, die im Rahmen eines Aufnahmeverfahrens als deutsche Volkszugehörige nach Deutschland übergesiedelt sind. Vorher wurden sie nach dem Bundesvertriebenengesetz als Aussiedler bezeichnet. Der Begriff umfasst vor allem die Angehörigen von deutschen Minderheiten, deren Familien teilweise seit Generationen in Ostmitteleuropa, Osteuropa, Südosteuropa und teilweise in Asien gelebt haben und die seit 1950 in die Bundesrepublik Deutschland eingereist sind.
Der Mikrozensus ist die größte jährliche Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik in Deutschland. Es wird mit rund 810.000 Personen in etwa 370.000 privaten Haushalten und Gemeinschaftsunterkünften rund 1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zu seinen Arbeits- und Lebensbedingungen befragt. Die Befragungen finden über das gesamte Kalenderjahr verteilt statt.
Im Jahr 2022 waren von den 23,8 Millionen Personen mit Migrationshintergrund knapp 1,7 Millionen in Deutschland geborene Personen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Staatsangehörigkeit seit Geburt haben, aber nicht mehr mit ihren Eltern in einem Haushalt leben. Diese Gruppe wurde jedoch nicht bei jedem Mikrozensus erfasst. Wird diese Gruppe von den Personen mit Migrationshintergrund abgezogen, bleiben 22,1 Millionen Personen mit Migrationshintergrund im engeren Sinn.
Informationen zum Thema Einbürgerung finden Sie
Informationen zum Thema (Spät-)Aussiedler finden Sie
Bevölkerung mit Migrationshintergrund
In absoluten Zahlen, Anteile an der Gesamtbevölkerung in Prozent, 2022
in Tsd. | in Prozent | |
---|---|---|
Gesamtbevölkerung | 83.103 | 100,0 |
davon: | ||
ohne Migrationshintergrund | 59.278 | 71,3 |
mit Migrationshintergrund1 | 23.825 | 28,7 |
davon: | ||
Ausländer mit eigener Migrationserfahrung | 9.879 | 11,9 |
Ausländer ohne eigene Migrationserfahrung | 1.755 | 2,1 |
Deutsche mit eigener Migrationserfahrung | 5.318 | 6,4 |
Deutsche ohne eigene Migrationserfahrung | 6.873 | 8,3 |
Fußnote: 1 Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund im weiteren Sinn umfasst auch in Deutschland geborene Deutsche mit Migrationshintergrund, die nicht mehr mit ihren Eltern in einem Haushalt leben.
Quelle: Statistisches Bundesamt: Mikrozensus – Bevölkerung nach Migrationshintergrund, Erstergebnisse 2022