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Europareise Fundraising: Tschechien | Fördermittel und Fundraising für die politische Bildung | bpb.de

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Europareise Fundraising: Tschechien

/ 4 Minuten zu lesen

Für unsere Reise nach Tschechien standen uns zwei Interviewpartnerinnen zur Verfügung. Jana Ledvinová vom Tschechischen Fundraising Zentrum berichtet über Fundraising einst und jetzt in Tschechien. Lenka Kopřivová von der tschechischen Organisation Post Bellum stellt uns ein Best Practice Bespiel erfolgreichen Fundraisings im Rahmen politischer Bildung vor.

Fundraising zur Zeit des Kommunismus und heute


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Das Tschechische Fundraising Zentrum (České centrum fundraisingu) berät zivilgesellschaftliche Gruppen zu Fundraising, bietet Fortbildungen an und unterstützt Vernetzung und Wissensaustausch.
Mehr Infos unter: Externer Link: www.fundraising.cz

Akquisos: Frau Ledvinová, 1989 war auch für die Tschechoslowakei ein entscheidendes Jahr: Gab es vor der Samtenen Revolution Fundraising für zivilgesellschaftliche Gruppen?
Jana Ledvinová: Zur Zeit der kommunistischen Ära gab es offiziell kein Fundraising. Es gab auch keine freien zivilgesellschaftlichen Aktivitäten. Viele Vereine und Verbände haben zwar um Unterstützung gebeten, aber dies konnte und durfte man nicht Fundraising nennen. Auch verbotene Underground-Aktivitäten hatten ihre Unterstützer.

Jana Ledvinová

Leute gaben Geld für den Druck und die Verteilung illegaler Schriften, oder sie halfen als Freiwillige mit. Große Unterstützung erhielten alle Verbände für Jugendliche, Kinder, Ferienlager, Sport- oder auch Tourismusvereine. So entstanden zum Beispiel Lehrpfade oder es wurden Konzerte organisiert. Vielleicht kann man dabei noch nicht von zivilgesellschaftlichem Engagement sprechen, aber die Leute haben viele Aktivitäten selbst finanziert und sich gegenseitig geholfen, wo sie nur konnten.

Akquisos: Welchen Stellenwert hat Fundraising heute im Finanzierungsmix gemeinnütziger Organisationen in Tschechien?
Die Rolle der Fundraiser wird jedes Jahr wichtiger. Es gibt immer weniger Möglichkeiten für eine institutionalisierte Förderung sowohl aus tschechischen als auch aus ausländischen Quellen. Die Angst vor dem Versiegen der EU-Fördermittel ist da. Viele Organisationen sind sich bewusst, dass sie ohne aktives und professionelles Fundraising in der Zukunft kaum genügend Finanzmittel für ihre Arbeit haben werden.

Post Bellum: Freundeskreis sichert die Basisfinanzierung


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Die tschechische NGO "Post Bellum" beschäftigt sich seit ihrer Gründung 2001 vor allem mit Zeitzeugenarbeit. Anhand von etwa 3000 Interviews mit Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs und der kommunistischen Ära erzählt Post Bellum spannende Geschichten, um bei den Menschen Interesse an Zeitgeschichte wecken. Bei der Finanzierung setzt Post Bellum vermehrt auf private Unterstützer. Mehr Infos unter: Externer Link: www.postbellum.cz

Akquisos: Frau Kopřivová, wie finanziert Ihre NGO Post Bellum ihre Arbeit?
Lenka Kopřivová: Anfangs haben wir uns vor allem durch staatliche Förderungen finanziert. Später setzte der Staat andere Prioritäten und zog sich aus der Förderung zurück. Heute gehen wir zwei Wege: Wir stellen weiterhin Projektanträge und arbeiten mit Sponsoren zusammen. Als zweites Standbein haben wir einen „Klub“ gegründet, in Deutschland würde man ihn "Freundeskreis" nennen. Uns war klar geworden: Wir brauchen die Unterstützung der Leute, denen das, was wir machen, gefällt. Die aktuell etwa 900 Mitglieder des Freundeskreises spenden monatlich einen Beitrag, dessen Höhe sie selbst bestimmen können. Diese Spenden sichern die Finanzierung der Erstellung weiterer Zeitzeugeninterviews, also die Basis unserer Arbeit.

Akquisos: Wie haben Sie die Mitglieder für Ihren Freundeskreis geworben?

Lenka Kopřivová

Die Öffentlichkeitsarbeit war stets ein wichtiger Teil der Arbeit von Post Bellum. Wir machen eine Radiosendung, die zweimal pro Woche im tschechischen Rundfunk gesendet wird und sehr bekannt ist. So war es nicht schwierig, Menschen zu finden, die uns unterstützen wollen. Ein schöner Anreiz Mitglied zu werden, ist die begehrte Einladung zur feierlichen Preisverleihung des "Memory of Nations-Awards" im tschechischen Nationaltheater in Prag. Jedes Jahr am tschechischen Nationalfeiertag, am 17. November, findet dieses große Event statt und wird live im tschechischen Fernsehen übertragen. Vier Personen mit einer interessanten Lebensgeschichte werden ausgewählt und präsentiert. Menschen, die sich ein oder mehrmals in ihrem Leben mutig gegen den einfacheren Weg und für eine gute Sache entschieden haben.

Akquisos: Was tun Sie dafür, dass Ihnen die „Freunde“ treu bleiben?
Der Freundeskreis wird intensiv betreut und wir bemühen uns, ihn zu vergrößern. Jede Woche erhalten die Mitglieder einen Newsletter mit Informationen und Neuigkeiten über Post Bellum und unsere Partnerorganisationen. Wir stehen in regem Austausch mit den Mitgliedern. Wenn wir Seminare organisieren, erhalten sie Ermäßigungen, bei Abstimmungen können sie sich beteiligen. Wir organisieren zudem jährlich Mitgliederausflüge, die thematisch mit unserer Arbeit zusammenhängen.

Akquisos: Gibt es eine Person in Ihrer Organisation, die sich ausschließlich mit Fundraising beschäftigt?
Nein, leider nicht. Viele der Ideen für unser Fundraising kommen von unserem sehr kreativen Chef, Mikuláš Kroupa. Er ist der Gründer von Post Bellum und er hat sehr unkonventionelle, manchmal schockierende Ideen, die sehr wirksam sind. Er selbst kümmert sich vor allem um die Sponsoren und redet sehr viel über unsere Projekte. Er hat immer fesselnde Zeitzeugengeschichten auf Lager, mit denen er seine Zuhörer in seinen Bann ziehen und für die Sache überzeugen kann.

Akquisos: Vielen Dank Ihnen beiden für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Fussnoten