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OJSC Gazprom | Energiepolitik | bpb.de

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OJSC Gazprom Russland

Andreas Goldthau

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Die weltweite Nummer eins im Gasgeschäft ist vielen ein Begriff: Gazprom. In der Konzernzentrale hoch über den Dächern Moskaus wird etwa ein Zehntel des russischen Bruttoinlandsprodukts verbucht. Der Energiegigant ist eng mit der russischen Politik verflochten.

Die Hauptgeschäftsstelle von Gazprom in Moskau. (© ddp/AP, Misha Japaridze)

Leitung: Vorstand, kontrolliert vom Aufsichtsrat

Gazprom kontrolliert mehr als 70 Prozent der russischen Gasvorkommen und ist mit etwa 18 Prozent Gesamtanteil an konventionellen Gasvorkommen weltweit die unangefochtete Nummer eins. Zwar steht das Unternehmen vor allem für Gasförderung, produziert 75 Prozent des russischen Erdgases und hält das Monopol auf russische Gasexporte. Es ist aber über seine Tochter Gazprom-Neft auch ein wichtiger Akteur im russischen Ölsektor. Hier kommt es auf etwa 9 Prozent der russischen Gesamtproduktion – bei einer gesamten russischen Förderung von etwa 9,5 Millionen Barrel am Tag. Die Mehrheit der Unternehmensanteile (50 Prozent und eine Aktie) sowie die Mehrheit der Sitze im Aufsichtsrat werden vom Staat gehalten. Bis 2004 hatte der Staat noch deutlich unter 40 Prozent der Aktien gehalten, was den generellen Trend zu einer stärkeren Staatskontrolle im russischen Energiesektor widerspiegelt. Einziges ausländisches Unternehmen mit Sitz und Stimme im Aufsichtsrat ist die deutsche E.ON, die damit in gewisser Weise die Interessen des größten Kunden Gazproms vertritt: Europa. Letzteres ist zu einem Viertel von russischem Gas abhängig. Der lukrative europäische Absatzmarkt zahlt sich aus: Gazprom allein ist verantwortlich für etwa 25 Prozent der russischen Staatseinnahmen und für knapp 10 Prozent des russischen Inlandsprodukts. Der Energiegigant ist zudem aufgrund vielerlei Aktivitäten auch in „energie-fremden" Bereichen ein wichtiger Faktor in der russischen Wirtschaft - beispielsweise im Bankensektor oder den Medien. Zudem ist das Unternehmen gesetzlich verpflichtet, auf dem heimischen Markt Gas zu Niedrigpreisen anzubieten.

Im 2012 Ranking von Transparency International liegt Gazprom hinsichtlich seiner Unternehmenstransparenz mit Platz 98 (von 105) noch hinter Mitbewerbern wie der China National Offshore Oil Corporation (CNOOC, Platz 75). Grund hierfür ist neben dem Fehlen eines unabhängigen Aufsichtsrats die starke Verflechtung des Unternehmens mit der Politik. Hierfür stehen Gazproms Führungspersonal wie Alexei Miller (Vorstandsvorsitzender und langjähriger Mitarbeiter von Präsident Putin in St. Petersburg), Viktor Zubkov (Aufsichtsratsvorsitzender und Erster Stellvertretender Ministerpräsident) oder Dmitri Medvedev, ehemals russischer Präsident, langjährige Gazprom-Aufsichtsratschef und nun wieder Ministerpräsident. In der Tat ist Gazprom in der öffentlichen Wahrnehmung nahezu synonym mit der russischen Führung im Kreml. Diese Verflechtung ist symbiotisch: sie gewährleistet die Unterstützung des Unternehmens bei innenpolitischen Zielen – beispielsweise in Form von als Investition getarnten Subventionen in strukturschwachen russischen Regionen. Zugleich kann sich das Unternehmen der politischen Unterstützung bei seinen in- wie ausländischen Expansions- und Akquisitionsbestrebungen sicher sein. Dessen ungeachtet handelt Gazprom jedoch in vielerlei Hinsicht auch im Rahmen ökonomisch nachvollziehbarer Kriterien. Sein dominantes Verhalten auf dem heimischen Markt entspricht dem Paradebeispiel eines Monopols; die viel diskutierten "Gas-Dispute" mit Nachbarstaaten wie der Ukraine oder Belarus sind Teil einer aggressiven Strategie, die Subventionierung der GUS-Staaten zu beenden, Gas-Schuldner zur Zahlung zu zwingen, und deren Gasinfrastruktur zur Absicherung des Exportmarktes zu kontrollieren.

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Andreas Goldthau ist Head of Department of Public Policy und Associate Professor an der Central European University, einer privaten amerikanischen Hochschule in Budapest. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Energiepolitik und Global Energy Governance. Er ist Herausgeber des Wiley Handbook of Global Energy Policy und Ko-Autor von "OPEC. Macht und Ohnmacht des Ölkartells" (Hanser).

*Der Autor dankt Sandra Wessmann für Ihre Mitarbeit in der Recherche.