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Neuorientierung in schwierigen Zeiten Grußwort anlässlich der Verlegung der Hauptgeschäftsstelle des Bundesarbeitskreises Arbeit und Leben von Düsseldorf nach Wuppertal am 4. März 2005

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Veränderungen ereigneten sich stets auf dem Feld der politischen Bildungsarbeit, nicht zuletzt angesichts des massiven Drucks auf die staatlich geförderte politische Bildung der freien Träger.

"Nur wer sich ändert, bleibt gleich" – diese Maxime könnte als Leitspruch für die Praxis der politischen Bildungsarbeit, für die über die vergangenen Jahrzehnte schon aufgrund ihrer thematischen Orientierung an aktuellen politischen Themen der Wandel eine der Konstanten ihrer Tätigkeit darstellte, geschaffen worden sein.

Veränderungen ereigneten sich stets auf dem Feld der politischen Bildungsarbeit, nicht zuletzt angesichts des massiven Drucks auf die staatlich geförderte politische Bildung der freien Träger scheint es jedoch auch rückblickend so, als sei dieser Sektor gesellschaftlichen Wirkens seit jeher in beträchtlicherem Ausmaß vom Druck äußerer Ereignisse betroffen gewesen als andere Bereiche.

Auch der Anlass des Empfangs, den der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben heute ausrichtet, gibt eine Veränderung. Solange diese dabei räumlicher Art ist, dürfen wir uns in diesen Zeiten ohne Zweifel glücklich schätzen: die Bundesgeschäftstelle von Arbeit und Leben hat ihren Sitz von Düsseldorf nach Wuppertal verlagert. Als eine der bedeutendsten Neugründungen der seinerzeit noch jungen Bundesrepublik stellt Arbeit und Leben auch heute noch einen zentralen Pfeiler auf dem Feld der politischen Bildungsarbeit dar.

Die Koordination der Bildungsbestrebungen für sozial benachteiligte, überdies vielfach entwurzelte Menschen, tendenziell bildungsferne Personengruppen, wie man heute sagen würde, sowie ihre institutionelle Fundierung einer gemeinsamen Organisation, wie sie, ab 1948 zunächst in Landes- und örtlichen Arbeitsgemeinschaften, 1956 schließlich mit der Gründung des Bundesarbeitskreises vonseiten des Volkshochschulverbandes und des Deutschen Gewerkschaftsbundes konsequenterweise in die Wege geleitet wurde, bildete vor nunmehr über 50 Jahren einen Markstein auf dem Weg hin zu einer sich in gewisser Weise gerade neu erfindenden Profession.

Die sich in der Folge der insbesondere US-amerikanischen Bestrebungen um eine 'Re-Education' der deutschen Bevölkerung entwickelnden Ansätze einer nativen politischen Bildung, die sich, einerseits um Anerkennung und Legitimation vonseiten des Staates bemühen müssend, dabei selbst gleichwohl stets auf dem Boden eines konsequent pluralistischen Demokratieverständnisses in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen verortete, wurde maßgeblich geprägt von der Vereinigung der bis dato allenfalls kooperierenden Strukturen der gewerkschaftlichen, auf Arbeit und Beruf bezogenen Bildungsarbeit und derjenigen der Volkshochschulen, die sich vorwiegend den darüber hinaus gehenden, den Broterwerb in gewisser Weise transzendierenden Lebensbereichen widmeten.

Die aus dieser historisch einmaligen Zusammenführung von Bildungs- und Lebensbereichen, die nicht zuletzt im Hinblick auf die Durchmischung einst heterogener sozialer Milieus und so zum Aufbrechen zuvor größtenteils separater sozialer Strukturen einen wichtigen Beitrag leistete, sich ergebende besondere konzeptionelle Ausrichtung der Bildungsarbeit von Arbeit und Leben ist auch heute noch deutlich erkennbar.

Sie ergibt sich nach wie vor vor allem aus der breitestmöglichen Bereitstellung von Bildungsangeboten für alle Bevölkerungs- und Altersgruppen und stellt in Zeiten stetig zunehmender Diversifikation von Arbeitsstrukturen, Formen des Zusammenlebens und Lebensstilen einen ohne Zweifel zukunftsfähigen Ansatz der Ansprache potentieller Zielgruppen dar.

Die Angebotspalette reicht hierbei von mitbestimmungsrelevanten, sich mit den einschlägigen Rechtssetzungen befassenden Seminaren der meist auf die betriebliche Ebene und aktuelle Entwicklungen im Bereich der Arbeitswelt bezogenen gewerkschaftlichen Bildungsarbeit bis hin zu thematisch wie methodisch variantenreich gestalteten Bildungsurlaubsveranstaltungen, die, so zeigt der bpb die Auswertung mehrerer auf diesem Feld durchgeführter Tagungsbetreuungen, deutlich belegen, dass sich dieser Bildungssektor nicht alleine auf niedrigschwellige Angebote kaprizieren muss.

Vielmehr finden – dies im Übrigen mit deutlich zunehmender Tendenz – gerade hier qualitativ hochwertige, die Ansprüche an eine ebenso zielgruppenadäquate wie inhaltlich gehaltvolle politische Bildungsarbeit erfüllende und sich damit von den Angeboten kommerzieller Anbieter deutlich absetzende Veranstaltungen statt. Diese werden oftmals in einem didaktisch modernen Mix aus theoretischen Inputs und "vor Ort" absolvierter Seminarelemente durchgeführt.

Diese sich von einem besonders beeindruckenden Ausmaß an Teilnehmerorientierung gepaart mit einer methodisch ideenreich initiierten Aneignung von durchaus komplexen Themenbereichen durch die Teilnehmenden selbst auszeichnenden Veranstaltungen rufen noch immer die ohne Zweifel auch von den Gründervätern und -müttern von Arbeit und Leben angestrebten Bildungseffekte gerade bei denjenigen Zielgruppen hervor, die sich, ihren Aussagen im Rahmen der Erwartungsabfrage zu Seminarbeginn zufolge, oft ohne spezifisches Interesse an der jeweiligen Seminarthematik angemeldet hatten.

Das mit zunehmender Seminardauer offensichtlich stets aktiver, ja eigeninitiativer werdende, in der Veranstaltung sich erst heranbildende Engagement der Teilnehmenden ist mittlerweile ein durchweg zu beobachtendes Phänomen, das neben dem Engagement der Teamerinnen und Teamer offenbar auch dem vorbildlich funktionierenden dachverbandsinternen Fortbildungsansatz, der auch die nebenamtlichen Mitarbeiter und Honorarkräfte einschließt, zu verdanken ist.

Zu beobachten sind hier nachhaltige, ja im originären Verständnis ganzheitliche Bildungsprozesse, die zu fördern auch zukünftig zentrales Anliegen der Zuwendungspolitik der bpb sein wird.

Angesichts der aktuellen haushaltspolitischen Situation, die mit dem Jahr 2005 erstmals auch auf die Förderung der politischen Bildungsarbeit durch die bpb beträchtliche Auswirkungen zeigt, wird die mittlerweile etablierte Zusammenarbeit aller bedeutenden Akteure der Profession auch auf Bundesebene immer wichtiger.

Als Mitglied des Runden Tisches, dem zentralen Beratungs- und Abstimmungsgremium in der Zusammenarbeit von Trägern und bpb, spielt der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben, vertreten durch seinen Bundesgeschäftsführer, eine bedeutende Rolle in der Fortentwicklung der bundeszentralen Förderpolitik.

Auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Bundesausschusses für politische Bildung (bap) hat Theo Länge eine wichtige Funktion inne. Er ist auch hierin Partner der bpb; dies gerade dann, wenn es, über zuwendungspraktische Fragestellungen hinaus, um Überlegungen von grundsätzlicher Bedeutung im Blick auf die zukunftsfähige Positionierung der politischen Bildung geht.

Die Zusammenarbeit mit dem Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben als Dachverband und Zuwendungsempfänger der bpb kann ohne Abstriche als vorbildlich bezeichnet werden.

Die verbandsinterne Kommunikation funktioniert offensichtlich reibungslos. So werden die am Runden Tisch vereinbarten Qualitätskriterien – wie sie etwa zuletzt für Exkursionsveranstaltungen formuliert wurden – stringent nach innen korrespondiert und an der Basis des großen Verbandes nachvollziehbar umgesetzt. Die funktionierende Dachverbandsarbeit schlägt sich letztlich mittelbar in den der bpb vorgelegten Anträgen auf Förderung nieder; auch dies stellt ein auch für Externe nachvollziehbares und insofern vermittelbares Resultat gelungener Kooperation dar, das der Qualität der politischen Bildungsarbeit ebenso wie der Darstellung ihrer Bedeutung insgesamt dienlich ist.

Auch Konzeptionsüberarbeitungen im Blick auf die richtliniengemäße Förderung der politischen Bildungsarbeit teilweise problematischer Seminartypen erfolgten in der Vergangenheit stets in enger Absprache zwischen den Verantwortlichen des Dachverbandes und dem Fachbereich Trägerförderung der bpb.

Sieht sich auch die Bildungslandschaft insgesamt einem zunehmenden Veränderungsdruck ausgesetzt, ist sie dennoch nicht auf sich gestellt. Sie hat in der Bundeszentrale für politische Bildung einen starken Verbündeten, der selbst vor einer Vielzahl neuartiger Herausforderungen steht.

Die über Jahrzehnte gewachsene und bewährte Zusammenarbeit von Arbeit und Leben und bpb ist, obgleich für die Mitarbeitenden ohne Zweifel mit persönlichen Erschwernissen oder Umorientierungen verbunden, sicherlich ortsunabhängig. Sie wird auch zukünftig Früchte tragen und unserem gemeinsamen Ziel einer qualitativ hochwertigen und nachhaltig wirksamen politischen Bildungsarbeit gute Dienste erweisen.

Auf eine Fortsetzung der kooperativen Beziehungen auf den verschiedenen Ebenen freue ich mich und wünsche dem Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben auch an seinem neuen Sitz hier in Wuppertal ein weiterhin erfolgreiches Wirken auf dem Feld der politischen Bildungsarbeit.

- Es gilt das gesprochene Wort -

Fussnoten