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Jetzt oder nie - Leipziger Montagsdemonstration | Kontraste - Auf den Spuren einer Diktatur | bpb.de

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Jetzt oder nie - Leipziger Montagsdemonstration

Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk

/ 2 Minuten zu lesen

Die Leipziger Demonstrationen im Oktober 1989 sind der Ausgangspunkt für die friedliche Revolution in der DDR. Kontraste bringt die Bilder der demonstrierenden Massen in die Wohnzimmer in Ost und West.

"Wir sind das Volk": Unter diesem Motto demonstrieren ab September 1989 tausende Menschen in Leipzig (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)

Seit Anfang der 1980er Jahre waren Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche immer wieder Ausgangspunkt für oppositionelle Demonstrationen. Am 4. September 1989 versuchten Oppositionelle mit Transparenten für Demokratie, Pressefreiheit und offene Grenzen in der Leipziger Innenstadt zu demonstrieren. Das MfS reagierte mit großer Härte und verhängte hohe Ordnungsstrafen. Doch statt Abschreckung wurden dadurch Solidarisierungseffekte bewirkt.

Am 25. September 1989 demonstrierten bereits rund 5.000 Menschen ungehindert auf dem Leipziger Ring. Eine Woche später, am 2. Oktober, waren es über 20.000, gegen die die Sicherheitskräfte nun mit Sonderausrüstung brutal vorgingen. Immer mehr herrschte im Land die Angst vor einer "chinesischen Lösung". Als aber am 9. Oktober 1989 trotz massiver Drohungen seitens der SED über 70.000 Menschen auf dem Leipziger Ring laut skandierend demonstrierten, ohne dass der Staat eingriff, war der Bann im ganzen Land gebrochen. Die SED konnte nicht mehr reagieren und ließ ihre bereits in Stellung gebrachten Truppen wieder abziehen.

Jetzt oder nie

Leipziger Montagsdemonstrationen

Jetzt oder nie

Die Leipziger Demonstrationen im Herbst 1989 sind der Ausgangspunkt für die friedliche Revolution in der DDR. KONTRASTE zeigt die Bilder der demonstrierenden Massen.

Zuvor war es allerdings in Dresden, in Plauen, in Ost-Berlin und anderen Städten zu brutalen Polizeieinsätzen gekommen, so dass die Rede von der "friedlichen Revolution" eigentlich nicht ganz korrekt ist – zumindest für die Seite der Herrschenden bis Mitte Oktober. Die Montagsdemonstrationen in Leipzig schwollen nun immer weiter an, eine Woche später waren es bereits 120.000 und am 6. November 1989 über 300.000 Demonstranten. Drei Tage später wurde die Mauer geöffnet, was auch zur Folge hatte, dass die Demonstrantenzahlen rapide abnahmen. Die Revolution schien irreversibel, viele Menschen hatten nun andere Bedürfnisse.

Revolutionäre Bilder

Die Bilder aus Leipzig von Massendemonstrationen haben die gesamte DDR elektrisiert und auch darüber hinaus eine enorme Wirkung entfaltet. Sie konnten nur deshalb in der "Tagesschau" und in politischen Sendungen gezeigt werden, weil einige ausgebürgerte Bürgerrechtler wie Roland Jahn auch vom Westen aus die Opposition in der DDR nicht vergaßen. Jahn versorgte die Opposition über geheime Kanäle mit Technik, Büchern, Kopierern, Videokameras und vielem anderen. Mit einer solchen Videokamera filmten Oppositionelle heimlich diese Demonstrationen und schmuggelten die Aufnahmen in den Westen.

Unter extrem hohem Risiko waren zum Beispiel Siegbert Schefke und Aram Radomski viele Jahre unterwegs, spürten Missstände auf und filmten. Es entstanden so Beiträge über Umweltschäden, Städtezerfall, die ersten Rechtsradikalen in der DDR oder die Wahlfälschung 1989. Der Höhepunkt aber waren die ersten Aufnahmen von der legendären Leipziger Montagsdemo vom 9. Oktober. Die Revolution in der DDR wurde mit solchen Bildern zur Gewissheit auch bei jenen, die nicht dabei sein konnten. Und für die Herrschenden waren sie der Albtraum schlechthin.

Fussnoten

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