12. Festival
Herbst 2025

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Offener Brief von 400asa und Antwort der bpb

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Offener Brief von 400asa und Antwort der bpb

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Das 7. Festival Politik im Freien Theater der bpb hat ein neues Thema. Die Gruppe 400asa, die auf Einladung der Festivalleitung mit der Produktion „Der Bus“ teilnimmt, hat ihre Beteiligung am Wettbewerb des Festivals gestern mit einem Offenen Brief aus grundsätzlichen Erwägungen zurückgezogen. Man halte die Verleihung von Preisen an „beste Produktionen“ mit dem Festivalprofil für nicht kompatibel.

Offener Brief von 400asa

Zürich, 19. November 2008

Sehr geehrte Festivalleitung, sehr geehrte Jury, liebe Bundeszentrale für politische Bildung,

400asa schliesst sich der holländischen Gruppe "Hotel Modern" an und möchte sich aus dem Wettbewerb des Festivals ausschliessen. Der Grund dafür ist die Setzung der Preisverleihung. In dem Programmheft steht, dass "die beste" Produktion des Festivals ausgezeichnet wird. Wir meinen, dass sich diese durch das Adjektiv "die beste" vollzogene Kategorisierung für freies politisches Theater nicht eignet. Wir zweifeln keineswegs die Unabhängigkeit und Kompetenz der Jury an, im Gegenteil, wir wissen, dass es sich bei den Mitgliedern der Jury um sehr kompetente Experten handelt. Dies lässt aber die grundsätzliche Setzung nicht verschwinden.

Wir würden uns freuen, wenn durch unseren Rückzug eine Diskussion ausgelöst würde, inwiefern die PR-steigernde Massnahme einer Preisverleihung auf Kosten einer anderen Diskussion geht, die weniger wettbewerbs- sondern inhaltsorientierter wäre.

Damit wollen wir keinesfalls sagen, dass es diese "andere" Diskussion nicht gegeben hätte am Festival. Wir haben den Austausch mit dem Publikum und anderen Gruppen durchaus sehr fruchtbar empfunden und uns sehr über die Plattform gefreut, die uns das Festival ermöglicht hat. Beispielsweise hat sich durch unseren Auftritt auch die Tür zu einem ein Gastpiel in Israel aufgemacht. Wir sind also sehr zufrieden mit dem Ergebnis unserer Reise.

Natürlich wissen wir von der Faszination, die von Preisverleihungen ausgeht, bei der "die Besten" prämiert werden. Doch gerade der Verzicht auf dieses Ritual, das immer endet in medialisiertem Jubel der Gewinner und Frust der Verlierer, würde das Festival eben gerade von anderen Formaten unterscheiden. Denn leider impliziert diese Zuordnung "die beste" eben gerade jene Unfehlbarkeit der Jury, die uns beispielsweise in den trivialen Castingformaten im Fernsehen tagtäglich vorexerziert wird und die unser gesellschaftliches Leben anscheinend mehr vergiftet hat, als wir zuzugeben wagen. Auch das Vertrauen in die Schnittigkeit der Anlageberater und die – geheime – Bewunderung der Siegermentalität arroganter Machtmenschen ist einer der Gründe für die apokalyptische Finanzkrise, die uns zu erwarten scheint.

Der Hype um den Sieger, die Unterordnung unter Entscheide von Experten, das Akzeptieren der angeblichen Realität, dass es in jedem Bereich des Lebens "Sieger" und "Verlierer" geben muss... genau solche Realitätsdefinitionen suchen wir aber an einem solchen Festival nicht. Wir meinen, dass es eher zu einem solchen Festival passen würde, dass es die Unsicherheit, Unberechenbarkeit und Vielschichtigkeit unserer (politischen) Realität zum Thema macht. Mit dem Jurieren des "Besten" scheut man aber die Unsicherheit und gibt der Ungewissheit wieder jenen beruhigenden Rahmen, der eine Verkleinerung und Minimierung der gesellschaftlichen und spirituellen Komplexität zur Folge hat und setzt wieder – auf das unserer Meinung nach – im Moment ausgediente Modell des Hypes.

Im Minimum sollte man auf die Zuordnung "die beste Produktion" verzichten und so auch die Subjektivität der Juryentscheidung offenlegen.

Trotz der grundsätzlichen Kritik möchten wir festhalten, dass das Festival mit seinem Programm einzigartig ist. Wir haben die Zeit in Köln sehr genossen und den riesigen Aufwand und die Liebe, die die Macher in das Programm investiert haben, sehr geschätzt. "Politik im Freien Theater" ist ein sehr schützenswertes Projekt. Deshalb kündigen wir diesen Rückzug auch vor der Preisverleihung an. Eine Kritik des Verfahrens nach der Preisverleihung würde – im Falle des Gewinns des Preises kokett wirken und im Falle des Nichtgewinns als frustrierter Zorn des Verlierers. Deshalb verzichten wir auf die Teilnahme am Wettbewerb, auch wenn wir das Preisgeld durchaus gut brauchen könnten, in der Hoffnung, dadurch das Profil des Festivals schärfen zu helfen. Wir bitten Sie, diesen Brief den Medien weiterzuleiten, damit die Diskussion in die Öffentlichkeit weitergetragen wird.

Mit besten Grüssen,
für 400asa
Samuel Schwarz

Antwort der Festivalleitung und des Kurators



Köln, 20.11.2008
Festivalleitung und Kurator des
7. Festivals "Politik im Freien Theater"

Sehr geehrter Herr Schwarz, liebe 400asa-Mitglieder,

mit Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass Sie mit der Produktion "Der Bus" nicht am Wettbewerb im Rahmen des 7. Festivals "Politik im Freien Theater" teilnehmen wollen.

Die Bundeszentrale für politische Bildung und das Goethe-Institut, welche die beiden Preise vergeben, beabsichtigen damit eine Unterstützung von Künstlern und von Theaterproduktionen. Natürlich verbindet sich damit eine Bewertung durch eine unabhängige Jury, von "Unfehlbarkeit", wie Sie schreiben, kann aber nicht die Rede sein. Eine solche Entscheidung ist immer subjektiv. Die Jury kann ihre eigenen künstlerischen Kriterien entwickeln. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat sich dabei bewusst dafür entschieden, keine Kriterien, wie z.B. die beste Umsetzung der politischen Inhalte vorzugeben. Schließlich ist bereits durch die Auswahl der Stücke zum Festival sicher gestellt, dass die Stoffe von gesellschaftlicher und politischer Relevanz sind.

Wir sind überzeugt, dass die gezeigten Produktionen so stark sind, dass sie inhaltliche Diskussionen auslösen, die nicht, wie Sie befürchten, von der Diskussion um "Sieger" und "Verlierer" beeinträchtigt werden. "Der Bus" ist ein Beispiel dafür. Schließlich ist die Anregung von Auseinandersetzung mit den Stoffen und Inszenierungen die Grundintention des Festivals. Mit den Künstler- und Publikumsgesprächen sowie mit den Podien während des Festivals bieten wir außerdem zusätzliche Foren für die inhaltliche Auseinandersetzung.

Auch wenn wir Ihre Entscheidung bedauern, nehmen wir Ihre Position ernst und Ihr Wunsch, eine weiterführende Diskussion auszulösen, trifft auf unsere Zustimmung. Wir hoffen, dass eine fruchtbare Debatte entsteht, die dem Festival eine zusätzliche Qualität verleiht.

Wir bedanken uns zugleich für ihre Festivalteilnahme und freuen uns über die Wertschätzung für das Festival, die sie in ihrer Veröffentlichung zum Ausdruck bringen. Und wir freuen uns darüber, dass sich für ihre Produktion "Der Bus" aus der Teilnahme am 7. Festival "Politik im Freien Theater" weitere Gastspielmöglichkeit ergeben haben.

Festivalleitung und der Kurator
7. Festival "Politik im Freien Theater"

Fussnoten