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Projekt "Wegweiser“ | Salafismus als Herausforderung für Demokratie und politische Bildung | bpb.de

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Projekt "Wegweiser“ Prävention an der Schwelle zum Extremismus

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Wer zu Ihnen kommt, hat Leidensdruck. Meist sind es Mütter, Lehrer/-innen, Sozialarbeiter/-innen oder Gemeindemitglieder. Immer geht es um den eigenen Sohn, den (Mit-)Schüler oder den jungen Koranschüler, der droht in den extremistischen Islamismus/gewaltbereiten Salafismus abzugleiten.

Hala Zhour vom Nordrhein-Westfälischen Innenministerium spricht über das Projekt "Wegweiser". (© Tobias Vollmer/bpb)

Wer zu Ihnen kommt, hat Leidensdruck. Meist sind es Mütter, Lehrer/-innen, Sozialarbeiter/-innen oder Gemeindemitglieder. Immer geht es um den eigenen Sohn, den (Mit-)Schüler oder den jungen Koranschüler, der droht in den extremistischen Islamismus/gewaltbereiten Salafismus abzugleiten. Die Mitarbeiter/-innen des Projektes "Wegweiser" sind dann für viele Betroffene die erste Anlaufstelle: diskret ansprechbar, fachlich kompetent und oftmals seelisch beistehend.

Im März 2014 wurde das Projekt "Wegweiser" vom Innenministerium in Nordrhein-Westfalen gestartet, seitdem haben Beratungsstellen in drei Städten ihre Arbeit aufgenommen. Ratsuchende können sich in Düsseldorf, Bochum und Bonn an die "Wegweiser" wenden, wenn sie Fragen zu gewaltbereitem Salafismus haben oder Informationen dazu suchen. Die Beratungsstelle soll besonders jenen Betroffenen weiterhelfen, die bei nahestehenden Menschen ein Abgleiten in die gewaltbereite salafistische Szene befürchten. "Wegweiser" verstehe sich weniger als Aussteiger- denn als Präventionsprogramm, sagt Hala Zhour, die das Projekt für das Innenministerium leitet und auf der Tagung vorgestellt hat.

Die Beratungsstellen setzen dabei auf Partner vor Ort: Welche Menschen, Vereine oder Initiativen sind bereits in der Kommune aktiv? Und wer verfügt über die notwendige Expertise und Kontakte? "Wegweiser" will den Betroffenen gezielt Anprechpartner außerhalb von staatlichen Behörden bieten, ohne die drohende Gefahr einer Strafverfolgung. Persönliche Daten würden nicht an die Behörden weitergeleitet, sagt Zhour.

Die anschließende Diskussion wird von einer Frage bestimmt: An welchen Anzeichen erkennt man einen in den gewaltbereiten Salafismus abgleitenden Jugendlichen? Wann ist die Schwelle zum Extremismus überschritten? Und wer entscheidet das? Ein Diskutant spitzt zu und warnt vor möglicher Diskriminierung: Muss jeder Muslim nun Angst haben, als gewaltbereiter Salafist angeschwärzt zu werden, nur weil er in eine bestimmte Moschee geht?

Zhour versucht die Bedenken zu zerstreuen: Jeder Fall werde diskret als Einzelfall behandelt, jedem Betroffenen Anonymität zugesichert. Diese würden letztlich zuerst selbst entscheiden, was sie als bedenkliches Verhalten ansehen und sich deshalb an die "Wegweiser" wenden. Die Beratungsstellen können dann auf den Sachverstand von Pädagoginnen und Pädagogen, Islamwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern oder Extremismusexperten innerhalb von kooperierenden Behörden oder Initiativen zurückzugreifen, sagt Zhour. So könne man zusammen entscheiden, ob das Verhalten des Jugendlichen unbedenklich ist oder seine Entwicklung weiter begleitet werden müsse.

Die "Wegweiser" übernehmen damit Funktionen, die einige Diskutanten eher in der Verantwortung des sozialen Umfelds sehen: Sind nicht eher die Familie, die Schule und die Gemeinde in der Pflicht, als erste zu intervenieren? Zhour stellt zum Abschluss stattdessen die Gegenfrage: Warum werden diese Institutionen nicht mehr als Ansprechpartner anerkannt? Das "Wegweiser"-Programm soll nun auf ganz Nordrhein-Westfalen ausgeweitet werden.

Mehr unter Externer Link: http://www.mik.nrw.de/verfassungsschutz/islamismus/wegweiser.html

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