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Marx in Kalifornien: Der dritte Kapitalismus und die alte politische Ökonomie

Yann Moulier-Boutang

/ 21 Minuten zu lesen

Anliegen des Beitrages ist die Widerlegung der Behauptung, dass die Marx'sche Analyse heute völlig fehl am Platze sei. Das ist keineswegs sicher.

I. Der kognitive Kapitalismus als dritter Kapitalismus

Der provozierende Titel des vorliegenden Beitrages versteht sich als Widerlegung der Behauptung, dass die Marx'sche Analyse außerhalb des 19. und 20. Jahrhunderts - heute etwa in Silicon Valley, dem Land der New Economy - völlig fehl am Platze sei. Das ist keineswegs sicher.

Wir werden in einem ersten Teil die Elemente benennen, die uns dazu geführt haben, die gegenwärtige Veränderung des kapitalistischen Systems - von der die New Economy nur das Symptom ist - als dauerhaften, tiefen Bruch zu charakterisieren. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Veränderung des Regulationssystems im Inneren desselben kapitalistischen Systems, sondern wir gehen von der Herausbildung eines dritten Kapitalismus aus. Diese Veränderung impliziert zugleich eine Veränderung der Kategorien der politischen Ökonomie.

In einem zweiten Teil wollen wir die sich vollziehenden Veränderungen der Kategorien an Beispielen untersuchen. Als Schlussfolgerung werden wir versuchen, die Räume zu definieren, die sich entschlossenen Umwandlungsgedanken und -praktiken eröffnet haben.

Die hier vertretene These lautet, dass die Veränderung, welche die kapitalistische Ökonomie und die Wertproduktion betrifft, global ist und das Verlassen   des industriellen Kapitalismus kennzeichnet. Der heraufziehende kognitive Kapitalismus ist jenseits des Handelskapitalismus und des industriellen und finanziellen Kapitalismus angesiedelt. Dieser Kapitalismus, der in einem noch nie da gewesenen Ausmaß produktiv ist, gestaltet die Welt der materiellen Produktion neu, organisiert sie um, modifiziert ihre Nervenzentren. Die zunehmende Monetarisierung ist Ausdruck dieser Neugestaltung. Es geht also nicht darum, zwanzig Jahre nach Daniel Bell die Lobeshymne auf die postindustrielle Ära anzustimmen und mit den Vorsängern der New Economy die Ankunft einer befriedeten und krisenfreien Gesellschaft zu verkünden, sondern die wesentlichen strategischen Veränderungen aufzulisten, die schon jeweils für sich genommen beträchtlich sind, die aber vor allem ein komplexes System bilden.

Welche Charakteristika der sich seit dreißig Jahren vollziehenden Veränderungen erlauben es uns, von einem kognitiven Kapitalismus zu sprechen, der tatsächlich dabei ist, sich zu installieren?

II. Charakterisierung des dritten Kapitalismus

1. Charakteristika der Ökonomie der Wertschöpfung im kognitiven Kapitalismus

Wir fassen im Folgenden die Elemente zusammen, die für die Herausbildung eines so genannten dritten Kapitalismus sprechen. Sie sind jeweils ausführlich erforscht, jedoch viel seltener zueinander in Beziehung gesetzt worden. Es handelt sich dabei u. a. um

- die "Virtualisierung" der Ökonomie, das heißt die Rolle des Immateriellen und der Dienstleistungen, die mit der Produktion dieses Immateriellen zusammenhängen;

- die fundamentale Rolle der Informationserfassung, ihrer Verarbeitung, ihrer Speicherung in numerischer Form in der Wissensproduktion und in der gesamten Produktion;

- die für das Wachstum des Innovationserfassungsprozesses entscheidende Rolle der kognitiven interaktiven Prozesse sozialer Kooperation und stillschweigend genutzten Kenntnisse sowohl im Unternehmen als auch im Markt und in der öffentlichen Macht;

- den technischen Fortschritt in Gestalt eines soziotechnischen Systems, das durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (NIKT) gekennzeichnet wird;

- die Außerkraftsetzung des Modells der Arbeitsteilung von Adam Smith und des Taylorismus in den drei Hauptfaktoren;

- die Erschütterung der Produktionsabfolgen, somit auch der Arbeitsteilung und ihrer Komponenten;

- die Pluralität der Inputs und die Auflösung der traditionellen Trennungslinien zwischen Kapital, homogener oder qualifizierter Arbeit und nicht qualifizierter Arbeit;

- den Aufstieg eines vierten Bestandteils in den Modellen sozialer und produktiver Kooperation: der Netware oder Netze (die Netzgesellschaft wird durch die Informatik ermöglicht - durch Digitalisierung, Programmierung, Verbreitung des PC und die Schaffung des Internets);

- den Aufstieg der "Kooperation der Gehirne" und die damit einhergehende Auflösung klassischer Muster der Warenproduktion;

- die dominante Rolle der Ökonomien des Lernens in den Phänomenen der Marktdifferenzierung und der interkapitalistischen Konkurrenz;

- den zentralen Charakter der "lebendigen", nicht konsumierten, nicht auf "tote Arbeit" im Maschinismus reduzierten Arbeit und die Bedeutung impliziten Wissens, das nicht auf Maschinismus oder standardisiertes kodifiziertes Humankapital reduzierbar ist;

- den Bedeutungsverlust der Begriffe individueller Unternehmensleistung, faktorieller Leistung (Problem des Produktivitätsindikators) und die Globalisierung;

- das Spezifische des Gutes Information im Hinblick auf Gebrauch, Amortisation, Bereicherung, exklusive Aneignung, notwendige Horizontalisierung (lernende Firma);

- Transferpreise, die inkommensurabel mit den Marktpreisen, und Transaktionskosten, die unendlich sind;

- eine Entwicklung der Produktivkraft der menschlichen Gehirne.

2. Charakterisierung des kognitiven Kapitalismus

Mit kognitivem Kapitalismus bezeichnen wir ein Akkumulationssystem , das hauptsächlich auf Wissen beruht. Wissen ist die Hauptressource des Wertes und wird die wichtigste Ressource im Prozess der Wertschöpfung.

1. In diesem System haben die Forschung, der technische Fortschritt, Bildung (das so genannte Humankapital der Gesellschaft), der Informationsfluss, die Kommunikationssysteme, Innovationen, das organisierte Lernen und das strategische Management der Organisationen einen hohen Stellenwert. Es werden Techniken nachgefragt, welche geistige Fähigkeiten voraussetzen: audiovisuelle Medien, Computer, Internet, Spielkonsolen usw.

2. Eine Gesellschaft, die sich im Übergangsstadium zum kognitiven Kapitalismus befindet, neigt dazu, die Kontrolle über die Orte oder die Akteure zu verstärken oder direkt auszuüben, die Wissen oder ein Potenzial an technischer Kreativität besitzen (sei es im Bereich der Produktion, des Handels oder der Organisation). Es geht nicht mehr - wie in der industriellen Gesellschaft - darum, den Einfluss auf die Produktionsstätten zu steigern, die Organisation der Produktion zu entwickeln, zu verbessern und zu beherrschen, um von der Ökonomie der Massenproduktion oder vom Erfahrungswissen zu profitieren. Es geht hauptsächlich darum, technisches Wissen zu verwalten, die Entwicklung von Lernprozessen sicherzustellen, neues Wissen zu schaffen und sich den Zugang zu allen verfügbaren Kenntnissen zu sichern. Es geht ferner darum, umfassende Kommunikationssysteme zu errichten.

3. Eine Gesellschaft diesen Typs zielt darauf ab, ursprünglich außenstehende Ressourcen - so genannte Externalitäten - ins Zentrum der Produktionssphäre zu rücken und sie vollständig in die ökonomische - kommerzielle wie nicht kommerzielle - Sphäre zu integrieren. Oft sind es Ressourcen, deren Integration das Aufstellen neuer Regeln institutionellen Charakters erforderlich macht. Die Entwicklung des kognitiven Kapitalismus lässt sich in der Tat nicht ohne eine gewisse Anzahl institutioneller Einrichtungen realisieren, die Aktivitäten, Beziehungen und Eigentumsrechte regeln, deren bisheriger institutioneller Rahmen sich als unzureichend erweist. Die beiden Leitlinien für die Errichtung eines stabilen Systems des kognitiven Kapitalismus bestehen darin

a) die Globalisierung mit positiven Externalitäten zu verbinden und

b) dieser positiven Externalitäten habhaft zu werden und sie in Wert - Profit - zu verwandeln.

4. Unter diesen Bedingungen wird das Kapital abstrakter; die Firma wird zur "hollow box" bzw. zur "leeren Kiste" (Peter Drücker), es kommt zur Monetarisierung der Wirtschaft.

5. Die Monetarisierung der materiellen Produktion reflektiert zwei Dinge:

a) die zu große Langsamkeit des sich vollziehenden Übergangs und

b) den Tatbestand, dass die Kontrolle der "Kooperation der Gehirne" nicht auf gleiche Weise wie unter den Bedingungen des Fordismus und Taylorismus erfolgen kann.

Die wesentliche Unsicherheit, die auf dem kognitiven Kapitalismus lastet, betrifft die wachsende Schwierigkeit, die neuen Eigentumsverhältnisse zu bestimmen und die Institutionen einzusetzen, die das "Gesetz des Marktes" garantieren sollen. Der kognitive Kapitalismus kann nicht mehr auf die alten Rezepte für die Lohnabhängigen zurückgreifen - er ist blockiert.

III. Die Veränderung der Kategorien der politischen Ökonomie: einige Beispiele

1. Man ist allgemein und wahrscheinlich zu Recht der Meinung, dass die Finanzmärkte die Merkmale eines so genannten vollkommenen Marktes erreicht haben: Die Transparenz und die vollkommene Mobilität der notwendigen Informationen in Realzeit erlauben das Festlegen von Gleichgewichtspreisen durch Austarierung, und zwar permanent. Die Börsenindices der verschiedenen Orte, aufgelistet wie der Wirtschaftswetterbericht, sind das Sinnbild der Vereinheitlichung der neuen Weltökonomie innerhalb von etwa dreißig Jahren geworden.

Die weltweite Monetarisierung ist das Ergebnis eines enormen Wandels - vergleichbar mit dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus. Sie ist eine Folge des Falls der industriellen und technologischen "Dynastien" zugunsten von Finanziers, die ein Vermögen von Dienstleistungsaktivitäten verwalten.

2. Die Überlegenheit der Marktwirtschaft schien dem Neoliberalismus nach dem außergewöhnlich schnellen Zusammenbruch des Sowjetimperiums augenscheinlich. Die "zweite Welt", die seit 1917 als Alternative galt, war verschwunden. "Sozialistische Übergänge" in der "dritten Welt" wurden durch "Übergänge zur Marktwirtschaft" ersetzt, wobei auch Regime inbegriffen sind, die sich noch kommunistisch nennen, wie China, Korea oder Kuba. In den kapitalistischen Ländern schien die Anomalität, die in den Augen der Liberalen in kollektiven Gütern und ihrer öffentlichen Produktion bestand, beseitigt worden zu sein. Die Privatisierung der öffentlichen Dienste, die Einschränkung des Einflussbereichs, der dem Staat zugestanden wurde, sind Wegmarken zu einer liberalen Ordnung, die starke defensive Widerstände hervorgerufen hat, die jedoch im Großen und Ganzen zur Erfolglosigkeit verdammt waren.

Dennoch hat sich im Schoße der Marktwirtschaft, im Herzen des amerikanischen Systems, das 1991 die Pax Americana einführte, eine viel substanziellere und entscheidendere Anomalie entwickelt: in Gestalt der Informationsgüter. Die technische Revolution der Informatik und der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ist ganz einfach eine Revolution der Produktionsbeziehungen geworden, der Methoden der Wissenssozialisation und nicht zuletzt der Methoden der Regierung und Kontrolle von Bevölkerungen.

1. Schwäche des Marktes

Revolution oder nicht, sicher ist, dass die Informationsökonomie und das Netzphänomen eine ernste Anomalie für die traditionellen Gesetze der politischen Ökonomie darstellen.

Informationsgüter lassen sich nach Kevin Kelly (1998) und Carl Shapiro/Hal Varian (1998) wie folgt charakterisieren: Diese Güter

- sind Erfahrungsgüter, die für den jeweiligen Verbraucher einen völlig unterschiedlichen Wert haben;

- haben eine eher ungewöhnliche Kostenstruktur (rather unusual);

- produzieren eine eigene Struktur: ein Netz, das seinerseits wieder Nachfrage produziert (Externalitäten des Netzes).

Es ereignet sich eine Verwandlung in der politischen Ökonomie: Im Mittelpunkt der kognitiven Ökonomie, des kognitiven Kapitalismus, stehen von nun an die Netze:

1. Das Netz vergrößert, ja vervielfältigt sich durch "Wucherungen", wie man sie in den Baumgewächsen findet (Wurzelwerk, Zweig, Stamm) oder in den Kreisen (Mittelpunkt, Peripherie). Es hat keinen   Mittelpunkt, besitzt keine Hierarchie, ist weder Unternehmen noch Staat, auch nicht eine Zusammensetzung beider, sondern eine einfache Hybridform.

2. Das zweite dem Netz eigene Charakteristikum besteht darin, dass es eine Struktur aufweist, die insbesondere dazu geeignet ist, in einer ungewissen Umgebung die Koordinierung und Produktion komplexer Informationsgüter zu organisieren.

3. Das dritte Charakteristikum des Netzes ist seine besondere Eignung, ein Maximum an positiven Externalitäten bzw. externen Effekten zu sammeln, das heißt, eine Gratiskooperation zu organisieren, die aber nicht unbedingt kostenlos sein muss. Die Kosten sind durch die soziale Organisation vorgegeben, und im privaten Bereich entsprechen sie den Kosten der Reproduktion der Lebensbedingungen der Mitglieder des Netzes.

4. In der Literatur wird die wirtschaftliche Bedeutung der Netzwerke betont, aber die Meinungen hinsichtlich der Innovationen unterscheiden sich sehr. Die bemerkenswerten Leistungen der New Economy sind für sich allein kein überzeugendes Argument für die radikale Veränderung. Bradford Delong ist der Auffassung, dass das Gesetz von Moore - eine Kostenhalbierung alle zwei Jahre und eine Steigerung der Produktivität um über 10 Prozent - nach den glücklichen Innovationszeiten der Jahre 1985 bis 1995 nicht mehr gelten würde. Nach einer günstigen Periode von 15 Jahren würde wieder das Gesetz der abnehmenden Rendite greifen, wofür der Fall des Nasdaq ein untrügliches Zeichen wäre. Jedoch sind zwei Einwände gegen diese Argumentation vorzubringen:

a) Der eine ist rein faktischer, der andere theoretischer und dauerhafter Natur. Die Innovationswelle, die durch die NIKT ausgelöst wurde, ist längst nicht erschöpft. Der Einsatz biologischer Träger statt elektronischer wird im kommenden Jahrzehnt die Grenzen der Speicher und ihrer Kosten hinausschieben, wohingegen der Einsatz neuer Leitungen wie des Elektrizitätsnetzes der Information gestattet, sich bereits existierender Netze zu bedienen und damit die Kosten noch mehr zu senken. Die Innovationen auf biotechnologischem Gebiet, der Lebenswissenschaft (die Genomkartierung) werden von den NIKT wieder belebt und verleihen ihr neuen Schwung.

b) Der zweite Grund ist, dass die Externalitäten des Netzes, seine externen Effekte also, nicht nur darin bestehen, die interne Nachfrage durch den Fang "potenzieller Kunden" und die Standards der Nachfrage (Lernökonomien) zu beschleunigen; sie schlagen sich nicht nur in wachsenden Erträgen durch Übernahme (imitierende Verbreitung) nieder, sondern auch in wachsenden Erträgen durch innovativen Gebrauch. Die Netzakteure spielen dabei eine aktive Rolle.

2. Der dreifache Bruch mit der alten politischen Ökonomie

Tatsächlich bricht die sich abzeichnende Entwicklung tiefgreifend mit der politischen Ökonomie von Adam Smith , und zwar auf drei Ebenen:

1. Das neue Modell der Produktivität ist nicht mehr das eines mechanischen Input-Output-Modells, in welchem man immer ein Verhältnis zwischen Investition und Ertrag beobachten kann. Das gesuchte und gefundene Produktivitätsmodell entspricht quasi dem des biologischen Lebens, in dem das Produkt und der ursprüngliche Input kein gemeinsames Maß mehr haben. Folglich müssen die Techniken der Output-Maximierung und Input-Minimierung vollständig überarbeitet werden. Generell gilt, dass die Phänomene, die mit der Produktion von Wissen und immateriellen Gütern zu tun haben, komplex und nicht linear sind.

2. In der klassischen Ökonomie zielte die rationale, vorausschauende und verändernde menschliche Aktion im Wesentlichen auf eine Welt, die ihre Undurchsichtigkeit verloren hatte und die der Markt schrittweise enthüllte. Externe Effekte, wie sie hier als so genannte Externalitäten beschrieben werden,   spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle. In der sich öffnenden Welt lässt sich die Summe der Externalitäten nicht mehr nach den alten Gesetzen des Marktes ermitteln. Knappheit und Produktionskosten auf der einen Seite und individuelle Nützlichkeit auf der anderen hören auf, das Maß des Reichtums zu sein, genauso wie Seltenheit des Wissens nur existieren kann, wenn sie künstlich organisiert wird.

3. In einer Welt knapper materieller Güter hat Reichtum darin bestanden, über die objektiven Annehmlichkeiten zu verfügen, die zum Leben notwendig sind, oder über die Mittel, sie zu erwerben, und zwar hauptsächlich in der Form von Zahlungsmitteln. In einer Welt des relativen Überflusses an materiellen Gütern und der verschwenderi- schen Fülle von Informationsgütern vermischt sich Reichtum mit der Vervielfachung der interaktiven Beziehungen zwischen den Individuen, Firmenzentralen, Konzernen, Organisationen, der Entwicklung der Kenntnisse und dem Zugang zu subjektiven Potenzialen der Regelung von Transaktio- nen jeder Art, einschließlich kognitiver und affektiver, und mit dem Zuwachs an Macht, in einer immer komplexeren und interdependenteren Umgebung zu handeln oder eine unangebrachte Handlung zu unterlassen.

Die Form des Austauschs - von Informationen/Wissen - ist die Substanz des Wertes geworden und die ausgetauschten Güter sind tatsächlich die "leere Form des Wertes", der durch seine Virtualisierung der Wirklichkeit entzogen ist, in der allein aber sein Wesen für die Gemeinschaft der Lebewesen erfahrbar gemacht werden kann.

3. Die beherrschende Rolle der Externalitäten und der Interreaktionsphänomene in der Produktion von Innovation, Wissen und Reichtum

1. Die entscheidende Rolle der Externalitäten modifiziert den Begriff der rationalen menschlichen Aktion. Die Organisation der verallgemeinerbaren Aktion setzt die Kenntnis der Systeme und der Milieus voraus. Die Umwelt wird wieder zum aktiven Horizont rationaler Handlung. Sie wird zu einem komplexen ökologischen System, und der Schutz ihrer Komplexität (Erhaltung der Biodiversität) ist auf lange Sicht die beste Garantie für Anpassung und Überleben. Jedes System muss fähig werden, in sich selbst in instabilem Gleichgewicht die Ressourcen zu seiner Entwicklung zu finden.

2. Die Gewinne durch Massenproduktion werden weit weniger wichtig als die Ökonomien der Vielfalt (Flexibilität) und die Lern- und Netzökonomien. Das Gesetz der steigenden Erträge war eine Ausnahme in einem Universum sinkender Erträge. Hier verhält es sich andersherum, es gibt Korridore sinkender Erträge vor dem Hintergrund eines Universums lebendiger steigender Erträge.

3. Die Richtung der ökonomischen Aktion verändert ihren Sinn vollständig, selbst wenn diese Veränderung erst beginnt. Markt (lokal sowie weltweit) und Organisation (Unternehmen, Staat) werden in Zukunft beide in Zusammenhang mit dem Prinzip der Grenznutzenkosten stehen: derjenigen Kosten der Produktion im Netz, welche die drei Teile des folgenden Programms erfüllt:

a) Erfassung und Produktion eines Maximums an positiven Externalitäten nach dem Prinzip der Bewahrung und des Zuwachses dieser. (Der Wert eines vorhandenen Netzes besteht darin, dass es mehr positive Externalitäten freisetzt, als es verbraucht.);

b) Minimierung der negativen Externalitäten (etwa derjenigen, die im Zusammenhang mit dem Verbrauch an Kohlenstoffenergie stehen, die für die Verschwendung der menschlichen Energie, für den Transport physischer Güter im Gegensatz zu der virtuellen Mobilität der Informationen und Kenntnisse notwendig sind);

c) Minimierung der Transaktionskosten (Reduzierung der Institutionen, Nutzung von Energie erneuernden Systemen oder von Systemen, die wenig Anlagevermögen an physischem oder Finanzkapital verbrauchen - weightless economy -, drastische Reduzierung der Wartungskosten des Verteilungsnetzes materieller Güter, Transferierbarkeit der Aktiva).

4. Diese Umdefinition der wertschöpfenden Tätigkeit der Güterproduktion wird von einer Umdefinition der Interaktion begleitet: Diese bemisst sich einerseits nach der Produktion positiver Externalitäten und nicht nach dem Verkehr von Informationseinheiten (Bit/Sekunde) und andererseits nach der Aufmerksamkeit, die das Netz von einer passiven Transmissionseinheit in eine aktive, reagierende und innovative Einheit umformt (das heißt unter Hinzufügen von unmittelbar verbreitbarem Wissenskapital).

5. Die Mannigfaltigkeit und Komplexität der Interaktionen jeder Operation mit ökonomischen Implikationen erzeugt Wellen positiver oder negativer Wirkungen, welche die Systeme marktlicher Messeinheiten herausfordern. Die Bewertung der Externalitäten wird   für die reale Ökonomie unerlässlich, wirft aber immer größere Schwierigkeiten im Rahmen der Allokation von Waren und Dienstleistungen auf, weil die Kosten der Transaktion von Wissen ins Unendliche steigen.

6. Die Ausbeutung ist im kognitiven Kapitalismus weit davon entfernt zu verschwinden, sondern sie ist - im Gegenteil - überall vorhanden; besonders außerhalb des "klassischen" Unternehmens, das heißt in allen Formen von Netzwerken, insbesondere dem Internet, dem Netz der Netze. Dieses Medium begünstigt die Einverleibung einer beträchtlichen Quantität an unbezahlter oder zu einem Spottpreis gelieferter Arbeit.

IV. Plädoyer für eine Rekonstruktion der Kategorien der kritischen politischen Ökonomie

Es versteht sich von selbst, dass sich bei inhaltlicher Veränderung der politischen Ökonomie im kognitiven Kapitalismus auch die begrifflichen Werkzeuge der Kritik der politischen Ökonomie ändern müssen, zumindest im Hinblick auf ihren Sinn, ihre Rolle, wenn nicht sogar ihren Inhalt. Wir haben vor, im Folgenden die Konturen der Veränderung für einige der wichtigsten Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie zu skizzieren: der Ware, der Arbeitsteilung, des Lohns und der Produktion. Um dieses tun zu können, werden wir zunächst das erklären, was wir im ersten Teil erwähnt haben, nämlich die vierfache Natur der Wirtschaftsgüter im kognitiven Kapitalismus.

Wir können in der Tat jedes Gut, das in einer Wissensökonomie hergestellt wurde, auf vier nicht mehr reduzierbare Bestandteile zurückführen: die Hardware, die Software, die "Wetware", das heißt die eigentliche Geistesarbeit, und schließlich die Netware, das heißt das Netz, ohne das die Kopfarbeit sich nicht kombinieren lässt.

Schließlich unterscheiden sich auch die Individuen im kognitiven Kapitalismus von jenen in der Industriegesellschaft, und zwar hinsichtlich ihrer Arbeitskraft. Der Teil der menschlichen Arbeitskraft, der in der Wissens- und Informationsproduktion mobilisiert wird - die geistigen Fähigkeiten -, weist - in der Terminologie von Karl Marx - die Charakteristika der "lebendigen Arbeit" des Proletariers auf. Wie dieser, so hat auch der geistige Arbeiter keine andere Möglichkeit, als seine Arbeitskraft einer Organisation "zu vermieten" - einem öffentlichen oder privaten Unternehmer -, die über die juristischen Rechte des Zugangs zu den Maschinen, Programmen und Netzen verfügt. Nun werden im kognitiven Kapitalismus die geistigen Fähigkeiten nicht einzeln mobilisiert, sondern als kollektive Kraft. Diese Kraft wird selbst eine von der Güterproduktion untrennbare Komponente: die Netware.

Die Netware ist nicht das technische System, das die Realisierung eines Netzes und die Übertragung der Informationen ermöglicht, sondern sie ist genau die Form "geschmeidiger" Aufgabenteilung, die durch die kollektive Mobilisierung der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der Effekte entsteht, die das außerordentliche diverse Wesen der Beziehungen und Interreaktionen charakterisieren. Das Internet ist der Prototyp dieses Typs multipler Netze, der sich der Smith'schen Analyse der Arbeitsteilung vollständig widersetzt.

Was uns hier interessiert, ist die Untrennbarkeit der Inputs der Produktion der Ware Wissen - wobei die Ware Information nur eine "verstümmelte" Stufe der Ware Wissen ist. Wer Untrennbarkeit sagt, sagt auch Unteilbarkeit und hierzu gehören auch die Externalitäten. In dieser Hinsicht stellen sich zwei theoretische Hauptprobleme, die hier aus Platzgründen nur kurz angerissen werden können:

1. Das erste theoretische Problem ist das gleiche, das sich schon im industriellen Kapitalismus stellte: die Reduzierung der komplexen Arbeit auf "einfache" und "komplizierte" bzw. unqualifizierte und qualifizierte Arbeit und die Messbarkeit des Wertes der Arbeit in der Ware, das heißt in Arbeitsstunden (David Ricardo) oder in Gestalt des Lohns, welcher für die "lebendige Arbeit" gezahlt wird (Karl Marx).

2. Das zweite Problem - die interessantere theoretische Frage - ist das der grundlegenden Zweiteilung der Ware, des so genannten "Doppelcharakters der Ware" bei Karl Marx. Nach Marx liegt hier die Quelle des Mehrwerts. Da im kognitiven Kapitalismus jede produzierte Ware auf Basis der o. g. vierfachen Zusammensetzung entsteht und bewertet werden muss, stellt sich die Frage nach der Ermittlung des Tauschwertes - des Preises - der Ware.

Wir schlagen vor, die "lebendige Arbeit" in zwei Teile zu zerlegen und anzunehmen, dass neben der "lebendigen Arbeit" als Energieaufwand, der teilweise in neue Maschinen und Anlagen einfließt, "lebendige Arbeit" quasi als Produktionsmittel für die Dauer des gesamten Zyklus besteht. Diese setzt sich aus Kompetenz zusammen, aus Wissen, das der Reduktion auf pures objektivierbares menschliches Kapital widersteht. Demnach können wir die Produktion im kognitiven Kapitalismus als "Produktion lebendiger Arbeit mittels lebendiger Arbeit" definieren oder als "Wissen mittels Wissen". Aber dieser Begriff muss auf andere große Organisationen erweitert werden.

Man kann zusammenfassend je nach Typ des produzierten Outputs (die Natur des Gutes) die Natur der Inputs bestimmen, die zu seiner Produktion beigetragen haben, und gleichzeitig eine Entsprechung zum Typ der positiven Externalitäten herstellen, die das Geheimnis des Mehrwerts erklären, sowie auch zwischen den verschiedenen Inputs und dem Gesetz abnehmender Erträge. Unserer Meinung nach ist nur das physische Kapital (das in dieser Betrachtung sowohl die Maschinen als auch den Teil der "lebendigen Arbeit" einschließt, der sich verbraucht und teilweise erneuert) dem "Fluch der abnehmenden Erträge" unterworfen.

Im kognitiven oder dritten Kapitalismus wird die bekannte Trennung zwischen der Arbeitskraft und der Person des Arbeiters sehr schwierig. Die Unterscheidung zwischen Arbeitskraft und juristisch freier (und nicht implizierter) Person wird immer unhaltbarer. Sie ist vor allem unproduktiv und wird zu einem Hemmfaktor für Innovationen. Kaum zu trennen ist auch zwischen Arbeitszeit und freier Zeit. Der berufliche Stress steht sicherlich in Zusammenhang mit der Vielzahl der Aktivitäten in allen (anderen) Bereichen des Lebens.

Ein zweiter wesentlicher Aspekt - die Trennung zwischen Arbeiter und Arbeitsbedingungen - verändert die Bemessensgrundlage der Lohnabhängigen, selbst wenn der Name und die Form der Entlohnung der Arbeit nach Zeit beibehalten werden. Im kognitiven Kapitalismus muss die "lebendige Arbeit", um Güter produzieren zu können, Zugang zu den Maschinen (Hardware) haben, zu den Programmen (Software), zum Netz (Netware) und es müssen die Bedingungen zur Entfaltung der neuronalen Aktivitäten der "neuen Arbeiter" gegeben sein. Dieser freie Zugang setzt andere Eigentumsverhältnisse voraus. Es geht darum, zur selben Zeit und gemeinsam an Informationen, an Kenntnisse zu gelangen, um andere Kenntnisse zu produzieren. Die "lebendige Arbeit" wird Nutznießer des Kapitals, und wie der mittelalterliche Leibeigene, der Sklave der Plantagen, zieht sie zur Eroberung des Kapitaleigentums aus. Die verschiedenen Formen der Beteiligung der Arbeitnehmer an Aktienoptionen, an Partizipationsformen, sind nur Symptome dieser Bewegung. Daraus ergibt sich eine permanente Delegitimierung des Privateigentums, das als Macht verstanden wird, die den Zugang zur Nutzung verwehrt und die der lärmende Triumph des "Marktes" nicht auszugleichen vermag.

V. Schlussfolgerungen

1. Zur Transformation der Lohnkodifizierung im kognitiven Kapitalismus

Die Entlohnung von Arbeit oder Aktivität erfolgt durch Geld - auch im kognitiven Kapitalismus. Es ist jedoch unmöglich, zwischen einer Produktivität der Arbeit insgesamt und einer individuellen Produktivität der Arbeit - der des Arbeiters - zu unterscheiden.

Die Anerkennung eines Arbeitnehmerstatus durch das Sozial- und Arbeitsrecht sowie eines Einkommens, das durch die öffentliche Hand oder die Sozialpartner unter öffentlicher Schirmherrschaft umverteilt wird, muss als vollständige Vergütung der Tätigkeit (sozialer und kollektiver Lohn) verstanden werden.

Bei der Vergütung der Arbeit - als vom Kapital isolierter Produktionsfaktor - müssen die vier oben genannten Bestandteile Hardware, Software, Wetware und Netware berücksichtigt werden. Das gilt insbesondere für die Ökonomien immaterieller und kognitiver Produktion, aber auch für die Ökonomien materieller Produktion.

In einer kognitiven Ökonomie, das heißt in dem jetzt aufkommenden Kapitalismustyp, hängt das globale Einkommen eines Individuums oder einer Gruppe von Individuen von der Anzahl der Aktiva ab, die sich in der Transaktion Geld gegen abhängige Arbeit - abhängend von ihrer jeweiligen Gewichtung - ausdrücken. Man kann sich fragen, ob Derartiges nicht bereits in den Formen der Entlohnung des Dritten Sektors vonstatten geht, der Sozialökonomie auf der einen Seite und den jetzt offen erhobenen Forderungen nach einem Existenzlohn, einem Bürgergeld o. ä., der nicht nur von der individuellen Produktivität losgelöst ist, sondern sogar von der Beschäftigung im Unternehmen.

Wenn die Struktur des Lohns (im mathematischen Sinne) als Funktion der vier Komponenten der Werteproduktion wiedergegeben werden kann - das heisst, sie hängt ab von Hardware, Software, Wetware und Netware - , so sind sein Niveau und seine Substanz notwendigerweise von einer Evaluierung des Gewichts der positiven Externalitäten abhängig und müssen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung berücksichtigt werden.

Die oben stehende Tabelle stellt die unterschiedlichen Vergütungsformen der verschiedenen Gütertypen dar, anhand derer eine ökonomische Übersicht über den neuen kognitiven Kapitalismus erstellt werden kann.

In einer kognitiven Ökonomie sind die positiven Externalitäten der Situation und des Netzes die moderne Form des Profits, während das, was sich als zählbarer Profit in den Unternehmen darstellt, eine territoriale Rente ist (Ergattern der Externalitäten innerhalb und außerhalb der Unternehmen).

Aus Mangel an Platz können wir an dieser Stelle mit der Beschreibung der Transformation der Kategorien der politischen Ökonomie nicht weiter fortfahren. Unserer Auffassung nach handelt es sich um eine neue, große Transformation; Neoliberalismus und New Economy sind nur deren Vorboten.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Übersetzung des Beitrages aus dem Französischen: Ingrid Herzing, Bonn. Es handelt sich um die gekürzte Fassung des Textes, der dem Autor als Grundlage für seinen Vortrag auf dem Kolloquium der Bundeszentrale für politische Bildung Ende September 2001 in Cadenabbia am Comer See diente. 1.ƒDer vorliegende Beitrag stützt sich auf die Arbeiten, die im Forschungszentrum von Isys-Matisse im Rahmen eines Forschungsprogramms durchgeführt wurden, das wir den kognitiven Kapitalismus nennen, und auf unsere Forschungen über die Arbeiterschaft unter dem Blickwinkel dauerhafter Veränderungen des historischen Kapitalismus. Zum kognitiven Kapitalismus verweisen wir auf Multitudes, (Dezember 2001), 1, 2, 5, dort A.'Corsani/P. Dieuaide/C.'Azais (Hrsg.), Vers un capitalisme cognitif. Entre mutation du travail es territoire, Paris, Dezember 2001; A.'Corsani/P.'Dieuaide/M.'Lazzarato/J.'M.'Monnier/Y.'Moulier-Boutang/B.'Paulré/C.'Vercellone, Der kognitive Kapitalismus als Ausweg aus der Krise des industriellen Kapitalismus. Ein Forschungsprogramm. Das Papier wurde beim Colloquium der Association de la Régulation vom 11. bis 13.'Oktober 2001 in Paris vorgestellt; und schließlich auf Y.'Moulier-Boutang selbst. Zum Übergang des Handels- und Sklavenkapitalismus zum industriellen Kapitalismus und zu den gegenwärtigen Lohnvereinbarungen immaterieller Arbeit am Arbeitsmarkt, im Unternehmen und zum sozialen Schutz siehe ebenfalls Arbeiten von Yann Moulier-Boutang Anmerkung der Redaktion: Die politische Ökonomie ist - im Sinne von Karl Marx - die Kritik der klassischen bürgerlichen Ökonomie von Adam Smith, David Ricardo u. a.

  2. Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist ein Kapitalismus, der in starkem Maße auf den geistigen Fähigkeiten der Menschen - auf Wissen - beruht. In der wissenschaftlichen Diskussion wird in diesem Zusammenhang auch vom Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft gesprochen. Yann Moulier Boutang verwendet dafür den Begriff des "kognitiven Kapitalismus" . Siehe dazu auch die Ausgabe B 36/2001 dieser Zeitschrift zum Thema "Wissensgesellschaft" vom 31. August 2001.

  3. Vgl. zu diesem Thema die Analysen von Maurizi Lazzarato über die ökonomischen Vorstellungen Gabriel Tardes, in: Multitudes, (Dezember 2001) 2 und 7.

  4. Anmerkung der Redaktion: Diese Begriffe gehen auf die Arbeitswerttheorie von Karl Marx zurück. Die Arbeitswertlehre ist das Kernstück der marxistischen Kapitalismuskritik. In ihrer einfachsten Form gibt sie Antwort auf die Frage, wodurch in einer auf Warenaustausch beruhenden Wirtschaft der Wert der Waren und ihre Preise bestimmt werden. In der politischen Ökonomie des Marxismus ist die Arbeit die Quelle aller Wertschöpfung. Die Unterscheidung von "lebendiger" und "toter" oder "vergegenständlichter" Arbeit geht von der These aus, alle Produktion beruhe auf Arbeit, also auch die der Produktionsmittel (Maschinen usw.), die als "vergegenständlichte" Arbeit aufgefasst werden. Vgl. Friedrich Haffner, Grundbegriffe der marxistischen Politischen Ökonomie des Kapitalismus, Berlin 1974.

  5. Anmerkung der Redaktion: Mit dem Begriff der Akkumulation wird die Verwendung eines Teils des Sozialprodukts für Zwecke der Erweiterung der Produktion bezeichnet. Vgl. ebd.

  6. Anmerkung der Redaktion: Mit dem Begriff der Externalitäten wird etwas bezeichnet, das außerhalb des jeweiligen Objektes steht, sich außerhalb dieses Objektes entwickelt und darauf direkt oder indirekt, positiv oder negativ zurückwirkt. Es handelt sich dabei also um externe Effekte.

  7. Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich nach der Theorie der Volkswirtschaftslehre dabei um einen Markt, auf dem die folgenden Bedingungen gelten: 1. Homogenität der gehandelten Güter; 2. keine räumliche Ausdehnung des Marktes; 3. unendliche Anpassungsgeschwindigkeit der Marktteilnehmer auf Veränderung von Mengen und Preisen; 4. alle Marktteilnehmer handeln nach dem Erwerbsprinzip. Vgl. Gabler Volkswirtschaftliches Lexikon, Wiesbaden 1990³.

  8. Anmerkung der Redaktion: Adam Smith betonte die Bedeutung der Arbeit als der eigentlichen Quelle des Wohlstandes der Nationen, entdeckte die zentrale Bedeutung der Arbeitsteilung, von der die Steigerung der Produktivität abhängt und deren Geschichte die des technischen, aber auch des menschlichen Fortschritts ist. Vgl. Gabler (Anm. 7).

  9. Anmerkung der Redaktion: Als Grenzkosten werden in der Volkswirtschaft die bei Vergrößerung der Produktionsmenge durch die Herstellung der letzten Produktionseinheit verursachten Mehrkosten bezeichnet. Der Grenznutzen ist diejenige Veränderung des Gesamtnutzens, die eintritt, wenn bei gegebener Güterkombination der Konsum eines Gutes um eine kleine Einheit erhöht wird. Vgl. Gabler (Anm. 7).

  10. Anmerkung der Redaktion: Mit dem Begriff der Allokation wird in der Volkswirtschaftslehre die Verteilung der Güter, insbesondere auch der Produktionsfaktoren bezeichnet. Vgl. Gabler (Anm. 7).

  11. Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich hierbei wiederum um marxistische Kategorien. Die Unterscheidung zwischen einfacher und komplizierter Arbeit wurde vorgenommen mit dem Ziel, die Arbeit messen zu können. Einfache Arbeit wurde zur Umrechnungseinheit für komplizierte Arbeit. Vgl. F. Haffner (Anm. 4 ). 12ƒAnmerkung der Redaktion: Arbeit hat nach Karl Marx insofern "doppelten Charakter", als sie einerseits Ge-

  12. brauchswerte produziert, andererseits Wert neu bildet: Mehrwert. Dieser so genannte "Doppelcharakter der Arbeit" kommt auch in der Ware zum Ausdruck, die einerseits Gebrauchswert, andererseits monetären Wert darstellt. Letzterer bestimmt den Tauschwert. Der Kapitalist ist nur am Tauschwert seiner Produkte, der Konsument nur am Gebrauchswert interessiert. Der Tauschwert (Preis der Ware) stellt für den Kapitalisten die Kosten dar, in die auch die Löhne für die Arbeitskraft einfließen.

  13. Vgl. Y. Moulier Boutang (Anm. 1).

  14. Vgl. Antonella Corsani (Anm. 1).

Prof. Dr., geb. 1949; Dozent an der Université de Paris VII und am Institut des Sciences Politiques; seit 1998 Universitätsprofessor für Wirtschaftswissenschaften.

Anschrift: Université de Vannes et IEP de Paris.
E-Mail: Yann.M.Boutang@wanadoo.fr

Veröffentlichungen u. a.: Richesse, propriété, liberté et revenu dans le "capitalisme cognitif", in: Multitudes, Mai 2001; La troisième transition du capitalisme: exode du travail productif et externalités, in: A. Corsani/P. Dieuaide/C.Azais (Hrsg.), Vers un capitalisme cognitif. Entre mutation du travail et territoire, Paris 2001.