Freiheit, Wissen und Ermächtigung von Frauen in arabischen Ländern
Die arabisch-islamische Welt ist im internationalen Entwicklungswettlauf gegenüber anderen Regionen zurückgeblieben. Die beiden Arab Human Development Reports zeigen die Schwachstellen ungeschönt auf.Arabische Entwicklungsdefizite angesichts globaler Herausforderungen
Die arabische Welt ist im internationalen Entwicklungswettlauf zurückgeblieben, insbesondere im Vergleich zu den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas. Nur Subsahara-Afrika weist noch desolatere ökonomische und soziale Indikatoren auf (Pro-Kopf-Einkommen, Analphabetenrate von Frauen, Kindersterblichkeit).[1] Die wissenschaftlich-technologische Lücke[2] wächst, und die internationale Wettbewerbsfähigkeit sinkt demzufolge bei einfacheren Industriegütern im Vergleich zu konkurrierenden Anbietern.[3] Strukturelle Reformen politischer, institutioneller und volkswirtschaftlicher Rahmenbedingungen wurden nicht entschieden genug durchgesetzt[4] bei dem Versuch, die Fehler jahrelanger ineffizienter Wirtschafts- und Sozialpolitiken zu korrigieren.[5] Nach dem Scheitern früherer Großideologien (Panarabismus, Arabischer Nationalismus, Arabischer Sozialismus) und nach der zögernden Umsetzung von Strukturanpassungsprogrammen unter dem Schirm von Weltbank und Internationalem Währungsfonds seit den siebziger Jahren[6] sowie den unbefriedigenden Resultaten islamischer Ansätze[7] stellen sich nun unausweichlich die Herausforderungen der technologischen Revolution und der Globalisierung.
Diese gehen nicht mehr nur vom Westen ("kolonialistisch, imperialistisch, zionistisch") aus, sondern zunehmend auch vom Fernen Osten. Selbstkritischen arabischen Betrachtern wird nunmehr bewusst, dass eine radikale Kehrtwende in ihren Ländern unumgänglich geworden ist, welche Kernelemente kulturell geprägter[8] sozialer und politischer Ordnungen einschließen muss, beginnend bei der Durchsetzung einer verantwortungspflichtigen Regierungsführung ("good governance"). Denn die arabisch-islamische Welt sieht sich einer neuen Dimension ökonomischer, ökologischer, sozialer, politischer und geostrategischer Herausforderungen ausgesetzt.[9] Dieses Krisenbewusstsein hat seinen dramatischen Ausdruck in den beiden Arab Human Development Reports von 2002 und 2003 gefunden.[10] Rein arabische Teams herausragender Fachleute mit breiter internationaler Erfahrung hatten Gelegenheit, ohne Intervention nationaler Zensurbehörden eine schonungslose Analyse der Ursachen der entwicklungspolitischen Misserfolge vorzulegen. Sie identifizierten drei zentrale Ursachen der Unterentwicklung der arabisch-islamischen Welt: die Defizite in Bezug auf Freiheit, Wissen und die Ermächtigung von Frauen ("women's empowerment").