Virtueller Wasserhandel zur Überwindung der Wasserkrise?
Der virtuelle Wasserhandel erfährt als internationales Konzept zur Wassereinsparung zunehmende Beachtung. Vor- und Nachteile dieser Strategie werden diskutiert.Einleitung
Die herannahende globale Wasserkrise ist in aller Munde. Weltweit werden daher Ansätze diskutiert, wie diese Krise abgewendet werden kann. Wasserressourcen müssen nachhaltig geschützt werden, damit der heutigen Weltbevölkerung und zukünftigen Generationen Wasser in angemessener Menge und Qualität zur Verfügung steht. Bei näherer Betrachtung haben dabei Verteilungsfragen die oberste Priorität. Weltweit leben etwa 1,4 Milliarden Menschen ohne einen gesicherten Zugang zu Trinkwasser, rund 2,6 Milliarden fehlen adäquate Einrichtungen zur Wasserentsorgung und -aufbereitung. Und das, obwohl global genügend Wasserressourcen existieren, um auch bei einer wachsenden Weltbevölkerung alle Nutzer - d.h. Menschen wie Ökosysteme - zu versorgen.Zunehmende Verschmutzung und unzureichende Infrastruktur, aber auch fehlender politischer Wille, diese Missstände zu beheben, sind zumeist die ausschlaggebenden Faktoren, die eine Versorgung der Menschen mit Wasser verhindern. Gerade in wasserarmen Ländern spielt dabei eine erhebliche Rolle, dass der überwältigende Anteil des verfügbaren Wassers in der Bewässerungslandwirtschaft eingesetzt wird (im Weltdurchschnitt rund 70 Prozent, in wasserarmen Ländern häufig rund 90 Prozent).
Vor allem im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordafrika (MENA-Region) wird heute zum Teil schon mehr Wasser verbraucht, als sich regenerieren kann. Eine Lösung des Problems der Wasserknappheit ist hier daher besonders dringlich. Denn entgegen der populären Meinung, Kriege zwischen den Staaten würden in Zukunft um Wasser ausgetragen, liegt das Konfliktpotenzial vielmehr auf der lokalen Ebene, auf der sich die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Nutzern - Haushalten, Bauern, Viehzüchtern - verschärft.[1] Einen Ansatz zur längerfristigen Bewältigung der Wasserkrise und zur Verminderung dieser Konflikte stellt das Konzept des "virtuellen Wasserhandels" dar.