Lebensentwürfe "50plus"
Berufliche und finanzielle Situation
Neben den physischen und psychischen Gegebenheiten haben auch die berufliche Situation und eine im Schnitt solide finanzielle Lage Einfluss auf moderne Lebensentwürfe 50+. Tatsächlich sind die 50- bis 70-Jährigen die relativ wohlhabendste Altersgruppe der Republik.[6] Auch sind sie in bescheidenem Maße vermögend:[7] 54 Prozent besitzen Wohneigentum oder Vermögensrücklagen. Diesen stehen jedoch 46 Prozent Nicht-Vermögende gegenüber, von denen etwa die Hälfte zusätzlich über relativ niedrige Einkommen verfügt und deren Aussichten in Bezug auf Rente und Altersversorgung durchaus als schlecht zu bezeichnen sind.Diese Zweiteilung gründet auf der Stellung im Arbeitsprozess. Von den gut 20 Millionen Menschen, die heute zwischen 50 und 70 Jahre alt sind, sind etwas weniger als die Hälfte noch erwerbstätig - die meisten davon abhängig beschäftigt als Angestellte (45,6 %), Arbeiter (28,7 %) und Beamte (8,1 %). 17,6 Prozent sind selbstständig - eine Rate, die über 1,7-mal so hoch ist, wie die Selbständigenquote in der Gesamtbevölkerung. Sie ist damit zu erklären, dass jeder vierte Selbstständige nach dem 65. Lebensjahr erwerbstätig bleibt.
Die Selbstständigen in Deutschland sind damit Trendsetzer, denn sie leben vor, was die meisten anderen in ihre weitere Lebensplanung einkalkulieren: 30 Prozent der 50- bis 70-Jährigen wollen auch nach der Verrentung weiter in ihrem Beruf tätig sein. 60 Prozent möchten zwar nicht ihren Beruf weiter ausüben, aber sehr wohl etwas Berufsähnliches tun. Das zeigt, dass es in Deutschland erheblichen Bedarf an Betätigung jenseits der Erwerbsbeschäftigung gibt. Unsere Wirtschafts- und Sozialordnung sieht jedoch für Nicht-Selbständige nur das Ehrenamt als Lösung vor. Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement haben in den vergangenen Jahren tatsächlich leicht zugenommen, doch nur 22 Prozent der Befragten sind ehrenamtlich tätig, was nicht selten am "Sozialcharakter" der Ehrenamtlichkeit selbst liegt. Hier ist Reformbedarf erster Ordnung angesagt. Arbeit muss neu definiert und in die Veränderung der Bevölkerungsstruktur integriert werden.
66 Prozent der Angehörigen der Generation 50+ haben sehr genaue Vorstellungen darüber, wie sie die freie Zeit, die ihnen mit der Entberuflichung zufällt bzw. zufallen wird, nutzen möchten. Die meisten wollen die gewonnene Zeit nicht mit Nichtstun vergeuden, sondern in Tätigkeit investieren. Aber diese Betätigung soll auch in Form von Arbeit weniger dem Erwerb dienen, als zur Selbstverwirklichung beitragen. Dadurch scheint die Trennung zwischen Arbeit und Freizeitbetätigung fließend zu werden: Die Nutzung der gewonnenen Zeit soll etwas mit Bildung, Reisen, Kultur, aber durchaus auch etwas mit Arbeit zu tun haben. Beim Reisen geht es den Befragten um Erlebnisse kombiniert mit Partnerschaft und Unterhaltung. Die häusliche Freizeit dient vor allem der gestalterischen Selbstverwirklichung, sei es in Garten oder Haus, beim Kochen oder auch Gäste bewirten.