Brauchen wir mehr Transparenz?
„Mehr Transparenz wagen!“ - das fordern nicht nur Post-Privacy-Vertreter wie Jeff Jarvis, sondern auch Bürgerinnen und Bürger von politischen Entscheidungsträgern. Aber es gibt auch Kritiker der neuen „Offenheit“, die vor allem für die Nutzerinnen und Nutzer digitaler Dienste ein Recht auf Intransparenz fordern. Immerhin bezahlen wir die Bequemlichkeit, die Online-Dienste uns bieten, zumeist mit unseren Daten und einem Verlust an informationeller Selbstbestimmung.Was ist im digitalen Zeitalter "öffentlich", was "privat"? Wie weit kann und darf diese Transparenz gehen? Stehen wir vor einem Zeitalter der Transparenz? Was würde das bedeuten – für die Politik, für die Gesellschaft, für das Individuum? Fragen, denen die aktuelle APuZ Transparenz und Privatsphäre nachgeht. Wir haben die Autor/-innen der Ausgabe um eine kurze, möglichst twitter-taugliche Antwort auf die Frage gebeten: Brauchen wir mehr Transparenz?
Die Antworten der Autoren finden Sie hier. Nun sind wir gespannt auf Ihre!
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Brauchen wir mehr Transparenz?
Ja bitte bei staatlichen Entscheidungen und ihren Grundlagen. Für Nutzer/innen digitaler Dienste jedoch: Ein Recht auf Intransparenz!
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Brauchen wir mehr Transparenz?
Transparenz ist keine Größe für sich, von der sich sagen ließe man bräuchte mehr oder weniger. Es kommt darauf an, was wir aus ihr machen.
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Brauchen wir mehr Transparenz?
Der Staat darf sich nicht zugeknöpft geben. Staatliche Machtausübung muss öffentlich kontrollierbar sein.
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Brauchen wir mehr Transparenz?
Transparenz durchleuchtet wie ein Röntgenschirm, zeigt hochkomplexe Datenskelette, lässt jedoch den Menschen nicht selten verschwinden.
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Brauchen wir mehr Transparenz?
Ob technisch gestützte Transparenz gut oder schlecht sei, ist eine Frage, über die sich trefflich, aber nur ergebnislos streiten lässt. Entscheidend ist: wer (durchleuchtet) wen?
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Brauchen wir mehr Transparenz?
Social Media schaffen soziale Transparenz, da sie private Lebenspraktiken sichtbar machen. Wir müssen dringend lernen, damit umzugehen.
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Brauchen wir mehr Transparenz?
Enthüllungs-Plattformen brauchen Anonymität, führen aber zu mehr gesellschaftlicher Transparenz.
Was bedeutet Transparenz noch? Wo ist es außerdem Thema? Wir haben bpb.de nach „Transparenz“ gescannt:
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Völlige Transparenz? - Transparenz und Freie Kultur
„Wenn wir also davon ausgehen müssen, dass es sich bei vielem, was unter den Stichworten Offenheit, Transparenz, Partizipation beworben und betrieben wird, um mehr oder weniger deutliche Fälle von Etikettenschwindel handelt, dann stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen diese Werte realisiert werden können. Dies klar zu bestimmen ist insofern schwierig, da es sich in ihrer Umsetzung immer um Abstufungen handelt. Schwarz oder Weiß gibt es nicht. Völlige Transparenz ist ebenso wenig erzielbar (und auch gar nicht wünschenswert) wie auch die schwärzeste aller black boxes gewisse Einblicke in ihre inneren Prozesse erlaubt.“
Zum Artikel auf bpb.de: Zur Bestimmung der Freiheit in freier Kultur
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Gradmesser der Demokratie - Transparenz und Open Data
„Die Entscheidung darüber, was transparent sein soll, ist eine Entscheidung darüber, was im öffentlichen Raum verhandelt werden darf. Damit sind Transparenzentscheidungen auch Machtentscheidungen. Ermöglicht der Staat den Bürgern den Zugang zu Information, erweitert er den öffentlichen Raum - und umgekehrt. Transparenz ist insofern auch ein Gradmesser der Demokratie.“
Zum Artikel auf bpb.de: Open Data und Transparenz
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Keine einfache Lösung - Freiwillige Preisgabe von Daten
Passig: Aufforderungen an den Einzelnen, mehr aufzupassen, sind aufwendig und nur mäßig wirksam – selbst da, wo es wirklich um Leben und Gesundheit geht, etwa in der HIV-Prophylaxe, braucht man groß angelegte und teure Aufklärungskampagnen, um Verhaltensänderungen wenigstens bei einem Teil der Bevölkerung zu bewirken. Man kann die individuelle Preisgabe von Daten ja schwerlich verbieten. Etwas machbarer erscheint es, zu kontrollieren, wie die Unternehmen die Daten nutzen.
Lobo: Abgesehen davon ist die Preisgabe von Daten nichts grundsätzlich Schlechtes, sondern kann, im Gegenteil, je nach Situation große Vorteile mit sich bringen. Der Glaube, dass die Veröffentlichung privater Daten immer eine Gefahr oder ein Übel darstellt, ist eine falsche und leider oft sogar nachteilige Annahme. Gerade, was den Schutz der Privatsphäre angeht, scheint es aber keine einfache, globale Lösung zu geben. Schon deshalb wäre es sinnvoll, mehr Verantwortung und Entscheidungsgewalt in die Hände der Nutzer zu geben, dazu braucht es mehr Transparenz vonseiten der Unternehmen, mehr Kontrolle für den Nutzer und ein Umdenken der Datenschützer, die sich vielleicht in Richtung Datensouveränität bewegen sollten.
Das ganze Interview mit Kathrin Passig und Sascha Lobo: Das Internet - Segen oder Fluch