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"Wir sind zu wenig locker!" | Themen | bpb.de

"Wir sind zu wenig locker!"

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Carla B. lebt mit einer Frau zusammen. Das war nicht immer so: 15 Jahre lang führte sie eine Ehe mit einem Mann, mit dem sie auch ein Kind hat. Dann trennte sie sich wegen ihrer Liebe zu Frauen. Heute ist sie 65 und lebt mit ihrer Partnerin und ihrem Ex-Mann im selben Haus. Dass das möglich ist, verdankt sie ihrem Sohn. Er war das Bindeglied, über das die Eltern wieder ein vernünftiges Verhältnis zueinander fanden.

Carla B. (Philip Artelt) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Großfamilie oder alleinerziehend

- Wie sieht Familie heute aus?

Es wäre wünschenswert, dass es eine Gemeinschaft von Menschen ist, die ein gemeinsames Ziel oder Interessen hat. Aber heutzutage ist das nicht mehr realistisch, wenn man älter ist und die Kinder jünger sind. Familie wird ja nicht mehr gelebt. Mein Sohn hatte einen Job in Mannheim, jetzt ist er in München – alle Jahre woanders. Ich bin nun dabei, ein Ersatzfamilienleben zu finden: eine Altersgemeinschaft, eine Quartiersgemeinschaft oder sowas. Das ist dann schon so etwas wie eine Ersatzfamilie.

Als ich in einer Mietswohnung gewohnt habe, kannte ich viele sogenannte heile "Familien". Wenn dann aber drei kleine Kinder da sind und der Ehemann abends um Acht nach Hause kommt, wenn die Kinder gebadet und satt sind und schon schlafen, dann ist die Frau genauso alleinerziehend und fällt alle wichtigen Entscheidungen.

Was müsste sich ändern, damit wir mehr Kinder bekommen?

Wir sind ja schon weiter: zum Beispiel das ganzheitliche Schulsystem. Als mein Sohn jung war, hätte ich mir so viel Betreuung gewünscht. Aber trotzdem sind Schulen und Eltern nicht das, was sie sein müssten. Es ist schon 20 Jahre her, da habe ich meinen Sohn in den Wald geschickt. Da hieß es dann, die anderen Kinder dürfen nicht in den Wald. Aber da sind sie doch am glücklichsten, wenn sie dreckig und nass nach Hause kommen. Wir sind zu wenig locker!

Und welchen Einfluss hat die Politik darauf?

Das weiß ich auch nicht. Wenn ich das wüsste, wäre ich wahrscheinlich Bundeskanzlerin. Aber dafür habe ich meine politische Karriere zu spät begonnen.

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