Noha Atef über ihr Blog Tortureinegypt.net
Noha Atef hat früher für ägyptische Zeitungen als Journalistin gearbeitet. Politische und gesellschaftliche Themen waren da oft tabu. In ihrem Blog Tortureinegypt.net ist das anders. Da schreibt Noha Atef über Misshandlungen und Folter durch ägyptische Sicherheitskräfte, veröffentlicht Fotos von Polizisten und ihren Opfern. Im ersten Teil unseres Interviews erzählt sie von der Initialzündung für ihr Blog, der Furcht der Sicherheitsorgane und über den Stolz auf ihre Arbeit.netzdebatte: Wie fingst du an zu bloggen?
Noha Atef: Das war Ende 2006. Motiviert hat mich der Bericht einer lokalen NGO. Er trug den Titel "Erfahrungen von Frauen in Polizeistationen" und handelte von Frauen, die ohne wirkliche Anklage gefoltert wurden. Das war ziemlich schockierend, und ich wollte diese Informationen weiter geben. Zu dieser Zeit hatte ich keine Ahnung, was Bloggen ist. Ich begann einfach, Blogspot (auch "Blogger", eine mittlerweile zu Google gehörige Blogplattform) zu erforschen und machte ein Blog auf, das ich dann mit Hilfe anderer Leute, anderer Blogger, weiter entwickelte. Schließlich wurde es zu einem großen Projekt.
Worüber schreibst du auf deinem Blog?
Es dreht sich um Folterverbrechen, die in Ägypten begangen wurden. Manchmal schreibe ich über die Verhältnisse in den Gefängnissen. Insgesamt beleuchtet das Blog die Beziehung zwischen Polizei und Bürgern in Ägypten, vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2011.
Hattest du Berichte aus erster Hand?
Nein. Was ich gemacht habe, war, Information zu mashen, zu verknüpfen. Ich habe daraus die "Torturepedia", eine Art einfaches Wiki gemacht. Es verzeichnet Polizeibeamte, die Folterverbrechen begangen haben. Ich zeichne das auf und habe die Toten in einer sehr organisierten Weise kategorisiert. Zu jeder Stadt in Ägypten gibt es eine Seite. Wenn man zur Seite von Kairo geht, findet man man alle Folterverbrechen, die hier begangen wurden, aufgelistet. Das gibt es für jede Stadt, für jede Polizeistation, für jeden Beamten und jede Form von Folter.
Was waren die Reaktionen auf dein Blog?
Die Menschen machten mit. Sie besuchten die Seite, und ich verzeichnete viele Zugriffe. Die Leute wollten wissen, was passierte, von dem sie nicht wussten. Die Behörden waren natürlich nicht sehr glücklich. Besonders beunruhigt waren sie darüber, dass ich die Namen und manchmal auch Bilder der Polizeibeamten veröffentlichte.
Fühltest du dich verletzlich, weil du über diese Themen schriebst?
Nein, ich fühlte mich nicht verletzlich. Ich wurde natürlich eingeschüchtert und bedroht, wenn ich einige Stunden in Gewahrsam des Staatsschutzes genommen wurde. Ich bekam schon eine Menge Probleme. Aber am Ende bin ich in Sicherheit und sehr stolz auf das, was ich geschafft habe.