Wie frau mit Trollen fertig wird: Hass-Kommentare als Geldquelle (Teil 2)
Dies ist Teil zwei des Netzdebatte.bpb-Berichts zum re:publica-Vortrag "Shitstorm? You can do it!", Teil eins heißt "Wie frau mit Trollen fertig wird: Shitstorm zurück an den Absender".Hatr.org — Sammelstelle für Troll-Kommentare
In der Ballung wirken die Kommentare, die auf hatr.org zusammengetragen werden, fast schon unfreiwillig komisch. Werke sexistischer "Dichter" folgen auf Beschwerden über "Genderverrücktenlobbypolitik" und Anti-Emanzen-Sprücheklopfer, wie man sie eher an Opis Stammtisch vermuten würde als unter Blog-Lesern. Als Kathrin Ganz während ihres Vortrags in der Kalkscheune einige Beispiele an die Wand projizierte, brach Gelächter im Publikum aus. Wenig zum Lachen zumute ist aber vielen BloggerInnen, deren Artikel im Netz tagtäglich mit diskriminierenden Äußerungen zugemüllt werden. Neben frauenfeindlichen Sprüchen sind dies Hass-Ausbrüche von Rassisten und Antisemiten.Um bedrängten BloggerInnen zu helfen, wurde Anfang April hatr.org ins Leben gerufen. Das Prinzip der Website ist einfach: Dort angemeldete BloggerInnen leiten die Hinterlassenschaften von Trollen einfach per Klick an hatr.org weiter, anstatt sie bei sich zu veröffentlichen. Für diese Funktion gibt es etwa ein WordPress-Plugin. Die registrierte UserIn kann auch direkt auf der Website den Kommentar per copy and paste eingeben.
Und das Prinzip scheint zu funktionieren: Kathrin Ganz freut sich über 30 "Zuliefererbetriebe" zum Recycling von Troll-Kommentaren und über wachsende Klickzahlen. Auf Twitter wird weiterhin eifrig für hatr.org geworben, und etablierte Medien wie die Berliner "taz" oder der österreichische "Standard" haben über das Projekt berichtet. Letzteres sei wichtig, darauf hatte zuvor schon Helga Hansen in ihrem Vortrag hingewiesen, um für Themen wie den Sexismus in Online-Diskussionen die Aufmerksamkeit einer größeren Öffentlichkeit zu gewinnen.
Hass als Geldquelle
Zu einer richtig subversiven Aktion würde hatr.org, wenn ein weiteres Ziel der MacherInnen aufginge: Troll-Kommentare zu "vergolden": Auf der Website finden sich ein Flattr-Button und Google Ads, die Werbeeinahmen bringen sollen. Das damit verdiente Geld gehe, so Kathrin Ganz, an "emanzipatorische und Antidiskriminierungsprojekte".Man ahnt hier eine fast unerschöpfliche Verdienstquelle. Denn wenn an etwas kein Mangel herrscht, sind das Hass und Hetze in Online-Diskussionen.