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Alltag Wahlkampf

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Besteht Wahlkampf nur aus Straßenplakaten, Spitzenkandidaten und TV-Duellen? Ganz gewiss nicht, denn Wahlkampf bedeutet mit Menschen zu kommunizeiren. Sei es über eigene Inhalte informieren oder den Sorgen der Menschen zu zuhören. Dafür sind Politiker/-innen in 299 Wahlkreisen jeden Tag von früh bis spät unterwegs.

Ein Politiker im Straßenwahlkampf (© picture-alliance/dpa)

Die heiße Wahlkampfphase hat begonnen und die Mobilisierung von Wählern wird Alltag für die Politiker/-innen und Parteimitglieder. In den Wochen vor der Wahl geht es nicht nur um Nähe zum Bürger und um Verständnis gegenüber den Problemen der Menschen, sondern um die Macht des Wählers: Seine Stimme!

In der Schnelligkeit eines Sprints und der Anstrengung eines Marathons eilen die Kandidat/-innen zurzeit von einer zur nächsten Veranstaltung. Das Gestalten der Politik macht eine Pause. Es ist Zeit für Informieren, Überzeugen und Mobilisieren. Dabei ist der Vor-Ort-Wahlkampf äußerst vielseitig, wie ein Blick in den Terminkalender der Kandidaten/-innen beweist. So heißt es bereits um 08:00 Uhr Schulkinder zur Einschulung gratulieren. Das bedeutet Brotdosen verteilen, die Eltern beglückwünschen und noch schnell ein paar Wahl-Informationen der Partei verteilen bis es weiter geht zu den nächsten Grundschulen des Wahlkreises. Schnell wird klar, Wahlkampf bedeutet nicht nur das Plakat an der Straße oder die TV-Duelle der Kanzlerkandidaten/-innen. In den 299 Wahlkreisen des Landes touren die Politiker/-innen von früh bis spät: Nach der Einschulung steht mittags der Besuch von Verbänden oder Organisationen an. Von der Arbeiterwohlfahrt über mittelständische Betriebe bis hin zum Schrebergarten Verein kann alles dabei sein und jeder dieser Gruppen hat ihre Anliegen und Wünsche an die Politik: Welche Steuerpläne haben die Parteien? Wie gehen die Kandidaten/-innen mit den sozialen Problemen um? Hat die Politik auch ein offenes Ohr für die ”kleinen” Bürger/-innen? Dabei können die eigenen Wahlkreise zu echten Herausforderungen werden: Spricht man mit Stammwählern/-innen oder Politikverdrossenen? Möchten die Wähler/-innen reden, loben oder sich beklagen? Flexibilität ist gefragt, ohne dabei seine Meinungen und die der Partei zu verlieren. Nächster Stopp: Podiumsdiskussion in der Schule, im Bezirkshaus oder einer Eckkneipe! Hier stehen Themenschwerpunkte und Fachkenntnisse im Mittelpunkt. Das ist kein kleiner Plausch mehr, sondern es zählen Argumente und Fakten. Wie viel Ahnung haben die Kandidaten/-innen von den Themen? Welche Schwerpunkte setzten sie? Und vor allem: Überzeugen die Kandidaten/-innen mit ihren Meinungen?

Die Politik kämpft vor den Wahlen für ihre Ziele, ob mit Pragmatismus oder Leidenschaft. Und das in einem Wahlkampf, in welchem bisher die eine knackige Diskussion fehlt. Finanzkrise? NSA? Oder sogar Veggie-Day? Vielleicht ist die große Herausforderung dieses Wahlkampfes ihn überhaupt spannend zu gestalten, das Interesse zu wecken. Denn wenn die Themen nicht deutlich werden und sie keine Diskussionen auslösen, dann wird es schwierig, die Wähler am 22. September 2013 überhaupt zur Wahlurne zu holen.

Wie also die Bürger/-innen aufwecken, wie sie mobilisieren? Stellt man diese Frage den Kandidaten/-innen, dann gibt es vor allem eine Antwort: Kommunikation! Die Politiker/-innen grüßen, reden, besprechen und versuchen die verschiedensten Kommunikationswege zu nutzen, um auf den Bürger einzugehen. Neben Facebook, Homepage, Fernsehauftritten oder Radio-Interviews, bleiben sie aber auch weiterhin beim traditionellen Wahlkampf: Dem Gespräch auf der Straße. Dort kann man als Kandidat/-in des Wahlkreises auch die Wähler/-innen erreichen, die nicht aktiv nach den politischen Inhalten suchen. Fragt man die Direktkandidaten/-innen der Wahlkreise, mit welchen Themen, die Bürger/-innen auf sie zu kommen, dann berichten sie vor allem von sozialen Sorgen und regionalen Problemen. Große deutschlandweite Diskussionen, wie die Energiewende, werden im direkten Gespräch nur selten besprochen. ”Wie kann ich meine Miete zahlen, wenn sie immer weiter ansteigt?” ”Wann wird die Schule des Stadtteils saniert?” ”Wann kommt das Nachtflugverbot für unseren Ort?” Auf solche Fragen sollten die Kandidaten/-innen Antworten und Angebote haben, trotz eines straffen Zeitplans. Das ist auch in ”normalen” politischen Zeiten der Fall, doch in den Wochen vor der Wahl gibt es nicht nur die Angebote der Abgeordneten, sondern eine Auswahl von Kandidaten/-innen und Ideen. 

Mit dem Anspruch an die eigene Arbeit wird sich bemüht, dies zu meistern und durch kontinuierliche Arbeit die Ziele des Wahlkampfes zu erreichen: Den Erhalt der Regierung oder einen Politikwechsel, eine hohe Wahlbeteiligung, den Einzug von gewissen Parteien zu verhindern oder einfach: selbst gewählt zu werden. Um dann in der neuen Legislaturperiode wieder zu beginnen, Politik zu gestalten. Kontinuierliche Arbeit, ein Dauerlauf, das sind Stichworte, die in Wahlkampfzeiten passen. Daher: Wahlkampf sind nicht nur die Slogans der Partei, sondern Touren der Kandidaten/-innen und die Gespräche zwischen Bürgern/-innen, Vertretern/-innen von Interessen und Kandidaten/-innen. Es ist mehr als wir in den Nachrichten erleben oder in der Zeitung lesen. Wer Wahlkampf erleben will, der sollte nicht nur die Spitzenkandidaten verfolgen, sondern schauen, was die Bewerber/-innen seines Wahlkreises zu bieten haben und mit ihnen sprechen. Gelegenheiten dazu gibt es allemal.

Fussnoten