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Salih Güldiken | 1961: Anwerbeabkommen mit der Türkei | bpb.de

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Salih Güldiken

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1962 kam Salih Güldiken nach Deutschland um sich das Geld für einen Autokauf zu verdienen. Doch dann arbeitete er sich bei Ford vom Fließband bis zum Aufsichtsrat hoch und ist bis heute in Deutschland geblieben.

Salih Güldiken

Salih Güldiken, heute 74, hat in Istanbul als Elektriker in einem kleinen Unternehmen gearbeitet, bevor er 1962 nach Köln kam. In Deutschland wollte er eigentlich nur so lange bleiben, bis er genug Geld verdient hatte, um dort ein Auto zu kaufen. Das konnte er für seine Arbeit in Istanbul gut gebrauchen. Knapp fünf Jahrzehnte später – mit Stationen am Fließband, als Dolmetscher und schließlich als Betriebs- und Aufsichtsrat bei Ford – ist Salih Güldiken immer noch in Köln. Den Ford-Werken ist er, bis er vor elf Jahren in Rente ging, treu geblieben, in guten wie in schlechten Zeiten.

Heimweh

"Wer zu Hause eine Familie hatte, Kinder, eine Frau, für den war es besonders schwer. Ich habe Leute gekannt, die Tag und Nacht geweint haben. So großes Heimweh hatten sie. Viele sind nach ein paar Wochen wieder nach Hause gefahren, sie haben es nicht ausgehalten. Sie waren ja zum ersten Mal in einem fremden Land, konnten kein Wort Deutsch. Sie konnten beim Einkaufen nicht erklären, was sie wollten. Das hatten sie sich vorher nicht vorgestellt. Sie haben also zwei, drei Wochen oder zwei, drei Monate gearbeitet, geweint und sind wieder in die Türkei gegangen. Ford hat diesen Kollegen die Heimreise bezahlt. Das war kein Problem. Vielleicht konnten sie die Männer verstehen."

Die Sprache lernen

"Nach einer Woche in Deutschland habe ich mir also gesagt: 'Salih, du musst diese Sprache lernen, und zwar wie ein Deutscher sie beherrscht.' Die deutschen Kollegen haben zu mir gesagt: 'Du musst Nachrichten gucken, jeden Abend! Egal, ob du alles verstehst oder nicht. Dort sprechen sie das beste Deutsch.' Kölsch ist natürlich etwas anderes, da sagt man nicht ich, sondern isch und solche Dinge. Aber ich machte kaum Fortschritte. Da habe ich meinen Arbeitskollegen Hans gefragt, was ich machen soll. Er erzählte mir von der Volkshochschule am Neumarkt, dass dort Deutschkurse angeboten wurden. Drei Monate dauerten sie, dann kam die nächste Stufe. 'Dort gehst du hin und meldest dich an', sagte Hans. So habe ich das gemacht. Mit meiner Wechselschicht passte das zum Glück gut zusammen. Auch bei Ford in den Hallen habe ich viel Deutsch gesprochen."

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