Auszüge aus den Verhörprotokollen von Hans Scholl
Februar 1943
Die Gestapo verhörte Hans Scholl nach seiner Verhaftung. Erst leugnete er, mit den Flugblättern etwas zu tun zu haben, doch dann legte er ein Geständnis ab.Einleitung
Hans Scholl wurde am 18. Februar 1943 gemeinsam mit seiner Schwester Sophie in der Universität festgenommen und anschließend in der Münchner Staatspolizeileitstelle von dem Kriminalbeamten Anton Mahler vernommen. Zunächst ging es um Fragen zu seiner Person: Lebenslauf, Familie, politische Einstellung, Kriegsdienst, finanzielle Situation sowie Angaben zu Freunden und Bekannten. Auf die Frage, wie er zum Staat stehe, antwortete er, dass er Soldat sei, sich als solcher fühle und auch seine Pflicht erfülle.Hans Scholl erklärte, er sei am Vormittag in die Universität gegangen, um seine Freundin Gisela Schertling nach ihrer Vorlesung zu treffen. Alexander Schmorell bezeichnete er als "einzigen" Freund, auf Nachfrage Willi Graf als Bekannten, den er aber nur selten sehe. Scholl leugnete, die Flugblätter hergestellt und verteilt zu haben. Der leere Koffer gehöre seiner Schwester. Sie hätte an diesem Tag nach Ulm reisen wollen und den Koffer vermutlich für saubere Wäsche und Nahrungsmittel mitgenommen. Scholls eigene Aktenmappe sei leer gewesen, weil er vorgehabt hätte, Tonpfeifen zu kaufen.
Die Flugblätter habe er durch Zufall in der Universität gesehen. Er habe eines aufgehoben, eingesteckt, aber nicht gelesen. Er habe nicht gesehen, dass seine Schwester Flugblätter vom zweiten Stock hinuntergestoßen habe, sondern lediglich den Aufprall gehört. "Wenn sie es tatsächlich getan hat, so kann ich es durchaus verstehen, denn derartige Scherze liegen in ihrer Natur." Er habe das Flugblatt erst nach seiner Festnahme gelesen und denke zu dessen Inhalt, "wie ich als Soldat zu denken habe". Nach seiner Festnahme habe er Gisela Schertling in der Menge erkannt und ihr zugerufen, sie möge nach Hause gehen und Alex sagen, er solle nicht auf ihn warten, da er vermutete, dass sein Freund ihn besuchen werde.
Den zerrissenen Brief – ein Manuskript von Christoph Probst – den man bei ihm gefunden hatte, habe er morgens unfrankiert und ohne Absender im Briefkasten gefunden. Er habe ihn überflogen und dann zerrissen. Eine stilistische Ähnlichkeit zwischen diesem Brief und dem Flugblatt "Kommilitoninnen! Kommilitonen!" könne er nicht erkennen. Hans Scholl sagte aus, er habe in letzter Zeit weder große Mengen Briefmarken noch Umschläge und Briefpapier gekauft. Auch einen Vervielfältigungsapparat besitze er nicht und er würde nur selten eine Schreibmaschine benutzen. Auf den Hinweis, dass seine Schwester dazu andere Angaben gemacht habe, sagte Hans Scholl: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Schwester Aussagen macht, die nicht den Tatsachen entsprechen."
Nach einer Hausdurchsuchung war die Beweislage jedoch so erdrückend, dass Hans Scholl ein Geständnis ablegte.