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Vermittlung in Europa und Deutschland | Der Marshallplan - Selling Democracy | bpb.de

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Vermittlung in Europa und Deutschland

Dr. Elke Kimmel

/ 2 Minuten zu lesen

Zu den Besonderheiten des Marshallplans gehörte es, dass die Propaganda für ihn von Anfang an eine fest eingeplante Größe war. Dabei war die Vermittlung in Europa und Deutschland den jeweiligen nationalen Bedürfnissen angepasst.

Dieses Plakat ging als bestes aus einem gesamteuropäischen Wettbewerb zur Propagandierung des Marshall-Plans hervor. (© Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik)

Tatsächlich waren erste Versuche mit der einfachen Übernahme von amerikanischen Filmen in Deutschland und anderen europäischen Ländern gescheitert. Die Rücksichtnahme auf nationale Eigenheiten hatte nicht nur eine enorme Variationsbreite in den filmischen und sonstigen Propagandamaßnahmen zur Folge, sondern führte auch dazu, dass die Vermittlung des Marshallplans die umfangreichste bis dahin organisierte Propagandaaktion überhaupt war.

Propagandainhalte

Zu den wichtigsten übergreifenden Inhalten gehörte dabei das Versprechen "You too can be like us": Der hohe amerikanische Lebensstandard sollte auch für die europäischen Völker erreichbar werden. Dahinter steckte die Überzeugung, dass Menschen mit einem gefestigten Lebensstandard und befriedigten Konsumbedürfnissen gegenüber dem Kommunismus immunisiert wären. Die tatsächliche Situation sah noch eher ärmlich aus. Deshalb wiesen gerade die Filme wiederholt darauf hin, dass der angestrebte höhere Lebensstandard vor allem durch moderne Produktionsmethoden und die damit verbundene höhere Produktivität erreicht werden könne. Außerdem wurde die Funktionsweise des Marshallplans wiederholt erläutert. Ab etwa 1949 wurde außerdem die Bedeutung der europäischen Verständigung und Zusammenarbeit für den gesamten Kontinent erneut hervorgehoben. Daneben betonte die Propaganda wiederholt, dass die Europäer ihren langsam steigenden Wohlstand den USA zu verdanken hätten. Teilweise wurde in Filmen die Marshallplan-Propaganda selbst zum Gegenstand: Wenn etwa über den Plakatwettbewerb für das ERP berichtet wurde oder die Arbeit mobiler Kinos auf den griechischen Inseln thematisiert wurde.

Vermittlungsmethoden

Neben Filmen fand ein regelmäßiger Austausch von Spezialisten statt: Besuche von deutschen Gruppen in den USA wurden ergänzt durch Beratungsreisen von Amerikanern in Deutschland und Europa. Die Propaganda in den Filmen war, bezogen auf sichtbare Verweise zum ERP, eher dezent: Die Logos des ERP sollten zwar gezeigt werden, aber nicht aufdringlich im Bild sein. Darüber hinaus waren alle Produkte, die mit dem Marshallplan nach Europa kamen – ob Zigaretten oder Getreide – als solche gekennzeichnet. Im Wohnungsbau trugen sowohl Bauschilder als auch die fertig gestellten Häuser die entsprechenden Plaketten. Daneben zeigten Wanderausstellungen die ERP-Erfolge auf.

Besondere Aufmerksamkeit erzielte die Industrieausstellung von 1950 auf dem Messegelände in West-Berlin: Ein Jahr nach der Berlin-Blockade war diese Leistungsschau ein wichtiges Signal an die Sowjetunion und die DDR, das den Überlebenswillen der Halbstadt dokumentierte. Hier wurde auch der nach Marshall benannte Ausstellungspavillon eröffnet. Zugleich wurde der Charakter West-Berlins als "Schaufenster des freien Westens" manifestiert. Berühmt war auch der Europazug, der seine Botschaft sogar in entlegene Dörfer brachte.

Umfang der Maßnahmen

Insgesamt wurden etwa 200 Filme zur Propagierung des Marshallplans produziert. In Deutschland wurden sie vor allem über den "US Information Service" und die im Aufbau befindlichen Landesbildstellen verbreitet. Eine Besonderheit war, dass diese Filme nie in den USA gezeigt werden durften. In den USA wurden weitere Filme speziell für den Heimatmarkt produziert.

Fussnoten

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Dr. Elke Kimmel, selbständige Historikerin.