"Ein Platz an der afrikanischen Sonne"
Ein ausführlicher Einblick in die deutsche Kolonialgeschichte ist bis heute ausgeblieben. Dabei besteht ein Zusammenhang zwischen diesem historischen Zeitabschnitt von 1847 bis 1945 und dem Rassismus, den Schwarze Deutsche hier zu Lande alltäglich erleben. Mit einer detaillierten Chronologie aller wichtigen Daten.
Auswirkung der Kolonialgeschichte
Das Erbe des deutschen Kolonial-Unrechtssystems lastet auf und belastet in diesem Land das Zusammenleben der Menschen afrikanischer Herkunft und der weißen Deutschen. Die Ideologie der Vorherrschaft der europäischen Staatswesen, ihrer Kulturen und ihrer moralischen und religiösen Werte haben sich nicht nur die Politiker und Generäle ausgedacht.

Eine Aufarbeitung der Kolonialgeschichte ist im 20. Jahrhundert ausgeblieben. Zu den Grundüberlegungen gehört die Frage: Was soll Inhalt der Aufarbeitung der deutschen und europäischen Kolonialgeschichte sein? Ganz gewiss NICHT die Vermittlung von Mitleid für die Schwarzen als hilflose, rückständige Opfer oder das Hervorrufen eines schlechten Gewissens bei den Weißen als ahnungslose Nachkommen blutrünstiger Täter. Es geht vielmehr darum, einen Prozess einzuleiten. Der erste und sehr entscheidende Schritt in diesem Prozess ist, eine Aussprache sowohl über aktuelle Fragen als auch über die Kolonialgeschichte herbeizuführen.
Deutsche Geschichtsschreibung nach dem Zweiten Weltkrieg
Dass es seit Ende des 19. Jahrhunderts eine europäische Kolonialherrschaft auf dem afrikanischen Kontinent gegeben hatte, ist allgemein bekannt. In der deutschen Geschichtsschreibung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kolonialthema zunächst ignoriert und die frühere deutsche Beteiligung als Kolonialmacht wurde sogar verleugnet.Infolge der Unabhängigkeitsbestrebungen und der Herausbildung von mehr als 50 Nationen in Afrika seit Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts kam es zu einer Überarbeitung der wissenschaftlichen Darstellung der Kolonialbeziehung zwischen Deutschland und Teilen Afrikas. Das "Gräuel begangen im Namen des Kaisers", "die Eroberung der Welt durch die Europäer als ein dunkles Kapitel der Geschichte" und "die Schuld trifft alle, die daran teilnahmen" wurden thematisiert.[1]
Das Interesse an einer umfassenden Überarbeitung der Kolonialgeschichte und die Einbeziehung aktueller Fragen wie Rassismus und Ausgrenzung in der deutschen Gesellschaft entwickelten sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Wichtige Impulse hierfür gaben die Arbeiten afro-deutscher Wissenschaftler und die Gründung der Initiative "Schwarze Menschen in Deutschland" (ISD e.V.). Aus ihren Reihen kam die Botschaft, dass wissenschaftliche Arbeit zur deutschen Geschichte keine Frage der deutschen Staatsangehörigkeit ist. Vielmehr ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Arbeiten von Schwarzen aus anderen Teilen der afrikanischen Diaspora – wie Nord- und Südamerika sowie Afrika – Bestandteil der Forschung zur deutschen Kolonialgeschichte sind.