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Presseschau vom 20.5. | bpb.de

Presseschau vom 20.5.

Erik Meyer

/ 5 Minuten zu lesen

Verpflichtung zur Transparenz?

Alex Spence berichtet bei Buzzfeed News über den Verdacht, dass die Follower-Zahlen des Twitter-Profils der britischen Brexit-Partei künstlich in die Höhe getrieben wurden: "Artificial amplification can distort political debates. It creates the impression that a particular issue, cause or politician is more popular than they really are. It promotes extreme opinions and aggravates disagreements. It could swing elections."

Externer Link: BuzzFeed
Nigel Farage's Brexit Party Is Getting Huge Buzz On Twitter. Some Of It Doesn't Seem Real.

Nigel Farage's Brexit Party is attracting big crowds, thousands of small donors, healthy support in opinion polls - and a legion of Twitter followers sharing its campaign messages at a breathless rate. "100,000 Twitter followers!" the party tweeted after its launch last month, celebrating another indication of its surging grassroots support.

Im von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebenen Online-Magazin "Internationale Politik und Gesellschaft" warnt Karin Pettersson vor der Macht der Plattformen und ihrem Missbrauch: "Statt uns zu informieren und uns Wissen bereitzustellen, wird mit der jetzigen Informationsinfrastruktur das Gegenteil erreicht. In der heutigen Welt verbreiten sich Lügen schneller und haben eine größere Reichweite als die Wahrheit. Natürlich hat es immer schon Desinformationen und Propaganda gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß und nicht auf diese Art und Weise – zumindest nicht in funktionierenden Demokratien."

Externer Link: Ipg-journal
Mächtig asozia

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Vor zwei Wochen verkündete Facebook-Chef Mark Zuckerberg im kalifornischen San José auf der jährlich stattfindenden Entwicklerkonferenz seine Vision zur Zukunft des Unternehmens. Die Aufmerksamkeit von Medien aus aller Welt für diese Konferenz belegt, dass Facebook inzwischen mächtiger ist als die meisten Nationalstaaten.

Madhumita Murgia und Mehreen Khan resümieren in der Financial Times aktuelle Einschätzungen zur Situation vor der Europawahl: "But while there is no evidence of any co-ordinated, state-sponsored, disinformation campaigns, the platforms continue to struggle with ideological and often false information posted by national political parties and activists. 'The actors are transnational, non-state actors, like alt-right and far-right across Europe, a lot of them engaging with local groups,' said Sasha Havlicek, chief executive of the Institute for Strategic Dialogue, a think-tank that researches online propaganda."

Externer Link: Financial Times
Disinformation war shifts ground ahead of EU elections

As Europeans prepare to elect a new EU parliament next week, the world's biggest tech companies say they have yet to see any mass campaign to subvert or suppress the vote. There were fears that the poll, in which 427m citizens, would be a particular target because of the difficulty in policing content posted in dozens of languages across 28 EU countries.

Die Plattformen sind in der EU eine Selbstverpflichtung eingegangen. In diesem Rahmen berichten sie auch über ihre Maßnahmen. Die letzten Berichte vor der Europawahl sind gerade erschienen und die Europäische Kommission kommentiert: "Wir bedauern jedoch, dass Google und Twitter nicht in der Lage waren, Richtlinien für die Erkennung und Offenlegung themenbezogener Werbung aufzustellen und umzusetzen, da solche Werbeanzeigen während der Wahlen die öffentliche Debatte polarisieren können und somit für Desinformation anfällig sind."

Externer Link: European Commission
Verhaltenskodex zur Bekämpfung von Desinformation: Kommission erkennt Bemühungen der Plattformen im Vorfeld der Europawahlen an

European Commission - Press Release details page - Europäische Kommission - Erklärung Brüssel, 17.

Eines der Instrumente, die nun verfügbar sind, ist Facebooks Werbebericht: "Dieser Bericht zeigt die Anzahl der Werbeanzeigen mit Wahlwerbung oder Werbung zu Themen von nationaler Relevanz sowie die Gesamtausgaben für diese Anzeigen, die über einen bestimmten Zeitraum Personen im ausgewählten Land erreichen. Für eine umfassende Transparenz berichten wir über alle relevanten Versionen einer Werbeanzeige, die in den Systemen von Facebook gespeichert ist."

Externer Link: Facebook
Facebook-Werbebericht

Eine Auswertung des Berichts durch die britische Monitoring-Initiative "Who targets me" hat zum Beispiel folgendes Ergebnis hervorgebracht:

Externer Link: Tweet von Who Targets Me (© Screenshot: twitter.com)

Heute übernimmt Wolodymyr Selenski das Präsidentenamt der Ukraine. Nina Jankowicz, Fellow eines Forums des US-Kongresses, vertritt bei Politico in scharfem Ton die Ansicht, dass Facebooks Maßnahmen während Wahlkampfs unwirksam waren: "Facebook’s efforts to weed out misinformation from the content available on its platform was a Potemkin village of regulations riddled with cracks and loopholes that were easily exploited by actors across the Ukrainian information ecosystem. The company’s patchy protection of the Ukrainian vote should be a wake-up call to Europe as its lawmakers grapple with how to guard against misinformation ahead of the European Parliament election later this month. It indicates that, despite Facebook’s self-reported progress fighting election interference, the tech giant’s efforts are still falling short."

Externer Link: Tweet von Nina Jankowicz (© Screenshot: twitter.com)

Sammy Khamis berichtet beim Bayrischen Rundfunk über ein Format digitaler Desinformation, bei dem ältere Inhalte als aktuelle Informationen ausgegeben werden: "Es handelt sich bei "Recycling"-Artikeln also nicht um sogenannte 'Fake News', also gezielte Falschmeldungen, da die Nachrichten selbst stimmen – oder vielmehr: gestimmt haben. Eben zu dem Zeitpunkt, als die Nachricht das erste Mal veröffentlicht wurde. Durch die Interaktionen, die sie hervorrufen, haben sie jedoch eine vergleichbare Wirkung, wie 'Fake News': Sie manipulieren die Nutzer."

Externer Link: BR24
"Recycling News": Keine Fakes und dennoch Manipulation

Der " Islamische Staat" plane Anschläge in Deutschland. Das twittert der AfD-Landtagsabgeordnete Uwe Junge aus Rheinland-Pfalz am 28. Dezember 2018. Die Meldung klingt alarmistisch, vor allem weil der IS Ende 2018 in Syrien und dem Irak kein Staat mehr ist und militärisch am Boden liegt.

Ein Foto von Wahlunterlagen wird aktuell als ein Anzeichen von Wahlbetrug gedeutet. Doch Alice Echtermann vom Recherchezentrum Correctiv weist darauf hin: "Das Foto zeigt keine Briefwahl-Unterlagen, sondern nur Wahlbenachrichtigungen, mit denen keine Stimmabgabe möglich ist."

Externer Link: correctiv.org
Nein, mit Wahlbenachrichtigungen kann man nicht für andere wählen

Im Netz verbreitet sich ein Foto eines Stapels Wahlbenachrichtigungen. Angeblich sollen sie an Wachkoma-Patienten in einem Krankenhaus geschickt worden sein. Die Urheber suggerieren, hier finde Wahlbetrug statt. Doch dafür gibt es keine Belege.

Bei einem Ranking von 35 Ländern bezüglich der Resilienz der Bevölkerung steht Finnland auf Platz 1. Dies ist der Ausgangspunkt für eine Reportage von CNN, die sich mit den betreffenden Bildungsmaßnahmen auseinandersetzt: "The exercises include examining claims found in YouTube videos and social media posts, comparing media bias in an array of different “clickbait” articles, probing how misinformation preys on readers’ emotions, and even getting students to try their hand at writing fake news stories themselves."

Externer Link: CNN
Finland is winning the war on fake news. What it's learned may be crucial to Western democracy

Helsinki, Finland (CNN) - On a recent afternoon in Helsinki, a group of students gathered to hear a lecture on a subject that is far from a staple in most community college curriculums. Standing in front of the classroom at Espoo Adult Education Centre, Jussi Toivanen worked his way through his PowerPoint presentation.

Fussnoten

ist Politikwissenschaftler und arbeitet als freier Journalist und Dozent zur Digitalisierung in Politik, Pop und Erinnerungskultur. Er ist Autor von „Zwischen Partizipation und Plattformisierung: Politische Kommunikation in der digitalen Gesellschaft“ (2019)